VIERUNDDREISSIGSTES KAPITEL

16. August 1763
Des Prinzen Zuflucht
Mäßigungsbucht, Mystria

 

 

 

Sie ist was?! « Der Prinz starrte auf das Briefbündel in Nathaniels Hand. Sein Mund war ausgetrocknet, und er wollte es nicht annehmen. »Augenblick, einen Augenblick.«

Als Nathaniel zu dem Prinzen und Kamiskwa in Vladimirs Labor gestoßen war, hatten die beiden an einem Modell der Festung du Malphias’ gearbeitet. Kamiskwa schnitt und schnitzte Stöckchen auf die korrekte Länge für die Palisadenwand, während der Prinz aus Lehm das Gelände nachformte. Graubraune Erde färbte seine Hände und die Schürze.

Der Prinz schaute sich nach einer Möglichkeit um, sich die Hände abzuwischen, und entschied sich schließlich, den Saum der Schürze dafür zu verwenden. »Ihr wisst offensichtlich mehr, als Ihr herausrückt.«

Nathaniel konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. »Tja, schätze, das Postschiff Mauersegler hat sich oben in Sommerland in ’nen Hafen von Nordportland geschleppt. Hat wohl den Hauptmast im Sturm verloren. War gut zwei Wochen verspätet. Die Jungs im Hafen haben ’s erwähnt. Wird die Hochzeitsmeldung an Bord haben.«

»Ihr habt vermutlich Recht.« Der Prinz rieb sich die Stirn und bemerkte zu spät, dass er sich Lehm ins Gesicht schmierte. »Verblitzt und Donnerschlag. Mir mitzuteilen, dass ich verheiratet werde, ist eine Sache, aber die Nachricht eine knappe Woche auf den Weg zu bringen, bevor die Frau in See sticht?«

Er betrachtete seine Hände und wischte sie an der Hose ab. »Den Brief, bitte.«

Nathaniel überreichte ihn, und der Prinz öffnete ihn. Im Inneren des Umschlags fand er drei kleinere, ebenso versiegelte Botschaften. Als Erstes öffnete er die des Heimatministers Herzog Marbury. Sie war zweimal hintereinander in Drittel gefaltet, aber nicht exakt, ein Beispiel für die Nachlässigkeit, was Details betraf, wie sie typisch für Marbury war.

Vladimir überflog den Inhalt. Er stöhnte laut und warf die beiden anderen Briefe auf den Schreibtisch, in der vergeblichen Hoffnung, sie könnten einfach verschwinden. »Das ist übel.«

»Will auf keinen Fall neugierig sein, Hoheit.«

Vladimir lachte. »Typisch Marbury. ›So es Eurer Hoheit gefällt …‹ Natürlich gefällt es mir nicht, doch habe ich in dieser Angelegenheit keine Wahl. Meine Tante in ihrer Weisheit hat beschlossen, dass das Königreich Kesse-Saxenburg sich einer zu Ihren Gunsten rund um Tharyngia geschlossenen Allianz anschließen wird. Das mag zugestandenermaßen eine so schlechte Idee nicht sein, sind doch die Kessen die kriegerischste der Teutonischen Nationen, nur ist sie entschlossen, dieses Bündnis zu zementieren, indem sie mich mit der Prinzessin Gisella verehelicht. Das Kind ist von der Hälfte meines Alters, ohne Zweifel geschult in den Künsten der Stickerei und des Errötens nach Bedarf, und aufgewachsen in einer Welt voller Annehmlichkeiten, derentgleichen diese Küsten noch niemals gesehen haben.«

Nathaniel knackte einen Sonnenblumensamen und verfütterte ihn an den im Käfig sitzenden Raben des Prinzen. »Tja, Ihr könntet sie mit Kamiskwa hier verheiraten und selbst seine Schwester zur Frau nehmen. Dann bekäme Eure Tante zwei Bündnisse statt einem.«

»Msitazi würde Magwamp als Brautpreis verlangen. Das geht also nicht.« Er betrachtete den Brief und verzog das Gesicht. »Habt Ihr sie gesehen?«

»Kann ich nicht behaupten, Hoheit. Sie waren dabei, sie auf eine Barkasse zu verladen …«

