3
Das Schweigen, das von Tajirikas Heim Besitz ergriffen hatte, war dichter als der dichteste Busch in der dunkelsten Nacht. Gacĩgua und Gacirũ, ihre Jüngsten, waren auf der Internatsschule. Tagsüber waren die Hausangestellten da; doch nachts waren Mann und Frau sich selbst überlassen. Tajirika hatte meist keine Lust, gleich nach der Arbeit nach Hause zu fahren und ging noch in eine Bar.
Eines Abends hatte er genug von dem Schnaps, der seine Einsamkeit nicht immer betäuben konnte, und er beschloss, auf eine Tasse Kaffee ins Mars Café zu gehen.
Seit er seine Frau verprügelt hatte, fühlte sich Tajirika besser, doch sobald ihm die Bilder mit den tanzenden Frauen vor Augen kamen und er sich vorstellte, welchem Leben Vinjinia gefrönt hatte, während er im Gefängnis saß, kochte noch immer plötzliche Wut in ihm hoch. Ironischerweise lenkten ihn diese Wutanfälle und die intensive Beschäftigung mit Vinjinias Vergehen davon ab, ständig darüber nachzudenken, was ihm während seiner Inhaftierung widerfahren war. Wie sollte er sich auch mit einem Bild von sich selbst befassen, das ihn mit einem zwischen den Beinen baumelnden Kübel voll Scheiße zeigte? Das war kein schöner Anblick, nicht einmal für ihn. Sich mit Vinjinias Schmutz zu beschäftigen, bewirkte, dass er sich sauberer vorkam.
Die einzige Erinnerung, die ihn enorm befriedigte, war, den Herrn der Krähen in den Händen der Polizei zu wissen und sich deshalb vor dem Zauberer sicher zu fühlen.
Tajirika hatte von der jüngsten Wendung in der Geschichte über den Herrn der Krähen keine Ahnung und hätte es ohnehin nicht geglaubt, wenn man ihm mitgeteilt hätte, der Zauberer befände sich jetzt auf Geheiß des Herrschers in Amerika. Ihn interessierte allein Sikiokuus Befehl an den Hexenmeister, den über ihn gelegten Zauberbann sowie alle kurzfristigen wie langzeitigen Nebenwirkungen aufzuheben.
Er freute sich auf die bevorstehende Rückkehr des Herrschers. Sikiokuu hatte ihm versprochen, den Vorsitz von Marching to Heaven mit allen Befugnissen, einschließlich derer, die sich Kaniũrũ unrechtmäßig einverleibt hatte, zurückzuerhalten. In Sikiokuu hatte er wirklich einen neuen Freund gefunden, und wann immer sich Erinnerungen an seine alte Freundschaft mit Machokali vordrängten, schob er sie schnell beiseite. Manchmal aber ließen sie sich nicht wegschieben, und er nahm sich die Zeit, um über die Situation nachzudenken und sich zu fragen: Was werde ich tun, wenn Machokali zurückkommt?
Nicht, dass diese Frage ihm schlaflose Nächte bereitete. Tajirika war stolz darauf, in allem, was sein eigenes Überleben sicherte, anpassungsfähig zu sein. Er schwamm mit dem Strom und nicht gegen ihn. Seine Beziehung zu seinem ehemaligen Freund und Wohltäter würde von der jeweiligen Stärke von Machokali und Sikiokuu im Spiel um die Macht abhängen. Sollte sich Machokali als der Stärkere erweisen, würde Tajirika ihm alles darüber erzählen, was Sikiokuu während Machokalis Abwesenheit ausgeheckt hatte. Und sollte Sikiokuu der Stärkere sein, würde Tajirika sich weiterhin auf dessen Seite schlagen und die Vergangenheit vergessen. Als er jetzt die Straße zum Mars Café überquerte, war sein Kopf voller Gedanken, wie er zwischen den beiden riesigen Rivalen im Kampf um die Macht hinter dem Thron taktieren wollte, und er dachte nicht an die Aussicht auf eine weitere einsame Nacht daheim.
