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Sie war sofort in den tiefer gelegenen Teil des Kellers geflüchtet. Sie lief rasch zur Seite weg und versuchte, im trüben Licht des Handydisplays die Orientierung zu behalten. Aber sie realisierte schnell, dass sie bereits nicht mehr genau wusste, wo sie sich befand. Instinktiv hatte sie eine Richtung gewählt, die von der Eisentür wegführte. Aber war das klug gewesen? Diesen Teil hier kannte sie überhaupt nicht. Mit Mirat war sie letzte Woche nach der Treppe rechts abgebogen, um das Lager von diesem Hagen zu finden.
Sie blieb stehen und lauschte. Außer dem leisen Rauschen der Heizungsrohre über ihrem Kopf hörte sie nichts. War die Kellertür eingetreten worden? Waren die Männer schon hier unten? Sie meinte, dass sie das gehört haben müsste. Aber sicher konnte sie sich nicht sein. Sie reckte sich und klopfte erneut gegen die Rohre. Tata ta tata.Eine Reaktion blieb aus. Stattdessen klingelte plötzlich ihr Handy.
»Elin?«
Sie versuchte dagegen anzukämpfen, aber der Klang von Zollangers Stimme hatte plötzlich eine ungeheure Wirkung auf sie.
»Wo sind Sie?«
»In einem Heizungskeller in Reinickendorf«, flüsterte sie so deutlich und zugleich unauffällig, wie sie konnte.
»Wo genau?«
Sie beschrieb ihm den Ort. »Draußen warten zwei Männer«, fügte sie hinzu. »Sie sind mir gefolgt. Ich weiß nicht, ob sie schon hier drin sind, aber ich fürchte es. Wo sind Sie?«
»Ich bin auf dem Weg zu Ihnen. Gibt es einen zweiten Eingang zu diesem Gebäude?«
»Das … das weiß ich nicht. Ich glaube nicht. Ich bin im unteren Kellergeschoss. Herr Zollanger. Was wollen diese Leute von mir?«
»Sie wollen vor allem mich, Elin. Hören Sie zu. Können Sie sich dort unten verstecken? Wenigstens eine Stunde, bis ich da bin?«
»Sie kommen hier nicht herein, ohne dass die Sie bemerken. Sie werden Sie …«
Plötzlich war der Empfang weg. Sie drückte auf den Wiederwahlknopf, aber die Feldstärkenanzeige gab keinerlei Signal. Eine Stunde. Was sollte sie tun? Sie hielt das Handy vor sich und leuchtete den Gang hinab. Er führte geradeaus auf eine Abzweigung zu.