St. Valéry, September 1066

»Gott sei gepriesen, der Wind hat gedreht!«

Nicht nur die Seeleute, die den Umschwung als erste bemerkt hatten und freudig verkündeten, dankten der Vorsehung, sondern auch jeder Adlige im Gefolge des Herzogs. William der Bastard wurde für viele Tugenden gerühmt, aber Geduld zählte nicht dazu. Beinah drei Monate lang hatten die widrigen Windverhältnisse ihn und seine Flotte an der heimischen Küste festgehalten, bis er schließlich so verdrossen war, daß selbst fitz Osbern und die übrigen hohen Adligen am liebsten einen Bogen um ihn machten.

Etienne betrat eilig das Zelt, das ihn und die anderen jungen Männer im Gefolge des Herzogs beherbergte, seit sie die Flotte vor zwei Wochen von der Divesmündung hierher verlegt hatten.

»Packt euer Zeug zusammen, wir segeln in zwei Stunden.« Selbst dem sonst so unerschütterlichen Etienne gelang es nicht, seine Erregung zu verbergen.

Roland, Philip, Roger und Lucien sprangen auf und redeten wild durcheinander.

Etienne trat zu Cædmon, der nach wie vor auf seinem Schemel an dem wackeligen Tisch saß, der ihnen seit Wochen für die Mahlzeiten ebenso diente wie für Würfel- und Mühlespiele, und leise die Saiten seiner Laute zupfte. »Hast du nicht gehört, Cædmon? Wir brechen auf! Endlich bläst der Wind aus Süden.«

Cædmon nickte. »Natürlich habe ich dich gehört. Du brüllst schließlich laut genug.«

Etienne klopfte ihm lachend die Schulter. »Du und ich haben die Ehre, auf der Mora zu segeln.«

»Und was ist mit uns?« fragte Roland, der dabei war, seine wenigen Habseligkeiten in seine Decke einzurollen.

Etienne schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Am besten fragst du deinen Vater, er ist für die Bemannung der Schiffe zuständig.«

Philip ging zum Zelteingang. »Ich gehe ihn suchen.«

»Warte, ich komme mit.« Roger gesellte sich zu ihm.

»Und ich werde versuchen, jemanden zu finden, der unsere Rüstungen an Bord bringt«, verkündete Roland. »Ich habe wenig Lust, das ganze Zeug selber zu tragen.«

»Leg sie an, dann spürst du das Gewicht nicht«, schlug Etienne vor.

Roland nickte. »Eine fabelhafte Idee. Und wenn wir kentern, werde ich sinken wie ein Stein. Nein, danke. Mein Bruder Jerome hat sich letzten Sommer ein neues Kettenhemd schmieden lassen und von früh bis spät damit geprahlt, wie leicht es sei. Als ich sein Gefasel nicht mehr aushielt, hab ich vorgeschlagen, zum nächsten Wollmarkt zu reiten und unsere Kettenhemden wiegen zu lassen.«

»Und?« fragte Lucien neugierig. »War seins wirklich so leicht?«

Roland nickte. »Nur vierundzwanzig Pfund.«

»Und deins?«

»Achtundzwanzig. Die Wollwaage wäre beinah zusammengebrochen. Nein, ich glaube wirklich, ich segle lieber ohne einen solchen Mühlstein um den Hals nach England. Also dann, bis später.«

Unter dem Gelächter der anderen ging er hinaus.

»Was ist jetzt, Cædmon, los, laß uns unser Zeug zusammensuchen«, drängte Etienne.

»Vermutlich will er gar nicht, daß es endlich losgeht«, mutmaßte Lucien, aller Humor war aus seiner Miene gewichen. »Wer erlebt schon gern den Untergang seines Königs?«

»Er ist nicht mein König«, murmelte Cædmon seufzend. »Weiß jemand, wo das Rasiermesser ist?«

»Willst du wie ein Normanne aussehen, wenn du nach England kommst?« erkundigte sich Lucien. »Das ist hoffnungslos. Du bist und bleibst ein angelsächsischer Schweinehirt, rasiert oder unrasiert.«