Er spürte, wie sich auf einer Seite Leute an ihn drängten, tat es aber gleich als eine der Belästigungen ab, die einem auf bevölkerten Straßen eben widerfuhren. Eldares lockt zu viel Gesindel vom Land an, sagte er sich ein wenig irritiert. Als er aber versuchte, seinen Schritt zu beschleunigen, und immer noch den Druck spürte, blickte er sich um und sah Vermummte, deren Masken nur zwei bedrohliche Augenschlitze aussparten. Selbst da glaubte er noch nicht, dies könne etwas mit ihm zu tun haben. Er hatte schon viel über die Opfer von kupigwa ngete gehört und gelesen. Sollte er am helllichten Tag Augenzeuge dieser Art von Straßenraub werden?
Aber bevor er begreifen konnte, was passierte – er spürte es mehr, als dass er es bewusst erlebte –, wurde er hochgehoben und auf die Rückbank eines wartenden Kleinbusses geschoben, der sofort losfuhr. Das Ganze geschah so schnell, dass kein Passant die Ereignisse rund um den Kleinbus als etwas Ungewöhnliches wahrnahm. Im dunklen Innern des Kleinbusses fand sich Tajirika zwischen zwei Entführern wieder, die ihn an den Armen festhielten. Er versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien, konnte aber nicht einmal die Hüften bewegen, so fest hielten sie ihn. Sein erster Gedanke war, dass es sich um Diebe handelte.
„Ich habe nicht viel Geld dabei. Wohin bringt ihr mich?“, fragte er, erhielt aber keine Antwort.
Er überlegte, es wäre am besten, ruhig zu bleiben und die Ankunft abzuwarten, wohin auch immer sie ihn brachten. Befände er sich erst einmal außerhalb des Kleinbusses, würde er versuchen zu fliehen. Doch sobald der Kleinbus anhielt, verbanden ihm seine Kidnapper die Augen, brachten ihn in ein Haus und drückten ihn auf einen Stuhl. Als sie das Tuch abnahmen und sich Tajirika von maskierten Gestalten umringt sah, traten ihm Schweißperlen auf die Stirn. „Wer seid ihr?“, fragte er mit zitternder Stimme.
Sie nahmen die Masken ab. Was! Frauen? Er war schockiert und gleichzeitig ernüchtert und beschämt. Er, ein Mann, entführt von Frauen? Dann kamen Verachtung und Trotz. Selbst wenn sie zu neunt waren, konnten die Frauen ihn nicht gegen seinen Willen festhalten, dachte er und stürzte zur Tür. Sie war abgeschlossen.
„Setz dich und warte die Zeremonie ab“, befahl ihm eine Frau, aber Tajirika beachtete sie nicht.
„Macht die Tür auf, oder ich bringe euch bei, was ein Mann ist“, rief er und trat gegen die Tür.
Tajirika bekam nicht einmal mit, wer ihn zuerst und aus welcher Richtung packte, doch Sekunden später lag er flach auf dem Boden und drei Frauen saßen auf seinem Rücken; eine auf den Schultern, die zweite auf den Hüften, die dritte auf den Füßen.
„Wie heißt du?“, fragte die auf seinen Füßen.
Die Wut schnürte ihm die Kehle zu. Wie konnte es sein, dass er, ein Mann, von einem Haufen Weiber niedergerungen worden war?
„Du wurdest etwas gefragt. Wie heißt du?“, wiederholte die von den Schultern.
„Tajirika“, brachte er, unter dem Gewicht der drei Frauen mühsam atmend, aus seinem Mundwinkel hervor.
„Und weiter?“, fragte die in der Mitte.
„Titus.“
„Wir wollten nur sichergehen, dass wir nicht den Falschen erwischt haben.“
„Runter von meinem Rücken“, zischte er. „Was wollt ihr von mir? Lösegeld?“, fragte er, während er vergeblich versuchte, sie abzuschütteln.
„Dürfen wir uns vorstellen? Wir sind keine Mörder. Wir sind keine Räuber. Du kannst dein Geld behalten, denn wir wollen nicht zu hören bekommen, dir habe hier jemand auch nur einen Penny weggenommen.“
„Nicht nötig. Ich habe eintausend Burĩ und ihr könnt sie haben, komplett.“
„Wir brauchen deine Burĩ nicht“, sagte eine der Umstehenden, und die anderen lachten.
