18.

Der Schwab hatte etliches an Hausrat besorgt, war dann aber zum Fuggerhaus zurückgekehrt, da es sich für ihn nicht ziemte, allein mit Veva in der kleinen Wohnung zu bleiben. Nun räumte sie die Gegenstände so gut ein, wie es ihr unter diesen Umständen möglich war. Da sich in der kleinen Vorratskammer nichts Essbares befand, verließ sie danach ihr neues Heim, um Lebensmittel zu kaufen. Sie schüttelte den Kopf über den Schwab, der nicht an das Wichtigste gedacht hatte, entschuldigte ihn aber im nächsten Moment wieder. Zu Hause kümmerten sich ausschließlich die Frauen um die Beschaffung und die Verarbeitung der Esswaren. Meist kaufte Cilli in Begleitung von ein oder zwei Mägden ein, auch sie selbst war recht gern auf den Markt gegangen.

Unterwegs traf sie auf einige Bewohner der Fuggerei, die sie mit großen Augen anstarrten. Ihr Kleid wies sie ebenso wenig als arme Frau aus wie die Schuhe an ihren Füßen. Niemand wagte es, sie anzusprechen, aber es war ihnen anzusehen, dass sie bei nächster Gelegenheit einen Fuggerschen Knecht nach der schönen jungen Frau ausfragen würden, die so gar nicht zu den kleinen Häusern passte.

Veva nahm zwar wahr, dass sie Aufsehen erregte, achtete jedoch nicht darauf. Sie hatte Hunger und musste sich beeilen, das Wichtigste einzukaufen, ehe der Marktaufseher die Stände schloss. Als sie sich endlich durchgefragt hatte, benötigte sie eine Weile, bis sie sich einen Überblick über all die Waren verschafft hatte. Das Angebot war größer als in München und sogar billiger, weil nur die Stadt selbst und nicht auch noch ein Herzog Steuern von den Händlern einzog. Langsam begann ihr das Einkaufen Freude zu machen, und bald hing ihr Korb immer schwerer am Arm.

Auf einmal stand der Junge neben ihr, der sie bei ihrer Ankunft in Augsburg zum Fuggerhaus geführt hatte. »Wenn Ihr wollt, helfe ich Euch tragen«, bot er ihr an.

Veva war klar, dass er auf eine ähnlich hohe Belohnung aus war wie bei ihrer Ankunft. Da sie noch einige andere Lebensmittel erstehen wollte, nahm sie sein Angebot mit einem Dankeswort an, machte aber deutlich, dass sie nicht vertrauensselig war. »Ich hoffe, du verschwindest unterwegs nicht mit meinen Einkäufen in den Gassen!«

Da ihr Lächeln ihren Worten die Schärfe nahm, grinste der Junge und schüttelte heftig den Kopf. »Ich doch nicht! Ihr seid Gast bei Fürst Fugger, und den will ich wirklich nicht erzürnen!«

Während Veva weiter einkaufte, erzählte der Junge ihr noch einiges über Augsburg. Sie erfuhr, dass mehr als ein Zehntel der Einnahmen der Stadt Augsburg aus Fuggers Truhen kam und der Kaufmann immer wieder den Kaiser sowie etliche Herzöge, Fürsten und auch hohe geistliche Herren beherbergte.

»Jetzt ist mit diesem Cajetanus sogar ein echter Kardinal aus Rom bei ihm zu Gast. Der soll Doktor Martin Luther aus Sachsen zwiebeln, damit der seine Thesen wieder von der Wittenberger Pfarrkirche abreißt. Meine Freunde und ich wetten bereits, ob der Mönch sich beugen wird oder nicht.«

»Ihr wettet Luthers wegen?« Veva war erstaunt, denn die Gassenjungen in München interessierten sich nicht für solche Dinge. Denen ging es meist darum, in welchen Gärten gerade die Früchte reif wurden und wie man die Leute, die diese bewachten, überlisten konnte. Die meisten kannten wahrscheinlich nicht einmal den Namen Luther. Ihr Begleiter aber tat so, als habe er bereits an religiösen Disputationen teilgenommen.

Zu Hause angekommen verlor sich dieser Eindruck wieder, denn kaum hatte sie ihm einen Kreuzer in die Hand gedrückt, verließ er grinsend das Haus, und sie merkte erst hinterher, dass auch eine der unterarmlangen geräucherten Leberwürste verschwunden war.