Etienne fuhr zu ihm herum. »Wieso sagst du das immerzu?«

»Schon gut, Etienne«, warf Cædmon ein und spielte einen fröhlichen kleinen Lauf. »Es beleidigt mich nicht.«

Lucien verzog spöttisch den Mund. »Wie könnte es auch. Schließlich war der Heilige, nach dem du benannt bist, tatsächlich ein Schweinehirt, nicht wahr?«

Cædmon nickte. »Ich bewundere deine Bildung, Lucien. Nicht viele Normannen sind bewandert in unseren englischen Heiligen. Wenn du ihn kennst, dann weißt du gewiß auch vom heiligen Willibrord, nicht wahr? Jenem Missionar, der aus England in den Norden zog, um deine Vorfahren zu bekehren, und von ihnen abgeschlachtet und an eure Schweine verfüttert wurde? Jetzt, da ihr euch vom Heidentum abgewandt habt – mehr oder minder –, wäre zu überlegen, ob Willibrord nicht der Schutzpatron normannischer Schweinehirten werden sollte …«

Lucien schnaubte verächtlich und stiefelte wortlos hinaus.

Etienne wartete, bis seine Schritte verklungen waren, dann grollte er: »Auf welchem Schiff er auch fahren mag, ich hoffe, es geht unter.« Cædmon verzog das Gesicht. »Das solltest du nicht sagen, ehe wir nicht sicher sind, ob er nicht auch für die Mora eingeteilt ist.«

Etienne sah ihn verständnislos an. »Wieso bist du nie wütend auf ihn? Warum läßt du dir alles von ihm gefallen?«

Cædmon stand auf, fand das Rasiermesser unter Rogers Mantel und trat mit dem kleinen Bronzespiegel in das Dreieck aus Licht am Eingang. »Er hat recht, weißt du.«

»Ah ja? Mir war nicht bewußt, daß du ein Schweinehirt warst, ehe du nach Rouen gekommen bist. Ich habe immer geglaubt, du seiest der Sohn eines englischen Edelmannes, aus dem Holz, um Lucien de Ponthieu das Pferd unter der Nase wegzustehlen und aus der Gefangenschaft seines niederträchtigen Vaters zu fliehen …«

Cædmon grinste und ritzte sich in die Wange. »Verflucht … Nein, ich meinte, er hat recht, wenn er sagt, daß ich mich davor fürchte, was geschieht, wenn wir nach England kommen.«

Etienne schnürte sein Bündel zu und setzte sich seufzend auf einen der Hocker am Tisch. »Ja, ich weiß. Mir ginge es sicher ebenso.«

»Ich fühle mich entzweigerissen, weißt du. Ich kann es kaum erwarten, England zu sehen. Meine Eltern und meine Geschwister. Aber das normannische Heer wird zwischen uns stehen.«

Etienne hob unbehaglich die Schultern. »Wer kann wissen, was wir vorfinden, Cædmon? Vielleicht sind die Engländer längst geschlagen, und wir kommen als Befreier, die den norwegischen Besatzerkönig verjagen.«

Cædmon ließ das Messer sinken und wandte sich langsam zu ihm um. »Was redest du da?«

»Du hast es nicht gehört? Harald Hårderåde ist in Nordengland gelandet. Der Usurpator Harold Godwinson ist ihm sofort entgegengezogen. Vermutlich hat es inzwischen eine Schlacht gegeben. Aber wie sie ausgegangen ist, weiß Gott allein.«

Cædmon senkte den Kopf. Armes England, dachte er unglücklich. Was hast du nur verbrochen, daß du so schwer bedrängt wirst?

 

Die Mora war zweifellos das prächtigste der rund vierhundertfünfzig Schiffe der normannischen Flotte. Herzogin Matilda hatte sie in aller Heimlichkeit bauen lassen und ihrem geliebten Gatten für sein großes Wagnis geschenkt.

Die Hafenanlage von St. Valéry wimmelte wie ein Ameisenhaufen. Waffen, Rüstungen, Pferde und ebenso Wein und Vorräte wurden an Bord gebracht. Kurz vor Einbruch der Dämmerung schließlich wateten sie an Bord und stachen mit der Abendflut in See.