„Was wollt ihr dann? Frauen vergewaltigen mit Sicherheit keine Männer, oder?“
„Merkt ihr, wie der tickt?“, sagte eine von ihnen. „Vergewaltigung heißt, gewaltsam in den Körper eines anderen einzudringen. Es ist Gewalt, und wenn es das ist, was du willst, können wir gern …“
„Nein, nein, ich meine, wenn ihr Sex wollt, können wir uns einigen. Einen Plan machen, was Zeit und Reihenfolge …“
„Der hält sich für einen ganzen Kerl“, lachte eine andere. „Neun Frauen nur für ihn?“
„Wer seid ihr?“
„Die Ordnung einer neuen Gerechtigkeit, geschaffen durch moderne Frauen von heute. Du wirst vor ein Volksgericht treten.“
„Ich weigere mich, eure Autorität anzuerkennen“, erwiderte Tajirika wieder ein wenig trotziger.
„Keine Sorge. Bei Tagesanbruch wirst du das.“
„Runter von meinem Rücken“, forderte er wieder und war wütend auf sich, weil es klang, als bettelte er.
„Nur nicht so eilig. Wir möchten dich die ganze Kraft unseres Gewichts spüren lassen.“
„Was soll das eigentlich?“
„Gerechtigkeit. Wir sind die Adleraugen der Gerechtigkeit. Wir schweben durch die Luft und lauschen mit weit geöffneten Ohren nach den Schreien von Frauen. Jetzt haben wir gehört, dass du Tag und Nacht deine Frau verprügelst.“
Tajirika erstickte fast vor Wut. Wie konnten diese Flittchen es wagen, sich in seine Angelegenheiten einzumischen?
„Hört mal. Ich lasse mir von keiner Macht der Welt vorschreiben, wie ich mein Heim führe.“
„Das mag sein, aber ein Heim besteht aus Mann, Frau und Kind, und wenn eine dieser Säulen schwach ist, dann ist die ganze Familie schwach, und wenn die Familie schwach ist, dann ist das ganze Land schwach. Was zu Hause geschieht, geht das gesamte Land etwas an, und umgekehrt.“
„Ihr müsst mir keine Vorträge halten. Meine Frau ist meine Frau, nicht eure.“
„Du hast gesagt: meine Frau, aber ich habe nicht gehört, dass du gesagt hast: meine Sklavin.“
„Also hört mal. Die Tradition ist auf meiner Seite, der Mann hat zu Hause die Hosen an.“
„Du redest über Tradition. Dann denk daran, dass in vergangenen Zeiten Männer, die ihre Frauen schlecht behandelt haben, vor ein Frauengericht gestellt wurden.“
„Sogar die Bibel sagt, die Frau ist die Rippe des Mannes“, entgegnete Tajirika.
„Warum nehmen wir ihm nicht eine Rippe raus, damit er uns zeigen kann, wie aus einer Rippe eine Frau entsteht?“, setzte eine andere hinzu.
Nun trat eine beleibte Frau mit einer glänzenden Machete in der Hand aus einem Nebenzimmer herein.
„Warum erlaubt ihr diesem Mann, euch solche Schwierigkeiten zu machen? Ich zeige euch, wie man so jemanden behandelt. Zieht ihm die Hosen runter. Wir schneiden ihm den Penis ab.“
Die Frau schien es ernst zu meinen und hörte sich derart entschlossen an, dass Tajirika sich fast in die Hosen machte. Er stöhnte unfreiwillig auf. Wenn diese Frauen nun wirklich verrückt waren? Besessen von weiblichen Dämonen, die Männer vernichten wollten? Es war deshalb sicherer für ihn, sich auf ihr sogenanntes Gericht einzulassen. Sie wären beschäftigt, während er sich Fluchtmöglichkeiten überlegen könnte.
