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Mittsommernacht
20. Juni 1971
In der Mittsommernacht steht in Schottland die
Sonne zusammen mit dem Mond am Himmel. Sommersonnenwende, das Fest
der Litha, Alban Eilir. Fast Mitternacht, und das Licht war
gedämpft und milchig weiß, doch trotzdem war es Licht.
Er spürte die Steine schon lange, bevor er sie sah.
Claire und Geillis hatten recht gehabt, dachte er; das Datum
spielte eine Rolle. Bei seinen früheren Besuchen waren sie
unheimlich gewesen, aber stumm. Jetzt konnte er sie hören; nicht
mit den Ohren, sondern mit der Haut - ein tiefes, dröhnendes
Brummen wie die Baßpfeife eines Dudelsacks.
Sie überquerten den Hügelkamm und blieben zehn
Meter vor dem Kreis stehen. Unten lag das dunkle Tal, rätselhaft
unter dem aufgehenden Mond. Er hörte neben sich ein leises
Einatmen, und ihm wurde klar, daß Fiona ernsthaft Angst
hatte.
»Hör mal, du brauchst nicht hierzubleiben«, sagte
er zu ihr. »Wenn du Angst hast, dann solltest du nach unten gehen;
ich komme schon klar.«
»Ich habe doch keine Angst um mich,
Dummkopf«, murmelte sie und schob ihre geballten Fäuste tiefer in
die Taschen. Sie wandte sich ab und senkte den Kopf wie ein kleiner
Stier, als sie den Pfad entlangblickte. »Na dann komm.«
Über ihm raschelte es im Erlendickicht, und er
erschauerte mit einemmal. Kalte Übelkeit durchlief ihn, obwohl er
so warm angezogen war. Seine Kleidung kam ihm plötzlich lächerlich
vor; der langschößige Rock und das Wams aus dicker Wolle, die
passende Kniehose und die gestrickten Strümpfe. Ein Theaterstück im
College, hatte er dem Schneider gesagt, der ihm das Kostüm
gefertigt hatte.
»Dummkopf stimmt«, brummte er vor sich hin.
Fiona trat als erste in den Kreis; sie wollte ihn
nicht mitkommen
oder zusehen lassen. Gehorsam drehte er ihr den Rücken zu und ließ
sie tun, was auch immer sie vorhatte.
Sie hatte eine Plastiktüte mitgebracht, die wohl
die Zutaten für ihr Zeremoniell enthielt. Er hatte sie gefragt, was
sie darin hatte, und sie hatte ihn kurz und knapp angewiesen, sich
um seinen eigenen Kram zu kümmern. Sie war fast genauso nervös wie
er, dachte er.
Das summende Geräusch machte ihn unruhig. Es war
nicht in seinen Ohren, sondern in seinem Körper - unter seiner
Haut, in seinem Gebein. Es ließ die langen Knochen seiner Arme und
Beine tönen wie angeschlagene Saiten und juckte in seinen Adern, so
daß er das ständige Bedürfnis hatte, sich zu kratzen. Fiona konnte
es nicht hören; er hatte sie gefragt, denn er wollte sichergehen,
daß für sie keine Gefahr bestand, bevor er sich von ihr helfen
ließ.
Er hoffte inständig, daß er recht hatte, daß nur
diejenigen, die die Steine hörten, sie auch passieren konnten. Er
würde es sich nie verzeihen, wenn Fiona irgend etwas zustieß -
obwohl sie ihn darauf hingewiesen hatte, daß sie sich schon
beliebig oft an den Feuerfesten in diesem Kreis aufgehalten hatte,
ohne Schaden zu nehmen. Er warf einen verstohlenen Blick über seine
Schulter, sah am Fuß des gespaltenen Steins eine winzige Flamme
brennen und riß den Kopf wieder herum.
Sie sang mit leiser, hoher Stimme. Er konnte die
Wörter nicht ausmachen. Alle anderen Reisenden, von denen er wußte,
waren Frauen; würde es bei ihm wirklich funktionieren?