Der Nachtwind war sehr frisch und böig. Pechschwarze Wolken hatten die Sterne verhüllt; die Signalfackel am Mast der Mora, die der Flotte den Weg weisen sollte, schien das einzige Licht der Welt zu sein. Cædmon saß während der ganzen Überfahrt mit dem Rücken an der Backbordwand und fürchtete sich. Der Ausgang seiner letzten Kanalüberquerung war ihm in allzu lebhafter Erinnerung. Welche Chance hätten sie, wenn sie mitten in der Nacht auf offener See sinken sollten?

Doch die Mora machte gute Fahrt und trotzte dem tückischen Südwind beinah verächtlich, so schien es. Als der Morgen graute, stellte die Besatzung zu ihrer größten Bestürzung fest, daß sie trotz der Signalfackel offenbar allen anderen Schiffen davongesegelt war; sie waren vollkommen allein.

Nur der Herzog zeigte keinerlei Beunruhigung. Er gab Befehl, den Anker zu werfen und eine ordentliche Mahlzeit anzurichten, die die Besatzung bei Laune halten sollte, während sie auf die Nachzügler warteten. Schließlich sahen sie achtern tatsächlich nach und nach die Schatten der nachfolgenden Schiffe auftauchen.

Aber Cædmons Blick war unverwandt nach vorn gerichtet. Er stand immer noch backbord, abseits von den kleinen Gruppen Adliger und junger Ritter, und sah England unaufhaltsam näherrücken. Ein leichter Nebel lag über dem Kanal und verhüllte die schroffen, weißen Klippen der Küste.

Bald herrschte wieder Stille an Bord der Mora. Alle Männer spähten angestrengt aufs Wasser hinaus; wenn sie sprachen, dann nur im Flüsterton. Jeden Moment rechneten sie damit, die Schiffe der englischen Flotte aus dem Nebel auftauchen zu sehen. Keiner der normannischen Eroberer ahnte, daß die englische Flotte nach London berufen oder auf dem Weg dorthin vernichtet worden war.

So kamen sie unangefochten an die Küste und fanden eine große Bucht mit einem seichten Strand, wo sie Anker warfen. Am Ostrand der Bucht lag ein verschlafenes Dorf. Cædmon sah blinzelnd hinüber, aber er konnte keine Menschenseele entdecken.

Plötzlich hörte er neben sich einen Laut und wandte sich um.

»Nun, was sagt Ihr, Cædmon?« fragte Herzog William. »Wo sind wir gelandet?«

Der jüngere Mann schüttelte ratlos den Kopf. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, Monseigneur.«

William hob gleichmütig die Schultern. »Dann laßt uns an Land gehen und es herausfinden.« Und mit diesen Worten sprang er von Bord. Doch als er auf dem feuchten Sand landete, strauchelte er und stürzte der Länge nach hin. Die Männer an der Reling zogen erschrocken die Luft ein.

Aber William sprang sofort wieder auf die Füße, hob die sandverkrusteten Arme und rief lachend: »Seht nur, ich habe England mit beiden Händen in Besitz genommen!«

Die Landung der großen Armee ging so reibungslos vonstatten, daß Cædmon zu dem Schluß kam, sie müsse bis ins letzte Detail genauestens geplant gewesen sein. Am späten Vormittag waren alle Schiffe bis auf zwei in die Bucht eingelaufen. Eines, erfuhren sie später, war zu weit nach Osten abgetrieben und in Romney gelandet. Die Einwohner der kleinen Stadt hatten nicht lange gefackelt und die Besatzung bis auf den letzten Mann getötet. Das zweite Schiff war offenbar gesunken, es tauchte nie wieder auf. Der Wahrsager des Herzogs war an Bord dieses Unglücksschiffes gewesen, doch William tat den Verlust mit einem ungeduldigen Wink ab. »Was taugt ein Wahrsager, der ausgerechnet das Schiff besteigt, welches dem Untergang geweiht ist?«

Unweit des Strandes fanden sie die Ruine einer römischen Festung, und der Herzog gab Befehl, sie mit einem Erdwall zu verstärken und dort ein vorübergehendes Lager zu errichten. Nur begleitet von fünfundzwanzig seiner Ritter begab er sich auf einen Erkundungsritt. Ein zweiter Trupp zog aus, um Proviant zu beschaffen. Dem Großteil des Heeres aber wurde befohlen, auf den Schiffen zu bleiben und nach der englischen Flotte Ausschau zu halten.