»Er ist also doch nur ein gewöhnlicher Lausebengel«, sagte sie sich und begann, ihr Abendessen zuzubereiten.

Veva saß bereits am Tisch, als es an der Tür rumpelte. Verwundert, wer jetzt noch etwas von ihr wollte, stand sie auf und öffnete vorsichtig. Draußen stand ihr Ehemann.

Er wirkte verärgert und trat wortlos an ihr vorbei ins Haus. Plötzlich aber schnupperte er und leckte sich die Lippen. »Du hast etwas gekocht? Das ist gut, denn ich habe seit heute Morgen nichts mehr zwischen die Zähne bekommen!« Ohne ein weiteres Wort setzte er sich, schnappte sich ihren Napf und ihren Löffel und begann hungrig zu essen.

Veva sah mit Bedauern, wie der nahrhafte Brei, den sie für sich zubereitet hatte, in seinem Mund verschwand. Da ihr Magen noch immer knurrte, holte sie einen Laib Brot, etwas Käse und eine der übrig gebliebenen Leberwürste aus der Speisekammer und hielt sich daran schadlos.

Ernst kniff die Augen zusammen. »Esse ich etwa dein Abendessen auf?«

Ja, das tust du, hätte Veva ihn am liebsten angefaucht, aber sie wollte den ersten gemeinsamen Abend nicht mit bösen Worten beginnen. »Es tut mir leid, dass ich nicht mehr gekocht habe, doch Fürst Fugger sagte, er hätte dich mit einem Auftrag fortgeschickt. Daher habe ich nicht angenommen, dass du heute noch zurückkehren würdest.«

»Ich habe meinen Auftrag erfüllen können. Übrigens schmeckt dein Brei ausgezeichnet. Ich weiß nicht, ob wir da noch eine Köchin brauchen!« Es sollte ein Spaß sein, doch Ernst sah, wie sich Vevas Antlitz verdüsterte. Wenn sie ein eigenes Haus führte, war eine eigene Köchin unabdingbar.

»Wie geht es eigentlich deinem Vater?«, fragte er in dem Bestreben, das Thema zu wechseln.

»Er fühlt sich wohler als in der letzten Zeit. Es war wohl doch der Schmerz über Bartls Tod, der ihn aufs Krankenbett geworfen hat. Er lässt dich übrigens grüßen. Ob er dir einen Brief mitgeschickt hat, weiß ich jedoch nicht. Da musst du schon den Schwab fragen.« Nun galt Vevas Unmut mehr ihrem Vater als ihrem Ehemann.

Ernst wunderte sich ebenfalls. »Weshalb hätte dein Vater dem Knecht einen Brief mitgeben sollen, wenn du dich selbst auf die Reise gemacht hast?«

Veva antwortete mit einem Achselzucken. »Zumindest diesmal hat er es getan – ein Brief an Fürst Fugger persönlich.«

»Eigenartig!« Ernst sah sie nachdenklich an. »Übrigens solltest du Fugger gegenüber nicht so tun, als hättest du einen hohen Mann von Adel vor dir. Der Titel, den Kaiser Maximilian ihm verliehen hat, schmeichelt ihm zwar, doch von denen, die um ihn sind, will er wie ein Kaufherr angesprochen werden. Eure Hoheit und so weiter nennen ihn nur die, die von ihm Geld leihen wollen! Kannst du mir übrigens das Brot geben und ein Stück von dieser Schmierwurst? Die sieht appetitlich aus.«

»Sie schmeckt auch gut!« Veva reichte ihm das Brot, die Wurst und das Messer und sah zu, wie Ernst sich bediente. Als er sich einen Bissen in den Mund steckte und darauf herumkaute, erinnerte sie sich daran, dass sie nichts zu trinken im Haus hatten.

»Du wirst mich für eine schlechte Hausfrau halten, doch ich habe bisher weder Bier noch Wein besorgt. Wenn es dir recht ist, werde ich dafür sorgen, dass ein Fass gebracht wird.«

»Lass mich das machen!« Ernst sprang auf und eilte zur Tür. Als er diese öffnete, stand draußen ein Bengel, dessen Lippen und Kinn fettig glänzten. Bei Ernsts Anblick leuchteten seine Augen auf.

