FÜNFTES KAPITEL
27. April 1763
Gottesgabenpfad
Mäßigungsbucht, Mystria
Auf dem Ritt zurück nach Port Maßvoll machte Owen am Ufer des Benjamin halt, um den Wurmschlamm abzuwaschen. Das meiste war auf seiner Uniformjacke und der Weste gelandet, und er schrubbte sie, so gut es ging. Dann spülte er den Lehm von den Stiefeln. Er spritzte sich Wasser über die Hosen, und nachdem er Hemd und Stiefel ausgezogen hatte, watete er in den Fluss, um sich zu waschen.
Manch anderer hätte angewidert reagiert, Owen jedoch strahlte. Fast hätte er jauchzen mögen vor Begeisterung. Er bremste sich allerdings, denn er wollte die unberührte Wildnis nicht durch seinen Gefühlsausbruch stören.
All die Erzählungen über Mystria, die er gehört und gelesen hatte, hatten ihn nicht auf die schiere Schönheit des Landes vorbereiten können. An nur einem einzigen Tag hatte er bereits so viel gesehen. Wer weiß, was mich an Erstaunlichkeiten noch erwartet?
Ein lautes Geräusch im Gebüsch zu seiner Linken ließ ihn herumfahren. Hastig schwamm er zurück ans Ufer und griff nach der Reiterpistole. Als er die Waffe hob, lag sein Daumen auf dem Feuerstein. Er drehte sich in die Richtung des Geräuschs und stützte die Waffe mit der Linken ab. Vor seinem inneren Auge tummelten sich Bilder pirschender Geopahren.
Blödsinn. Den würde ich erst hören, wenn es schon zu spät ist.
Dort. Dreißig Schritt entfernt tauchte ein gewaltiges Biest aus dem Gebüsch auf und bewegte sich auf eine kleine, in den Fluss ragende Sandbank. Bis auf die gelbe Schnauze war es von brauner Farbe, und sein Kopf trug ein gewaltiges Geweih. Der kurze Schwanz und die langen, braunen Ohren zuckten. Am Flussufer angekommen, schaute es sich erst um, bevor es von dem dort wachsenden Gras fraß.
Owen senkte die Pistole und atmete langsam aus. Nun erst bemerkte er, dass er die Luft angehalten hatte. Auf diese Entfernung hätte er das Tier nicht getroffen, zudem war es von einer solchen Größe, dass seine Kugel es nicht hätte töten können. Selbst ein Geopahr würde sich einen Angriff zwei Mal überlegen.
Das Ungetüm warf einen kurzen Blick in seine Richtung, dann schritt es gemächlich in den Fluss und schwamm durch den tiefen Strom ans entgegengesetzte Ufer. Dort eingetroffen, wanderte es, gelegentlich äsend, in den Wald, ohne ihn weiter zu beachten.
Owen schauderte es, weniger aus nachlassender Furcht denn aus reiner Freude über den so ungewohnten Anblick. Zugegeben, der Koloss hatte Ähnlichkeit mit einem Hirsch, wie ihn sein Vater und der Oheim auf dem Familiengut jagten, doch das Wild dort war ihm immer wie eine andere Art Rind erschienen. Es gehörte zum Vieh des Gutes, statt frei wie ein Monarch durch die Lande zu streifen.
Dieses Tier hat etwas Königliches und kennt offenbar keine Furcht.
Fast wäre er zum Gut des Prinzen zurückgekehrt, um ihn nach diesem Geschöpf zu fragen, doch er wusste, falls er sich das zur Gewohnheit machte, würde er am Abend nicht in Port Maßvoll sein. Also hob er seine nassen Sachen auf, wrang sie aus, so gut es eben ging, und schlenderte zu seinem Ross zurück. Er legte die rote Jacke hinten über den Sattel und drapierte die Schöße um den Pferdeschweif. Dann zog er die feuchte Weste wieder an.
Auf dem Ritt zurück zur Stadt betrachtete Owen die Landschaft mit anderen Augen. Die Worte des Prinzen hallten in seinen Gedanken wider, und er wollte seine Arbeit unverzüglich beginnen. Falls der Krieg in Auropa auf Mystria übergreifen sollte, würde es erforderlich werden, Heere irgendwie zusammenzuziehen und zur Schlacht zu formieren.
