SIEBENUNDDREISSIGSTES KAPITEL

25. August 1763
Des Prinzen Zuflucht
Mäßigungsbucht, Mystria

 

 

 

Prinz Vladimir winkte, als Nathaniel sich dem Gut näherte. Er und Kamiskwa hatten gerade Magwamps Fütterung überwacht. Der Altashie war unten am Fluss geblieben und kitzelte Fische heraus, während der Prinz sich für die Ankunft der Prinzessin umgezogen hatte. Er trug jetzt ein blaues Samtjackett mit goldenen Litzen über einem sauberen weißen Hemd und zur Jacke passender Kniehose, weiße Strümpfe und schwarze Schuhe mit goldenen Schnallen.

»Wie weit hinter Euch sind sie?«

»Schätze, so ’ne Stunde. Könnte auch mehr sein. Bin losgeritten, bevor sie sich so recht in Bewegung gesetzt hatten.« Nathaniel Wald stieg ab, schlug die Klappe einer der Satteltaschen auf und reichte dem Prinzen eine von Graf von Metternin versiegelte Botschaft. »Hat gesagt, das hier erklärt alles, und Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen.«

Der Prinz nahm den Brief. »Erzählt Ihr mir von ihr?«

Nathaniel grinste. »Hab schwören müssen, das nicht zu tun, und ich halt’ mein Wort, wenn es um Sachen geht, die vertraulich sind.«

»Womit Ihr sagen wollt?«

»Womit ich sagen will, schätze, wir müssen uns mal unterhalten. « Nathaniel reichtet das Pferd einem Stallburschen, nachdem er vorher sein in der Wildlederhülle verpacktes Gewehr aus der Sattelhalterung geholt hatte. »Prinzessin hat gesagt, Ihr möchtet im Labor auf sie warten. Sie respektiert, was der Graf ihr von Euch erzählt hat, und will Euch da treffen.«

Interessant. Obwohl der Graf nicht den Eindruck erweckt hatte, besonderen Wert aufs Protokoll zu legen, hatte Vladimir angenommen, Prinzessin Gisella täte das sehr wohl. Sicherlich war sie darin geschult. Man hatte sie ihm als Instrument einer diplomatischen Mission gesandt, daher war das Einzige, was wirklich zählte, die Einhaltung der Konventionen. Falls ihr das nicht wichtig ist, was bewegt sie dann?

»Und Ihr werdet Eure Beobachtungen nicht mit mir teilen?«

»Nee. Ich mache, was man mir sagt.«

»Ich wäre geneigter, Euch zu glauben, würde die Situation Euch nicht so offenkundig amüsieren.«

Nathaniels Grinsen wurde noch breiter. »Könnte schon sein, dass ich ’ne gewisse Befriedigung verspüre.«

»Und das ist ein Thema, über das Ihr und ich uns unterhalten sollten?«

Der Waldläufer runzelte die Stirn. »Scheint, der Graf hat Ideen in sein’ Hinterkopf von Rahel und mir. Mehr als nur Geschwätz. «

»Das dürfte daran liegen, dass ich ihm von Euch erzählte, als er mich fragte.«

Nathaniels Gewehr lag locker in den verschränkten Armen. »Ihr habt Mumm, mir das einfach ins Gesicht zu sagen. Das gesteh’ ich Euch zu. Hättet Ihr irgendwas anderes gesagt, ich hätt’ Euch eine reingehauen.«

Der Prinz öffnete die Hände. »Nathaniel, Ihr habt mir von Eurer Lage im Vertrauen berichtet, und das respektiere ich.«

»Aber Ihr dachtet, es dem Grafen zu erzählen, wär’ völlig in Ordnung so?« Die Miene des Waldläufers verdüsterte sich.

