28. Verzeih mir
Schöpft saß im McDonald’s bei Kaffee und einer Eistüte. Er winkte, als er mich hereinkommen sah.
»Mensch Charlie, wie läuft’s denn immer so?!«
»Gut, dass du angerufen hast, Schöpft, wir hätten das nicht bemerkt.«
»Ja, gut dass ich das Handy hab, hat sich das endlich gelohnt«, sagte er und hielt sein Mobiltelefon hoch, es war eins zum Zusammenklappen, wie er mir demonstrierte, er klappte es auf und zu und auf und zu: »So und so und so!«, sagte er dabei. »Auf und zu, auf und zu, und wenn man es zuklappt, hat man automatisch auch aufgelegt, da muss man keinen Knopf mehr drücken!«
»Das ist toll, Schöpft.«
»Auf jeden, Charlie. Fahren wir jetzt gleich weiter?«
»Ja, die anderen warten im Auto.«
»Tut mir leid, wenn ich euch Umstände gemacht habe.«
»Meine Schuld, Schöpft, ich hätte ja mal durchzählen können.«
»Ja, das stimmt! Ich glaub, ich leg mich gleich wieder hin, mir macht das nichts mit dem Kaffee, ich leg mich einfach wieder hin, ich war am Wochenende in Zürich, ich bin heute Morgen erst wiedergekommen, ich hab da aufgelegt.«
»Kein Problem, Schöpft.«
»Das ist gut da oben drin, das schaukelt zwar ein bisschen, aber das Schaukeln ist sogar gut, weil man dabei gut einschläft. Deswegen war ich ja aufgewacht und bin hierhergegangen, weil das nicht mehr geschaukelt hat!«
»Schon klar, Schöpft.«
Im Auto saßen alle brav auf ihren Plätzen, Raimund telefonierte lautstark und die anderen hörten ihm zu. Schöpft kletterte auf den Platz neben ihm. Ich zählte zur Sicherheit noch einmal durch, machte die Tür zu und setzte mich hinters Steuer.
»Warte mal, Charlie, fahr noch nicht los, lass mich das eben noch klären, die Verbindung ist so schlecht, hier geht’s gerade, ja, nee, Hans auf jeden Fall, wenn, dann Hans, sag ich doch, da brauchst du jetzt gar nicht frech zu werden, nein, du hast ja auch nicht dran gedacht, jetzt hör auf zu labern und ruf Hans an, der fährt heute noch, ja, kannst mitfahren, mir doch egal, jetzt ruf halt Hans an und dann kommst du eben mit dem mit, ist wahrscheinlich sicherer, ja, ja, nun hör schon auf, blablabla, ich hör überhaupt nicht mehr zu, wo sind wir hier, bei ›Verzeih mir‹ oder was? Ruf lieber Hans an, dann wird das auch was.« Raimund nahm das Telefon vom Ohr und drückte erregt darauf herum. »Wird der auch noch frech oder was?!«
»Kommt Dave jetzt wieder, oder was? Hast du Dave wieder auf die Tour geholt, oder was?«, sagte Ferdi.
»Was soll ich denn machen? Einer muss doch mit dem Zeug hinterherkommen!«
»Bist du irre? Dave wieder auf die Tour geholt? Mein Gott, der hat Dave wieder auf die Tour geholt!«
»Tut mir leid, ging nicht anders, er muss ja eh das Merch einladen und ich hatte gerade eine schwache Minute, der hat sich entschuldigt und so.«
»Wieso entschuldigt, gerade hast du noch gesagt, dass er frech geworden ist.«
»Ja, aber nur, weil er sich dauernd entschuldigt hat. Der hat sich dauernd so aggromäßig entschuldigt, das hat vielleicht genervt, das ist irgendwie schon wieder voll offensiv ist das, wie der sich entschuldigt hat, ich weiß ja auch nicht.«
»Ich war so froh, dass der nicht dabei ist, und du holst den einfach wieder!« Ferdi seufzte.
»Was ist das denn jetzt hier mit dem blöden Knochen?!«, sagte Raimund und drückte weiter irgendwelche Tasten auf seinem Mobiltelefon. »Das geht irgendwie nicht aus, hört der jetzt vielleicht mit oder was?« Er legte das Handy ans Ohr. »Hallo, hallo?! Nee, der ist weg!«
»Meins ist zum Zuklappen«, sagte Schöpft. »Wenn ich meins ausmachen will, dann muss ich das einfach nur zuklappen.«
»Ich will auch so eins zum Zuklappen«, sagte Raimund.
»Ich geh dann mal wieder nach oben«, sagte Schöpft.
»Vielleicht sollten wir mal weiterfahren«, sagte Ferdi.
Ich startete den Motor und wir fuhren weiter. Seit wir losgefahren waren, waren fast zwei Stunden vergangen, es dämmerte schon, und wir hatten erst fünfzig Kilometer geschafft.