Innerhalb der ersten Meile wurden Owen mehrere Dinge bewusst. Er hatte nicht ohne Zweifel über die Treffsicherheit gestaunt, die den Geopahr zur Strecke gebracht hatte. Mit einem Gewehr ein Ziel auf hundert Schritt zu treffen, war eine bemerkenswerte Leistung. Selbst wenn er zugestand, dass es im Winter gewesen war, fragte er sich, wie es dem Jäger gelungen war, sein Ziel auf eine solche Distanz auch nur zu sehen.
Die Wälder, durch die er ritt – und bis auf kleine Rodungen um die vereinzelten Bauernhöfe und die gelegentliche Wiese sah er nichts als Wald –, gestatteten ihm eine Sicht von kaum dreißig Schritt. Das Ungetüm, das er am Fluss gesehen hatte, hätte neben ihm durch diesen Wald laufen können, ohne dass er es zu Gesicht bekam. Vermutlich hätte er es gehört, doch eine klare Schusslinie? Unmöglich.
Der Pfad schlängelte sich über das Land und hatte seinen Ursprung zweifelsohne in einem Jagdweg, den zahlreiche Füße verbreitert hatten. Gelegentlich trat Wasser aus der Erde oder lief einen Hang herab und hätte den Weg unpassierbar gemacht, hätte man nicht Bäume gefällt, um ihn zu verstärken. An diesen Stellen lagen acht Fuß lange Pfähle auf dem Boden und lieferten ein Minimum an Festigkeit im stinkenden schwarzen Morast. Sein Pferd zog es vor, an diesen improvisierten Brücken vorbeizutraben, und er bemerkte die Spuren von Wagenrädern auf dem Holz.
Diese Art der Sicherung war allerdings nur an den wirklich nassesten Stellen erfolgt, auch wenn der Rest des Pfades kaum trocken zu nennen war. Fußgänger und Pferde mochten in der Lage sein, kleinere Hügel hinauf- und hinabzulaufen, doch ein Ochsengespann, das eine Kanone oder einen Nachschubwagen zog, hätte hier keine Chance gehabt. Der einzige Vorteil der Kämpfe in den Tiefen Landen war das Netz bestens unterhaltener Straßen gewesen, auf dem sich die Truppen hatten problemlos bewegen lassen. Hier würde der Versuch, Fußtruppen zu verlegen, zu einem Alptraum werden.
Ungebetene Erinnerungen an den letzten Feldzug auf dem Kontinent drängten sich ihm auf. Zwei Tage Regen hatte Straßen von deutlich besserem Zustand als diesen Pfad in Schlamm verwandelt. Die Mystrianer hatten die Unbill besser ertragen als die übrigen Truppen. Jetzt kam Owen der Gedanke, dass es möglicherweise ihre einzige Chance gewesen war, sich den anderen Einheiten überlegen zu fühlen, indem sie schwiegen, während ihre norillischen Kameraden stöhnten und fluchten. Die Mystrianer hatten auch keine Schwierigkeiten gemacht, wenn es notwendig wurde, die Gewehre beiseitezulegen und mit Äxten und Schaufeln den Weg freizuräumen oder die Wege zu befestigen.
In dieser Gegend allerdings hätte es zumindest ein Bataillon Arbeiter benötigt, Wege zu roden und Brücken zu bauen. Das jedoch hätte zwar das Fortkommen erleichtert, jede Art von Überraschung aber unmöglich gemacht. Es war wichtig, eine günstige Position zu erreichen, bevor man den Gegner zum Kampf stellte, und falls der wusste, aus welcher Richtung man anrückte, standen die Chancen hervorragend, dass er sich diese Position sicherte, lange bevor man selbst auch nur in ihrer Nähe eintraf.
Aber ich mache ja den zweiten Schritt vor dem ersten. Zunächst einmal musste Owen sich fragen, ob es irgendwo in Mystria überhaupt so etwas wie ein geeignetes Schlachtfeld gab. Die größten Bauernhöfe, an denen er vorbeigekommen war, hatten bestenfalls ein Dutzend Morgen Boden gerodet, die meisten nicht mehr als zwei. Das mochte einem Bataillon zum Kampf genügen, doch entschieden Bataillone keine Schlacht.