»Auf eine Barkasse?! «

»Nicht, dass sie einen Kran dazu benutzt hätten«, erwiderte Nathaniel fröhlich. »Hab keinen direkten Blick auf sie gekriegt, aber ihre Kutsche ist ein tolles Ding. Gold und weiß, wie der Mann, der den Brief brachte.«

»Wie war er?«

»Prächtig rausgeputzt. Brauchte ’ne Barkasse bloß für seinen Schnäuzer. Graf Joachim von Metternin hat er gesagt, heißt er. Höflich wie nur was.« Nathaniel grinste. »Hat mir ein Pfund dafür gegeben, Euch die Nachricht zu bringen.«

Vladimirs Augen wurden schmal. Er klopfte sich mit dem Finger an die Zähne und verzog das Gesicht, weil er nach Lehm schmeckte. »Von Metternin. Der Name ist mir vertraut.«

»Er hofft auf eine schnelle Antwort.«

»Ich setze zum Morgen eine auf. Bäcker soll sie ihm bringen. Euch benötige ich hier, damit Ihr uns bei dem Modell helft.« Der Prinz fuhr sich mit den Fingern durch das Haar und zog sich dabei erdfarbene Strähnen. »Meine Tante will mit dieser Heirat ihr Reich retten, doch lenkt sie mich damit von der Arbeit ab, die diesen Zweck in Wirklichkeit erfüllen wird.«

Kamiskwa spitzte ein weiteres Hölzchen an. »Die Prinzessin könnte Euch starke Söhne gebären.«

Prinz Vladimir breitete die Arme weit aus. »Ich brauche hier keine Kinder. Ich bin ein Mann der Wissenschaft. Gut, die tharyngische Revolution hat ihr eine höchst bösartige Wendung verliehen, doch die dortige Perversion des Prinzips nimmt ihm nicht seinen Wert. Meine Studien haben unser Verständnis der Welt befördert. Ich habe Pflanzen mit medizinisch wertvollen Eigenschaften entdeckt. Ich habe eine Abart der Kartoffel gefunden, deren Knollen größer wachsen als die anderer Sorten, und die dazu der Fäule widersteht. Mit jedem Tag lerne ich mehr über Lindwürmer. Ich kann keine Ablenkung gebrauchen.«

Kamiskwa nickte und schob das Obsidianmesser zurück in die Scheide. »Viele Krieger haben das schon gesagt. Mein Vater erklärt ihnen jedes Mal, wo ihr Irrtum liegt. Sie wollen die Welt sicher machen. Ihr wollt die Welt besser machen. Aber für wen? Jetzt bemüht Ihr Euch. Wenn es für Eure eigenen Kinder ist, werdet Ihr Euch noch mehr bemühen.«

Vladimir blinzelte.

Nathaniel grinste. »Geht einem mächtig auf die Nerven, nich’ wahr, Hoheit?«

»Mächtig.« Der Prinz schüttelte den Kopf. »Und leider befürchte ich, er hat Recht. Diese Wendung der Ereignisse behagt mir nicht, doch da ich keine Möglichkeit habe, sie zu verhindern, werde ich wohl auf das bestmögliche Resultat hoffen müssen.«

 

Um seine Antwort besser ausformulieren zu können, öffnete Prinz Vladimir den Brief des Grafen von Metternin. Im Gegensatz zu der vorherigen Botschaft war dieser äußerst präzise gefaltet. Er war in einer kräftigen Handschrift verfasst, und die Zeilen zogen sich kerzengerade über das Papier, wie Vladimir mit einem Lineal bestätigen konnte. Der Graf hatte das Vergnügen, die Prinzessin vorzustellen, eine entfernte Blutverwandte, die zu kennen er seit Jahren das Vergnügen hatte. Der weitere Text pries sie in herzlichen, aber keineswegs übertriebenen Worten an. Vladimir erhielt den Eindruck, dass dies von echter Zuneigung zu dem Mädchen sprach statt einem Versuch, ihre Fehler zu überspielen.

