Prolog

Er wusste es in dem Augenblick, als sie die Bar betrat.

Es hatte nichts damit zu tun, wie sie gekleidet war. Davon hatte er sich viel öfter täuschen lassen, als er richtiggelegen hatte, und er hatte oft richtiggelegen. Nein, es hatte damit zu tun, wie sie mit den Absätzen auf dem Holzfußboden auftrat, und mit ihrem staksigen Gang. Außerdem sah er ihr an, dass sie schon viel zu viele traurige Loser mit ins Bett genommen hatte.

Tja, als Nutte darf man nicht wählerisch sein.

Frauen wie sie waren ihm in Raleigh, North Carolina, begegnet, in Vancouver und in Santa Fe. Natürlich kannte er nicht diese Frau, aber sie stand für alle Frauen, die er jemals getroffen hatte.

Die Bar war lang und wie ein U geformt. Er saß an einer der kurzen Seiten, lehnte sich mit der rechten Schulter an die Holzvertäfelung der Wand. Auf diese Weise wurde die lange Narbe auf seiner rechten Wange verdeckt. Er war ein Typ, dem so ziemlich alles egal war, aber der Narbe war er sich ständig bewusst. Sie war ein Geburtstagsgeschenk seines Dads. Wenigstens war sie unsichtbar, wenn er die rechte Schulter an die Wand lehnte.

Die Bar war fast leer. Es roch nach verkochtem Fisch und Meister Proper.

Die Frau setzte sich links von ihm an die Theke, ließ aber einen Hocker zwischen ihnen frei. Als sie ihre Handtasche auf den Boden fallen ließ und den Riemen eines ihrer abgetretenen Schuhe um ein Fußgelenk band, dudelte ein Song von Lynyrd Skynyrd aus der Jukebox. Vielleicht waren es auch die Allman Brothers. Mit dem Südstaatenrock der Siebziger kannte er sich nicht so gut aus. In Anbetracht seines Jobs war es seltsam, dass er sich nicht allzu sehr für Musik interessierte, aber er genoss die Stille. Davon gab es heutzutage viel zu wenig.

Offenbar erwartete die Frau, dass er den Barkeeper zu sich winkte und ihr einen Drink spendierte. Als er es nicht tat, rief sie ihn selbst. Der Keeper ließ sich Zeit. Wäre die Frau zehn Jahre jünger oder fünf Jahre hübscher gewesen, hätte der Mann sich vermutlich überschlagen. Als er nun zu ihr geschlurft kam, sagte sie nur: »Ein Seven and Seven.«

Es dauerte ziemlich lange, bis der Keeper zurückkam. Er legte eine Serviette auf den Tresen, stellte den wässrigen Cocktail darauf ab und wartete. Die Frau hob ihre Handtasche auf, fischte einen zerknitterten Zwanziger heraus und klatschte ihn mitten in einen nassen Fleck, den der Keeper nicht weggewischt hatte, weil es ihm völlig egal war.

Der Mann strich den feuchten Geldschein in aller Seelenruhe glatt, ging zur Kasse und kam mit dem Wechselgeld zurück, alles Eindollarscheine, die er in die Pfütze auf der Theke legte.

Arsch.

Der Mann, der am Tresen saß und alles beobachtete, hätte gern Zeit gehabt, sich näher mit dem Barkeeper zu befassen. Auf seine ganz spezielle Weise.

Ohne dass er sie dazu eingeladen hätte, rutschte die Frau zwei Songs später auf den freien Hocker neben ihm und schüttelte die Eiswürfel in ihrem fast leeren Glas.

»Wie heißt du?«, fragte sie ihn.

Er schaute sie an, sah sie jetzt zum ersten Mal richtig. Sie hatte stahlblauen Lidschatten aufgetragen, und ihr Lippenstift war für eine Frau ihres Alters viel zu rot. Er schätzte sie auf fünfundvierzig oder älter. Sie sah aus wie eine Frau, die sich nicht abschminkte, bevor sie schlafen ging, und ihr Gesicht nur wusch, wenn sie gelegentlich duschte. Trotz des dicken Make-ups sah er Aknenarben.

»Jagger«, erwiderte er.

Sie schaute ihn überrascht an. So war es bei allen.

