44. Die Stimme von Clean Cut 1
Ich legte mich für einige Stunden hin. Als ich aufwachte, schien die Sonne, und durch das Fenster des Fluxis wehte ein warmer Wind den Straßenlärm herein. Ich stand auf, duschte und ging hinunter. Im Fluxi gab’s keinen Kaffee, also ging ich auf die Straße und marschierte Richtung Innenstadt. Es war ein schöner Frühlingstag und die Leute auf der Straße machten einen fröhlichen, aufgeräumten Eindruck, und als ich in den kleineren Straßen der Innenstadt, wo es viele Galerien und Kunstbuchhandlungen und so weiter gab, angekommen war, ging ich in das nächstbeste Kneipen-, Café-, Galeriedingsbums, das mir vor die Füße kam. Kaum hatte ich mich gesetzt und einen Kaffee bekommen, klingelte das Mobiltelefon. Bis ich es aus meiner Jackentasche gepult hatte, hassten mich alle Leute im Laden, sie schüttelten die Köpfe und stöhnten. Was immer auch Raimund sich mit seinem Telefon an Prestigegewinn versprach, hier war es nicht zu kriegen, hier war der Funktelefonbesitzer ganz klar ein Freak, und zwar ein unsympathischer. Ich drückte so schnell es ging den grünen Knopf und hielt mir das Ding ans Ohr.
»Ja?«, sagte ich gedämpft.
»Ist da Raimund Schulte?« Es war eine Männerstimme.
»Nein.«
»Wer ist denn da?«
»Die Frage ist falsch gestellt«, sagte ich leise, es konnten ja alle mithören, in dem Laden hatten sie nicht einmal Musik, nur die elektrische Kaffeemühle, die sie hier parallel zur Espressomaschine betrieben, die machte ab und zu einen entlastenden Krach.
»Ich kann Sie schlecht verstehen, wer spricht denn da?«, sagte der Mann. Seine Stimme kam mir bekannt vor, aber richtig deuten konnte ich sie nicht, der Sound war blechern und es gab immer wieder Aussetzer in der Verbindung.
»Nein, umgekehrt, wer spricht denn da bei Ihnen?!«
»Ich ruf nochmal an«, sagte der Mann und legte auf.
Ich bekam einen Kaffee und trank ihn und irgendwann kam ich drauf: Es war die Stimme von Werner Maier gewesen, die Stimme von Clean Cut 1.