39. Gelb
Als ich aufwachte, war es mitten in der Nacht, meine Uhr zeigte auf kurz nach drei und ich lag angezogen im Bett. Durch das Fenster kam gelbes Licht. Autos waren nicht zu hören, nur ein Zug ganz in der Ferne und ganz leise. Ich brauchte einige Zeit, um zu begreifen, wo ich war. Aber wo war das Bummbumm? Neben mir lag jemand im Bett und schnarchte leise. Wo war das Bummbumm? Je länger ich dort auf dem Rücken lag und an die Decke starrte, von der das gelbe Licht zurückgeworfen wurde, das durchs Fenster kam, desto rätselhafter wurde die Sache. Wo war das Bummbumm? Es war doch erst drei Uhr? Neben mir seufzte es und der Schnarcher drehte sich um. Es war Rosa, auch sie in voller Montur statt im Pyjama. Aber wo war das Bummbumm? Das Bummbumm durfte niemals aufhören, so hatte Ferdi früher immer gesagt, damals, als der BummBumm-Club noch in Schöneberg gewesen war, er hatte sogar mal eine Zeitung gemacht, den »BummBumm-Express«, »zur ideologischen Unterfütterung«, wie er gesagt hatte, »man kann in Deutschland nichts machen, ohne ideologische Unterfütterung«, hatte er jedem erzählt, mehrere Nächte lang, er immer voll drauf und immer alle Lampen an und immer voller Theorien, und oben über den Titel der Zeitung hatte er als Motto geschrieben: »Das Bummbumm darf niemals aufhören!!«, das war eine lustige Zeit gewesen, lustig und kaputt, eine bessere Kombination gibt es nicht, dachte ich, während ich an die gelbe Decke starrte, ein komisches Gelb war das, komisch, aber gut, man hätte sich damals mehr mit Farben beschäftigen sollen, das war sicher einer meiner Fehler als Künstler gewesen, dachte ich, dass ich so verbohrt und gegen die Malerei gewesen war, sogar Schlumheimer hatte manchmal Bilder gemalt, schlechte zwar, aber was soll’s, Hauptsache lustig und kaputt, das war das Wichtigste, und ich fragte mich, ob das jetzt auch wieder so war, ob die Magical-Mystery-Tour in ihrer BummBumm-Version lustig und kaputt oder nur eins von beidem oder gar nichts davon war – schwer zu sagen, dachte ich, während in der Ferne wieder ein Zug durchrauschte, was waren das für Züge um drei Uhr morgens, das konnten ja nur Güterzüge sein oder ein Nachtzug nach Paris und für einen kurzen Moment spielte ich mit dem Gedanken, noch einmal durchzubrennen, die Kohle zu nehmen und mich in einen solchen Nachtzug zu legen, aber dann dachte ich: Was soll das denn bringen?!
Rosa seufzte und grunzte. Ich drehte den Kopf zur Seite und schaute ihr eine Weile beim Schlafen zu. Dann schaute ich wieder auf das gelbe Licht an der Decke und schlief ein und kurz bevor ich einschlief hatte ich für einen kurzen Moment das Gefühl, glücklich zu sein.