53. Schmitt mit Doppel-t
Als wir zum Club zurückfuhren, war es halb drei. Wir dröhnten durch die Nacht, und nachdem Rosa eine ganze Weile auf die Straße geguckt und geschwiegen hatte, drehte sie irgendwann den Kopf zu mir und sagte: »Aber wir müssen jetzt nicht ein großes Ding daraus machen, oder?«
»Auf keinen Fall«, sagte ich.
»Ich meine, nicht gleich zusammenziehen oder so.«
»Nein, das ist nicht nötig«, sagte ich.
»Obwohl ich es gut finde, dass wir ins Hotel gefahren sind.«
»Auf jeden Fall«, sagte ich.
»Es ist ja nur so«, sagte sie, »dass man, wenn man dann wieder unterwegs zum Club ist, dass man dann ja auch mal was klären muss.«
»Da ist was dran!«
»Ob das jetzt teuer wird?«
»Der Alarm?«, fragte ich.
Wir hatten hinterher eine geraucht und dabei nicht daran gedacht, dass Rosas Zimmer auf der Fluxi-Spezial-Nichtraucheretage war und deshalb ein Rauchmelder an der Decke angebracht und der war losgegangen und dann hatte der Portier vor der Tür gestanden.
»Ja, das könnte ganz schön teuer werden«, sagte sie.
»Ich weiß nicht, ob die Feuerwehr schon unterwegs war«, sagte ich. »Und was sowas dann kostet.«
»Der hat gesagt, die Feuerwehr würde automatisch kommen.«
»Dann wird’s wohl teuer«, sagte ich.
»Eigentlich eine gute Geschichte«, sagte sie.
»Finde ich auch.«
»Könnte man später seinen Enkelkindern erzählen.«
»Das wäre sicher romantisch«, sagte ich.
»Auf jeden Fall dürfte man das nur dann den Enkelkindern erzählen, wenn die von uns beiden sind. Sonst wäre das der falsche Move«, sagte sie. »Die müsste man dann schon zusammen haben.«
»Ja, das stimmt. Das gibt sonst böses Blut«, sagte ich.
»Müsste man sonst den Deckel draufhalten.«
»Wäre dann geheim.«
»Aber schade um die schöne Geschichte!«
»Auf jeden Fall«, sagte ich.
»Sowas würde man schon gerne den kleinen Kindern erzählen. Auch wenn sie’s vielleicht gar nicht hören wollen.«
»Darauf kann man dann keine Rücksicht nehmen«, stimmte ich zu.
»Aber wir müssen das jetzt nicht in allen Einzelheiten klären, oder?«, sagte sie. »Wir können das doch alles später noch genau planen, oder?«
»Ja klar, jetzt geht das nicht, jetzt müssen wir arbeiten«, sagte ich, »jetzt muss erstmal was auf den Plattenteller. Wir sind schließlich Profis!«
»Das finde ich ja gerade so gut an dir«, sagte sie, »dass du so ein Profi bist.«
»Das freut mich«, sagte ich. »Ich finde das an dir auch gut.«
»Dass ich ein Profi bin?«
»Ja.«
»Das ist ein schönes kollegiales Kompliment, Herr Schmidt.«
»Ja. Aber wie heißt du eigentlich mit Nachnamen?«
»Wieso weißt du das nicht, du bist doch hier irgendwie der Manager oder so.«
»Ich fülle die Meldezettel nicht aus, das macht ihr doch immer selber. Und im Tourplan steht auch nichts. Das ist alles ziemlich faceless und nameless hier.«
»Aber du musst doch wenigstens eine Liste haben oder sowas.«
»Nein. Wie heißt du denn nun mit Nachnamen?«
»Auch Schmitt, mit Doppel-t!«
»Wie ist das denn so mit Doppel-t? Das wollte ich immer schon mal wissen. Stell ich mir nervig vor!«
»Ich find’s gut!«, sagte sie.
»Das ist die Hauptsache«, sagte ich.
Und so ging das noch einige Zeit weiter. Hinten zwitscherten die Meerschweinchen. Ich nahm mir vor, sie bald mal wieder zu füttern.