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Irgendwann kam er wieder zu sich. Viel Zeit konnte nicht vergangen sein, denn es war noch immer nicht hell draußen. Vor seinen Augen lag ein Schleier, als ob er durch ein mit Milch übergossenes Glas schauen würde. Er nahm einen säuerlichen Geruch wahr. Den Geruch seines Erbrochenen. Immer noch hing er in seinen Fesseln. Und leider war er noch nicht tot. Der Schmerz war unbeschreiblich. Seine Hand glühte und der Schmerz pulsierte in Wellen durch ihn hindurch und schaffte es tatsächlich die Brandwunde auf seiner Wange und den nicht mehr zu gebrauchenden Arm und alles, worüber er sich sonst noch hätte beklagen können, zu verdrängen. Er hob den Kopf. Raphael glotzte ihn aus unbeteiligten Augen an. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, den blutenden Finger zu verbinden. Mittlerweile klebten ihrer beiden Schuhe in dem dunkel geronnen Blut auf dem Boden.
»Du hast Glück«, sagte Raphael. »Normalerweise würde ich jetzt Finger für Finger so weiter machen. Dann kämen die Zehen, die Hände und die Füße dran. Solange, bis du verblutest bist. Aber hier gibt es weder eine geeignete Säge, noch habe ich die Zeit abzuwarten, bis du jedes Mal wieder zu dir kommst, wenn ich den ersten Zug ins Tal bekommen will.«
Raphael stand auf und spannte eine Schnur zwischen seinen Händen. Martin glaubte, dass es sich um ein Telefonkabel handelte. Raphael trat hinter Martin und legte ihm die Schnur um den Hals.
»Erdrosselt zu werden, ist kein schöner Tod. Aber darin bin ich ziemlich perfekt. Das Schöne daran ist die Macht, die in meinen bloßen Händen liegt. Es ist besser als eine Schusswaffe, bei der die Kugel die ganze Arbeit erledigt.«
Raphael machte eine kurze Pause, bevor er weitersprach und die Schnur um Martins Hals strammer zog.
»Irgendjemand muss mich gleich bei meiner Ankunft mit dem Elektroschocker bearbeitet haben. Das kannst nur du gewesen sein, oder dein Partner. Vielleicht sagst du aber auch die Wahrheit, wovon ich fast ausgehen muss, bei deinem beharrlichen Schweigen. Aber vielleicht ist das auch wieder nur Taktik, weil du dir erhoffst, dass ich dich am Leben lasse, falls du nichts mit dem Tod von Eddies Frau zu tun hast. Allerdings würde ich darauf nicht wetten. Ich werde dir jetzt langsam die Luft abschnüren. Du wirst ersticken. Vielleicht hole ich dich noch einmal zurück ins Leben, wahrscheinlich aber nicht. Wenn du noch etwas sagen willst, dann sag es jetzt.«
Martin war in einem Zustand, indem ihm egal war, was mit ihm geschah. Er war schon lange bereit für den Tod. Er wollte es nur noch hinter sich bringen und er wusste ganz genau, dass es keine Rettung mehr geben würde. Eddie machte es Spaß, Leben auszulöschen. Ob er ihm glaubte oder nicht, würde keine Rolle spielen. Er würde ihn einfach umbringen und es wäre für Eddie so, wie für andere Menschen, wenn sie eine Fliege erschlagen. Belanglos. Wenn er nicht so wahnsinnige Angst um Paul gehabt hätte, hätte er den Mund gehalten.
»Jemand anderes hat den Verdacht auf mich gelenkt. Sie sind dessen Werkzeug und merken es nicht einmal. Ich bin auch nur ein Opfer.«
Eddie blieb für ein paar Sekunden still. Dann schüttelte er den Kopf.
»Ich glaube dir nicht. Ich glaube vielmehr, dass du lügst, weil du glaubst, dass ich deinen Jungen in Ruhe lassen werde, wenn ich dich für unschuldig halte. Bevor du jetzt stirbst, solltest du aber wissen, dass ich Paul und deinen alten Herrn auf jeden Fall auch töten werde.«
Dann zog Eddie die Schlinge um Martins Hals zu.