SECHSUNDDREISSIG ♦
Als Invincible Angus zum Hotel Pasadena zurückkehrte, hatte er sich mindestens zehn verschiedene Methoden ausgedacht, um Sanchez und Elvis zu foltern, zu verstümmeln und am Ende zu töten. Während er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass diese beiden Wichser ihn bisher siebzig Riesen gekostet hatten, nämlich die noch fehlenden zwanzigtausend von Julius und Powells versprochene fünfzigtausend. Oh, er würde es genussvoll und langsam tun. Er konnte es kaum erwarten, ihre Schmerzensschreie zu hören.
Aber sogar das war jedoch nicht mit dem zu vergleichen, was er mit diesen Zombiebastarden tun würde, die versucht hatten, mit den zähnen Stücke aus seinem Körper zu reißen, seinen Lieblingstrenchcoat zerfetzt und seinen Van und seine Tom-Jones-CD gestohlen hatten. Diese Mistkerle hatten sich einen Freifahrtschein in die Hölle verdient, und er war derjenige, der ihnen dazu verhelfen würde.
Er rannte die Treppe zum Hoteleingang hoch. Eine grauhaarige ältere Frau in einem schweren, teuer aussehenden weißen Mantel kam gerade heraus, während Angus hineinstürmte. Sie war im Begriff, sich eine Zigarette anzuzünden, und bemerkte daher Angus‘ massige Gestalt nicht, die plötzlich vor ihr aufragte. Er drängte sich zwischen sie und die Türen, stieß sie mit der Schulter zur Seite und verfolgte voller Schadenfreude, wie sie aus dem Gleichgewicht geriet, die Treppe hinunterstürzte und dabei die Zigarette verschluckte, die sie hatte anzünden wollen. Lieber Gott, fühlte sich das gut an. Aber es war nicht genug. Er war ganz wild auf irgendeine Art Konfrontation, egal mit wem oder was. Das nächste Opfer, das mit ihm in seiner üblen Laune zusammenstieß, würde Bekanntschaft mit gleich beiden Revolvern machen. Er steuerte direkt auf die Rezeption zu.
Nur eine Empfangsdame hatte Dienst, eine blonde junge Frau, die sich offenbar zu Tode langweilte. Die gesamte Lobby war verlassen. Niemand checkte so spät am Tag ein. Da das gesamte Wochenende im Zeichen dieses gottverdammt dämlichen Gesangswettbewerbs stand, waren alle Gäste bereits eingetroffen. Und mittlerweile war das abendliche Unterhaltungsprogramm in vollem Gang.
Angus stützte sich mit beiden Händen auf den Rezeptionstisch und beugte sich vor, um den Namen auf dem Schild an der roten Weste der jungen Frau zu entziffern.
»Belinda«, las er laut vor.
Sie begrüßte ihn mit einem höflichen Lächeln. »Die bin ich. Wie kann ich Ihnen behilflich sein, Sir?«
»Geben Sie mir den Schlüssel für Zimmer sieben-dreizehn. Und zwar sofort!«
Das höfliche Lächeln verschwand, während Belinda auf dem Keyboard zu tippen begann und auf den Monitor vor ihr blickte.
»Sind Sie Mister Sanchez Garcia?«, fragte sie.
»Nein, ich bin derjenige, für den das Zimmer reserviert war, ehe dieser Garcia es sich unter den Nagel gerissen hat.«
»Dann tut es mir leid, Sir, aber ich darf Ihnen keinen Schlüssel aushändigen.«
Angus zog einen seiner Revolver aus dem Trenchcoat und zielte damit auf den Kopf der Empfangsdame.