»Soll ich Euch etwas besorgen, Herr?«

Ernst nickte. »Ja, ein Fass Bier, wenn es geht. Aber das musst du nicht selbst tragen. Sage dem Wirt, er soll seinen Knecht schicken.«

»Und zu welchem Wirt soll ich gehen, Herr?«

»Zu dem mit dem besten Bier! Und jetzt beeile dich, denn ich habe Durst.«

Dies ließ der Junge sich nicht zweimal sagen. Er verschwand wie ein Blitz und brachte Ernst dadurch zum Lachen. Dieser wunderte sich selbst über seine überraschend gute Laune. Irgendwie musste dies mit Veva zusammenhängen. Auch wenn sie von kühlem Wesen war, erwies sie sich doch als ausgezeichnete Hausfrau, die die neue Frau seines Vaters bei weitem in den Schatten stellte. Außerdem war sie weitaus hübscher als die Bäckerwitwe. Bei dem Gedanken spürte er, wie ihm das Blut in die Lenden schoss. Vielleicht war es doch nicht so schlecht, mit Veva verheiratet zu sein, dachte er, während er in die Küche zurückkehrte. Er setzte sich jedoch nicht mehr hin, sondern lehnte sich mit der Schulter gegen den Türpfosten und betrachtete seine Frau.

An ihrem Aussehen fand er nichts auszusetzen. Damit übertraf sie sogar Rosi. Die Magd mochte vielleicht feuriger beim Liebesspiel sein, als er es von seiner Frau erwartete, doch er war sicher, dass er seine Freude an Veva haben würde. Der Gedanke brachte ihn fast dazu, sie aufzufordern, mit ihm ins Schlafzimmer zu gehen. Da erinnerte er sich, dass sie das Opfer übler Schurken gewesen war, und beschloss, ganz sanft und vorsichtig zu sein.

Veva war die stille Musterung unangenehm, und sie hätte gerne gewusst, worüber Ernst gerade nachdachte. »Wolltest du nicht Bier besorgen?«, fragte sie, um das Schweigen zu beenden.

»Ich habe einen Jungen beauftragt, der sich draußen herumtrieb«, antwortete Ernst lächelnd.

Vevas Augenbrauen wanderten leicht nach oben. »War er etwa so groß, etwas mager und trug eine Hose, die am rechten Knie ein Loch hat?«

»Ja, das war er!«

»Wenn du ihn das nächste Mal siehst, kannst du ihn fragen, wo die Wurst geblieben ist, die mir fehlt. Derselbe Bursche hat sich nämlich angeboten, meine Einkäufe zu tragen.«

»Und da ist die Wurst so einfach verschwunden.« Ernst erinnerte sich an den fettigen Mund des Jungen und musste lachen. »So ein Spitzbube! Du wirst ihn doch nicht des Diebstahls wegen anzeigen? Das wäre ein schlechter Einstand in Augsburg.«

»Natürlich nicht. Aber wenn ich ihn das nächste Mal sehe, setzt es Maulschellen!«

»Der arme Junge tut mir direkt leid. Nun, verdient hat er sie.« Er sah sich um. »Wie gut ist das Haus hier eigentlich eingerichtet? Haben wir überhaupt ein Bett für die Nacht? Ich würde ungern auf dem Fußboden schlafen.«

»Jakob Fugger hat uns ein paar Truhen und ein Bett hereinstellen lassen. Aber ich glaube nicht, dass du es bequem finden wirst!« Vevas Stimme klang gepresst, denn seine Frage erinnerte sie an die erste Nacht, die sie gemeinsam mit Ernst verbringen würde. Am liebsten hätte sie ihr Lager in einem anderen Zimmer aufgeschlagen, doch es gab in der Küche und in den beiden Stuben kein Möbel, das sie benutzen konnte, und auf dem nackten Fußboden wollte sie nicht schlafen. Auch würde Ernst das wohl kaum zulassen. Vielleicht würde er sie sogar schlagen, wenn sie nicht ins gemeinsame Bett kam.

Ein Klopfen unterbrach diese Überlegungen. Ernst trat auf den kleinen Flur hinaus und öffnete die Tür.

Ein Mann in der Schürze eines Schankknechts kam in die Küche und stellte ein Fässchen ab. »Da ist das Bier. Lasst es Euch schmecken. Zahlen könnt Ihr es morgen.«

Ernst nickte, reichte dem Knecht einen Kreuzer und wandte sich dann dem Jungen zu, der diesem gefolgt war. »Du solltest besser verschwinden. Meine Frau ist wegen der verschwundenen Wurst arg zornig auf dich!«

Der Junge grinste nur. »Die muss mir beim Tragen unter mein Hemd geraten sein, denn ich habe sie später dort entdeckt. Da sie arg gequetscht und auch schon aufgeplatzt war, konnte ich sie doch nicht mehr zu den anderen Sachen legen. Nichts für ungut, Herr.«

»Schon gut.« Ernst wollte wieder ins Haus, doch da hielt ihm der Junge die Hand hin.