»Jagger? Wie Mick Jagger?«

»Ja.«

Sie lächelte. Das hätte sie nicht tun sollen, denn dieses Lächeln ließ den kläglichen Rest von Attraktivität in ihrem Gesicht zerbröckeln. Stattdessen spiegelten sich nun jeder verkaterte Sonntagmorgen, jedes graue Handtuch und jedes vergilbte Bettlaken darauf.

Aber es war Samstagabend, und sie saßen in einer Bar mit schummrigem Licht, deshalb war es erträglich.

»Hast du auch so viel Geld wie Mick Jagger?«, fragte sie.

»Genug.«

Sie beugte sich näher an ihn heran. Ihr Parfum war zu süß und zu schwer, aber es gefiel ihm.

»Wie viel ist genug?«, fragte sie.

»Genug für die Nacht.«

Ihre Augen strahlten. Jetzt sah sie besser aus. Vielleicht war sie gar nicht so verlebt, auch wenn sie in einer Kaschemme wie dieser hier als Nutte anschaffte.

Er nickte dem Barkeeper zu und legte einen Fünfziger auf die Theke. Dieses Mal beeilte sich der Kerl – Überraschung! Er kam sofort mit neuen Drinks zurück, wischte sogar den Tresen trocken.

Die Frau sagte: »Die Frage ist, ob du die ganze Nacht kannst.«

»Ich muss nicht die ganze Nacht können. Ich muss nur können, bis die Parkuhr abgelaufen ist.«

Sie lachte. Ihr Atem roch nach Zigaretten, Pfefferminz und entzündetem Zahnfleisch.

»Du hast Humor«, sagte sie. »Das gefällt mir.«

Es spielt keine Rolle, was dir gefällt, dachte er. Das spielte seit über zwanzig Jahren keine Rolle.

Sie leerte ihr Glas, tippte mit ihren künstlichen Fingernägeln auf den Tresen und wandte sich ihm wieder zu. »Was hältst du davon, wenn wir eine Flasche kaufen und woanders unseren Spaß haben?«, fragte sie, als wäre sie gerade erst auf die Idee gekommen.

Er musterte sie. »Wir? Willst du dich an den Kosten beteiligen?«

Sie schlug ihm leicht auf die Schulter. »Ach, komm, hör auf.«

»Ich hab eine Flasche in meinem Truck.«

»Ist das jetzt eine Einladung, oder was?«

»Nur wenn du Lust hast.«

»Hört sich gut an.« Als sie vom Hocker rutschte, schwankte sie leicht und hielt sich am Handlauf fest. Offenbar hatte sie schon ein paar Drinks intus. »Ich gehe noch schnell für kleine Mädchen. Lauf nicht weg.«

Als sie mit wiegenden Hüften zum anderen Ende der Bar ging, gönnten die beiden alten Kerle, die dort saßen, ihr kaum einen Blick.

Er trank sein Bier aus, steckte das Geld ein und ließ genau neununddreißig Cent Trinkgeld für den Barkeeper liegen.

Ein paar Minuten später kam die Frau zurück. Sie hatte den Lidschatten und den Lippenstift nachgezogen und Parfum aufgelegt. Außerdem lutschte sie Pfefferminz.

Sie und der Mann traten hinaus in die kalte Nacht.

»Wo steht dein Truck?«, fragte sie.

Er zeigte auf den Fußweg, der sich durch den Wald schlängelte. »Da lang.«

»Du stehst auf dem Rastplatz?«

»Ja.«

Sie schaute auf ihre Schuhe, billige weiße High Heels, mindestens eine Nummer zu klein. »Hoffentlich ist der Weg nicht matschig.«

»Ist er nicht.«

Sie hakte sich bei ihm ein. In der anderen Hand hielt er eine Reisetasche. Sie überquerten den kleinen Parkplatz vor der Bar und verschwanden im Wald.

»Was ist in der Tasche?«, wollte die Frau wissen.

»Mein ganzes Geld.«

Wieder lachte sie.

Auf halbem Weg, weit weg vom Licht, blieb er stehen, öffnete die Tasche und nahm eine Halbliterflasche Southern Comfort heraus.

»Einen für unterwegs?«, fragte er.