Vladimir ließ sich davon nicht einschüchtern. »Ich setze Euch als meinen Mann ein. Ich trage Verantwortung für Euch. Ich trage Verantwortung für Eure Sicherheit. Was Ihr mir erzählt habt, sagtet Ihr mir im Vertrauen. Ihr habt darauf vertraut, dass ich es nicht zu Eurem Schaden verwende, und das habe ich nicht getan. Der Graf hat seine Pflichten, und sie verlangen, dass er Euch ebenfalls vertraut. Das konnte er nur, wenn ich ihm Dinge offenbarte, die ihn gegen Gerüchte feiten, die er über Euch hätte aufschnappen können.«

Nathaniel schüttelte den Kopf. »Woher wisst Ihr, dass Ihr ihm trauen könnt?«

»Macht er auf Euch den Eindruck eines Menschen, der sich über die Affären anderer das Maul zerreißt?«

»Hab nichts gesehen, was darauf hindeutet, aber er könnte uns hinters Licht führen.«

»Ja, das könnte er, doch er weiß um den Wert von Menschen. Und er weiß zwei Dinge über Euch. Erstens, ich schätze Euch als den besten Waldläufer in Mystria. Zweitens, er weiß, wenn Ihr Euch darum scheren würdet, was man über Euch erzählt, würdet Ihr nie wieder einen Fuß nach Port Maßvoll setzen.«

»Ihr hättet trotzdem nichts sagen dürfen.«

Vladimir blinzelte. »Glaubt Ihr, er hätte es nicht ohnehin herausfinden können?«

»Nicht die Wahrheit.«

»Aber genug, um sie sich als gescheiter Kopf, der er sicher ist, zusammenreimen zu können.« Der Prinz zählte die Fakten an den Fingern ab. »Rahel Wildbau hat zwei Kinder. Einen Sohn von sechs Jahren, Demut, der keine auch nur entfernte Ähnlichkeit mit seinem Vater aufweist, und eine Tochter von drei Jahren, Milde, die, armes Kind, ihrem Vater nur allzu ähnlich ist. Ihr Gatte zahlt dafür, dass man Euch und seine Gemahlin beschattet. Er kann nichts beweisen, doch kann es kaum einen Menschen in Port Maßvoll geben, der nicht sehr genau darüber im Bilde ist, was geschieht.«

Nathaniel strich sich über den Mund. »Schätze, was Ihr sagt, ist alles wahr, aber trotzdem hättet Ihr nichts sagen sollen.«

»Es tut mir leid, dass Ich Euer Vertrauen verletzt habe, Nathaniel. Ich hätte es nicht getan, hingen nicht Dinge von größter Wichtigkeit davon ab.« Der Prinz packte sein Gegenüber bei der Schulter und drückte sie. »Euch ist vielleicht nicht bewusst, dass die meisten, die diese Geschichten über Euch hören, Euch deswegen nicht verachten. Sie wissen, was geschehen ist. Würde Zachariah Wildbau mitten in der sonntäglichen Messe erschossen, die Hälfte der Gemeinde würde erklären, nichts gesehen zu haben, und die andere Hälfte könnte sich nicht einig werden, was geschah.«

Nathaniel schüttelte den Kopf. »Würd’ ihn nie ermorden.«

»Ich weiß.« Der Prinz nickte ernst. Er glaubte dem Mann, und glaubte sogar, dass Nathaniel von seinen Worten überzeugt war, aber der Mystrianer ahnte auch nichts davon, dass der Prinz sein Vertrauen bereits einmal zuvor verletzt hatte. Vier Jahre zuvor, während Nathaniel und Kamiskwa auf einer Jagdexpedition waren, hatte ihn die Nachricht erreicht, dass Zachariah Wildbau betrunken in einem Wutanfall seine Frau verprügelt und seine ehelichen Rechte gewaltsam eingefordert hatte. Vladimir hatte das Stillschweigen der beiden weiblichen Dienstboten des Wildbauhaushalts erkauft und sie auf die Plantage seiner Mutter in Feenlee bringen lassen.

Außerdem hatte er Zachariah Wildbau ins Regierungshaus bestellt und ihm sehr geduldig erklärt, dass sein Geschäft, sollte er seine Gattin noch ein einziges Mal schlagen, bis aufs Fundament abbrennen würde. Der Prinz hatte ihm mitgeteilt, dass keine Bank in Norisle ihm jemals wieder auch nur den geringsten Kredit einräumen und er persönlich dafür sorgen würde, dass er restlos in den Ruin getrieben wurde. Vladimir hatte ihm versprochen, dass seine einzige Möglichkeit, noch etwas für seine Familie zu tun, schließlich darin bestehen würde, sich umzubringen, um den Hinterbliebenen eine private Witwen- und Waisenrente zu ermöglichen.