Konnte schon sein, dachte er. Wenn die Fähigkeit,
durch die Steine zu reisen, vererblich war - wie etwa die
Fähigkeit, seine Zunge zu einem Zylinder zusammenzurollen, oder
Farbenblindheit -,warum dann nicht? Claire hatte die Reise gemacht,
Brianna ebenfalls. Brianna war Claires Tochter. Und er war der
Nachkomme der einzigen anderen Zeitreisenden, von der er wußte -
der Hexe Geillis.
Er stampfte mit beiden Füßen und schüttelte sich
wie ein von Fliegen belagertes Pferd, um das Summen abzuschütteln.
Gott, es war, als würde man von Ameisen verspeist! Wurde es durch
Fionas Gesang schlimmer, oder bildete er sich das nur ein?
Er rieb sich heftig über die Brust und versuchte,
die Irritation zu dämpfen. Dabei spürte er ein kleines, rundes
Gewicht, das Medaillon seiner Mutter, das er als Glücksbringer
mitgenommen hatte, und weil es mit Granaten besetzt war. Er hatte
seine Zweifel über Geillis’ Spekulationen - er hatte nicht vor, es
mit Blut zu versuchen, wenngleich Fiona für Feuer zu sorgen schien
-,doch die Edelsteine konnten schließlich nicht schaden, und wenn
sie halfen… Himmel, konnte Fiona sich nicht beeilen? Er wand und
streckte sich in seinen Kleidern
und versuchte, nicht nur aus der Kleidung, sondern auch aus der
Haut zu fahren.
Um sich abzulenken, klopfte er erneut auf seine
Brusttasche und betastete das Medaillon. Wenn es funktionierte…
wenn er es konnte… es war ein Gedanke, der ihm erst in letzter Zeit
gekommen war, als die Möglichkeit, die die Steine darstellten,
ernsthaft zu einem Plan herangereift war. Doch wenn es möglich
wäre… er betastete das kleine, runde Schmuckstück und sah
Jerry MacKenzies Gesicht auf der dunklen Oberfläche seines inneren
Auges vor sich.
Brianna war fortgegangen, um ihren Vater zu finden.
Konnte er dasselbe tun? Himmel, Fiona! Sie machte es
schlimmer; seine Zahnwurzeln schmerzten, und seine Haut brannte. Er
schüttelte heftig den Kopf, hielt dann aber inne, weil ihm
schwindelig wurde; seine Schädelnähte fühlten sich an, als fingen
sie an, sich zu öffnen.
Dann war sie da, eine kleine Gestalt, die seine
Hand ergriff und erregt etwas sagte, während sie ihn in den Kreis
führte. Er konnte sie nicht hören… der Lärm war innerhalb des
Kreises viel schlimmer; jetzt erscholl er in seinen Ohren, in
seinem Kopf, schwärzte seine Sicht, trieb Keile aus Schmerz
zwischen die Glieder seiner Wirbelsäule.
Zähneknirschend und mit zusammengekniffenen Augen
hielt er die summende Schwärze so lange außen vor, daß er seinen
Blick fest auf Fionas rundes, angsterfülltes Gesicht richten
konnte.
Schnell bückte er sich und küßte sie voll auf den
Mund.
»Sag’s Ernie nicht«, sagte er. Er wandte sich von
ihr ab und schritt durch den Stein.
Der Sommerwind trug einen schwachen Geruch zu ihm;
Brandgeruch. Er wandte den Kopf und weitete die Nasenlöcher, um ihn
aufzufangen. Da. Eine Flamme glomm und erglühte auf einem nahen
Gipfel, die Rose eines Mittsommerfeuers.
Über ihm leuchteten schwach die Sterne, halb im
Schatten einer treibenden Wolke. Er verspürte keinen Drang, sich zu
bewegen oder zu denken. Er fühlte sich körperlos, vom Himmel
umarmt, seine Gedanken befreit, Spiegel sternenerleuchteter Bilder
wie die Glaskugel am Treibnetz eines Fischers, die in der Brandung
trieb. Ein sanftes, musikalisches Summen umgab ihn - der weit
entfernte Gesang sirenenhafter Sterne, und Kaffeegeruch.