»Gute Idee.«

Er schraubte den Verschluss ab und trank einen Schluck.

»Mund auf, Augen zu«, sagte er.

Sie tat es.

»Mach den Mund weiter auf.«

Er betrachtete sie, als sie mit aufgerissenem rotem Mund im trüben Mondlicht stand. Genau so wollte er sie in Erinnerung behalten. So behielt er sie alle in Erinnerung.

Mit einer schwungvollen Bewegung schob er die Rasierklinge in den Mund der Frau und goss ein Drittel der Flasche hinein. Der Whiskey spülte ihr die Klinge in den Rachen. Sie würgte, rang nach Atem, krümmte sich. Dabei rutschte die Klinge nach vorn und zerschnitt ihr Gaumen und Zunge.

Er stand neben ihr, während sie hustete und Blut und Whiskey versprühte. Schließlich spuckte sie die Rasierklinge in ihre Hand und schleuderte sie zu Boden.

Als sie den Blick zu ihm hob, sah er, dass die Klinge ihre Unterlippe durchgeschnitten hatte.

»Was hast du getan?«, kreischte sie. Wegen des tiefen Schnittes in der Unterlippe waren die Worte verzerrt. Dennoch verstand er, was sie sagte. Er verstand es immer.

Er drückte sie gegen einen Baumstamm. Sie sank zu Boden, rang nach Atem, spuckte Blut wie ein Fisch am Angelhaken.

Der Mann umkreiste sie. Heiß strömte das Adrenalin durch seine Adern.

»Was hast du denn gedacht, was wir hier machen?« Er stellte den rechten Fuß auf ihren Bauch und verlagerte sein Gewicht auf das rechte Bein. Wieder schoss ihr ein Schwall Blut aus Mund und Nase. »Hast du gedacht, wir ficken? Dass ich mein Ding in dein entzündetes Maul stecke?«

Er setzte sich rittlings auf ihren Unterleib.

»Das wäre ja so, als würde ich jeden von den Losern vögeln, mit denen du rumgemacht hast.«

Er lehnte sich zurück, um sein Werk zu begutachten. Dann trank er einen Schluck Bourbon, um die Kälte zu vertreiben. Dabei wandte er den Blick für den Bruchteil einer Sekunde von der Frau ab.

Das genügte ihr. Ihre Hand zuckte vor. Sie zog ihm die Rasierklinge übers Gesicht, schlitzte ihm die rechte Wange vom Auge bis zum Kinn auf.

Als Erstes spürte er den Schmerz. Dann Wärme. Dann Kälte. Aus der offenen Wunde stieg der Dampf seines eigenen Blutes in die frostige Luft und trübte seinen Blick.

»Miststück! Dreckige Schlampe!«

Er verpasste ihr eine schallende Ohrfeige. Dann noch eine, und noch eine. Auf ihrem Gesicht klebten Blut und Schleim. Ihr aufgerissener Mund mit der zerschnittenen Unterlippe schien zu grinsen.

Er überlegte, ob er sie mit einem Stein erschlagen sollte. Nein, noch nicht. Sie hatte ihm die Wange aufgeschlitzt, und dafür würde sie bezahlen.

Er trank die Flasche aus, wischte sie ab und schleuderte sie tiefer in den Wald. Dann riss er ihr das Top vom Körper und wischte sich das Gesicht damit ab.

»Das ist ein schlimmer Schnitt an deiner Unterlippe«, sagte er und griff in die Tasche. »Wir müssen sie desinfizieren. Hier gibt’s alle möglichen Bazillen, weißt du. Und du möchtest dir ja keine Entzündung einfangen. Das wäre nicht gut fürs Geschäft.«

Er zog eine große BernzOmatic aus der Tasche. Als die Frau die Lötlampe sah, versuchte sie voller Panik, sich zu befreien, aber ihr fehlte die Kraft. Wieder schlug der Mann ihr ins Gesicht, diesmal so fest, dass sie liegen blieb. Er zündete die Lötlampe mit einem Feuerzeug an und stellte sie ein, bis eine perfekte gelbblaue Flamme brannte.

»Sag mir, dass du mich liebst.«

Sie erwiderte nichts. Sie stand unter Schock.

