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Mr. Marseille las gern Zeitungen, und vier las er täglich. Die New York Times, das Wall Street Journal, die USA Today und natürlich den Philadelphia Inquirer.
Wenn etwas in der Zeitung stand, von dem er annahm, es könnte mich interessieren – also etwas über Mode, Musik oder Theater –, schnitt er den Artikel sorgfältig aus. Wenn er mir Frühstück machte – meistens Haferflocken oder ein Milchbrötchen und Tee, was ich am liebsten mochte –, lag oft ein kleiner Stapel Zeitungsartikel neben meinem Platz, der darauf wartete, von mir gelesen zu werden.
Seit unserer Gala mit Nicole war ein ganzer Tag verstrichen. Wir bereiteten uns schon auf unseren nächsten Tanztee vor, der am nächsten Samstag stattfinden sollte.
»Hier ist ein interessanter Artikel«, sagte Mr. Marseille.
Schon von jeher liebte ich unsere gemeinsamen Vormittage.
Mr. Marseille las von der Titelseite des Inquirer vor: »Die Polizei sagt, sie hat noch keine Spuren bei den Ermittlungen im Mordfall Nicole Solomon.«
»Mord?«, fragte ich.
»So steht es da.«
»Warum wurde sie ermordet? Was meinst du?«
»Das steht da nicht. Am Ende des Artikels steht: ›Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Sollte jemand Informationen haben, möchte er bitte eine der unten angegebenen Rufnummern anrufen. Alle Anrufe werden vertraulich behandelt.‹«
»Meinst du, wir sollten da anrufen?«, fragte ich.
Mr. Marseille dachte kurz darüber nach.
»Ich glaube nicht, dass es ihnen helfen würde, was wir ihnen sagen könnten.«
Natürlich hatte er recht. Polizisten sind ein misstrauisches Volk, was bei ihrem Job auch angebracht ist. Daher konnte alles, was wir ihnen sagten, auf Mr. Marseille und mich zurückfallen.
Während ich das Frühstücksgeschirr spülte, dachte ich an die sonderbare Wendung der Ereignisse. So etwas war früher zwar auch schon passiert, aber nicht oft, da viele der Puppen, die wir ausgebessert hatten, nicht namentlich in den Zeitungen erwähnt wurden. Wenn es aber geschah, vermittelte es mir ein sonderbares Gefühl, das mich den ganzen Tag nicht losließ.
Mord.
Das Wort gefällt mir nicht.
Ich bin sicher, Mr. Marseille mag es auch nicht.