Das vage Gefühl, das etwas nicht stimmte, störte
seinen inneren Frieden. Seine Sinne zupften an seinem Verstand,
entzündeten winzige, qualvolle Funken der Verwirrung. Er kämpfte
gegen das Gefühl an, denn er wollte nur noch im Sternenschein
dahintreiben, doch der
Akt des Widerstandes weckte ihn auf. Ganz plötzlich hatte er
wieder einen Körper, und er schmerzte.
»ROGER!« Die Stimme des Sterns trompetete ihm ins
Ohr, und er fuhr auf. Ein Brennen durchschoß seine Brust, und er
schlug seine Hand auf die Wunde. Etwas ergriff sein Handgelenk und
zog es fort, doch er hatte Feuchtigkeit gespürt und das seidigrauhe
Gefühl von Asche auf seiner Brust. Blutete er?
»Oh, du wirst wach, Gott sei Dank! Aye, ja, gut so.
Ganz ruhig, aye?« Es war die Wolke, die da redete, nicht der Stern.
Er blinzelte verwirrt, und die Wolke löste sich in den lockigen
Umriß von Fionas Kopf auf, der sich dunkel vor dem Himmel
abzeichnete. Er schoß hoch, mehr krampfhaft als aus freiem
Willen.
Sein Körper war mit voller Wucht zurückgekehrt. Er
fühlte sich todkrank, und ein schrecklicher Geruch nach verbranntem
Fleisch hing ihm in der Nase. Er rollte sich auf alle viere,
übergab sich und fiel dann ins Gras. Es war feucht, und die Kühle
in seinem Gesicht fühlte sich gut an.
Fionas Hände waren auf ihm und wischten ihm
beruhigend über Gesicht und Mund.
»Bist du okay?« sagte sie, und er wußte, daß es das
hundertste Mal sein mußte. Diesmal brachte er genug Kraft für eine
Antwort auf.
»Aye«, flüsterte er. »Okay. Warum…?«
Ihr Kopf bewegte sich hin und her und löschte die
Hälfte der Sterne aus.
»Ich weiß es nicht. Du bist gegangen - du warst
fort - und dann brach auf einmal Feuer aus, und du lagst plötzlich
mit brennendem Rock im Kreis. Ich mußte dich mit der Thermosflasche
löschen.«
Daher also der Kaffee und das feuchte Gefühl auf
seiner Brust. Er erhob die Hand, um nachzufühlen, und diesmal ließ
sie es geschehen. Auf dem feuchten Stoff seines Rockes war eine
verbrannte Stelle, vielleicht acht Zentimeter im Durchmesser. Die
Haut auf seiner Brust war angesengt; durch das Loch im Stoff spürte
er die Blasen als merkwürdig taube, gepolsterte Stellen, und der
nagende Schmerz einer Brandwunde breitete sich in seiner Brust aus.
Das Medaillon seiner Mutter war vollständig verschwunden.
»Was ist geschehen, Rog?« Fiona kauerte neben ihm,
ihr Gesicht verschwommen, aber sichtbar; er sah die glänzenden
Spuren von Tränen in ihrem Gesicht. Was er für ein
Mittersommernachtsfeuer gehalten hatte, war die Flamme ihrer Kerze,
die jetzt bis auf die letzten Zentimeter heruntergebrannt war.
Gott, wie lange war er ohnmächtig gewesen?
»Ich…« Er hatte sagen wollen, daß er es nicht
wußte, brach dann aber ab. »Laß mich ein bißchen nachdenken, aye?«
Er legte den Kopf auf seine Knie und atmete den Geruch von feuchtem
Gras und versengtem Stoff ein.
Er konzentrierte sich auf seine Atmung, rief es
sich wieder ins Gedächnis. Er brauchte eigentlich nicht
nachzudenken - es war alles da, deutlich in seiner Erinnerung. Doch
wie beschrieb man so etwas? Er hatte nichts gesehen - und doch war
da das Bild seines Vaters. Kein Geräusch, keine Berührung - und
doch hatte er gehört und gespürt. Sein Körper schien seinen eigenen
Reim darauf zu machen und die unfaßbaren Phänomene der Zeit in
meßbare Werte zu übersetzen.