Als Nächstes suchte er in seinen Büchern nach einer Erklärung dafür, warum ihm der Name von Metternin vertraut erschien. Die Familie war seit vielen Generationen von edlem Stand, in Nachfolge eines Vorfahren, der Jahrhunderte zuvor dem Heiligen Remischen Kaiser einen großen Dienst erwiesen hatte. Es war jedoch Rivendells ›VILLERUPT‹, wo Vladimir einen Hinweis auf Joachim von Metternin persönlich fand. Der Kesse war als Beobachter bei den tharyngischen Streitkräften beteiligt gewesen und hatte am vierten Tag den Befehl über ein Bataillon übernommen, dem er zugeteilt war. Dessen Offizierskorps war zerschlagen worden, von Metternin hatte das Bataillon jedoch zusammengehalten und heftigen Widerstand geleistet. Es hatte sich aus dem Ort Planchain und einem von John Rivendell geführten möglichen Kessel befreit. Rivendell war voll des Lobes für den Mann, was Vladimir sehr beruhigte.

Er setzte eine förmliche, aber herzliche Entgegnung auf und lud den Grafen ein, ihn zu besuchen und die kommende Nacht auf dem Gut zu verbringen. Anschließend faltete und versiegelte er den Brief, um Bäcker am Morgen damit loszuschicken.

Das erledigt, starrte er auf den Brief, den die Prinzessin ihm geschrieben hatte, und der noch immer ungeöffnet auf dem Schreibtisch lag. Nein, er wollte ihn nicht lesen. Die Adresse war in sehr zarter, aber ordentlicher Handschrift verfasst, er wusste jedoch nicht, ob es ihre eigene oder die einer ihrer Zofen war. Und auch die Worte im Innern waren nicht notwendigerweise ihre eigenen, sondern von Ministern oder den erwähnten Zofen ausgewählt, um ihn einzulullen und ihr zu verpflichten.

Er redete sich ein, dass er den Brief nicht lesen würde, weil er ihr ohne Vorurteil begegnen wollte, wusste aber selbst, dass das nur vorgeschoben war. Nicht, dass er sie ablehnen wollte, ohne sie auch nur getroffen zu haben, doch es war nun einmal so, dass er in dieser Angelegenheit keine Wahl hatte. Sie natürlich ebenso wenig. Je weniger er von ihr erfuhr, bevor er sie kennenlernte, desto weniger Zeit hatte er, eine Abneigung gegen sie zu entwickeln. Und da sie den Rest des Lebens miteinander verbringen würden, blieb ihm dazu reichlich Gelegenheit.

 

Der Prinz schlief recht gut, auch wenn das Modell der Festung seine Träume beherrschte. Nach dem Aufwachen kehrte er ins Arbeitszimmer zurück und fand Kamiskwa und Nathaniel bereits dabei, Stapel aus Modellpalisaden zu errichten. Sie verbrachten den Morgen und frühen Nachmittag damit, das Modell zu formen, zu verändern, es um- und neuzugestalten, bis sie ein Ergebnis erreichten, das sowohl beide Augenzeugen zufriedenstellte als auch den Karten entsprach.

Sie gingen so in dieser Arbeit auf, dass es sie völlig überrumpelte, als Bäcker in der Tür des Labors erschien und die Ankunft des Grafen von Metternin verkündete. Der Kesse trug eine hellblaue Uniform mit rehledernen Patten über einer Weste im selben Braun und weißen Hosen, goldene Schulterstücke und schwarze Kavalleriestiefel. Ein kecker Reiterhut mit Feder und einer goldenen Kokarde, mit der die Hutkrempe auf der linken Seite hochgesteckt war, vervollständigte die Kleidung. Kokarde und Schulterstücke waren mit einer kleinen, schwarzen Metallechse besteckt, was ihren Besitzer als Lindwurmreiter kennzeichnete.

