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Sikiokuu lehnte sich in seinem Stuhl zurück und zupfte eine Weile an den Ohrläppchen. Dann nahm er die Fotos von Vinjinia und sah sich jedes einzeln an, ohne auf Details zu achten. Die Fotos waren allein seine Idee gewesen und hatten den Mann fast gebrochen. Alles war gut gelaufen, bis er den Franzosen erwähnte. Warum habe ich nur diesen Descartes angesprochen? Was, wenn dieser Idiot von Unternehmer eines Tages behauptet, ich hätte ihn gedrängt, die Existenz des Herrschers und seiner Regierung anzuzweifeln?
Am meisten ärgerte ihn, dass er selbst nur sehr wenig über Descartes und dessen Philosophie des Zweifels wusste. Er hatte diese Wendung erstmals auf einer Cocktailparty im Eldares French Cultural Center gehört, und sie klang sehr gelehrt und ging leicht von der Zunge. Wer wenig weiß, ist in Gefahr, hieß es immer. Von sich angewidert, warf Sikiokuu die Bilder auf den Boden. Was soll ich tun, um die Situation unter Kontrolle zu halten?
Als er am nächsten Tag eine weitere E-Mail von Informationsminister Big Ben Mambo erhielt, der ihn von Amerika aus anwies, alle Vorbereitungen zum größten Flughafenempfang für den Herrscher zu treffen, machte das die Dinge nicht besser.
Sikiokuu war nicht sicher, wovor er mehr Angst hatte: vor der Rückkehr des Herrschers und der Tatsache, dass Nyawĩra immer noch frei herumlief, oder vor der Rückkehr des Herrschers mitsamt einem Kredit der Global Bank, was dazu führen würde, dass Machokali noch mehr Macht erhielt. Und ein mächtigerer Machokali bedeutete auch ein mächtigerer Tajirika. War sein Stern am Verblassen? Allerdings stand in der E-Mail nicht das genaue Datum der Rückkehr, noch, ob die Global Bank den Kredit bewilligt hatte. Doch war das lediglich ein weiterer Aufschub des Unvermeidlichen, denn die Hoffnung, Nyawĩra in der verbleibenden Zeit fassen zu können, hatte er aufgegeben.
Während er langsam in eine Depression sank, erhielt er einen dringenden Anruf von Kaniũrũ, der ihm die unglaubliche Neuigkeit verkündete, er hätte einen Weg gefunden, wie man Nyawĩra verhaften könne, wolle dies aber nicht am Telefon besprechen. Sikiokuu fühlte sich wie ein Ertrinkender, dem man einen Rettungsring zuwarf. Er erlaubte sich keine Verzögerung und schickte seinen Fahrer, um Kaniũrũ abzuholen und in sein Büro zu bringen.