15
Ärger war im Anzug. Das spürte und schmeckte Lena, und sie konnte regelrecht fühlen, wie die Furcht die Klauen nach ihrem Nacken ausstreckte.
Nachdem Lena sich von Harry verabschiedet und das Haus verlassen hatte, war ihr klar geworden, dass man sie in eine zunehmend dunkle und einsame Ecke hineinmanövrierte. Die vielen ungeklärten Punkte und offenen Fragen, die sich aus diesem Durcheinander ergaben, erhöhten nur die Geschwindigkeit, mit der dieser Fall in sich zusammenstürzte.
Sie ging die schmale Einfahrt zwischen den Häusern hinauf. Die Jalousien vor Tim Hights Fenstern blieben geschlossen, und sie fragte sich, ob wohl das Sonnenlicht ferngehalten oder seine Geheimnisse in ewiger Dunkelheit unter Verschluss gehalten werden sollten. Während Lena weiterging, umfasste sie den Asservatenbeutel in ihrer Hand fester. Harry hatte ihr bei der Durchsuchung von Jakes Zimmer geholfen und kannte offenbar alle Verstecke. Unter den von Lena konfiszierten Gegenständen war auch ein Wochenplaner, den Jake seit dem Prozess geführt hatte. Außerdem fanden sie den pornografischen Roman, an dem er gearbeitet hatte. Die Staatsanwaltschaft hatte ihn in der Verhandlung gegen ihn verwendet, ihn jedoch nach dem Freispruch zurückgeben müssen.
Lena ging schneller. Sie musste unbedingt mit Vaughan sprechen. Und zwar sehr bald.
Als sie auf den Gehweg einbog, wurde ihr außerdem klar, dass sie dringend den Crown Vic loswerden musste.
Die Presseleute waren Paladino zur Gerichtsmedizin gefolgt, wo Gant seinen Sohn identifizierte. Allerdings waren einige Reporter inzwischen zurückgekehrt und machten es sich vor Tim Hights Haus gemütlich. Sie erkannte keinen von ihnen. Ein übergewichtiger Typ mit Dreitagebart und Gel im Haar benutzte Lenas Motorhaube als Schreibtisch. Er hatte den Laptop aufgeklappt und vertilgte gerade einen doppelten Cheeseburger mit einer extragroßen Tüte Fritten. Als sie näher kam, bemerkte sie aufgerissene Ketchuptütchen auf der Motorhaube und den Kotflügeln.
Sie betätigte den Türöffner. Als das Auto piepste, fuhr der Mann beinahe aus seiner schlaffen Haut.
»Was soll der Mist, junge Frau? Ich esse hier gerade zu Mittag.«
Da er mit vollem Mund gesprochen hatte, tropfte ihm eine Mischung aus Ketchup und Fett vom Kinn auf den Bauch. Lena beschloss, in näherer Zukunft keinen Cheeseburger mehr zu bestellen. Sie warf den Asservatenbeutel auf den Beifahrersitz, während sich die übrigen Reporter dem Wagen näherten. Nach ihrer Kleidung zu urteilen, waren sie vermutlich nicht von hier.
»Schmeckt das Mittagessen?«, erkundigte sie sich.
Der dicke Mann warf ihr einen schiefen Blick zu und wischte an seinem Hemd herum.
»Na klar. Wie im Ritz, trotz der Papierservietten. Wann kommt der Held denn raus? Wir wollen ein Interview.«
»Held? Wer soll das denn sein?«
»Tim Hight. Der Vater, der für seine Tochter eingetreten ist.«
Und schon stand das Motto fest: Tim Hight war zum Helden erklärt worden.
Lena sah den dicken Mann an.
»Wo ist denn Ihr Presseausweis?«
»In meiner Tasche. Was ist jetzt? Sind Sie Anwältin oder von der Polizei?«
Lena zuckte die Achseln.
