Helmsby, Oktober 1066
Das Wetter war umgeschlagen. Es regnete beinah ohne Unterlaß während Cædmons Heimweg, und ein eisiger Wind zerrte an seinem Mantel. Er kam nur langsam voran, denn hatte der Stallmeister ihm auf Befehl des Herzogs auch eines der großen, kostbaren normannischen Schlachtrösser zugeteilt, hielt der Karren mit dem Sarg ihn dennoch auf.
Er brachte nur einen Sarg nach Hause. Obwohl er einen ganzen Tag damit zugebracht hatte, das Schlachtfeld abzusuchen, und seinen Hort an schauderhaften Erinnerungen um eine Unzahl grauenvoller Bilder bereichert hatte, hatte er Dunstan nicht finden können.
Am Mittag des dritten Tages ritt er schließlich durch den Torbogen der Hecke in den Hof ein. Die Halle und die kleinen Wirtschaftsgebäude schienen sich unter dem bleigrauen Wolkenhimmel zu ducken, Sturzbäche rannen plätschernd von den strohgedeckten Dächern. Cædmon saß ab und sah sich um. Keine Menschenseele war zu entdecken, es war geradezu unheimlich still, und einen schrecklichen Moment lang fürchtete er, Helmsby sei verlassen. Doch dann öffnete sich die Tür des Vorratshauses, und ein schlaksiger, blondgelockter Junge trat hinaus in den Regen.
»Dunstan?«
»O mein Gott, Eadwig! Wie groß du geworden bist!« Er trat zu ihm und schlug die Kapuze zurück. »Eadwig, ich bin’s.«
»Cædmon!«
Sein jüngster Bruder fiel ihm um den Hals. Cædmon mußte sich kaum bücken, um ihn zu umarmen. Eadwig war zehn, rief er sich ins Gedächtnis, und nur noch einen guten Kopf kleiner als er selbst. Er fühlte sich dürr und knochig an, aber die Arme, die Cædmon um seinen Hals spürte, waren kräftig, die Hände in seinem Nacken schwielig von Arbeit und Waffenübungen.
Er richtete sich auf. »Wo ist Mutter?«
Eadwig wies mit dem Daumen über die Schulter auf die Halle. »Drinnen. Sag, wie kommst du hierher, Cædmon? Bist du mit dem normannischen Heer gekommen? Ist es wahr, daß eine normannische Flotte an der Südküste gelandet ist? Hast du irgendwas von Vater gehört?«
Cædmon nickte. »Komm, laß uns hineingehen.«
»Was ist auf dem Karren?«
Sein Bruder folgte ihm widerspruchslos die Stufen zum Eingang hinauf, warf ihm jedoch von der Seite bange und gleichzeitig neugierige Blicke zu.
»Was ist in dem Beutel, den du da trägst?«
»Eine Laute.«
»Eine was?«
»Ich zeig’ sie dir später.« Cædmon stieß die Tür auf, sah sie einen Augenblick irritiert an, weil sie nicht knarrte, und trat dann ein. In der Halle war es dämmrig wie immer. Ein großes Feuer brannte im Herd und erfüllte die Luft mit wohliger Wärme und dem Geruch nach brennendem Holz und trocknender Wolle. Ein rundes Dutzend Leute saßen an den Tischen, Mägde und Knechte, aber keine Housecarls. Sie waren vermutlich alle mit Ælfric nach Hastings gegangen.
Ehe Cædmon noch einmal nach seiner Mutter fragen konnte, trat sie aus der Tür zur hinteren Kammer. Sie sah ihn sofort, machte instinktiv einen Schritt in seine Richtung, blieb dann abrupt stehen und schlug die Hände vor den Mund.
»Cædmon …«
Er trat zu ihr und schloß sie wortlos in die Arme. Sie war kleiner und zierlicher, als er sie in Erinnerung hatte. Was natürlich nur daran lag, daß er selbst gewachsen war, seit er sie zuletzt gesehen hatte, ging ihm auf. »Ma mère.«
»Oh, Cædmon. Du hinkst nicht mehr.«
»Nein. Das haben sie mir abgewöhnt.«
»Was ist passiert? Woher kommst du?« fragte sie, ihre Stimme gedämpft, weil sie das Gesicht an seine Schulter gepreßt hatte.
Er ließ sie nicht los. »Aus Hastings. Komm, laß uns nach nebenan gehen.«
»Nein … Nein, nicht nach nebenan. Was ist passiert? Guthric schickte mir eine Nachricht. In Ely haben sie gehört, es habe eine große Schlacht in der Nähe von Hastings gegeben. William habe gesiegt, König Harold sei gefallen. Was weißt du, Cædmon?«
Er führte sie zur Tür. Aus dem Augenwinkel sah er, daß Eadwig folgte, aber er erhob keine Einwände. Sein Bruder mußte es schließlich auch erfahren.
»Beides ist wahr«, sagte er. Vor der Tür blieb er auf der obersten Stufe stehen und drehte sie zu sich um, so daß sie sich direkt gegenüberstanden. Drei Tage lang hatte er darüber nachgedacht, wie er es ihr sagen sollte. Welche Worte man wählen konnte, um einer Frau und Mutter diese Nachricht zu überbringen. Anfangs hatte er sich lange Reden und Erklärungen zurechtgelegt. Aber er hatte sie alle verworfen. Es gab keine Worte, hatte er erkannt.
Er ließ sie los und sah ihr in die Augen. »Vater und Dunstan sind tot.« Er nickte auf den Karren im Hof zu. »Ich bringe Vater nach Hause. Dunstan habe ich nicht finden können.«
Marie schloß die Augen, rührte sich nicht und gab keinen Laut von sich. Hinter seiner rechten Schulter hörte Cædmon einen erstickten Laut. Er wandte sich zu seinem Bruder um und zog ihn an sich. Eadwig krallte die Linke in seinen Mantel und weinte. Er preßte das Gesicht an Cædmons Brust, und Cædmon spürte die Hitze, die der magere Körper des Jüngeren ausstrahlte.
Marie stieg die Stufen hinab und ging zum Karren hinüber. Mit langsamen, schlafwandlerischen Bewegungen kletterte sie auf die Ladefläche, legte die Hände an den Sargdeckel und versuchte, ihn beiseite zu schieben.
Cædmon legte Eadwig den Arm um die Schultern und führte ihn zum Wagen.
»Er wollte nicht, daß du ihn siehst«, sagte er seiner Mutter leise. »Ich habe den Sarg verschließen lassen.«
Marie sank neben dem rohen Holzkasten auf die Knie und legte die Arme um Deckel und Seitenwand, als wolle sie den Toten umarmen. Sie preßte die Wange auf die harzigen Bretter und ließ die Söhne ihr Gesicht nicht sehen.
»Komm, Eadwig«, murmelte Cædmon und führte seinen Bruder zurück in die Halle.