Zudem, abgesehen von den einzelnen Rodungen war der Boden ganz und gar nicht eben. An manchen Stellen hatten die Bauern ihn terrassiert, doch meistens grasten Rinder und Schafe auf den Hängen. Darüber hinaus war der Boden voller Steine, wie Owen deutlich an denen sehen konnte, die die Eigentümer der Felder gesammelt und zu flachen Begrenzungsmauern aufgestapelt hatten.
Nein, dieses Land war zur Kriegsführung ausgesprochen ungeeignet. Aber ich werde einen Weg finden, alle Hindernisse zu umgehen.
Wieder durchlief ihn ein Schauder. Zu gerne hätte er ihn auf das feuchte Hemd und den anbrechenden Abend geschoben, doch in Wahrheit schlug eine Welle tiefer Einsamkeit über ihm zusammen. Seine Gattin, seine geliebte Katherine, pflegte regelmäßig zu bemerken, dass er immer einen Weg fand, alle Hindernisse zu umgehen. Sie hatte eine ehrfürchtige Art, die Worte zu betonen, die ihm in Verbindung mit ihrem Lächeln das Gefühl gab, ein auf die Erde herabgestiegener Gott zu sein.
Er schüttelte schmunzelnd den Kopf. Ich hoffe sehr, du hast Recht damit, mein Liebling. Für unser beider Zukunft.
Das Gefühl der Einsamkeit wurde zu Vorsicht, als die Welt in Dunkelheit versank. Er zog die Reiterpistole und wog sie in der Hand. Der Schaft war aus schwerem, dunklem Holz. Messingbeschläge hielten den stählernen Lauf, und auch das Steinschloss war aus Messing. Die Waffe gehörte zur Standardausrüstung jedes Kavalleristen. Owens Daumen legte sich wie von selbst auf den blauen Feuerstein am Ende des Laufs.
Unter seinesgleichen galt er als guter Schütze. Trotzdem würde die Pistole ihm gegen die Gefahren Mystrias wenig nutzen. Es würde ihm keine Schwierigkeiten bereiten, die Waffe auf einen Feind zu richten, den Zauber zu wirken, der den Schwefel entzündete, und damit den Schuss auszulösen, der die Kugel aus dem Lauf ins Ziel schleuderte. Doch den Hirschkoloss oder einen Geopahr würde ein solcher Treffer nicht beeindrucken.
Seine Mission ragte gewaltig und möglicherweise unbezwingbar vor ihm auf wie die mystrianische Tierwelt. Sollte er versagen, gab es nicht wenige, die von ihm erwarteten, dass er sich mit einer solchen Pistole eine Kugel in den Kopf jagte, um auf die traditionelle Weise seine Ehre wiederherzustellen. Um nicht den Namen der Familie durch sein Versagen in den Schmutz zu ziehen.
Sie würden von mir erwarten, dass ich mich wie ein Ehrenmann verhalte, dachte Owen bei sich und musste lachen. Nur um danach zu behaupten, dass ich niemals einer war. Falls sein Oheim eine Gelegenheit dazu sah, würde er es für die Öffentlichkeit sogar so hindrehen, dass ein ryngischer Attentäter ihn ermordet hatte, um seinem Tod etwas Heldenhaftes zu verleihen und den Ruhm der Familie noch zu steigern, der er lebend nicht die geringste Beachtung wert war.
Was auch immer ich tue, der Herzog wird einen Weg finden, es für seine Zwecke zu nutzen.
Diesmal lachte Owen lauthals, und der Klang verlor sich im Wald. Da sein Oheim alles zu seinem Vorteil drehen konnte, musste Owen den Auftrag so erfolgreich abschließen, dass auch für ihn und Katherine eine Belohnung heraussprang. Dann erst konnte er dem Einfluss seines Oheims entkommen und wahres Glück finden.
Er schob die Pistole zurück ins Holster und schaute von der Hügelkuppe hinab auf Port Maßvoll. Irgendwie breitete sich das Gefühl in ihm aus, dass diese neue Welt, die seinem Oheim so fern und so fremd war, ihm vielleicht die Chance bieten mochte, die ihm sein ganzes bisheriges Leben verwehrt geblieben war. Katherine war sich dessen sicher. Er entschied, an ihren Traum zu glauben, und der Gedanke ließ ihn den ganzen Ritt hinunter in die Stadt lächeln.