Der Graf trat einen Schritt ins Labor und verneigte sich tief. »Prinz Vladimir, es ist mir die größte aller Freuden, Euch zu begegnen, und im Namen der Prinzessin Gisella …«

Vladimir hob beide lehmverschmierten Hände. »Graf von Metternin, bitte, haltet ein. Zweierlei erbitte ich mir von Euch. Zum ersten mögt Ihr Euch bewusst werden, dass hier in Mystria Förmlichkeit geschätzt, doch Ehrlichkeit der Beachtung der Formen vorgezogen wird. Dies ist ein Land, das wunderschön, doch gleichermaßen rau sein kann. Wir akzeptieren es und seine Menschen, wie sie sich uns darstellen.«

Der Graf richtete sich auf und nickte. »Wie Ihr wünscht, Hoheit.«

»Und zum zweiten, sprecht nicht von der Prinzessin zu mir, solange ich Euch nicht darum bitte.« Er breitete die Arme aus und schaute sich um. »Ich habe Euch hierher gebeten, auf dass Ihr mich seht, wie ich bin, und keinen Illusionen erliegt. Ihr sollt mich sehen, wie es meine Tante und ihre Minister nie getan. Habt Ihr mich so kennengelernt, werdet Ihr besser in der Lage sein, mir von der Prinzessin zu erzählen. Erscheint Euch dieser Vorschlag von Wert?«

»Das tut er, Hoheit. Ich danke Euch.« Der Mann zog den Hut und legte ihn auf den Rabenkäfig. »Um der Wahrheit die ganze Ehre zu erweisen, Hoheit, so war die Pflicht, meine Cousine zu begleiten und Ihrem künftigen Gatten vorzustellen, die schwerste, die mir jemals auferlegt. Das hat nichts mit dem Mädchen zu tun, sollt Ihr wissen, doch sind Bürokratie und höfisches Auftreten keineswegs meine Stärken.«

»So haben wir schon etwas gemeinsam. Darf ich Euch Prinz Kamiskwa von den Altashie und Meister Nathaniel Wald vorstellen. Sie haben viele der Exponate beschafft, die Ihr hier seht.«

»Meister Wald, eine Freude, Euch wiederzusehen. Prinz Kamiskwa, es ist mir eine Ehre.«

Kamiskwa verneigte sich nach Art der Zwielichtvölker, und Nathaniel deutete einen freundlichen Salut an, der seine Stirn mit grauem Lehm verzierte.

Der Graf trat näher an das Modell. »Faszinierend. Plant Ihr einen Bau?«

»Nein, dies wird derzeit von den Tharyngen nordwestlich von hier errichtet, kurz vor dem Oberlauf des Flusses Tillie.«

Der Kesse ging um das Modell herum, betrachtete es an mehreren Punkten aus der Nähe, ging an anderen in die Hocke, um es aus verschiedenen Blickwinkeln zu beurteilen. »Bewundernswert. Der Bauherr braucht keinen Angriff von der Seeseite zu fürchten. Auf dem Landweg wäre der einzige gangbare Anmarschweg von Norden. Einmal im Innern der Festung, würde jede Angreiferstreitmacht niedergemetzelt – vorausgesetzt, der Kommandeur der Festung ist kein Idiot.«

Vladimir nickte. »Der Bauherr ist Guy du Malphias.«

Von Metternin schüttelte sich. »Ein bösartiger Mann. Ich bin ihm einmal kurz begegnet. Er bot mir eine Stelle in seinem Stab an, was ich ablehnte. Daraufhin versuchte er, mich umzubringen, zusammen mit einem Bataillon des Fluorregiments bei Planchain. Sein Platinregiment sollte unsere Flanke decken, doch er zog seine Truppen in der Nacht ab. Ich kam nur knapp mit dem Leben davon.«

»Auf brillante Weise, falls man Rivendells Darstellung glauben kann.«

Der Graf schmunzelte. »Es gibt nur wenige Punkte in diesem Buch, die man glauben kann. Doch wenn man einen Mann daran messen kann, wie sehr ihn andere verachten, bin ich recht erfreut über seinen Hass.«

Vladimir lächelte. »Wir sind soeben mit unserem Modell fertig geworden. Wir werden zusätzliche Kundschafter aussenden, um festzustellen, welche weiteren Veränderungen der Bau erfährt. «

Der Graf kniff die blauen Augen zusammen. »Falls es Eure Absicht ist, diesem Bauwerk oder seinem Herren Schaden zuzufügen, wäre es mir eine beachtliche Freude, Euch dabei auf jede erdenkliche Weise zur Hand zu gehen.«