Eadwigs magere Schultern bebten immer noch. Er versuchte, sich zu beherrschen, aber ohne großen Erfolg. Sie setzten sich abseits von den Leuten auf eine Bank nahe des Feuers, und Cædmon wartete geduldig, daß sein Bruder die Fassung wiederfand. Die Mägde warfen ihm neugierige, unsichere Blicke zu und tuschelten. In einer dunklen Ecke im hinteren Teil der Halle entdeckte er Edwina und Hergild, zwei der Frauen der Housecarls. Er hatte keine Neuigkeiten für sie, weder gute noch schlechte. Bei seiner grausigen Suche auf dem Schlachtfeld hatte er unter den Gefallenen kein einziges bekanntes Gesicht gefunden. Allerdings waren auch längst nicht alle Gesichter erkennbar gewesen. Und nicht alle Gefallenen hatten überhaupt noch Köpfe …
Sie konnten nur abwarten, wer heimkehrte und wer nicht.
Eadwig fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen und hob dann den Kopf. »Ist der König auch tot?«
Cædmon nickte. »Und seine beiden Brüder.«
Eadwig blinzelte verständnislos. Er war zu verstört, um diesen neuerlichen Schock wirklich zu spüren.
»Also gibt es nun gar keine Godwinsons mehr?« fragte er ungläubig. »Doch. Wulfnoth. Er lebt in Rouen an Herzog Williams Hof. Und Harold Godwinson hat ein paar Söhne, soweit ich weiß.«
»Alles Bastarde«, sagte Eadwig teilnahmslos. Er war mit seinen Gedanken anderswo.
Mag sein, trotzdem sind sie gut beraten, wenn sie das Land sofort verlassen und so weit rennen, wie sie nur können, dachte Cædmon. Wer weiß besser als William, wie mächtig der Bastard eines mächtigen Mannes werden kann.
»Sag, was ist mit Hyld?« fragte er schließlich. »Vater hat von ihr gesprochen, und es hörte sich an, als sei sie fort.«
Eadwig schüttelte langsam den Kopf. »Sie ist wieder da.« Er wies auf die Tür zum Hinterzimmer.
Cædmon erhob sich widerwillig. Er hatte es satt, der Unglücksbote zu sein.
»Hat er von mir auch gesprochen?« fragte Eadwig flehentlich.
Cædmon sah auf ihn hinab. Sein Bruder hatte die Unterlippe zwischen die Zähne genommen und blickte mit großen, kummervollen Augen zu ihm auf. Wie jung er noch ist, fuhr es Cædmon durch den Kopf, und plötzlich wollte er nichts so sehr wie seinen kleinen Bruder vor allem Leid und Kummer beschützen. Die Heftigkeit des Gefühls verblüffte ihn.
»Ja, er hat von dir gesprochen. Er hat mir aufgetragen, für dich zu sorgen. Und das werde ich auch tun. Ich verspreche es dir, Eadwig.« Und das bedeutete vermutlich, daß er fortan tun mußte, was William der Bastard von ihm verlangte, ganz gleich, was es war. Erst jetzt ging ihm auf, wie erpreßbar er wirklich geworden war, jetzt da er plötzlich die Verantwortung für seine Familie trug, für den ganzen Haushalt, genau genommen für jeden Mann, jede Frau und jedes Kind in Helmsby. Der Gedanke machte ihm himmelangst, und er schob ihn lieber schnell von sich, wandte sich ab und ging mit entschlossenen Schritten auf die Tür zum Hinterzimmer zu.
Er trat ohne zu zögern ein und blieb dann wie vom Donner gerührt stehen. Seine Schwester saß auf einem Schemel unter dem pergamentbespannten Fenster. Und sie hielt ein Kind im Arm.
»O mein Gott …«
Hyld hob den Kopf, und als sie ihn erkannte, sprang sie mit einem gedämpften Jubellaut auf. »Cædmon!«
Er trat zu ihr und nahm sie behutsam mitsamt dem Kind in die Arme. »Ich sehe, es hat sich allerhand ereignet, während ich weg war. Ist das mein Neffe oder meine Nichte?«
Hyld küßte ihm liebevoll die Wange und legte ihm das schlafende Baby in die Arme. »Dein Neffe. Olaf, nach seinem Paten.«
Was für ein verfluchter Wikingername, dachte Cædmon flüchtig, aber jetzt war nicht der geeignete Moment, darüber zu streiten. Er sah auf das friedvolle, kleine Gesicht hinab. Sein Neffe hatte dichte dunkle Wimpern, und der Flaum auf seinem Kopf war rabenschwarz.
»Gott segne dich, Olaf«, murmelte er und strich behutsam mit dem Daumen über die rosige Stirn. »Gott segne dich. Du scheinst mehr auf deinen Vater zu kommen, wer immer er sein mag.«
Hyld straffte die Schultern, ohne es zu merken. »Hör zu, Cædmon …« »Nein, Hyld, hör du zu.« Und er wiederholte seine traurige Botschaft. Seine Schwester sah ihn an, ohne zu blinzeln, mit einemmal sehr bleich. Er erkannte Trauer und Schmerz in ihrem Gesicht, aber nicht die gleiche unkomplizierte Trauer wie Eadwigs oder auch seine eigene, nicht den unverwindbaren Schmerz, den er in den Augen seiner Mutter gesehen hatte. Er gab Hyld das Kind zurück.
»Vielleicht solltest du ihn zu ihr bringen. Vielleicht kann er sie trösten.«
Hyld schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann nicht, Cædmon. Sie hat noch kein Wort mit mir gesprochen, seit ich zurückgekommen bin«, sagte sie tonlos.
Er riß verständnislos die Augen auf. »Was? Wieso nicht?«
Zwei Tränen liefen über ihr Gesicht. »Wenn ich dir das sage, wirst du auch nicht mehr mit mir reden wollen. Und … ich weiß nicht, ob ich das aushalten würde.«
»Dann schwöre ich dir, daß es nicht passiert.«
Sie gab einen eigentümlichen Laut von sich, halb ein Lachen, halb ein Schluchzen. »Sei lieber vorsichtig. Gerade du hättest den meisten Grund, dich von mir abzuwenden.«
»Wir sind nicht mehr so viele, daß wir uns den Luxus erlauben könnten, uns voneinander abzuwenden, Hyld. Spann mich nicht auf die Folter. Raus damit. Wer ist Olafs Vater?«
Sie zauderte noch einen Moment, dann trat sie auf das breite Bett zu und zog den Vorhang zurück. Cædmon folgte und sah über ihre Schulter in ein Paar rauchgrauer Augen, ein unnatürlich bleiches, bartloses Gesicht, umgeben von wirren schwarzen Haaren.
Hyld hatte recht gehabt, mußte er feststellen, er war wirklich schockiert. Aber er hatte ihr sein Wort gegeben. Also ließ er es sich nicht anmerken.
»Erik, der Pirat, sieh an«, sagte er leise.
Erik zeigte den Anflug seines Piratenlächelns.
Cædmons Mundwinkel zuckte, und er wandte sich an seine Schwester. »Ja, ich kann mir vorstellen, daß das einigen Wirbel verursacht hat.« »Du … du bist nicht böse?« fragte Hyld ungläubig.
