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Die letzte Tür im Haus Valerie Beckerts – die letzte von sechsundzwanzig Türen mit einem Schloss, das mit einem Buntbartschlüssel geöffnet werden musste – führte in einen Raum neben der Vorratskammer. Vielleicht war er früher als Besenkammer genutzt worden. Jetzt lag dort ein Reisigbesen, der sich allmählich in Wohlgefallen auflöste, auf einer dünnen Staubschicht. Das oberste Regalbrett war mit vergilbtem Papier mit Karomuster ausgelegt.

Byrne hielt den Schlüssel, einen angelaufenen Messingschlüssel, der an Valeries Schlüsselring gehangen hatte, noch in der Hand. Er passte in kein anderes Schloss in diesem Haus. Nur diese eine Tür ließ sich damit auf- und zuschließen. Byrne probierte es noch zweimal, um ganz sicher sein zu können. Dann steckte er den Schlüssel in die Tasche.

Warum diese Tür, Valerie?

Warum dieser Schlüssel?

Als es klingelte, wanderten Byrnes Gedanken zwischen der Welt antiker Puppen und dem Problem mit den alten elektrischen Leitungen in diesem Haus hin und her. Nachdem er an diesem Abend schon ein paar Whiskey getrunken hatte, gelang es ihm nicht mehr, sich auf ein Thema zu konzentrieren.

Als Byrne den Eingangsbereich durchquerte, war er erleichtert, dass die Türklingel funktionierte.

Er öffnete.

Donna stand vor ihm, in der Hand einen großen braunen Briefumschlag.

»Kevin Francis Byrne«, sagte sie mit einem breiten Grinsen und betonte jede Silbe. »Hausbesitzer.«

»Was ist daran so lustig?«

Donna wedelte mit dem Umschlag und trat ein. »Ich hätte nie gedacht, dass ich die Wörter Byrne und Hausbesitzer eines Tages in einem Atemzug aussprechen würde.«

»Lach nur über mich.« Byrne nahm den Umschlag entgegen. Er hatte nicht mit Donna gerechnet und wünschte sich nun, er hätte die Gelegenheit gehabt, ein bisschen aufzuräumen und sich wenigstens zu rasieren.

»Was ist das alles?«, fragte er.

»Meine Rechnung.«

Byrne schwieg. Er wusste nicht, ob es ernst gemeint war oder nicht. War es nicht.

Während Byrne die Tür abschloss, durchquerte Donna das Wohnzimmer und nahm die Umhängetasche von der Schulter.

»Gefällt mir, was du aus dem Haus gemacht hast.«

Donna hatte ein großes mexikanisches Menü und zwei Flaschen Chardonnay mitgebracht.

Sie aßen auf einer Decke in der Wohnzimmermitte. Außer den Kerzen, die ebenfalls Donna besorgt hatte, brannte nur eine Lampe, die in einer Ecke auf dem Boden stand. Da Byrne gewusst hatte, dass er in Kürze Besitzer dieses Hauses sein würde, hatte er bei den Elektrizitätswerken angerufen und gebeten, den Strom anzuschließen.

Die zweite Flasche Chardonnay war schon halb leer.

»Das fand ich immer am schönsten«, sagte Byrne.

»Was?«

Byrne spürte, dass er Gefahr lief, alles zu vermasseln. Er durfte jetzt nichts Falsches sagen.

»Dieses Improvisieren. Wenn noch keine Möbel da sind und nur eine Lampe auf dem Boden steht. Wie bei einem Picknick.«

»Ich weiß, was du meinst. Ich verkaufe oft Häuser an junge Leute. Ja, ich erinnere mich.«

Junge Leute, dachte Byrne. Ehe er etwas sagen konnte, legte Donna einen Finger auf seine Lippen.

Kurz darauf lag Donna Sullivan Byrne, die einzige Frau, die Kevin Byrne jemals richtig geliebt hatte, in seinen Armen.

Tanz der Toten
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