Am Nachmittag kam Etienne an Bord der Mora und machte Cædmon ausfindig. »Sie sind zurückgekommen. Und er schickt nach dir.«

Cædmon nickte. »Warum so finster, Etienne? Gefällt dir nicht, was du bislang von England gesehen hast?«

Etienne lächelte grimmig und sagte achselzuckend: »Du hattest vollkommen recht. Es sieht aus wie die Normandie. Nein, wenn ich finster dreinblicke, dann weil mein verehrter Vater sich blamiert hat. Stell dir vor, sie kamen zu Fuß zurück. Sie mußten die Pferde führen, das Gelände war zu unwegsam zum Reiten. Und der Herzog trug die Rüstung meines Vaters zusätzlich zu seiner eigenen auf den Schultern. Man könnte auch sagen, der wackere fitz Osbern hat unterwegs schlappgemacht …«

Cædmon verkniff sich mit Mühe ein Grinsen. »Vielleicht sollte der wackere fitz Osbern sich bei Gelegenheit einmal ein paar Wochen in Jehan de Bellêmes Obhut begeben. Das verjüngt. Und macht schlank.«

Etienne nickte seufzend. »Jetzt geh lieber. Er erwartet dich.«

 

Cædmon fand den Herzog in Gesellschaft seiner beiden Halbbrüder und seiner engsten Vertrauten in der notdürftigen Festung. Sie saßen an einer langen Tafel und speisten. Der Duft von gebratenem Fisch stieg Cædmon verführerisch in die Nase – es war Freitag.

Als er ihn am Eingang entdeckte, winkte der Herzog ihn mit seinem Speisemesser näher.

»Kommt nur. Ich hoffe, man hat Euch und die übrigen auf der Mora angemessen gefüttert?«

»Gewiß, Monseigneur«, log Cædmon. Sie hatten nur steinhartes Brot und wässrigen Wein bekommen.

William nickte, verspeiste ein Stück Fisch – außen knusprig braun und innen schneeweiß –, kaute und schluckte, ehe er die Wachen anwies: »Bringt ihn herein.« An Cædmon gewandt fuhr er fort. »Ich muß Euch wieder einmal bitten, für mich zu übersetzen. Wir haben einen Mann aus dem Ort dort drüben mitgebracht, und ich möchte ihn ein paar Dinge fragen.«

Cædmon verneigte sich wortlos und sah sich um, als er Schritte am Eingang hörte. Die beiden Wachen kehrten mit einem gefesselten Mann in einfachen, beinah zerlumpten Kleidern zurück. Cædmon hatte so lange keinen Bart mehr gesehen, daß er ihn einen Augenblick verwundert betrachtete. Hatte er sich auch geweigert, sich die Haare nach normannischer Sitte scheren zu lassen, folgte er in allen anderen Dingen doch normannischer Mode und trug weder Kinn- noch Schnurrbart, genau wie Wulfnoth.

Die Wachen zerrten ihren Gefangenen vor den Herzog und versetzten ihm einen unsanften Stoß, so daß er auf den Knien landete.

Der Mann stöhnte, es klang fast wie ein Schluchzen. »Bitte, tut mir nichts …«, flehte er atemlos. »Bitte, wer immer Ihr auch sein mögt, Mylord …«

»Nimm dich zusammen«, riet Cædmon ruhig. »Das steigert deine Chancen, glaub mir.«

Die zusammengesunkene Gestalt fuhr herum in die Richtung, aus der die verständlichen, wenn auch kühlen Worte kamen. »Gott, Ihr könnt mich verstehen? Wer sind diese Leute? Was … was wollen sie denn von mir …«

»Fragt ihn, wie dieser Ort heißt«, fiel William dem Angelsachsen barsch ins Wort.

Cædmon wiederholte die Frage auf englisch.

Der Mann blinzelte verständnislos. »Pevensey. Unser Dorf heißt Pevensey.«

Das verstand William ohne Übersetzung. »Fragt ihn, wo der nächste größere Hafen ist.«

Cædmon fragte.