»Nein. Ein bißchen befremdet. Aber nicht böse.«
»Warum nicht?«
Er dachte einen Augenblick nach. »Ich bin nicht sicher. Vielleicht, weil ich selbst zwei Jahre ein Gefangener in der Fremde war. Das führt zwangsläufig dazu, daß man die Dinge mit anderen Augen betrachtet. Und mit Distanz.«
»Oh, Cædmon …« Hyld senkte den Kopf und drückte die Lippen auf die Stirn ihres Sohnes. »Du kannst nicht ermessen, wie erleichtert ich bin. Vater … er hat sich von mir losgesagt, weißt du. Und Mutter hat mir durch Eadwig ausrichten lassen, ich müsse fortgehen, sobald Erik gesund ist. Weil ich keinen Platz mehr in dieser Familie hätte.«
»Nun, Vater hat seine Meinung geändert. Beinah seine letzten Worte galten dir. Ich solle dich suchen und mich vergewissern, daß es dir gutgeht. Und jetzt bin ich das Oberhaupt dieser Familie …« Er konnte kaum glauben, was er da sagte. Nach einem fast unmerklichen Zögern fuhr er fort: »Und ihr könnt hierbleiben, solange ihr es wünscht, denn hier ist dein Zuhause.«
Hyld sah ihn sprachlos an.
Cædmon legte seine Hand kurz auf ihre. »Geh nach draußen zu Mutter, wenn du dich dazu überwinden kannst, Hyld. Ich bin sicher, es wäre gut für euch beide.«
Cædmon wartete, bis er mit Erik allein war, ehe er ihn wieder ansah. »Und? Was hast du zu sagen?«
»Nicht viel«, erwiderte Erik leise. »Deine Schwester hat mir verboten zu sprechen, und sie wird fuchsteufelswild, wenn ich nicht gehorche.« »Was ist passiert?«
»Ein Pfeil in die Brust. Bei Stamford Bridge. Als alles schon verloren war, der König und Tostig Godwinson beide gefallen und …« Er hustete schwach.
»Ich glaube, Hyld hat recht. Red lieber nicht weiter.«
Aber Erik hob eine seiner großen, schmalen Hände und winkte ab. »Sie hat mich gefunden. Nachts das Schlachtfeld abgesucht, in einem Arm das Kind, in der anderen Hand eine Fackel.«
Cædmon schauderte unwillkürlich. Er wußte, was Hyld gesehen hatte. »Eine sehr mutige Frau, meine Schwester.«
»Verlaß dich drauf. Ich kann mich an nichts davon erinnern, ich war mehr tot als lebendig. Der Pfeil steckte in der Lunge. Und sie hat den englischen Truppen einen Karren geklaut und mich hergebracht. Deine Mutter hat den Pfeil rausgeholt.«
Cædmon schüttelte verwundert den Kopf. Er hätte gerne mehr über Stamford Bridge erfahren. Vor allem hätte er gerne gewußt, was Erik auf der norwegischen Seite zu suchen gehabt hatte. Aber das konnte alles warten. Es war nicht schwer zu erkennen, daß der Mann seiner Schwester immer noch sehr krank war.
»Cædmon …«
»Sei jetzt lieber still.«
Erik verzog ungeduldig das Gesicht. »Ich warte seit über zwei Jahren auf eine Gelegenheit, dir das zu sagen. Es ist nur ein Satz: Ich bedaure, daß ich auf dich geschossen habe.«
Cædmon wandte den Kopf ab und rieb sich das Kinn an der Schulter. Das Thema bereitete ihm immer noch Unbehagen. Dann gab er sich einen Ruck und erwiderte offen: »Ich glaube nicht, daß ich dir hätte verzeihen können, wenn das Bein taub geblieben wäre. Doch wir haben beide Glück gehabt, weißt du. Es ist geheilt, und du schuldest mir nichts.«
»Aber wärst du kein Krüppel gewesen, hätte dein Vater dich nicht weggeschickt.«
Cædmon überraschte sich selbst, als er sagte: »Dann hätte ich viele Dinge nie gelernt, die ich heute weiß, wäre vielen Freunden nie begegnet, die ich heute habe. Oft war es furchtbar …« Er dachte an seine Flucht aus dem Ponthieu, an Jehan de Bellême und den Monat in dem rattenverseuchten Verlies. »Und ich meine furchtbar, wenn ich furchtbar sage. Aber ich möchte es auf keinen Fall missen.«
»Ja. Ich weiß, wie das ist, glaub mir.« Eriks Leben in Helmsby war oft genug die Hölle gewesen, aber wäre er Ælfric in Metcombe nicht in die Hände gefallen, wäre er Hyld nie begegnet.
Marie de Falaise war eine Dame von großer Beherrschtheit und ehernen Grundsätzen. Das bedeutete zum einen, daß sie ihren Schmerz mit sich allein ausmachte. Niemand sah sie weinen, hörte sie klagen oder hätte ahnen können, daß sie mit Gott haderte. Als sie ins Haus zurückkehrte, war sie bis auf die Haut durchnäßt, aber vollkommen gefaßt. Diese Wesensart bedeutete jedoch andererseits auch, daß sie nicht zuließ, sich durch ihren Kummer ihrer Tochter gegenüber milde stimmen zu lassen. Hyld hatte sich jede erdenkliche Mühe gegeben, mit ihr zu sprechen. Aber vergebens. Marie hatte ihr Enkelkind auf den Arm genommen und gewiegt, wollte es gar nicht mehr hergeben, doch ganz gleich, was Hyld sagte oder tat, ihre Mutter gab ihr eisiges Schweigen nicht auf.
Trotzdem ließ Hyld Mann und Kind bedenkenlos in Maries Obhut zurück und ritt auf Cædmons Bitte hin nach Ely, um Guthric für die Beerdigung ihres Vaters nach Hause zu holen. Es war niemand sonst da, der gehen konnte, Cædmon war unabkömmlich, weil es hundert verschiedene Dinge gab, um die er sich kümmern mußte, und Hyld kannte außerdem den Weg.
Als Cædmon sie am nächsten Vormittag mit ihrem Bruder zusammen in den Hof einreiten sah, spürte er förmlich, wie sein Herz leichter wurde.
Mit langen Schritten überquerte er den Hof und riß Guthric aus dem Sattel der sanften Mähre, die ihn hergebracht hatte.
»Guthric!« Er umarmte ihn innig. »Guthric …«
Sein Bruder machte sich mit einem leisen Lachen los. »Du brichst mir ja die Knochen.«
»Entschuldige.«
Sie sahen sich an und lächelten scheu, plötzlich befangen.
»Bruder Oswald sendet dir herzliche Grüße«, sagte Guthric schließlich. »Und sein Beileid.«
»Danke.«
»Er ist jetzt unser Subprior, weißt du. Eine wirklich wichtige Persönlichkeit.«
»Und was ist mit dir? Wie ist es dir ergangen?«
Guthric atmete tief durch und sah sich langsam im schlammigen, freudlosen Innenhof um. »Gut«, sagte er leise. »Seit dem Tag, da ich Helmsby verlassen habe, weiß ich, wozu Gott mich auf diese Welt geschickt hat. Ich habe einen Ort gefunden, wohin ich gehöre. Und das verdanke ich nur dir, Cædmon.«
»Ich bin froh, Guthric.«
»Und du?«
Cædmon verzog einen Mundwinkel. »Ich habe bislang nur Orte gefunden, wohin ich nicht gehöre.« Er legte seinem Bruder die Hand auf die Schulter. »Komm hinein. Du auch, Hyld. Jetzt, da wir alle zusammen sind, sollten wir die Dinge bereden.«
Guthric zögerte. »Wo ist Vater? Ich würde ihn gern sehen.«
Cædmon schüttelte den Kopf und erklärte, warum der Sarg verschlossen war.