»Keins von beidem. Ich komme vom Finanzamt.«
»Schon gut«, erwiderte er, während er weiter an dem Fleck herumscheuerte. »Sie sind Polizistin.«
Lena stieg ein und ließ den Motor an. Als sie den Rückwärtsgang einlegte, schien der dicke Mann endlich zu kapieren, dass er gleich seinen Schreibtisch verlieren würde. Er griff nach dem Computer und machte den Fehler, die andere Hand nach seiner Mahlzeit auszustrecken. Er packte den Hamburger und wollte sich auch die Fritten und den überdimensionalen Getränkebecher schnappen. Doch er war zu langsam. Als Lena in den ersten Gang schaltete und losfuhr, sah sie noch, wie sich der Becherinhalt über die Tastatur ergoss. Auf der Schnellstraße wurden die an der Motorhaube festklebenden Ketchuptütchen endlich weggepustet.
Lena stellte das Telefon an und fragte die in letzter Zeit eingegangenen Anrufe ab. Bei Sammy Becks Nummer drückte sie mit dem Daumen auf die Taste und hörte, dass er abhob.
»Die Zeit ist um«, verkündete sie. »Ich brauche ein neues Auto.«
Er lachte laut los. Es war ein freches Lachen. Beck besaß eine Autohandlung in Hawthorne östlich vom Flughafen. Als Lenas Prelude den Geist aufgegeben hatte, hatte sie zuerst Beck angerufen. Er war ihr zwar einen Gefallen schuldig, hatte aber bis jetzt noch nicht geliefert.
»Wo bist du?«, fragte er.
»Auf dem Weg ins Präsidium.«
»Wann bist du wieder in der Westside?«
»Heute am späten Nachmittag.«
»Dann komm vorbei.«
»Hast du was für mich?«
»Genau.«
»Echt?«
»Besser als echt. Und genau zu dem Preis, den wir besprochen haben.«
»Was für ein Auto ist es?«
»Das, was du gesucht hast, Lena. Heute ist dein Glückstag. Ich bin den ganzen Nachmittag im Laden.«
Sie hörte ihn wieder lachen, als er auflegte. Lena warf ihr Telefon auf den Sitz. Das letzte aufgerissene Ketchuptütchen rutschte die Windschutzscheibe hinauf, verlor im Wind den Halt und flog davon. Sie musste das Dienstfahrzeug loswerden. Alles, was Beck auftreiben konnte, war ihr recht – solange sie nur ihre Anonymität zurückbekam.
Die Staatsanwaltschaft residierte gemeinsam mit dem Bezirksgericht und den Pflichtverteidigern in der West Temple Street in der Innenstadt von Los Angeles. Das Gebäude war nach Clara S. Foltz benannt, der ersten an der Westküste zugelassenen Anwältin. Auch wenn das beim Anblick der Inschrift neben der Tür nie jemand vermutet hätte, denn aus irgendeinem Grund waren die meisten Buchstaben, aus denen sich Foltz’ Name zusammensetzte, vom Beton abgefallen.
Obwohl die meisten das Gebäude inzwischen als Criminal Justice Center bezeichneten, hatte es Lena schon immer gestört, dass kein Mensch Interesse daran hatte, die Buchstaben zu ersetzen. Nicht so sehr wegen Foltz’ historischer Bedeutung, sondern eher wegen der Dramen, die sich hier abspielten. Man führte Gespräche, in denen es um Leben oder Tod ging. Urteile wurden gefällt, die das Leben von Menschen einschneidend veränderten. Dass die Inschrift schon vor so langer Zeit beschädigt worden war, ohne dass es jemanden zu kümmern schien, sagte einiges über den Bezirk und seine Bewohner aus.
Greg Vaughan erwartete sie bereits am Informationsschalter, als die Aufzugtür sich öffnete. Sie hatte ihren Besuch mit einem Anruf angekündigt und hinzugefügt, dass das, was sie ihm zu sagen habe, nicht am Telefon abgehandelt werden könne, was ihm offenbar Sorgen machte. Als sie nun, am frühen Nachmittag, vor ihm stand, erkannte sie, dass er immer noch beunruhigt war.
»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, erkundigte er sich.
Lena nickte. Sie gingen den Flur hinunter.