Er hob den Kopf von den Knien, atmete tief durch
und fand langsam den Kontakt zu seinem Körper wieder.
»Ich habe an meinen Vater gedacht«, sagte er. »Als
ich durch den Felsen trat, hatte ich gerade gedacht, wenn es
funktioniert, könnte ich zurückgehen und ihn finden. Und ich… habe
es getan.«
»Wirklich? Deinen Vater? War er ein Geist, meinst
du das?« Er spürte das Zucken ihrer Hand mehr, als daß er sah, wie
sie das Zeichen des Horns gegen das Böse machte.
»Nein. So nicht. Ich - ich kann es nicht erklären,
Fiona. Aber ich bin ihm begegnet; ich habe ihn erkannt.« Das Gefühl
des Friedens war nicht völlig von ihm gewichen; sanft kribbelnd
schwebte es in seinem Unterbewußtsein. »Dann war da - so etwas wie
eine Explosion, anders kann ich es nicht beschreiben. Etwas hat
mich getroffen, hier.« Seine Finger berührten die Brandstelle auf
seiner Brust. »Es hat mich mit Gewalt… hinausgedrückt, und das ist
alles, woran ich mich erinnern kann, bis ich aufgewacht bin.« Er
berührte sanft ihr Gesicht. »Danke, Fi; du hast mich vor dem
Verbrennen gerettet.«
»Och, jetzt mach aber’nen Punkt.« Sie tat seinen
Dank mit einer ungeduldigen Geste ab. Sie hockte sich auf ihre
Fersen und rieb sich nachdenklich das Kinn.
»Ich überlege gerade, Rog - was in ihrem Buch
stand, daß man vielleicht geschützt ist, wenn man einen Edelstein
dabeihat. Das Medaillon von deiner Mutter war doch mit kleinen
Juwelen besetzt, oder?« Er konnte hören, wie sie schluckte.
»Vielleicht - wenn du es nicht gehabt hättest - hättest du es nicht
überlebt. Sie hat doch von den Leuten gesprochen, die es nicht
überlebt haben. Sie hatten Verbrennungen - und deine Wunde ist da,
wo das Medaillon war.«
»Ja. Das könnte sein.« Roger begann, sich mehr wie
er selbst zu fühlen. Er sah Fiona neugierig an.
»Du sprichst immer von ›der‹. Warum sagst du nie
ihren Namen?«
Fionas Locken bewegten sich im Morgenwind, als sie
sich umwandte, um ihn anzusehen. Es war jetzt so hell, daß er ihr
Gesicht mit seinem verwirrend direkten Ausdruck deutlich sehen
konnte.
»Man nennt nur etwas beim Namen, wenn man will, daß
es auch kommt«, sagte sie. »Das mußt du doch wissen, wo doch dein
Vater Priester war.«
Die Haare auf seinen Unterarmen richteten sich auf,
obwohl sie von Hemd und Rock bedeckt waren.
»Jetzt, wo du es sagst«, sagte er, um einen
scherzhaften Ton bemüht, der ihm gründlich danebengeriet. »Ich habe
den Namen meines Vaters nicht direkt ausgerufen, aber vielleicht…
Dr. Randall hat gesagt, sie hat bei ihrer Rückkehr an ihren Mann
gedacht.«
Fiona nickte stirnrunzelnd. Er konnte ihr Gesicht
deutlich erkennen und begriff erschrocken, daß es heller wurde. Die
Dämmerung war nahe; der Himmel im Osten hatte die schimmernde Farbe
von Lachsschuppen.
»Himmel, es ist fast Morgen. Ich muß los!«
»Los?« Fionas Augen weiteten sich vor Schrecken.
»Du willst es doch nicht noch einmal versuchen?«
»Doch. Ich muß.« Sein Mund war völlig
ausgetrocknet, und er bedauerte, daß Fiona den ganzen Kaffee dazu
benutzt hatte, ihn zu löschen. Er kämpfte gegen das hohle Gefühl in
seinem Bauch an und kämpfte sich hoch. Seine Knie waren weich, doch
er konnte gehen.