»Das ist mir gleich«, erwiderte Guthric. »Ich muß nicht die leere Hülle sehen, um für die Seele zu beten. Aber ich will einen Augenblick an seiner Seite sein.«
»Er ist im Dorf. In der Kirche. Ich bin mit Vater Cuthbert übereingekommen, daß das die beste Ruhestätte ist, bis wir ihn beerdigen.«
Guthric nickte zustimmend. »Dann entschuldige mich eine halbe Stunde.«
»Ich komme mit dir.«
Seite an Seite gingen sie die halbe Meile bis nach Helmsby über schlammige Wiesen und schmale Waldpfade, ohne viel zu reden. Cædmon genoß die Gesellschaft seines Bruders. Zum erstenmal seit Hastings spürte er so etwas wie Frieden. Dabei war es keineswegs so, als hätte sich nichts geändert. Mehr als zwei Jahre waren vergangen, sie waren älter geworden, Guthric trug eine Benediktinerkutte und Cædmon normannische Kleidung und ein normannisches Schwert. Als sie sich zuletzt gesehen hatten, waren sie Kinder gewesen. Inzwischen hatte Guthric seine Berufung gefunden und Gott. Cædmon hatte keine so großen Errungenschaften vorzuweisen. Alles, was er gefunden hatte, waren ein paar Einsichten über sich selbst, eine zweite Heimat und eine Frau, die er liebte. Aber all das war für den Augenblick von keiner besonderen Bedeutung. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit, das starke Band von Sympathie gepaart mit naher Verwandtschaft stellte sich sofort wieder ein, und ohne jede Mühe konnten sie da anknüpfen, wo sie sich getrennt hatten.
»Du warst bei Hastings?« wollte Guthric wissen.
»Ja.«
»Erzähl mir davon.«
»Nein, lieber nicht. Ich muß Mutter und Hyld und Eadwig auch davon erzählen. Und ich will das wirklich nicht alles zweimal aufleben lassen.«
»So schlimm war es?«
»Grauenvoll«, gestand Cædmon leise.
»Dann erzähl mir von Rouen. Wie hast du gelebt? Wer war der außergewöhnlichste Mensch, dem du begegnet bist?«
»Oh, das ist wirklich schwer zu sagen. Wulfnoth Godwinson vielleicht. Er ist Harolds Bruder und lebt seit beinah fünfzehn Jahren als Geisel an Williams Hof. Er ist so duldsam wie ein Engel und doch so schlau wie der Teufel. Er weiß alles, er kennt jeden, er beobachtet unbemerkt und durchschaut die geheimsten Absichten. Und er hat mir das Lautespielen beigebracht. Oder Etienne fitz Osbern, der Sohn des Seneschalls. Sein Vater ist ein sehr mächtiger Mann, aber Etienne ist ein wunderbarer Freund. Er hat immer zu mir gestanden, vom ersten Tag an. Obwohl wir so verschieden sind, wie zwei Menschen nur sein können. Oder Herzog William selber. Ich habe nie jemanden gesehen, der so tiefe Frömmigkeit und so eiskalte Grausamkeit in sich vereint. Er weist keinen Bettler von der Tür, aber wer in seinem Wald wildert, den läßt er blenden oder kastrieren oder beides. Und dann natürlich Aliesa …« Ehe er so recht wußte, wie ihm geschah, hatte er Guthric alles von ihr erzählt, von ihrer Schönheit und ihrer Sanftmut, vom Rabenflügelglanz ihrer Haare, ihrer Bildung und von ihrem Bruder.
Guthric lauschte ihm aufmerksam, bis sie vor der kleinen St.-Wulfstan-Kirche standen, und schließlich sagte er mit einem leicht verwunderten Lächeln: »Du bist ein Normanne geworden, Cædmon.«
»O nein.« Cædmon schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Vielleicht wäre es besser, wenn du recht hättest. Aber ich bin Engländer.« Und damit stieß er die hölzerne Tür auf, und sie traten ins dämmrige Halbdunkel vor den Sarg ihres Vaters.
Am nächsten Morgen begruben sie Ælfric of Helmsby bei typisch naßkaltem Beerdigungswetter auf dem kleinen Friedhof, der St. Wulfstan umgab, im Schatten einer uralten Eiche und an der Seite seines Großvaters, des legendären Ælfric Eisenfaust. Alle Leute aus Helmsby waren zugegen, auch aus Metcombe waren viele gekommen. Ælfric war ein guter Thane und ein fairer Sheriff gewesen, und sie legten Wert darauf, ihm die letzte Ehre zu erweisen. Viele weinten, als der grobgezimmerte Sarg in die Erde gelegt wurde.
Vater Cuthbert stammelte und radebrechte durch die Zeremonie. Guthrics Anwesenheit machte ihn nervös, er fürchtete – völlig zu Recht –, daß der junge Novize sein unsinniges Kauderwelsch, das alle anderen für Latein hielten, durchschaute. Guthric hatte seine liebe Mühe, während der Beerdigung des Vaters nicht in schallendes Gelächter auszubrechen.
Tatsächlich schien Guthric am wenigsten von Ælfrics Tod berührt. »Sicher liegt es daran, daß du Gott näher bist als wir«, mutmaßte Cædmon, als sie auf dem Heimweg waren.
Guthric wiegte den Kopf hin und her. »Ich weiß nicht, ob ich das bin. Aber zwischen Vater und mir war keine Liebe, Cædmon. Dabei habe ich mich wirklich bemüht. Doch mehr als Pflichtgefühl habe ich nie zustande gebracht. Ich kann nicht ehrlich behaupten, daß er mir fehlen wird. Und was Dunstan betrifft … Die Welt wird ein klein wenig besser sein ohne ihn.«
Cædmon spürte einen Stich. »Es ist furchtbar, was du da sagst.«
»Aber wahr. Frag Erik.«
»Die Meinung eines dänischen Piraten über meinen Bruder ist für mich ohne Belang.«
»Dieser dänische Pirat ist ein Großneffe des unlängst verstorbenen Königs von Norwegen.«
Cædmon blieb stehen. »Er ist was?« fragte er fassungslos.
Guthric nickte nachdrücklich. »Was an der Maßgeblichkeit seiner Meinung wenig ändert. Und er mag ein Draufgänger und Glücksritter sein, aber er betet unsere Hyld an, er hat seinen Eid an Harald Hårderåde mit größter Gewissenhaftigkeit erfüllt, und er hat Dunstan geschont, als er endlich die Chance hatte, es ihm heimzuzahlen, nur weil Hyld ihn darum gebeten hat. Ich würde sagen, alles in allem ein guter Mann, unser Schwager.«
»Woher weißt du das alles?« fragte Cædmon verwundert.