»Sie sehen aus, als könnten Sie einen Happen vertragen«, fuhr er fort. »Eine Sitzung ist abgesagt worden. Sie hatten ein Büfett bestellt.«
»Ich habe keinen Hunger«, sagte sie.
»Nun, aber ich. Vielleicht ändern Sie ja Ihre Meinung, wenn Sie sehen, was es zu essen gibt.«
Vaughan hatte das Sakko ausgezogen und die Ärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt. Außerdem wirkte er nicht so erschöpft und überfordert wie heute Vormittag. Als sie ins Besprechungszimmer kamen, standen einige Staatsanwälte mit Tellern an einem langen Büfetttisch. Es war still. Auf den Tischen vor den Stühlen lagen Blöcke und Stifte, keine Gedecke. Offenbar ließen sich alle das kostenlose Mittagessen schmecken, verspeisten es allerdings im Büro am Schreibtisch.
Vaughan schenkte sich eine große Tasse Kaffee ein. Der Lieferservice hatte sich zwar selbst übertroffen, doch Lena hatte den Kopf nicht frei, um an Essen zu denken, und außerdem schon so viel Koffein intus, dass sie auf eine weitere Dosis lieber verzichtete. Sie wandte sich ab. Als sie aufblickte, stellte sie fest, dass Debi Watson sie musterte. Sie stand, einen spärlich bestückten Teller in der Hand, neben den Wassergläsern und zwang sich zu einem Lächeln – jedoch zu spät. Nach einer verlegenen Pause ging sie mit ihrem Teller hinaus.
Lena fand die Begegnung beunruhigend. So kurz sie auch gewesen sein mochte, sie hatte ihr einen Blick darauf eröffnet, wie es hinter Watsons selbstsicherer Fassade aussah. Sie hatte es in ihren Augen erkannt – eine Mischung aus Erschöpfung und Schmerz. Offenbar hatte die Staatsanwältin erkannt, dass sie in dieser Behörde keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen würde und ein für alle Mal das Gesicht verloren hatte.
Lena drehte sich um und folgte Vaughan zu einem Tisch an den Fenstern.
»Darf ich mal raten?«, begann er. »Sie haben Hights Haus durchsucht und keine Pistole gefunden.«
»Er hat sie beseitigt. Wir haben zwar die Quittung, aber keine Waffe.«
Vaughan nahm einen kleinen Testschluck von seinem Kaffee. »Und er hat nicht die Absicht, mit uns zusammenzuarbeiten. Er wird es uns nicht leichtmachen.«
»Es klingt ganz danach, als ob er mehr als einen Anwalt hätte«, erwiderte Lena.
»Er glaubt, dass er gewinnen kann, Lena. Und wissen Sie was? Vermutlich hat er recht.«
Lena setzte zu einer Antwort an, verstummte aber, als sie Steven Bennett hereinkommen sah. Er nickte ihnen zu und wandte sich ab, um sich einen Teller zu nehmen. Obwohl er einen harmlosen Eindruck machte, wirkte sein Verhalten genauso gekünstelt wie Watsons verspätetes Lächeln von vorhin. Einfach nur Theater. Ansonsten hätte er nämlich gleich beim Eintreten Ausschau nach dem Büfett gehalten, anstatt seine smaragdgrünen Augen suchend über die Gesichter im Raum wandern zu lassen. Also lag der Schluss nahe, dass Watson ihm von ihrer Anwesenheit berichtet hatte – und dass er sich aus irgendeinem Grund selbst vergewissern wollte.
Nachdem Vaughan noch einen Schluck Kaffee getrunken hatte, ergriff er mit leiser Stimme das Wort.
»Warum konnten Sie nicht am Telefon über die Sache sprechen? Was haben Sie sonst noch gefunden?«
»Bargeld, das von Bosco stammen könnte«, antwortete Lena. »Außerdem fünfzehn bis zwanzig Gramm Kokain, womöglich von dem Koks im Club.«
»Wie lange wird die Kriminaltechnik für die Untersuchungen brauchen?«
»Wir stehen ganz oben auf der Liste.«
Lena beobachtete noch immer Bennett. Der Staatsanwalt verbrachte zu viel Zeit damit, mit dem Rücken zu ihnen und in Hörweite, die Platten mit dem Essen zu begutachten. Lena bezweifelte keine Minute, dass er sie belauschte.