»Ich bin sicher«, erwiderte der Prinz, während er die Schürze auszog, »wir können Euch in dieser Hinsicht ebenso gerne entgegenkommen. «

 

Der Graf wartete geduldig auf dem Rasen, während die drei anderen sich vollständig auszogen und im Fluss badeten. Sie plauderten über Belanglosigkeiten, während sie sich von der Sonne trocknen ließen, dann zogen sie sich wieder an und kehrten auf das Gras zurück. Dort hatten die Lakaien eine Decke ausgebreitet und eine Mahlzeit aus Brot, Käse, Tomaten und Maishappen serviert. Dazu tranken sie einen Rotwein, den der Graf als »erfrischend« bezeichnete – eine höfliche Art, zum Ausdruck zu bringen, dass er viel zu jung war, um abgefüllt zu werden, und keinem Vergleich mit kontinentalauropäischen Jahrgängen standhielt.

Vladimir stellte fest, dass er den Kessen mochte und er ihm besser gefiel, als der erste Eindruck hatte vermuten lassen. Nach dem Essen kehrten sie an das Modell zurück und studierten es noch eine ganze Stunde. Von Metternin hatte einige wertvolle Ansichten bezüglich verwundbarer Punkte, verbunden mit realistischen Einschätzungen der notwendigen Truppenaufstellungen für eine Belagerung. Seine Schätzung belief sich auf mehr Einheiten, als die Krone in ganz Mystria besaß, was die Aussicht, du Malphias irgendwann loszuwerden, zweifelhaft machte.

Anschließend ließ der Prinz ihm Magwamp zeigen. Der Graf bewunderte die Farbenpracht des Lindwurms und die Abwesenheit des üblichen Gestanks. Das Tier bespritzte ihn mit Lehm, und er reagierte darauf nicht so ungerührt wie Radband zuvor. Er zog sich steifen Schritts aus dem Wurmstand zurück, zog die Stiefel aus und stieg voll angezogen in den Fluss, um seine Kleidung von dem Schmutz zu säubern, so gut es eben ging.

Vladimir schaute zu, wie er sich säuberte, und studierte seine säuerliche Miene. Der Mann ist eitel, auch wenn er sich bemüht, diese Schwäche unter Kontrolle zu halten. Das war gut zu wissen. Irgendwann würde diese Eitelkeit die Oberhand gewinnen und sich zu einem Problem auswachsen. Dass es von Metternin zuwider war, nicht militärische Aufgaben auszuführen, war ebenfalls ein Aspekt dieser Eitelkeit. Andererseits sprach es für die Loyalität des Mannes, dass er trotzdem bereit war, entsprechende Befehle auszuführen.

Das Abendessen, bestehend aus einem Schinken aus den Kellern, Apfelmus, Erbsen und gekochten Maiskolben, wurde – wie immer, wenn Männer unter sich sind – schnell zu einer Symphonie ernster Debatten, prahlerischer Erzählungen und Gelächters. Der Graf hatte noch nie zuvor einen Maiskolben gegessen, und sein prächtiger Schnauzbart war für ihn bei diesem Unternehmen eher hinderlich. Das Gelächter der anderen nahm er hin, wenn auch erkennbar widerwillig.

Der Wein floss reichlich, gefolgt von Sherry, und der Graf gab seine persönliche Version des Kriegsverlaufs auf dem Kontinent zum Besten. Er nahm den Berichten jede Spur von Ehre und reduzierte das Geschehen auf von Blut getränkten Schlamm, in dem sich scheinbare weiße Kiesel als Knochensplitter erwiesen und Rudel wilder Hunde um die Gedärme noch lebender Soldaten kämpften. »Ich wusste nicht, wen ich erschießen sollte: den Hund oder den Menschen.«

»Keine Wahl, vor die ich mich irgendwann gestellt sehen möchte.« Vladimir hob das Glas. »Auf alle, die irgendwann diese Entscheidung treffen müssen. Möge Gott ihnen die Wahl erleichtern und ihren Schuss sicher ins Ziel leiten.«

Krieg der Drachen - Roman
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