»Sie hat in Ely haltgemacht, als sie mit ihm von Stamford Bridge zurückkam. Aber auch der Bruder, der bei uns die Kranken pflegt, wagte sich an den Pfeil nicht heran. Also hat sie nur ein paar Stunden ausgeruht und ist dann hierher aufgebrochen.«
Cædmon sann über diese Neuigkeiten nach, und als sie zur Halle zurückkamen, wandte er sich an seine Mutter: »Denkst du nicht auch, es wird Zeit, daß wir uns alle zusammensetzen und Pläne machen?«
Sie nickte zögernd. »Du hast recht.«
»Dann sollten wir dorthin gehen, wo wir ungestört sind und wo Erik uns hört.«
Er trat auf die Tür zur Schlafkammer zu. Hyld schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
Marie hob das Kinn. »Ich wüßte nicht, was unsere Pläne diesen Fremden und seine Familie angingen.«
Cædmon erwiderte ihren Blick und versuchte, das richtige Mittelmaß zwischen Respekt und Autorität zu finden. Es war eine eigentümliche, ungewohnte Situation, die vermutlich nicht nur ihm Unbehagen bereitete. »Bitte, Mutter«, sagte er leise. »Vater hat mir Hyld ebenso anvertraut wie dich und Eadwig. Wenn er ihr verzeihen konnte, kannst du es nicht auch?«
Ohne ein weiteres Wort trat sie ein. Cædmon ließ ihr höflich den Vortritt. Kaum hatte er die Tür geschlossen, wandte sie sich an ihn und sagte: »Eins wollen wir klarstellen, Cædmon: Nach dem Tod deines Vaters und deines Bruders bin ich das Oberhaupt dieser Familie, bis du alt genug bist, diese Verantwortung zu tragen. Und bis zu dem Tag wirst du tun, worum ich dich bitte, nicht umgekehrt.«
Er spürte einen heftigen Drang, zu rebellieren, aber er konnte nicht. Er war regelrecht gefesselt von den guten Manieren, die sie ihm in Rouen beigebracht hatten, mußte er feststellen.
Er verneigte sich knapp. »Selbstverständlich werde ich tun, worum du mich bittest. Und natürlich bist du das Oberhaupt dieser Familie und wirst über Halle, Hof und Helmsby bestimmen, schon allein weil ich gar nicht hier sein werde.«
»Was soll das heißen?« fragte sie stirnrunzelnd.
»Spätestens am zweiten Advent muß ich mich dem Herzog wieder anschließen. Er marschiert auf London, und er meint, er braucht mich für den Fall, daß irgendwer nicht auf Anhieb versteht, was er mit seinem Schwert zu sagen versucht«, antwortete er bitter.
Marie schüttelte entschieden den Kopf. »Er wird auf dich verzichten müssen, denn ich erlaube es nicht.«
Cædmon atmete tief durch. Er hatte mit allerhand gerechnet, er hatte sich vor Stürmen und Tränen und Verzweiflung gefürchtet, aber daß ein Machtkampf zwischen ihm und seiner Mutter ausbrechen könnte, kaum daß sein Vater unter der Erde war, traf ihn unvorbereitet.
»Ich fürchte, dann werde ich ohne deine Erlaubnis gehen müssen …« »Was fällt dir ein, Cædmon!«
»Mir bleibt keine andere Wahl«, versuchte er zu erklären. »Ich …« »Ich werde das auf keinen Fall zulassen!«
»Hättest du wohl die Güte, mich nicht ständig zu unterbrechen?«
Er hatte seine Stimme nicht erhoben, aber alle starrten ihn entgeistert an. So hatten sie ihn noch nie reden hören. Nicht nur die normannischen Schwerter sind scharf, dachte Guthric beinah amüsiert.
Cædmon nutzte die verwunderte Stille, um ebenso leise fortzufahren: »Ihr müßt euch vor allem darüber im klaren sein, daß nichts mehr so sein wird, wie es früher war. William von der Normandie hat nicht nur eine Schlacht gewonnen, sondern England erobert. Mag sein, daß er hier und da noch auf Widerstand stößt, aber er wird ihn brechen. Der englische Adel ist so gut wie ausgelöscht. Wer nicht bei Hastings gefallen ist, den hat es vorher in Stamford Bridge erwischt.« Er unterbrach sich kurz und wechselte beinah gegen seinen Willen einen Blick mit Erik, der halb aufgerichtet im Bett lag und jedes Wort verfolgte. Erik nickte nachdrücklich.
»Jeder Mann, der bei Hastings gegen William gefochten hat, wird enteignet«, fuhr Cædmon fort. »Das gilt für die Toten ebenso wie für die Überlebenden. Wir werden unser Land verlieren, das Dach über unseren Köpfen, wir werden Bettler sein. Es sei denn, ich trete am zweiten Adventssonntag meinen Dienst als Williams Ohr und Williams Mund an. So sieht es aus.«
Marie sank auf die Truhe neben dem Fenster, als könne sie plötzlich ihren Beinen nicht mehr trauen. »Das kann er nicht tun. Das würde er niemals tun. Ich bin Normannin!«
»Er würde es tun, sei versichert. Er hat es mir gesagt, und er hält immer Wort. Abgesehen davon, hätte zufällig einer seiner Brüder auf der anderen Seite gestanden, würde er auch den enteignen und an den Bettelstand bringen. Ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn du das nicht weißt, kennst du ihn nicht.«
»Ich kannte ihn schon, lange bevor du zur Welt kamst«, versetzte sie schneidend.
»Vielleicht hat er sich verändert. Und es hat wenig Sinn, weiter darüber zu debattieren, denn ich gehe auf jeden Fall.«
Marie schüttelte langsam den Kopf. »Du hast dich ganz gewiß verändert. Ich erkenne dich kaum wieder.«
Hättest du verhindert, daß Vater mich an Harold Godwinson verschachert, wäre ich dir nicht fremd geworden, dachte er, aber er sprach es nicht aus. Er hatte nicht vor zu vergessen, welchen Kummer seine Mutter litt. Und er verstand durchaus, daß sie sich weigerte zu glauben, dem Verlust ihres Mannes und Sohnes könnte auch noch der ihrer Stellung und ihres Heims folgen. Das war wirklich ein bißchen viel auf einmal. Er nahm ihre Hand in seine beiden und führte sie reumütig an die Lippen. »Bitte entschuldige.«
Sie nickte, drückte seine Hand für einen Moment an ihre Wange und sagte: »Erzähl uns von den Normannen, Cædmon. Und von Hastings und deinem Vater.«
Er begann mit der Überfahrt auf der Mora, schilderte ihre Landung und schließlich den Verlauf der Schlacht, wobei er sich bemühte, sein Entsetzen zu verbergen und alles zu verschweigen, was ihren Kummer mehren könnte. Trotzdem weinten Marie, Hyld und Eadwig, als er das Wiedersehen mit seinem Vater beschrieb. Guthric saß zu Eriks Füßen auf der Bettkante, hatte die Beine gekreuzt und die Arme verschränkt und lauschte mit unbewegter Miene. Cædmon warf ihm einen Blick zu, aber es war unmöglich, das Gesicht seines Bruders zu deuten. Ihm war sehr wohl bewußt, daß Guthric der einzige war, den sein Vater nicht erwähnt hatte.
»Seine letzten Gedanken galten Dunstan«, endete er und sah ein kleines, spöttisches Lächeln in Guthrics Mundwinkeln lauern und einen Ausdruck unverhohlenen Abscheus auf Eriks blassem Gesicht.