»Habe ich denn keine Belohnung verdient? Immerhin habe ich das Fass Bier besorgt!«

Ernst überlegte kurz, ob er Veva vorgreifen und dem Jungen selbst eine Ohrfeige geben sollte, zog aber dann doch eine Münze aus der Tasche und warf sie ihm zu. »Hier, du Lümmel! Wenn du so weitermachst, wirst du irgendwann noch reicher als Jakob Fugger.«

Der Bursche grinste und war im nächsten Moment verschwunden. Kopfschüttelnd kehrte Ernst ins Haus zurück, wo Veva bereits zwei große Becher mit Bier gefüllt hatte.

»Danke, das kann ich jetzt brauchen!« Er setzte einen Becher an und trank ihn bis zur Neige aus. Er schwieg einen Moment und nickte dann. »Der Schwab hat schon recht. Das Bier hier schmeckt wirklich gut.«

»Das freut mich. Aber ich werde dafür sorgen, dass auch Wein ins Haus kommt.«

Ernst lächelte und fasste nach ihren Händen. »Du bist eine ausgezeichnete Hausfrau. Ich habe Glück, dass ich dich bekommen habe!«

Seine Worte verwirrten Veva. Warum tat Ernst so, als wären sie auf beiderseitigen Wunsch zusammengegeben worden? War er tatsächlich mit dieser Heirat einverstanden? In München hatte es anders ausgesehen. Daher blieb sie auf der Hut und entzog ihm die Hände. »Wollt Ihr noch ein Bier, Herr?«

»Warum so förmlich, wenn wir unter uns sind? Außerdem bist du eine reiche Erbin, während ich von meinem Vater nur einen Bettel zu erwarten habe«, antwortete Ernst lachend.

Das war es also, fuhr es Veva durch den Kopf. Er hatte sie geheiratet, weil ihr Vater reich und sie dessen einzige Tochter war. Für so berechnend hatte sie ihn nicht gehalten. Den Männern ging es anscheinend nur ums Geld, eine gewisse Behaglichkeit und ein Paar Schenkel, die sich im Bett bereitwillig für sie öffneten.

Sie hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da fasste Ernst sie um die Taille und lächelte sie an. »Was meinst du, wollen wir uns jetzt einmal die Schlafkammer ansehen und schauen, ob sie wirklich so unbequem ist, wie du sagst?«

Veva zuckte mit den Achseln. »Von mir aus!« Da sie diesem Schicksal ohnehin nicht entgehen konnte, war es gleichgültig, ob es heute, morgen oder in ein paar Tagen geschah. Bevor sie jedoch in Richtung Schlafkammer ging, räumte sie noch die Küche auf, wusch sich kurz Gesicht und Hände und säuberte mit einem Schafgarbenstengel die Zähne.

Ernst machte sich ebenfalls zur Nacht zurecht und ging als Erster in die kleine Kammer. Das Bett war wirklich schmal, fand er, aber das störte ihn nicht. Auf diese Weise musste Veva sich an seine Nähe gewöhnen.

Es dauerte eine Weile, bis sie nachkam. Unterdessen hatte Ernst die Fensterläden geschlossen und sich bis auf das Hemd ausgezogen. Veva vermied es, ihn anzusehen, stellte den Halter mit der brennenden Kerze so neben ihr Bett, dass sie das Licht ausblasen konnte, und blieb dann stocksteif stehen.

»Bevor du ins Bett gehst, solltest du dir dein Kleid und die Unterröcke ausziehen«, riet Ernst ihr lächelnd.

Veva hätte sich am liebsten umgedreht und wäre davongerannt. Nur mit Mühe löste sie die Schnüre ihres Kleids und zog es über den Kopf. Der erste Unterrock folgte. Doch als sie bemerkte, dass Ernst ihr interessiert zusah, löschte sie rasch die Kerze und entledigte sich der weiteren Unterröcke bis auf ihr Hemd. Dann stieg sie vorsichtig ins Bett und blieb fast an der Kante liegen, um genügend Platz zwischen sich und Ernst zu lassen.