»Jetzt hör gut zu, du verdammte Schlampe. Ich wurde soeben von etwa einhundert verdammten Zombies angegriffen, die in der Wüste aus der verdammten Erde gestiegen sind. Praktisch aus dem verdammten Nichts. Und wenn ich mich nicht irre, dann haben sie versucht, mich bei lebendigem Leib zu verspeisen. Daraufhin habe ich eine ganze Menge von ihnen mit diesem verdammten Schießeisen erledigt.« Er wedelte mit der Waffe vor ihrem Gesicht herum. »Und als mir die verdammte Munition ausging, habe ich ein paar weitere mit meinen bloßen verdammten Händen getötet. Ich habe die Kanone wieder geladen, und ich sage dir, dass ich absolut nicht in der Stimmung bin, um mir von jemandem wie dir sagen zu lassen: ›Tut mir leid, Sir, aber ich bin eine verdammte Schlampe, deshalb kriegen Sie keinen Schlüssel.‹ Also, warum gibst du mir nicht den verdammten Schlüssel, und ich tu nicht so, als würde ich dich mit einem verdammten Zombie verwechseln, dem ich den Schädel wegblasen muss.«
»Haben Sie sonst noch einen Wunsch, Sir?«
»Das ist alles.«
»Einen Moment, bitte.«
Belinda griff nach rechts und in eine Schublade unter dem Tisch. Sie holte einen Schlüssel heraus und legte ihn vor Angus auf den Tresen.
»Das ist ein verdammter Hauptschlüssel, Sir. Mit diesem verdammten Ding kommen Sie in jedes verdammte Zimmer, in das Sie verdammt noch mal hineinwollen.«
»Vielen Dank. Ach, übrigens – diese verdammten Zombies sind hierher unterwegs. Ich empfehle Ihnen, dass Sie ihnen weniger Scheiß erzählen, als Sie mir erzählt haben. Und dann sollten Sie etwas gegen Ihre freche Klappe tun. Die passt einfach nicht zu einer jungen Lady.«
»Ich werde ganz sicher daran denken, Sir. Genießen Sie Ihren verdammten Aufenthalt.«
Angus angelte den Schlüssel vom Tresen, verließ eilig die Lobby und bog in den Korridor zu den Fahrstühlen ein. Die Empfangsdame sah ihm nach und wartete, bis er außer Hörweite war, ehe sie nach dem Telefon auf ihrem Pult griff und eine vierstellige Nummer wählte. Das Rufzeichen erklang zweimal, dann wurde am anderen Ende abgenommen.
»Nigel Powell.«
»Hi, Mister Powell, hier ist Belinda an der Rezeption. Ein ziemlich unangenehmer verd–« – sie verschluckte den Rest des Wortes – »Gentleman mit einer Pistole und übelster Wortwahl ist soeben hereingekommen. Ich händigte ihm einen Hauptschlüssel aus, mit dem er Zugang zu jedem Zimmer hat. Hätte ich es nicht getan, wäre ich von ihm erschossen worden.«
»Ich verstehe. Ich benachrichtige den Sicherheitsdienst. Geben Sie den Leuten eine genaue Beschreibung, wenn Sie angerufen werden. Sind Sie sonst okay, Belinda? Sie können sich für den Rest der Nacht freinehmen.« Powell war um seine Angestellten immer sehr besorgt. Das hatte keine altruistischen Gründe. Es war nur so, dass das Ersetzen von Personal hier draußen auf Devil’s Graveyard nicht gerade die einfachste Aufgabe war, die er sich vorstellen konnte.
»Oh, mir geht es gut, danke, Mr. Powell. Da ist aber noch etwas anderes, das Sie wissen sollten.«
»Ja? Und was wäre das?«
»Dieser Typ meinte, er käme gerade direkt aus der Wüste, wo er von etwa einhundert Zombies angegriffen worden sei. Er sagte, sie kämen geradewegs hierher.«
Belinda hörte ihren Arbeitgeber am anderen Ende der Leitung laut seufzen. »Scheiße. Dann sind sie bereits hierher unterwegs, hm? Wir sollten lieber zusehen, dass wir diesen Gesangswettbewerb schnellstens zum Abschluss bringen. So wie es sich anhört, kommen die Mistkerle dieses Jahr aber früh, und ich glaube nicht, dass einer von uns ihnen als Imbiss dienen möchte. Dafür haben wir diese Idioten im Publikum.«
»Ja, Sir.«