Es war lange Zeit still. Erst als der kleine Olaf aufwachte und zu krähen begann, fiel die Starre von ihnen ab. Hyld trat an das große Bett, wo das Kind neben seinem Vater lag, nahm es auf, wandte ihnen den Rücken zu und legte es an. Das Jammern verstummte abrupt.
»Und wie wird es jetzt weitergehen?« fragte Guthric Cædmon schließlich.
Cædmon hob kurz die Hände. »Wie gesagt. William zieht nach London. Ich bete, daß die verbliebenen Witan ihrem Namen Ehre machen und genug Weisheit besitzen, seinen Thronanspruch anzuerkennen, ohne weiteres, sinnloses Blutvergießen zu provozieren.«
»Also wird William König von England«, stellte Guthric fest.
»Er sollte es längst sein. Da er uns Helmsby unter den genannten Bedingungen läßt, wird sich für uns nicht viel ändern. Die Frage ist, wie viele unserer Housecarls kommen zurück? Haben wir genug Leute, um das Gut zu bewirtschaften, und haben wir Geld?«
Marie nickte. »Wir hatten eine gute Ernte. Und dein Vater war fast ein Jahr lang Sheriff. Es ist ein lukrativer Posten, ja, wir haben etwas Geld. Viele Männer aus Helmsby und Metcombe sind mit dem Fyrd nach Norden gezogen, wir müssen abwarten, wie viele heimkehren. Sie können ja schließlich nicht alle gefallen sein.«
Cædmon und Erik, die jeder eine der Schlachten miterlebt hatten, hielten es durchaus für denkbar, daß sie alle gefallen waren, aber keiner von beiden äußerte diese düstere Vermutung.
»Dann, denke ich, spricht nichts dagegen, daß die Dinge hier so weitergehen wie bisher«, sagte Cædmon statt dessen und fragte seine Schwester, die mit dem Rücken zu ihm gewandt dasaß. »Was habt ihr für Pläne, Hyld?«
»Wir wollen zurück nach York«, sagte sie über die Schulter.
»Ich habe dort einen Onkel«, erklärte Erik. »Sein einziger Sohn ist bei Stamford Bridge gefallen. Ich bin sicher, daß er mich in sein Geschäft aufnimmt und mir eins seiner Schiffe anvertraut.«
Cædmon verzog den Mund. »Verstehe. Einmal Pirat, immer Pirat.« »Es sind Handelsschiffe«, warf Hyld aufgebracht ein.
»Und bist du sicher, daß du dort oben im finsteren Northumbria leben willst, ganz allein unter Fremden, während dein Mann immerzu auf See ist?« fragte Cædmon skeptisch.
Sie schnürte ihr Kleid zu und wandte sich wieder zu ihm um. »Ich werde nicht allein sein. Sobald Erik gesund ist, holt er seine Geschwister aus Haithabu nach York, und sie werden in unserem Heim leben. Außerdem wird er ja nicht ständig fort sein. Und ich habe Onkel Olaf und seine Familie, wo ich willkommener bin und mit größerer Herzlichkeit aufgenommen werde als hier.«
Erik legte seine Hand auf ihre. »Du solltest nicht ungerecht sein. Ohne die Hilfe deiner Mutter wäre ich gestorben.«
»Ich verzichte auf deine Fürsprache«, versetzte Marie kühl.
Erik deutete ein Schulterzucken an. »Ihr kriegt sie trotzdem.«
Guthric rieb sich die Nase, um sein Lächeln hinter seiner großen Hand verstecken zu können.
Aber Cædmon war bekümmert. Er hoffte, daß seine Mutter und Schwester noch Frieden schließen würden, ehe sie sich trennten. Für ihn war dieser Riß in der Familie beängstigend und zutiefst widernatürlich.
»Ich bedaure, daß du so weit fortziehst«, sagte er zu Hyld. »Wir werden wenig voneinander sehen.«
Die steile Zornesfalte zwischen ihren Brauen verschwand. »Ich hoffe, William kommt gelegentlich nach York, wenn er König ist, und bringt seinen Mund und sein Ohr mit.«
»Bedenke, worum du bittest, Hyld«, warnte Cædmon impulsiv. Er verstand nicht so recht, warum er das gesagt hatte. Aber sie sollten sich später beide daran erinnern.
Guthric kehrte erleichtert nach Ely zurück, und Cædmon kam sich verlassen vor, als sein Bruder fort war. Kopfüber stürzte er sich in die Arbeit, versuchte, so gut er konnte den Gutsbetrieb auf den bevorstehenden Winter vorzubereiten, begutachtete Vieh- und Kornbestände, ging beinah jeden Tag nach Helmsby und ritt häufig nach Metcombe und sprach mit Bauern, Müllern und Schafhirten.
Viele, aber nicht alle Männer aus Helmsby waren gefallen. Nach und nach kamen die Überlebenden heim, und einer der ersten war Wulfric der Steward. Marie und Cædmon waren glücklich, ihn zu sehen. Zum einen weil er am längsten im Dienst der Familie stand. Schon sein Vater hatte Ælfrics Vater gedient, er war in Helmsby aufgewachsen und gehörte praktisch zur Familie. Zum anderen, weil niemand den Gutsbetrieb und die Pachtverhältnisse so gut kannte wie er. Es beruhigte Cædmon zu wissen, daß Wulfric hier sein würde, um seiner Mutter zu helfen, wenn er selbst wieder fort mußte.
Wulfric hatte an Ælfrics Seite gestanden, als der Thane fiel. Im letzten, verzweifelten Konterangriff der Engländer war er dann abgetrieben worden, und als er gesehen hatte, wie König Harold niedergemacht wurde, war er wie die meisten anderen in Panik geflohen. Doch er hatte eine tiefe Wunde am Kopf und viel Blut verloren und war irgendwann ohnmächtig zusammengebrochen.
»Und das hat mir das Leben gerettet«, schloß er seinen traurigen Bericht. »Vermutlich haben die Normannen mich für tot gehalten. Die anderen Flüchtenden haben sie eingeholt und niedergemacht. Ich bin an zahllosen vorbeigekommen, als ich schließlich aufgewacht war und weitergehen konnte.« Er stützte den grauen Kopf in die Hände. »Daß es so mit uns enden konnte. Geschlagen und niedergemetzelt …«
Cædmon legte ihm für einen Moment die Hand auf die Schulter. »Ihr hattet keine Chance. Nicht nach Stamford Bridge.«
Der ältere Mann nickte unglücklich. »Das ist wahr. Wir waren schon hundemüde, als wir in Hastings ankamen. Viele verwundet …«
»Weißt du … weißt du irgend etwas über Dunstan?«
»Nein. Ich sah ihn fallen, gleich zu Anfang. Was für eine Verschwendung! Er war so unverzagt, so voller Kampfeswut. Er hätte sicher hundert der normannischen Bastarde niedergemacht. Aber der Pfeil traf ihn noch vor dem ersten Angriff. So ein guter Junge, so viel Mut.« Wulfric ballte seine mächtige Pranke zur Faust und schlug sich leicht aufs Bein, er rang sichtlich um Haltung. »So voller Liebe für seinen König …«
Cædmon nickte schweigend. Ihm war unbegreiflich, wie irgendwer Harold Godwinson lieben konnte, aber er zweifelte nicht daran, daß sein Bruder ein großer, bewundernswerter Krieger gewesen war.