Als er das Hauptquartier der Garde erreichte, war es Nacht. Überrascht glitt er aus dem Sattel. Das Gebäude war verriegelt und verlassen. Nicht einmal ein Posten hielt noch Wacht.
Ein junger Bursche trat aus den Schatten. »Seid Ihr Käp’n Radband?«
Owen nickte. »Und Ihr seid?«
»Ich soll Euch in Euer Quartier bringen. Koronel Langford hat Eure Sachen vom Schiff bringen lassen.« Der Bursche zuckte die Achseln und schlenderte los, die Großzügigkeitsstraße entlang.
Owen lief ihm nach und packte ihn am Arm. »Moment. Wo ist Koronel Langford?«
»Ist mir nicht bekannt. Zuhause, schätz’ ich.«
»Und die Posten?«
Der junge Mann drehte sich um: glattrasiert und blond, groß gewachsen, ein wenig schlaksig. Er grinste Owen schräg an. »Hier läuft’s ein bisschen anders als auf der andern Seite vom Teich.«
»Will heißen?«
»Sind wohl runter zur ›Königins Krone‹, um sich einen zu genehmigen.« Er drehte um und ging weiter. »Ihr solltet mitkommen. Mutter wird Essen für Euch haben.«
Owen rannte zurück, packte sein Pferd bei den Zügeln, saß jedoch nicht auf. Er spürte, dass der junge Bursche genau das von ihm erwartete. Und die erste Regel im Kampf war, niemals zu tun, was der Gegner erwartete. Er holte ihn nach einem kurzen Sprint ein.
»Man hat mich in Eurem Haus einquartiert?«
»Wär’ es mein Haus, hätte man das nicht.« Der junge Mann wurde etwas langsamer, so dass Owen aufschließen konnte. »Es ist das Haus meines Vaters.«
»Und Euer Vater ist?«
»Mein Vater ist der ehrlichste Mann dieser ganzen Kolonie und einer der klügsten. Ihr werdet ihn nicht wie einen Dienstboten behandeln. Und Ihr werdet auch meine Mutter nicht anpöbeln, werdet die Kleinen nicht schlagen, und solltet Ihr auch nur einen Blick auf meine Schwester riskieren …«
»Sire! Ich bin glücklich verheiratet.«
»Das schien den anderen nicht allzu viel auszumachen.«
»Nun gut. Sollte ich Eure Schwester anschauen, dann was? Ihr überlasst mich einem Geopahr?«
»Nein. Ich mag Geopahren.« Die knappe Antwort hatte einen harten Klang, aber um die Mundwinkel des Burschen spielte ein Lächeln.
»Ich entnehme dem, was ich höre, Sire, dass ich nicht der erste Offizier der Königin bin, der als Gast in Eurem Heim logiert.«
»Mein Vater hält es für seine Pflicht, Offiziere zu beherbergen. «
»Und der letzte dieser Gäste war ein arroganter und unflätiger Edelmann?«
»Der letzte, der vor ihm, und die beiden davor ebenso.«
Owen gluckste.
»Und da Euch das so amüsiert …«
»Nein, Sire, ich nehme Eure Warnung ernst.« Owen zwang sich zu einem breiten Lächeln. »Diese Offiziere haben ihr Patent gekauft. Ich habe mir das meine auf dem Schlachtfeld verdient. Und ich habe Mystrianer kämpfen gesehen. Ich war beeindruckt. «
»Tatsächlich?« Die Augen des Mannes wurden schmal, aber er nickte.
»Ich heiße Owen.« Er reichte dem Mystrianer die Hand.
Der zögerte, tat dann jedoch sein Bestes, sie mit einem überraschend kräftigen Druck zu zerquetschen. »Caleb. Caleb Frost.«
»Freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Meister Caleb.« Owen gab den Druck zurück und löste dann den Handschlag. Er ließ sein Gegenüber sehen, wie er die Hand danach mehrmals öffnete und schloss. »Falls es nicht zu viel der Mühe ist …«
Caleb zog eine Augenbraue in die Höhe.