»Du willst doch nicht aus dem Bett fallen, oder?« Er packte sie und zog sie näher an sich heran. Seine Rechte glitt ihr spielerisch über Rücken und Hintern.

»Sag doch gleich, dass du andere Dinge tun willst, als zu schlafen«, sagte Veva ungehalten.

»Ich würde es wirklich gerne tun.« Ernst versuchte sie zu küssen, doch sie drehte den Kopf weg, legte sich auf den Rücken und zog ihr Hemd bis zur Taille hoch.

»Nun mach schon!« Umso schneller liegt es hinter mir, setzte sie in Gedanken hinzu und spreizte die Beine.

Ihre Bereitwilligkeit überraschte Ernst. Allerdings bedauerte er die Kälte, mit der sie sich ihm hingeben wollte. Doch als er versuchte, ihren Busen zu umfassen, stieß sie seine Hand mit einem Fauchen weg. Wenn sie es denn so will, dachte er, bekommt sie es auch. Da Veva aber ihr Hemd anbehalten hatte, zerrte er das seine nur so weit nach oben, dass es ihn nicht behinderte. Als er ihr zwischen die Beine glitt, fühlte sich ihre Haut warm und weich an, und sie roch nach Veilchen. Allerdings wirkte der Duft bei weitem nicht so aufreizend wie bei der Hure, zu der ihn ein Nachbar mitgenommen hatte, als er sechzehn gewesen war, sondern sanft und angenehm.

Das also ist unsere Brautnacht, fuhr es ihm durch den Kopf, und er erinnerte sich, weshalb sein Vater darauf gedrängt hatte, die Ehe nicht gleich zu vollziehen. Vorsichtig tastete er ihren Bauch ab und stellte fest, dass er zwar angenehm weich, aber zu flach für eine Schwangerschaft war. Also war die Vergewaltigung durch die Räuber ohne Folgen geblieben. Erleichtert stützte er sich mit beiden Händen ab und schob sich nach vorne. Eine kurze Weile tändelte er nur und tat so, als würde er ihre Scheide nicht auf Anhieb finden. Erst als Veva weniger verkrampft dalag, drang er in sie ein. Er spürte einen leichten Widerstand und wunderte sich, denn nach der Nacht bei den Räubern konnte sie doch keine Jungfrau mehr sein. Der Gedanke brachte ihn dennoch dazu, vorsichtig mit ihr umzugehen. Schließlich sollte sie keine Abneigung gegen ihre Zweisamkeit im Bett entwickeln.

Für Veva war die Sache weniger schmerzhaft, als sie erwartet hatte. Es wurde ihr im Bauch sogar warm, als Ernst spielerisch an ihre Pforte klopfte, und als sie ihn in sich spürte, überkam sie ein eigenartiges und sogar recht angenehmes Gefühl. Sie schloss die Augen und presste mehrfach den Atem zwischen den zusammengebissenen Zähnen hindurch. Als Ernst schließlich nach den letzten, recht heftigen Stößen innehielt, dachte sie, dass verheiratet sein vielleicht sogar einige angenehme Augenblicke mit sich brachte. Außerdem war ihr Ernsts Nähe bei weitem nicht so zuwider, wie sie es erwartet hatte, und das erleichterte sie.

»Siehst du, es war gar nicht so schlimm«, raunte Ernst ihr ins Ohr.

»Nein, war es nicht«, flüsterte Veva, schob ihn dann von sich herab und kehrte ihm den Rücken zu. Irgendwie schämte sie sich, weil sie anscheinend dieselbe Metze war wie die Magd Rosi und andere Frauen, die sie kannte. Dann aber sagte sie sich, dass Ernst und sie immerhin miteinander verheiratet waren und Gott im Himmel dieses gemeinsame Vergnügen im Ehestand sogar segnete. Eine Metze hingegen war ein Weib, das diese Freuden vor oder außerhalb einer Ehe suchte, und das wollte sie gewiss nicht. Mit dem Gedanken, dass ihr Vater vielleicht doch nicht so schlecht gehandelt hatte, indem er sie mit Ernst verheiratet und nach Augsburg geschickt hatte, schlief sie ein.

Ernst aber lag noch lange wach und kaute an der Frage herum, ob Veva wirklich Gefallen am Beischlaf gefunden hatte oder ihre Schenkel nur der Pflicht gehorchend für ihn geöffnet hatte.

Die Ketzerbraut. Roman
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