»Du hast ihn nicht gefunden?« fragte Wulfric.
Cædmon schüttelte den Kopf. »Trotzdem müssen wir die Toten begraben, Wulfric, und sei es nur in unseren Herzen. Wir müssen an die Zukunft denken. Schwere Zeiten stehen uns bevor.«
»Ja. Du hast recht, Thane.«
Cædmon starrte ihn betroffen an. So hatte ihn bislang noch niemand genannt.
Ende November war Erik soweit wiederhergestellt, um die weite Reise nach York antreten zu können. Er drängte zur Eile, denn er wollte dort sein, ehe die Schneefälle einsetzten. Er wußte, wie gefährlich eine Winterreise sein konnte, vor allem für einen Säugling. Cædmon setzte sich gegen den Widerstand seiner Mutter durch und schenkte ihnen eins der besten Pferde, die sie im Stall stehen hatten, sorgte dafür, daß ihr Wagen reichlich mit Proviant beladen wurde und sie beide warme Mäntel bekamen.
Schließlich reichte er Erik einen verheißungsvoll klimpernden Beutel. »Hier. Man weiß nie, was einem unterwegs so alles passiert.«
Erik verschränkte die Arme und schüttelte den Kopf. »Du hast genug für uns getan, Cædmon. Ich werde kein Geld von dir annehmen.«
»Du kannst es mir ja zurückzahlen, wenn du von deinem ersten einträglichen Raubzug … ich meine natürlich, deiner ersten einträglichen Kaufmannsfahrt zurückkommst.«
Erik erwiderte das breite Grinsen. »Weißt du, du kannst mich hundertmal einen Piraten nennen. Das beleidigt mich nicht.«
»Allein das sagt ja wohl alles.«
Das ist wahr, mußte Erik einräumen, antwortete aber lediglich: »Steck dein Geld weg. Ich will es nicht.«
Cædmon wandte sich an Hyld. »Dann nimm du es. Herrgott noch mal, es ist nicht viel. Und du hättest ein Anrecht auf eine anständige Mitgift gehabt.«
Sie nahm den Beutel mit einem Lächeln und küßte ihn auf die Wange. »Danke.«
»Hyld, ich will das nicht«, beharrte Erik störrisch.
Sie befestigte den Beutel an ihrem Gürtel. »Warum nicht? Er hat recht, weißt du, es steht mir zu. Beziehungsweise dir. Es ist kein Almosen, und Cædmon gibt es in Freundschaft. Also hör auf, dich zu zieren.«
Erik wandte sich mit komischer Verzweiflung an Cædmon. »So ist es immer. Sie hört einfach nicht auf mich.«
Cædmon verzog spöttisch den Mund. »Du wolltest sie haben, jetzt siehst du, wozu es führt, wenn ein Däne es mit einer englischen Frau aufnehmen will.«
Erik legte den Arm um die Schultern seiner Engländerin. »Es gibt im ganzen Norden keine, die ihr das Wasser reichen könnte.«
Cædmon betrachtete seine Schwester und seinen Schwager, sah den verliebten Blick, den sie tauschten, und fühlte gleichzeitig Neid und Hoffnung in sich aufsteigen. Wenn Hyld und Erik den generationenalten Haß zwischen ihren Völkern überwinden konnten, warum sollten dann Aliesa und er nicht die Unterschiede meistern können, die sie trennten? Gerade jetzt, da ihre beiden Völker so eng miteinander verknüpft werden würden, ob es ihnen nun gefiel oder nicht.
Er machte eine auffordernde Geste. »Nun reitet schon los, bald ist der halbe Tag um. Glückliche Reise. Möget ihr auf eurem Weg Freunde finden, die Führung der Engel und das Geleit der Heiligen.«
Er umarmte seine Schwester, ehe sie auf den Bock kletterte. Olaf lag warm eingepackt auf dem Wagen und schlief.
»Wann wirst du aufbrechen?« fragte Erik.
»Morgen.«
Der junge Däne nickte, zögerte einen Moment und streckte dann die Hand aus. »Auch dir eine glückliche Reise, Cædmon.«
Er schlug wortlos ein. Ihre Blicke trafen sich einen Moment, und sie tauschten ein unsicheres Lächeln. Ein Jammer, dachte Cædmon flüchtig. Unter anderen Umständen hätten wir Freunde werden können. Erik schwang sich in den Sattel, und der kleine Zug setzte sich in Bewegung. Cædmon sah ihnen nach, bis sie durchs Tor verschwunden waren. Er hörte Hyld auflachen, es klang schon fern.
»Gott schütze euch«, murmelte er, hauchte seine eiskalten Hände an und ging zurück ins Haus.
Nur sich selbst gestand er ein, daß er es kaum erwarten konnte, aus Helmsby wegzukommen. Die kühle Distanziertheit seiner Mutter trieb ihn ebenso fort wie der ungewohnte Respekt, den die Leute auf dem Gut und im Dorf ihm plötzlich zollten. Die Mägde umsorgten ihn wie Glucken, wenn er abends heimkam, brachten ihm das beste Stück Fleisch und das frischeste Brot und warfen ihm Blicke zu, die ihn beunruhigten und bis in seine ohnehin schon schweren Träume verfolgten. Selbst Ohthere, der Housecarl, der ihn und Guthric früher so großzügig mit Ohrfeigen bedacht hatte, wenn sie irgendeinen Unfug angestellt hatten, begegnete ihm mit einemmal voller Ehrerbietung, und Cædmon kam sich wie ein Hochstapler vor. Als hätte er Dunstan den Platz weggenommen, der ihm zustand.
Am meisten jedoch machten ihm die Lebensbedingungen in Helmsby zu schaffen, die ihm auf einmal so primitiv und bäurisch erschienen. Hier war das ganze Leben auf einen einzigen Raum beschränkt. In der Halle wurde gekocht, gegessen und geschlafen. Es gab keine Decken auf den klobigen Holztischen, die oft nur mäßig sauber waren. Einen einzigen, unbeschreiblich riechenden Abort draußen in der kleinen Holzbude für all die Menschen. Und längst nicht jeder wusch sich vor dem Essen die Hände.
Nachts fand er keine Ruhe, weil das Schnarchen der Schlafenden und das Keuchen der Liebenden von der hohen Decke zurückgeworfen wurden und zusammen ein wahres Getöse ergaben. Nichts blieb einem verborgen, weder Ehekrach noch Versöhnung, weder Kinderkrankheiten noch Altersgebrechen. Nur Geburt und Tod fanden, seit Marie de Falaise die Dame der Halle war, in der Abgeschiedenheit der hinteren Kammer statt.