Vaughan berührte sie am Handgelenk.
»Stimmt etwas nicht?«
»Wir sollten in Ihr Büro gehen«, entgegnete sie. »Hier können wir nicht reden.«
Dabei behielt sie Bennett im Auge. Vaughan folgte ihrem Blick.
»Ich verstehe«, sagte er.
Als sie gingen, drehte Bennett sich nicht um. In seinem Büro am anderen Ende des Gebäudes und eine Etage tiefer schloss Vaughan die Tür hinter sich und entschuldigte sich für die Unordnung. Aktenstapel, einige bis zu einem Meter hoch, bedeckten fast jede freie Fläche. Sie türmten sich auf dem Sideboard, dem Sofa und dem Sessel und bildeten einen Halbkreis rechts von seinem Schreibtischstuhl. Während er einen Sitzplatz für Lena freiräumte, schaute sie aus dem Fenster und betrachtete das leer stehende Gebäude auf der anderen Seite des Hollywood Freeway.
»Wenigstens hat der Oberstaatsanwalt Ihnen ein Büro mit Fenster gegönnt«, meinte sie.
»Ja, Higgins war so gnädig.«
Lena bemerkte auf dem Fensterbrett ein Foto, das Vaughan beim Spielen mit einem kleinen Jungen und einem Mädchen zeigte. Die beiden Kinder waren drei oder vier Jahre alt.
»Ich wusste gar nicht, dass Sie Kinder haben«, sagte sie. »Oder dass Sie überhaupt verheiratet sind. Sie tragen keinen Ring.«
»Geschieden«, erwiderte er. »Unvereinbare Gegensätze, im Klartext: Ich arbeite zu viel. Wir sind noch gut befreundet. Inzwischen ist sie mit jemandem zusammen, der einen normalen Achtstundentag hat und ein netter Kerl zu sein scheint. Die Kinder lieben ihn. Ich hatte ihr angeboten, mich zu ändern. Doch eines Tages hat mir ihr Anwalt einen Besuch abgestattet und dabei das Büro hier gesehen.«
Grinsend ließ er sich auf seinem Schreibtischstuhl nieder und beobachtete, wie sie sich setzte. Dann musterte er forschend ihr Gesicht.
»Sie sind doch sicher nicht hergekommen, um mir mitzuteilen, dass Sie Hights Pistole nicht finden können. Ich kenne Sie zwar nicht sehr gut, Lena, aber Sie machen mir nicht den Eindruck, als dass Sie mit so etwas Ihre Zeit vergeuden würden.«
Sie beugte sich vor und überlegte, wie sie sich am besten ausdrücken sollte.
»Was, wenn Bennett und Watson Mist gebaut haben?«
Vaughan zuckte die Achseln.
»Die beiden haben einen eindeutigen Fall vermasselt. Dass sie Mist gebaut haben, ist wohl offensichtlich.«
»Aber was, wenn der Fall gar nicht so eindeutig war, wie es zunächst den Anschein hatte? Was, wenn Bennett und Watson die Sache so richtig in die Scheiße geritten haben?«
»Die zwei sind typische Karrieristen«, antwortete er. »Sie sehen nichts weiter als die Ziellinie und die Vorteile, die für sie dabei herausspringen, wenn sie sie erreichen.«
Lena nickte.
»Genau. Was also, wenn sich der Fehler schon ganz am Anfang eingeschlichen hat? Wenn sie sich in Details verzettelt haben und den Schlagzeilen aufgesessen sind? Was, wenn Jacob Gant Lily Hight gar nicht ermordet hat und der falsche Mann vor Gericht gestellt wurde?«
Im ersten Moment sah Vaughan aus, als hätte man ihm einen Schlag in die Magengrube verpasst. Er schob seinen Kaffee beiseite, lehnte sich zurück und fuhr sich mit dem Finger über die Stirn, während er über die Frage nachdachte.