»Bist du verrückt, Rog? Es wird dich mit Sicherheit
umbringen!«
Er schüttelte den Kopf und heftete den Blick auf
den hohen, gespaltenen Stein.
»Nein«, sagte er und hoffte inständig, daß er recht
hatte. »Nein, ich weiß, was ich falsch gemacht habe. Es passiert
mir nicht wieder.«
»Das kannst du nicht wissen, nicht mit
Sicherheit.«
»Aye, doch.« Er nahm ihre Hand von seinem Ärmel und
hielt sie zwischen den seinen fest; sie war klein und kalt. Er
lächelte sie an, obwohl sich sein Gesicht merkwürdig taub anfühlte.
»Ich hoffe, Ernie ist noch nicht zu Hause; er wird dich von der
Polizei suchen lassen. Am besten gehst du schnell zurück.«
Sie zuckte ungeduldig die Achseln.
»Er ist angeln mit seinem Vetter Neil; er kommt vor
Dienstag nicht zurück. Was meinst du, es passiert dir nicht wieder
- warum nicht?«
Das war es, was schwieriger zu erklären war als
alles andere. Doch er schuldete ihr den Versuch.
»Als ich gesagt habe, daß ich an meinen Vater
dachte, da habe ich ihn mir so vorgestellt, wie ich ihn kannte -
die Bilder von ihm in der
Fliegerausrüstung oder mit meiner Mutter. Es ist nur… da war ich
schon geboren. Verstehst du?« Er durchforschte ihr kleines, rundes
Gesicht und sah, wie sie langsam die Augen schloß, als sie es
begriff. Sie atmete mit einem leisen Seufzer aus, in dem sich Angst
und Staunen vermischten.
»Dann bist du also nicht nur deinem Pa begegnet,
oder?« fragte sie leise.
Er schüttelte wortlos den Kopf. Kein Bild, kein
Geräusch, Geruch, Gefühl. Kein Bild der Welt konnte beschreiben,
wie es gewesen war, sich selbst zu begegnen.
»Ich muß los«, wiederholte er leise. Er drückte
ihre Hand. »Fiona, ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich dir
bin.«
Sie starrte ihn einen Moment lang an, die weiche
Unterlippe vorgeschoben, und ihre Augen glitzerten. Dann zog sie
ihre Hand zurück, schraubte sich ihren Verlobungsring vom Finger
und legte ihn in seine Hand.
»Es ist ein kleiner Stein, aber ein echter
Diamant«, sagte sie. »Vielleicht hilft er dir.«
»Das kann ich nicht annehmen!« Er streckte die Hand
aus, um ihn zurückzugeben, doch sie trat einen Schritt zurück und
verschränkte die Hände hinter ihrem Rücken.
»Keine Sorge, er ist versichert«, sagte sie. »Ernie
geht gern auf Nummer Sicher.« Sie versuchte, ihn anzulächeln,
obwohl ihr jetzt die Tränen über das Gesicht liefen. »Und ich
auch.«
Es gab nichts mehr zu sagen. Er steckte den Ring in
die Seitentasche seines Rockes und warf einen Blick auf den großen,
gespaltenen Stein, dessen schwarze Flanken zu glitzern begannen,
als sich das Licht der Dämmerung in den Flecken aus Katzengold und
den Quarzfäden fing. Er konnte das Summen immer noch hören, obwohl
es sich jetzt eher so anfühlte wie das Pulsieren seines Blutes;
etwas in seinem Inneren.
Keine Worte, und kein Bedarf danach. Er berührte
zum Abschied sacht ihr Gesicht und schritt leicht stolpernd auf den
Stein zu. Er trat in die Spalte.
Fiona hörte nichts, doch das Echo eines Namens
schimmerte in der stillen, klaren Luft des Mittsommertages.
Sie wartete lange, bis die Sonne auf der Spitze des
Steines ruhte.
»Slan leat, a charaid chòir«, sagte sie
leise. »Viel Glück, lieber Freund.« Sie ging langsam den Hügel
hinunter und blickte nicht zurück.