In der Nacht vor seinem Aufbruch lag Cædmon wieder einmal wach. Rastlos warf er sich von einer Seite auf die andere, beneidete Eadwig, der selig an seiner Seite schlief, und noch mehr seine Mutter, die jetzt wieder einen ganzen Raum für sich allein hatte, und dachte an Rouen. Allein war man auch dort nirgends, aber das Leben auf der Burg war mit den beengten Verhältnissen in der Halle von Helmsby doch nicht vergleichbar. Dort teilte er einen Raum nur mit einem knappen Dutzend Gleichaltriger. Dort gab es stille Winkel im Innenhof, im Hauptgebäude, in der Kapelle oder dem Garten dahinter, wohin man sich ein Weilchen verkriechen konnte. Wie oft hatte er sich nach Hause gesehnt, als er dort war. Jetzt sehnte er sich zurück. Er schalt sich einen ewig unzufriedenen Toren und rief sich ins Gedächtnis, wie froh und dankbar er sein sollte, daß er lebte, daß er hier wachliegen und den nächtlichen Geräuschen, diesen zahllosen Lebenszeichen lauschen konnte. Anders als Dunstan, der jetzt vermutlich irgendwo in einem namenlosen Grab lag, verscharrt wie ein Hund. Daß er gesund und heil war, zwei Hände hatte, um sich die Ohren zuzuhalten, anders als Lucien de Ponthieu, der nie wieder mit solcher Eleganz einer Dame aus dem Sattel helfen würde wie an dem Tag, als Cædmon ihn zum erstenmal gesehen, ihn um seine mühelose Selbstsicherheit beneidet hatte.
Doch es nützte nichts, sich vorzubeten, wie glücklich er sich schätzen konnte. Er fand trotzdem keinen Schlaf, wälzte sich auf den Rücken, zog die zu dünne Decke bis zum Kinn und starrte mit brennenden Augen in die Dunkelheit. Er versuchte, die vielen beunruhigenden Geräusche aus seinem Bewußtsein zu verbannen, dachte an Aliesa, an das Gefühl ihrer Brüste, die sich an seinen Körper gepreßt hatten, als er sie hielt. An dem Abend, als der langhaarige Stern erschienen war. Wie nah sie einander gewesen waren. Er erinnerte sich genau an den Duft ihrer Haare, an ihren warmen Atem auf seinem Kinn, den Klang ihrer Stimme …
Er schreckte auf, als er eine Hand auf der Brust spürte. Er mußte wohl doch eingeschlafen sein. Er träumte. In seinem Traum war er mit Aliesa im Garten hinter der Kapelle, und der Stern erstrahlte plötzlich am Himmel, zog seinen feurigen Schweif hinter sich her. Voller Angst preßte sie sich an ihn, drückte die Hand auf seine Brust.
Eine Hand drückte auf seine Brust.
Er öffnete den Mund, um ihren Namen zu sagen, aber ein Schwall langer Haare fiel auf sein Gesicht und knebelte ihn. Er schloß die Lippen und saugte daran. Die Haare schmeckten leicht nach Rauch.
Er war jetzt wach, wußte, wo er sich befand.
Der Schatten über ihm bewegte sich, schlug seine Decke zurück und glitt neben ihn. Es war vollkommen finster. Das Feuer war nur noch ein schwaches Glimmen, die Nacht draußen mondlos und wolkig, außerdem waren die Läden zugesperrt.
Er erkannte sie an dieser eigentümlichen Geruchsmischung aus Rauch und Milch. Sie war eine der jüngeren Mägde in der Halle, arbeitete in der Molkerei und ging der Köchin zur Hand, und er konnte sich nicht an ihren Namen erinnern. Er hatte sie früher nie gesehen. Aber ihm war nicht entgangen, welche Blicke sie ihm zugeworfen hatte. Vor allem abends, wenn er vor dem Feuer gesessen und die Laute gespielt hatte.
»Wie heißt du?«
Er bekam keine Antwort. Eine kühle kleine Hand glitt unter sein Gewand und umfaßte sein hartes Glied. Er kniff die Augen zu. Die Hand tat das, was er für gewöhnlich unter heftigen Gewissensbissen selbst tat, aber es war trotzdem völlig anders. Seine Bauchmuskeln spannten sich an, jeder Muskel in seinem Körper spannte sich an, er ballte die Fäuste, versuchte, an irgend etwas Banales oder Unangenehmes zu denken, wie einen Vormittag mit Jehan de Bellême etwa oder eine Frühwache oder ein Schwert zu schleifen, doch es nützte nichts, sein Körper folgte den eigenen Regeln und entlud sich mit der ganzen angestauten Wut der letzten Nächte.
Er biß sich in den Oberarm und kniff die Augen zu. Tölpel, dachte er wütend. Jetzt wird sie gehen. Jetzt wird sie verschwinden, und du hast deine Chance vertan …
Aber sie blieb. Sie legte sich auf ihn und raffte die Röcke. Atemlos kostete er das Gefühl aus, stellte sich ihre goldblonden Flechten vor und fragte sich, ob die krausen, drahtigen Haare, die seinen Bauch kitzelten, wohl die gleiche Farbe hatten. Er spürte ihre schmalen Hände auf seinem Gesicht, dann auf den Schultern, schließlich nahm sie seine Hand in ihre und führte sie an ihre Brust. Seine Kehle war wie ausgedörrt. Er schluckte trocken und zerrte am Stoff ihres Kleides, hörte ein leises Reißen und hatte endlich freie Bahn. Mit beiden Händen umschloß er ihre weichen, nachgiebigen Brüste, und es dauerte nicht lange, bis sein Glied sich wieder aufrichtete und sie sich mit einem unterdrückten Laut des Triumphes darauf hinabsenkte.
Anfangs lag er reglos und überließ sich ihr, ergab sich staunend diesen vollkommen neuen, ungeahnten Empfindungen, doch als sie ihn auffordernd am Ärmel zupfte, legte er einen Arm um ihre Taille, stützte sich auf den Ellbogen und drehte sie beide ein bißchen unbeholfen um. Dann lag er auf ihr, spürte ihre Beine um seine Hüften und legte behutsam die Hand auf ihre entblößte Brust. Er regte sich in ihr, zaghaft zuerst, wie ein sanftes Schaukeln, bis sie schließlich die Hände um seine Taille legte und ihn führte. Als sie zu keuchen anfing, hielt ihn nichts mehr. Er beschleunigte und verstärkte seine Bewegungen, wurde wagemutiger, stieß und keuchte, und sie gab ein beinah wimmerndes Stöhnen von sich, das lauter und immer lauter wurde, bis er sicher war, daß nicht nur die ganze Halle, sondern auch die Toten auf dem Friedhof von St. Wulfstan davon aufwachen müßten, aber er konnte nicht aufhören, bewegte sich noch heftiger und ergötzte sich an ihrer Stimme. Und dann ergoß er sich in diese Unbekannte, brach ein und lag auf ihr, erdrückte sie mit seinem ganzen Gewicht und dachte Aliesa, immer nur dieses eine Wort: Aliesa, Aliesa, Aliesa, Aliesa …
Sie legte beide Hände auf sein Gesicht, strich seine Haare zurück und küßte ihn auf den Mund. Dann befreite sie sich aus seinen Armen, stand lautlos auf und schlich davon, ohne ein Wort gesprochen zu haben. Cædmon bettete den Kopf auf seinen angewinkelten Arm und spürte eine wohlige Schwere in den Gliedern, eine Form von Müdigkeit, die er lange entbehrt hatte.
Und er dachte, daß es unbestreitbar seine Vorzüge hatte, der Thane of Helmsby zu sein.