»Falls Sie wirklich und wahrhaftig wissen wollen, ob ich Bennett und Watson zutraue, dass ihre Untersuchung die miserabelste in der langen Geschichte der in dieser Stadt in den Sand gesetzten Ermittlungen und gescheiterten Prozesse war, dann sage ich ja. Ich halte es für möglich. Sogar für wahrscheinlich. Aber Sie dürfen die DNA nicht vergessen, Lena. Lily Hight wurde vergewaltigt, bevor sie ermordet wurde. Gants Sperma wurde sowohl am Tatort als auch bei der Autopsie festgestellt. Das heißt, Gant ist unser Mann.«
»Die Proben also, die im kriminaltechnischen Labor verloren gegangen sind?«
Vaughan nickte.
»Kriminaltechniker verlieren keine Proben, Greg. Das widerspricht ihrem Naturell.«
Vaughan stand auf und ging zum Fenster.
»Was hat das mit Tim Hight zu tun, Lena? Es zählt doch nur, was er geglaubt hat. Er war überzeugt, dass Gant der Mörder seiner Tochter und ungestraft davongekommen ist. Also hat er den Jungen erschossen. Er hat ihm zwei Kugeln in den Kopf verpasst. Und nebenbei hat er auch noch Johnny Bosco abgeknallt.«
Lena schaute zur Tür und dann wieder zu Vaughan.
»Bosco hat Gant bei der Suche nach Lily Hights wirklichem Mörder geholfen. Die beiden waren überzeugt zu wissen, wer es war. Und letzte Nacht wollten sie es beweisen.«
»Wovon reden Sie?«
»Das hat mir Gants Bruder vor einer Stunde erzählt.«
»Sie kaufen es ihm doch hoffentlich nicht ab.«
Lena überlegte. Sie dachte an ihr Bauchgefühl.
»Ich kaufe ihm ab, dass er es ehrlich meint. Er ist sicher, dass sein Bruder ihn niemals angelogen hätte. Mehr kann ich im Moment nicht dazu sagen. Sie müssen zugeben, dass Bosco und Gant ein seltsames Paar sind, wenn man bedenkt, wer Bosco war. Niemand hat eine Erklärung dafür, warum sich die beiden letzte Nacht getroffen haben. Nicht einmal Boscos Partner Dante Escabar.«
Vaughan setzte sich aufs Fensterbrett.
»Bosco hatte etwas im Angebot, nach dem in Hollywood Nachfrage besteht: Privatsphäre. Ein Lokal, wo niemand eine Auseinandersetzung oder eine Begegnung mit irgendeinem Idioten riskiert, der vielleicht ein peinliches Foto von ihm machen könnte. Sich nach dem Prozess mit Jacob Gant blicken zu lassen, wäre deshalb gefährlich für Bosco gewesen. Deshalb lautet vermutlich die Frage, was wichtig genug hätte sein können, um die Vorsicht in den Wind zu schlagen.«
Lena trat neben Vaughan ans Fenster.
»Genau. Irgendetwas stimmt da nicht. Etwas fehlt. Wir sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.«
Eine Weile herrschte Totenstille, während die beiden hinaus auf das endlose Band aus Autos blickten, das sich über den Hollywood Freeway schlängelte.
»Ich verstehe«, flüsterte Vaughan. »Inzwischen ist mir auch klar, warum Sie nicht am Telefon darüber sprechen wollten. Sie möchten den Mord an Lily Hight noch einmal unter die Lupe nehmen. Und ich soll die Prozessunterlagen durcharbeiten und herauskriegen, wie Bennett und Watson die Anklage begründet haben.«
»Und es gibt keine Möglichkeit, das unseren Kollegen zu verheimlichen.«
»Ich habe heute Nachmittag eine Pressekonferenz. Wenigstens dort kann ich es für mich behalten.«
Sie nickte wortlos.
»Da sind wir ja in einen schönen Schlamassel geraten.«
»Ja«, antwortete sie leise. »Wir stecken ordentlich in der Scheiße.«