Wildbau hatte sich aufgeplustert und darauf bestanden, er habe jedes Recht, Gebrauch von seiner Gattin zu machen, wie immer ihm beliebte. Daraufhin hatte der Prinz erwidert, er werde sein Amt dazu benutzen, Wildbau alles mit gleicher Münze heimzuzahlen, was dieser Rahel antat. »Wem gönnt Ihr das angenehmere Leben, Meister Wildbau? Euch oder der Krone?«

Nach einiger Überlegung hatte Wildbau eingesehen, dass es besser war, den Rat des Prinzen zu beherzigen.

Hätte Nathaniel jemals davon erfahren, was Zachariah getan hatte, nichts und niemand hätte ihn davon abhalten können, den Mann totzuschlagen. Der Prinz hielt zu große Stücke auf den Waldläufer, um das zuzulassen. Falls er jemals erfährt, dass ich davon wusste … Es war ein kalkuliertes Risiko, dieses Geheimnis zu hüten, aber der Prinz sah keine andere Möglichkeit.

Er lächelte. »Manchmal lege ich zu viel Gewicht auf Staatsangelegenheiten. Befände ich mich in Launston, wäre ich daran gewöhnt. Und der Wahrheit halber: Es ist durchaus verwirrend für mich, plötzlich von meiner bevorstehenden Hochzeit zu erfahren. «

Nathaniel nickte, und sein Ärger schien abgeklungen. »Postboot ist mit der Flut angekommen. Hatte einen Brief von Eurem Vater an Bord. Die Prinzessin hat gebeten, ihn Euch mitbringen zu dürfen. Hab mir gedacht, das schadet niemand.«

»Das ist in Ordnung.« Ohne Zweifel war es ein Brief voller kluger Ratschläge, der ihn zu Gelassenheit, Überlegung und Gebet ermahnte. Auf jeden Fall zum Gebet. »Gibt es noch weitere Neuigkeiten?«

»Nichts von Bedeutung, was ich so weiß.« Nathaniel verzog das Gesicht. »Oh, da ist noch was. Wenn ich Euch um einen Gefallen bitten darf, Hoheit.«

»Ja?«

»Ihr solltet mich und Kamiskwa irgendwas jagen schicken.«

»Weil?«

Nathaniels Miene wurde säuerlich. »Weil Eure Prinzessin sich was in den Kopf gesetzt hat von wegen einem Picknick. Der Graf, der hat ein gutes Auge, und er hat bei mir und Kamiskwa für feine Klamotten Maß nehmen lassen. Für Euch übrigens auch, aber Ihr seht in dem Zeug ’nen Hauch besser aus als wir.«

Der Prinz musste lachen. »Habt Ihr Angst davor, Euch zum Essen umziehen zu müssen?«

»Ist nicht wegen mir, Hoheit. Es ist Kamiskwa.« Der Waldläufer blickte sich um, dann senkte er die Stimme. »Er hat es nicht so mit zivilisierter Tracht.«

»Ich werde mich erkundigen, ob Ihre Hoheit auf Eure Anwesenheit verzichten kann.« Vladimir hielt den Brief in die Höhe. »Lasst mich das hier lesen, dann kümmern wir uns um Euer Problem.«

»Danke, Hoheit.«

Prinz Vladimir zog sich in sein Studierzimmer zurück und öffnete den Umschlag. In sehr präzisen, blumigen Worten erklärte der Graf die Gründe für die Verspätung der Prinzessin und Nathaniels Sorge. Die Prinzessin war entschlossen, ein Picknick zu veranstalten und dafür alles zu organisieren, vom Mobiliar bis zu den Gästen, die über sie selbst und den Grafen hinaus aus Madame Wildbau, Doktorus Frost mit Gemahlin und Tochter sowie Bischof Binsen mit Gattin und Nichte bestehen sollten. Sie kümmerte sich um Essen, Wein und alles, was ansonsten notwendig war, um die gesellschaftlichen Verpflichtungen zu erfüllen.