Er führte die Flamme näher an ihr Gesicht heran.

»Sag es.«

»Ich … liebe dich«, nuschelte sie.

»Natürlich.«

Er fing mit ihrer Lippe an. Die Schreie der sterbenden Frau wurden vom Rauschen der Flamme verschluckt, während der Gestank verbrannten Fleisches in die kalte Luft stieg.

Als er den Gasbrenner an ihre Augen führte, war sie längst still.

Totenstill.

Die Wolken, die vorhin noch den Mond verdeckt hatten, waren verschwunden, als er aus dem Wald kam. Gemächlich ging er die vierhundert Meter bis zum Rastplatz, auf dem sein Lastwagen stand. Die drei Sattelschlepper, neben denen er den Laster am frühen Abend abgestellt hatte, waren verschwunden. An den Parkplatz grenzten eine Tankstelle und ein Schnellrestaurant, das rund um die Uhr geöffnet war.

Ehe der Mann ins Licht der Straßenlaternen trat, betrachtete er seine Kleidung. Die Daunenjacke war voller Blut, die Flecken schimmerten schwarz im Mondlicht. Er zog die Jacke aus, drehte sie auf die andere Seite und zog sie wieder an. Mit einer Handvoll Blätter, die er vom Boden klaubte, wischte er sich das Blut aus dem Gesicht.

Als er kurz darauf die Rückseite des Schnellrestaurants erreichte, sah er eine Frau neben dem Hinterausgang stehen. Sie entdeckte ihn ebenfalls.

Sie war eine der Kellnerinnen aus dem Restaurant. Ihre taubenblaue Dienstkleidung und der weiße Pullover leuchteten im hellen Licht der Laternen. Die Sachen sahen sauber, beinahe steril aus. Die Frau hatte Pause und polierte sich mit einer Sandblattfeile die Nägel.

»Ach du meine Güte«, rief sie.

Er konnte sich gut vorstellen, welchen Eindruck er auf sie machte.

»Hey«, sagte er.

»Ist was passiert?«

»Ich bin da hinten gegen einen Ast gelaufen, den ich im Dunkeln nicht gesehen habe«, antwortete er. »Ich fürchte, ich habe mich schlimm geschnitten.«

Ihm war schwindelig, nicht nur von dem warmen Whiskey und dem faden Bier. Er hatte tatsächlich Blut verloren.

Die Kellnerin warf einen Blick über die Schulter. Sie hatte gesehen, wie er aus dem Wald gekommen war. Schlecht für ihn, aber noch schlechter für sie.

Es war schon ziemlich spät. Obwohl der Mann erschöpft war, wusste er, was er zu tun hatte. Er würde kurzen Prozess mit ihr machen.

Er drehte sich um, ließ den Blick über den Parkplatz und die beschlagenen Fenster des Restaurants schweifen. Niemand beobachtete sie. Zumindest konnte er niemanden sehen.

»Sie haben nicht zufällig ein Pflaster?«, fragte er.

»Warten Sie mal …« Sie zog den Reißverschluss ihrer Handtasche auf und durchwühlte den Inhalt. »Nein, leider nicht. Ich kann Ihnen nur Kleenex anbieten, aber die helfen wahrscheinlich nicht. Sie bluten ganz schön. Sie sollten ins Krankenhaus.« Sie zeigte auf einen blauen Nissan Sentra, der auf dem Parkplatz stand. »Wenn Sie wollen, bringe ich Sie hin.«

Er zeigte mit dem Daumen auf seinen Laster. »Ich hab Verbandszeug in meinem Truck. Kennen Sie sich damit aus?«

Sie lächelte. »Das kriege ich schon hin. Ich habe ein paar jüngere Brüder und Schwestern, die sind immer mit irgendwelchen Schrammen nach Hause gekommen.«

Sie gingen zu dem Lastwagen auf der anderen Seite des Parkplatzes. Mehrmals musste der Mann das Tempo verlangsamen, weil ihm schwindelig wurde. Als sie endlich den Laster erreichten, schloss er die Beifahrertür auf, und die Kellnerin stieg ein.

»Das Verbandszeug liegt im Handschuhfach«, sagte er.