»Auf dem Rückweg vom Prinzen bin ich einem Tier begegnet, acht Fuß hoch in der Schulter, dunkelbraunes Fell. Lange Beine, ein gewaltiges Geweih.«
»Schaufeln oder eher Stangen?«
»Schaufeln, mit dornenförmigen Ausläufern.«
»Wird ein Elch gewesen sein.«
»Wird einer gewesen sein? Gibt es mehr als ein Tier, auf das diese Beschreibung zutrifft?«
Caleb lachte. »Man fragt sich, was sich die Krone dabei denkt.«
»Verzeihung?«
»Wie kommt es, dass man Euch hierher schickt zu kundschaften, und Ihr so gar nichts über Mystria wisst?« Caleb schlug sich auf den Oberschenkel. »Aber Ihr werdet wahrscheinlich eh nur auf Eurem Allerwertesten sitzen und andere für Euch schuften lassen. So wie die anderen.«
»Ist einer der anderen sofort nach seiner Ankunft hinaus zum Prinzen geritten?«
Caleb legte die Stirn in Falten. »Kann mich nicht erinnern, dass sie die Stadt allzu häufig verlassen hätten.«
»Dann bin ich vielleicht nicht so wie sie.«
»Wir werden sehen.«
Nun runzelte Owen die Stirn. »Und wie kommt es, dass Ihr den Grund meiner Anwesenheit in Mystria kennt?«
»Ist ja nicht so, als wär der Krieg gegen die Ryngen ’n Geheimnis. Und jetzt, wo sie im Westen Festungen bauen, haben wir erwartet, dass etwas geschieht. Vor allem aber hat Serjeant Hilliard meinem Vater von Euch erzählt, als er Eure Sachen brachte. Außerdem erzählen Fass und Ast herum, dass Langford sie angeheuert hat, Euch flussaufwärts zu begleiten. Leichtes Geld, wenn man es wie die beiden schon eine Weile macht.«
»Ich bin nicht sicher, ob ich verstehe, was Ihr meint, Sire.«
»Nun, Kapteyn Radband, das funktioniert so.« Caleb setzte ein breites Grinsen auf. »Koronel Langford bezahlt Fass und Ast dafür, einem norillischen Gecken die Gegend zu zeigen. Die beiden bringen ihn in ein paar der übelsten Ecken, die sie finden können. Der Offizier kommt zurück, und die Burschen ziehen los auf die Jagd, zum Fallenstellen und Handeltreiben. Sie reden mit dem Zwielichtvolk, lassen sich erzählen, was die Ryngen so treiben, und das landet dann in seinem Bericht. Sie liefern auch Karten und sonstiges Zeug, was aber ziemlich wertlos ist. Und die Hälfte der Zwielichtvölker treibt auch Handel mit den Ryngen, da darf man nicht erwarten, dass sie einem immer die ganze Wahrheit sagen. Wenn Ihr versteht, was ich meine.«
»Aber der Koronel steht in der Pflicht.«
»Ja klar, vor allem sich selbst gegenüber. Der Handel, den Fass und Ast treiben, läuft auf seine Rechnung. Er schickt die Felle als beschlagnahmte Kontrabande weiter. Ein Freund von ihm in Norisle verhökert sie dann. So ist die Ware nämlich zollfrei. Wie man so hört, warten tausend Pfund auf seine Rückkehr in die Hauptstadt.«
Und Langford erwartet, dass ich mich genauso verhalte wie meine Vorgänger.
»Ich danke Euch für die Information, Caleb.«
Der Mystrianer nickte. »Ihr werdet Euch also auch ein Stück vom Kuchen abschneiden. Keine Sorge, solange Ihr meine Regeln befolgt, wird es eine leichte Zeit.«
»Nein, Sire. Ich bin nicht hierhergekommen, um es mir gutgehen zu lassen.«
Caleb warf ihm einen schrägen Blick zu. »Das sagt Ihr jetzt, Kapteyn Radband, aber der Weg hinaus zum Gut des Prinzen, das ist so ziemlich das zivilisierteste Stück Mystria, das es gibt. Es würde mich schwer überraschen, wenn es auch nur ein Dutzend Norillier schon einmal dahin verschlagen hat, wohin Ihr wollt.«
»Aber es sind doch sicherlich schon Männer …«
»Klar doch, Mystrianer. Vielleicht hundert.« Caleb strahlte ihn an. »Ein kleiner Gedanke zur Nacht, Kapteyn Radband. Norillier vielleicht ein Dutzend. Und zurückgekommen sind erheblich weniger.«