Er ließ den Brief sinken. Die Frosts waren ihm sehr willkommen, ebenso wie Rahel Wildbau, die er persönlich noch nicht kennengelernt hatte. Bischof Binsen hingegen ertrug er nur in sehr gering dosierten Maßen. Um genau zu sein, nur an Ostern und dem Fest der Heiligen Geburt, wenn er als Repräsentant der Königin in Mystria verpflichtet war, die Messe zu besuchen.

Binsen hatte sich mit seinen Predigten einigen Ruhm erworben. Er hatte sie sogar sammeln und als Buch herausgeben lassen. Auch Vladimir hatte ein Exemplar bekommen. Der Mann predigte Moral, Treue und Gehorsam den Gesetzen Gottes und der Krone gegenüber. Alles gut und unterstützenswert, vor allem, wenn man Wert auf eine stabile Gesellschaft legte.

Doch irgendwie richtete sich seine Predigt, wenn der Prinz die Messe besuchte, unfehlbar gegen die Gottlosigkeit Tharyngias. Binsen betonte jedes Mal, dass es einst eine große Nation gewesen sei, doch all das ein Ende genommen hätte, als es Gott den Rücken gekehrt und seinen rechtmäßigen Herrscher gestürzt hatte. Für ihn waren die Wissenschaft und ihre Methoden gleichbedeutend mit der Zurückweisung Gottes, denn schließlich fände der Mensch auf den Seiten der Bibel alles, was Gott ihn wissen lassen wolle. Falls es sich dort nicht fand, betrachtete Binsen es als überflüssig.

Binsens einziger bisheriger Besuch auf dem Landgut hatte einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen. Alle anderen Besucher hatten auf das Labor mit einem Ausdruck überwältigten, zum Teil ehrfürchtigen Staunens reagiert, der den Prinzen jedes Mal von neuem freute. Binsen war die einzige Ausnahme. Sein Gesicht war zur Maske erstarrt, er hatte sich nur noch knapp und abgehackt geäußert und sich so schnell wie möglich verabschiedet.

Würde ich das Haus verlassen, während er sich auf dem Gut befindet, ginge das Labor in Flammen auf. Daran hege ich nicht den geringsten Zweifel. Vladimir trat hinüber an das Modell der Festung du Malphias’. Durch präzise Messungen und die sonstigen Erfordernisse wissenschaftlicher Arbeit hatten sie ein unbezahlbares Hilfsmittel für den Kampf gegen die Ryngen geschaffen, doch Binsen würde darin eine giftige Frucht sehen.

Er starrte auf das Modell hinab und wünschte, Binsens Gott würde sich entscheiden, die reale Festung zu vernichten. »Es wäre sicherlich bequemer.«

»Was wäre bequemer, mein Lhord?«

Ihre leise Stimme überraschte ihn durch die Ehrfurcht und Reife, die darin lag. Sie war problemlos durch die Türe getreten, da sie von erheblich zierlicherer Statur war, als das gängige Bild der teutonischen Frau ihn hatte erwarten lassen. Das blonde Haar trug sie lang und offen. Es glänzte warm wie Honig. Sommersprossen tüpfelten spielerisch ein etwas breiteres Gesicht, als Vladimir erwartet hatte, aber in den dunkelblauen Augen lagen Intelligenz und Neugier. Sie trug ein einfaches, sehr bescheidenes Kleid aus einheimischer Fertigung, das ihr hervorragend stand.

Er trat zur Seite und verbeugte sich tief. »Hoheit, es ist mir eine Ehre.«

Sie knickste. »Ihr habt mein Klopfen nicht vernommen, Hoheit? «

Vladimirs Blick glitt an ihr vorüber. »Nein, ich befürchte …«

Sie schüttelte den Kopf, und ein keckes Lächeln ließ ihre Mundwinkel zucken. »Man sagte mir, Ihr seid ein Mann von großer Überlegung und Konzentration. Nun kann ich mich selbst davon überzeugen. Es gefällt mir zu sehen, dass Ihr in unbeobachteten Momenten nicht anders seid als in Gesellschaft. «

Der Prinz musterte sie interessiert und fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte. »Habt Dank. Ich bin so, wie Ihr mich seht, wenn auch in aller Regel anders gekleidet.«

»Die Kleidung steht meinem Lhord sehr gut.«

Vladimir schloss halb die Lider. »Bitte teilt Euren Lehrern mit, dass Sie hervorragende Arbeit geleistet haben.«

»Wie meint ihr das?« Ihre Augenbrauen hoben sich, statt sich an der Nasenwurzel zu treffen.