»Okay.«

Er schloss die Tür. Auf dem Weg zur Fahrerseite zog er ein scharfes, fünfzehn Zentimeter langes Buck aus der Messerscheide. Er öffnete die Fahrertür, zog sich hoch und drehte den Spiegel so, dass er sein Gesicht sehen konnte.

Er zuckte zusammen. Die Nutte hatte ihm die ganze Wange aufgeschlitzt.

Während die Kellnerin das Verbandszeug und die in Folie eingeschweißten, mit Alkohol getränkten Tupfer auf das Armaturenbrett legte, drehte er den Spiegel wieder in die ursprüngliche Position und spähte hinaus auf den Parkplatz. Keine anderen Fahrer, und aus dem Restaurant kam niemand.

Okay. Tu es. Jetzt sofort.

Doch ehe er das Messer aus der Scheide zog, sah er irgendetwas auf dem Parkplatz liegen, genau dort, wo der Weg in den Wald führte. Es war eine kleine rote Brieftasche in derselben Farbe und aus demselben Material wie die Handtasche der Kellnerin. »Gehört das Ihnen?«, fragte er.

Die Kellnerin blickte in die Richtung, in die sein Finger wies, legte das Verbandsmaterial aus der Hand und schaute in ihre Handtasche. »Oh, Mist. Ich muss sie verloren haben.«

»Ich hole sie.« Er konnte die Brieftasche aus verschiedenen Gründen nicht liegen lassen.

»Sie sind ein Schatz.«

Der Mann stieg aus und überquerte den Parkplatz. Sein Schädel brummte. Ihm fiel ein, dass er noch ein paar Schmerztabletten hatte. Er griff in die Tasche, zog das Tablettenfläschchen heraus und schluckte zwei Pillen trocken hinunter.

Er erreichte die Brieftasche, hob sie auf. Kurz überlegte er, ob er sie aufklappen sollte, um den Namen der Kellnerin zu erfahren, aber der spielte keine Rolle. Die Namen hatten nie eine Rolle gespielt.

Doch seine Neugier war stärker.

Als er die Brieftasche aufklappte, spürte er heißen Atem im Nacken und sah einen langen Schatten zu seinen Füßen.

Im gleichen Augenblick explodierte sein Schädel. Alles wurde von grellem rotem Licht verschlungen.

Kalt.

Als er die Augen aufschlug, lag er auf dem Rücken. Die Schmerzen im Kopf waren unerträglich. Die Welt roch nach feuchtem Kompost, Lehm und Kiefernnadeln. Schneeflocken wirbelten durch die Luft und blieben an seinen Wimpern haften.

Er versuchte aufzustehen, doch er konnte Arme, Hände und Füße nicht bewegen. Langsam drehte er den Kopf und sah den Leichnam der Prostituierten mit den ausgebrannten Augenhöhlen neben sich liegen. Irgendwelche Tiere hatten bereits an ihrem Gesicht genagt.

»Steh auf.« Die leise Stimme erklang dicht neben seinem linken Ohr.

Irgendwie gelang es ihm, den Kopf zu drehen, aber da war niemand.

»Ich … kann nicht.«

Seine Worte hörten sich an, als hätte jemand anders sie gesprochen.

»Stimmt, das kannst du nicht«, sagte die leise Stimme. »Ich habe dein Rückenmark durchtrennt. Du wirst nie wieder laufen können.«

Der Entsetzensschrei blieb ihm vor Schreck im Hals stecken.

Er ahnte, was ihn erwartete.

Er verlor jedes Zeitgefühl.

Irgendwann dämmerte der Morgen. Er schaute auf den wirbelnden Schnee.

Dann sah er die Axt. Die Stahlklinge leuchtete blutrot im ersten Licht des Tages.

Als die schwere Axt Augenblicke später auf ihn niedersauste, hörte er sie. Sie alle.

Er hatte gewusst, dass er sie an diesem Tag hören würde, jede Einzelne von ihnen.

Sie lockten ihn in die Dunkelheit, die toten Dinge, an einen Ort des Schreckens, an dem sich nichts Menschliches mehr regte.

Ein Ort, an dem sein Vater noch immer auf der Lauer lag.

Eine Hölle, in der die Schreie der Kinder niemals verstummten.

Tanz der Toten
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