»Ich … weiß nicht, ich kenne keinen Hafen. Ich … oh, mein Gott, laßt nicht zu, daß sie mich töten, ich flehe Euch an … Frau und Kinder …« Seine Furcht machte ihn vollkommen kopflos, er bekam keinen zusammenhängenden Satz mehr zustande.

Auf ein Zeichen von William packte eine der Wachen den armen Wicht bei den Haaren und setzte ihm den Dolch an die Kehle. Der Mann wimmerte erstickt.

Cædmon wandte sich an den Herzog. »Erlaubt Ihr, daß ich einen Moment mit ihm rede? Er ist nur ein einfacher Fischer, außer sich vor Angst.«

William nickte unwillig und befahl dem Soldaten, von dem Gefangenen abzulassen.

Cædmon sah auf die zusammengesunkene Gestalt hinab und schämte sich seines Landsmannes. »Kann ich ihm sagen, daß Ihr ihn leben laßt, wenn er vernünftig antwortet? Vielleicht hilft das.«

»Meinetwegen. Wenn es nicht gar zu lange dauert.«

Cædmon hockte sich vor den Mann und sprach leise auf ihn ein. Der Gefangene hörte auf zu beben, hob schließlich den Kopf und nickte scheu. »Hastings, Mylord. Vielleicht fünf Meilen östlich von hier.« »Ist der Hafen groß genug für all die Schiffe in der Bucht?« fragte Cædmon.

Der Mann nickte wieder. »Bestimmt. Wer … wer seid Ihr, Mylord?« »Ich bin kein Lord. Ich bin Cædmon of Helmsby. Aber dies sind der höchste Lord der Normandie und seine Witan.«

Der arme Tropf schrumpfte wieder völlig in sich zusammen. »Also ist es wahr, was erzählt wird.«

Cædmon legte ihm kurz die Hand auf die Schulter. »Ja, es ist wahr.« Dann wandte er sich an William. »Der Hafen, den Ihr sucht, heißt Hastings, Monseigneur. Ganz in der Nähe.«

Williams Miene hellte sich auf. »Und in welchem Teil Englands sind wir gelandet?«

Cædmon brauchte den Fischer nicht zu fragen. Der Name Hastings war ihm geläufig. »In Sussex.«

»Und wer herrscht über Sussex?«

»Der Earl of Wessex.«

Der Herzog lächelte strahlend. »Es hätte kaum besser kommen können. Schickt Euren wackeren Landsmann nach Hause, Cædmon. Augenblick.« Er griff in seinen Beutel, fischte eine Münze heraus und warf sie ihm zu. »Botenlohn.«

Cædmon fing sie auf und gab sie dem Fischer. »Hier hast du einen Penny.« Er zückte seinen Dolch und durchschnitt die Fesseln. »Jetzt geh«, drängte er leise. »Beeil dich.«

Das ließ der Mann sich nicht zweimal sagen. So hastig stürzte er zur Tür, daß er über die eigenen Füße stolperte und um ein Haar gestürzt wäre. Die Normannen lachten schallend. Als die Jammergestalt endlich verschwunden war, wirkte Cædmon erleichtert.

»Was war so gut an der Nachricht?« fragte Williams Bruder Odo, der Bischof von Bayeux.

Der Herzog spießte bedächtig ein Stück Fisch auf. »Je eher wir Harold Godwinson herlocken, um so besser für uns. Falls er Harald Hårderåde geschlagen hat und noch König von England ist, dürfen wir ihm keine Ruhepause gönnen.«

Odo hob verständnislos die Schultern. »Und weiter?«

»Sussex gehört zu Harold Godwinsons eigener Grafschaft. Morgen ziehen wir nach Hastings, und zwar mit Feuer und Schwert. Jeder Mann, der hört, daß sein Heim in Flammen steht, eilt auf dem schnellsten Weg nach Hause.«

Cædmon spürte einen eisigen Schauer auf dem Rücken, seine Hände waren mit einemmal eiskalt und feucht. Wulfnoth hatte vollkommen recht gehabt, erkannte er. Er würde mitten im Feuer stehen.

Das zweite Königreich
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