Normalerweise hätte er erwartet, diese Frage in beleidigtem Tonfall gestellt zu hören, doch ihre Stimme klang verwirrt. »Ich will damit sagen, dass Ihr äußerst geschickt in der Kunst der Schmeichelei seid, doch bin ich kein solcher Narr zu glauben, eine jüngere Dame wie Ihr könnte mich im Mindesten attraktiv finden. Wir wissen beide, dies ist eine Ehe aus Staatsraison.«

Sie senkte den Blick. »Seht Ihr es so?«

Er rieb sich das Kinn. »Habe ich Euch falsch eingeschätzt?«

»Ich sollte meinen, mein Lhord, dass ein Mann von Eurer Intelligenz, der die wissenschaftliche Methode bewundert, auf einer etwas eingehenderen Untersuchung bestehen würde, bevor er ein Urteil fällt.« Gisella hob den Kopf. »Würde ich dies für eine rein der Staatsraison geschuldete Ehe halten, welchen Grund besäße ich, Euch zu täuschen? Unser Schicksal läge nicht in unserer Hand. Wir würden heiraten, ich würde Euch Kinder gebären, und alle Welt mit unserer Ausnahme wäre damit zufrieden. «

Vladimir nickte nachdenklich. »Ein vernünftiger Einwand, doch noch recht wenig, um eine Schlussfolgerung daraus zu ziehen.«

Sie verschränkte die Hände auf dem Rücken. »Graf Joachim hat mir berichtet, ihr hättet Euch nicht nach mir erkundigt und ihn stattdessen gebeten, Euch für mich zu beobachten. Das hat er getan und mir mit viel Gelächter Bericht erstattet. Er sagt, wir könnten nicht besser zueinanderpassen, hätte man uns eigens zu diesem Zwecke angefertigt. Ihr könntet fragen, warum man gerade mich für Euch aussuchte. Ich habe ältere Schwestern, die man hätte schicken können.«

Langsam trat ein Lächeln auf seine Züge. Sie hat keine Scheu, ihre Meinung zu äußern. »Warum hat man Euch gewählt?«

»Um mich loszuwerden.« Sie drehte sich um und betrachtete den Raben in seinem Käfig. »Ich habe mich nie durch übergroße Duldsamkeit für das Zeremoniell bei Hofe und die Edelleute ausgezeichnet, denen der Verstand über viele Generationen abgezüchtet wurde. Geschichten von Wagemut und Tapferkeit langweilen mich. Ich sehe mehr Schönheit in den Flügeln eines Schmetterlings als in allen Juwelen der Welt. Weder mein Vater noch irgendjemand an seinem Hofe kann meine ständigen Fragen ertragen. Ich ziehe die Lektüre der Stickerei und anderen femininen Künsten vor.«

»Und was lest Ihr?«

Sie lächelte und offenbarte gleichmäßige weiße Zähne. »Norillisch, Hoch- und Niederkessisch, Remisch, Archelianisch, und es ist mir gelungen, meinen norillischen Lehrmeister zu überreden, dass er mich Tharyngisch lehrte. Die Muttersprache Eurer Mutter beherrsche ich nicht, würde sie aber gerne erlernen.«

»Ein sehr gut, was die Sprachen betrifft. Die Themen nun, meine Dame.«

Ihre Augen leuchteten. »Die Klassiker natürlich, Philosophie und Wissenschaft. Ich habe die Bibel gelesen und gebe zu, ein Faible für Reiseberichte zu haben. Ich wollte schon immer einmal Mystria besuchen.«

Vladimir nickte, dann breitete er die Arme aus. »Und was haltet Ihr von meinem Labor?«

Gisella schmunzelte. »Man sollte einmal Staub wischen.«

Er hob eine Augenbraue.

»Und ich würde liebend gerne Stunden damit verbringen, seinen Inhalt zu erforschen, falls mein Lhord es gestattet.«

Vladimir lächelte. »Ich denke, Prinzessin Gisella, das lässt sich arrangieren.«

Krieg der Drachen - Roman
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