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Der Keller in Valerie Beckerts Haus war ein wahres Labyrinth mit niedriger Decke und zahlreichen kleinen Räumen, die durch schmale Gänge miteinander verbunden waren.
Die elektrischen Installationen mit ihren Drehschaltern und Rohren, in denen isolierte Kupferleitungen durch die Hohlräume über der Decke verliefen, waren völlig veraltet. Wo sie durch die Deckenbalken führten, waren die Rohre mit Porzellan isoliert. Auf der gesamten Länge wurden sie durch knopfförmige Porzellanisolatoren geführt, die an die Decke genagelt waren.
Wie ein Gespenst bewegte Byrne sich durch das düstere Haus, öffnete Schränke und Türen, strich mit den Händen über die Holzvertäfelung und klopfte an die lockeren Fensterscheiben. Er fragte sich, was ihn in Wahrheit zum zweiten Mal hierher geführt hatte und welche mysteriösen Kräfte ihn gezwungen hatten, an diesen Ort zurückzukehren.
Er stand auf dem Treppenabsatz des zweiten Stocks. Hinter einer Tür, hinter der er ein kleines Schlafzimmer oder Nähzimmer vermutet hatte, entdeckte er einen begehbaren Kleiderschrank. In dem Schrank lagen zerfetztes Papier und Mäusekot.
In einer Nische auf der anderen Seite des Flures stand eine Bank mit Stauraum. An der Decke befand sich eine verschlossene Luke. Byrne vermutete, dass dort eine ausziehbare Leiter eingelassen war, die zum Speicher führte.
Er hatte überlegt, einen Blick auf den Speicher zu werfen, war aber einfach zu müde. Nach der Entdeckung der ermordeten Gillen-Jungen herrschte bei den Ermittlungen im Fall Nicole Solomon das nackte Chaos, und er musste morgen früh wieder fit sein.
Welche Gefühle, Ahnungen oder Eingebungen Byrne auch zurück in Valerie Beckerts Haus gelockt hatten – sie waren hier, auf dem Treppenabsatz des zweiten Stocks, am stärksten. Hier fühlte er sich, als würde irgendeine starke Kraft auf ihn einwirken, als würde eine eisige Hand sein Herz umfassen.
Während der Sturm den Regen gegen die Fensterscheiben peitschte, gab Byrne sich völlig diesem Gefühl hin.