„Bitte geht von meinem Rücken runter. Lasst uns miteinander reden. Kein Gericht entscheidet seine Fälle nur auf der Grundlage einer Geschichte des Klägers, vor allem, wenn dieser nicht einmal anwesend ist.“
„Dann geben wir ihm die Chance, sich zu verteidigen.“
Sie erlaubten ihm, sich wieder zu setzen, schärften ihm aber ein, keine Verachtung an den Tag zu legen, sonst …
„Hört mich an“, sagte er in einem aufgesetzt respektvollen Ton. „Ich weiß nicht, wer ihr seid. Und ich weiß noch nicht einmal, wer mich beschuldigt, meine Frau verprügelt zu haben. Vinjinia und ich sind eines der glücklichsten Paare dieser Welt. Ich glaube nicht an häusliche Gewalt. Wir sind Christen und gehören zur Mittelklasse. Wisst ihr, Frauen verprügeln, das ist etwas für arme Heiden, für Leute, die nicht verstehen, was es heißt, modern zu sein. Ich vermute, dass all das Gerede, ich hätte meine Frau verprügelt und was sonst noch alles, entstanden ist, weil einige Nachbarn meine Frau mit geschwollenem Gesicht und ein paar Kratzern gesehen haben. Sie ist ausgerutscht und auf den Zementfußboden gefallen. Ihr seid selbst Frauen und wisst, wie tollpatschig ihr manchmal seid. Ich verachte diese Nachbarn, die nichts Besseres zu tun haben, als ihre Nasen in die Angelegenheiten anderer Leute zu stecken.“
„Es gibt nur zwei Menschen, die wissen, was geschehen ist. Du und deine Frau. Du sagst, sie sei tollpatschig und auf den Zementfußboden gefallen. Deshalb fragen wir dich: Sollen wir sie vorladen?“
Tajirika war sprachlos. Das war das Letzte, was er erwartet hatte: eine Vorladung seiner Frau. Aber er glaubte, Vinjinia würde nie zu völlig Fremden etwas Unpassendes über ihre häuslichen Angelegenheiten sagen. Die Vinjinia, die er kannte, war der Schlüssel zu seiner Freiheit, und er war überzeugt, dass sie ihm zur Seite stehen würde.
„Ja, ruft sie her“, rief er prahlerisch.
„Beschreib uns den Weg und sag uns, wie sie aussieht“, sagte eine der Frauen, um zu zeigen, dass sie sich nicht mit Vinjinia verschworen hatten. „Wir wissen nur über dich Bescheid.“
Ungefähr eine Stunde später war Vinjinia da. Die Frauen setzten sie ihrem Mann gegenüber. Eine übernahm den Vorsitz. Die anderen waren die Geschworenen. Vinjinia hatte den Kopf mit einem Tuch bedeckt. Aus ihren Augen sprach Angst, und sie vermied es, ihren Mann direkt anzuschauen. Tajirika warf ihr einen strengen Blick zu, den er hinter einem falschen Lächeln zu verbergen suchte.
„Sag ihnen die Wahrheit, dass ich dich nicht angefasst habe“, beeilte sich Tajirika zu sagen, bevor die Vorsitzende etwas äußern konnte. „Stimmt es nicht, dass dein Gesicht geschwollen ist, weil du auf den Zementfußboden gefallen bist?“
Die Richterin forderte sie auf, nun ihrerseits die Wahrheit zu sagen. Die Stille im Raum war drückend. Vinjinia schaute kurz zu Tajirika, dann auf die Frauen und sah schließlich zur Seite.
„Ich bin auf den Zementfußboden gestürzt“, sagte sie mit kaum hörbarer Stimme.
Die Frauen waren verblüfft. Tajirika gab sich keine Mühe, seinen Triumph zu verbergen.
„Da habt ihr es“, krähte er arrogant heraus.
„Dann gibt es in dieser traurigen Angelegenheit nichts mehr zu sagen“, meinte die Richterin.
Tajirika wünschte sich, er hätte die Mittel, sich sofort an diesen Frauen zu rächen. An der Tür legte er den Arm um seine Frau und flüsterte: „Gut gemacht. Nur ein einziges falsches Wort, und die letzte Tracht Prügel wäre nichts gewesen im Vergleich zu der, die ich dir heute Abend verpasst hätte.“
Vinjinia schauderte. Damit war er zu weit gegangen. Wenn er ihr gleich nach der Anhörung durch diese Frauen drohen konnte, wozu war er dann zu Hause fähig? Wenn sie schon sterben musste, dann sollte es wenigstens vor Zeugen geschehen. Sie wand sich schnell aus seinem Arm und drehte sich um.
„Es tut mir leid“, sagte sie zur Richterin. „Ich habe Sie angelogen und ich habe mich selber belogen, indem ich für meinen Mann gelogen habe. Dieser Mann schlägt auf mich ein, wann immer ihm danach ist. Wenn er an seinem Arbeitsplatz oder in einer Bar eine Meinungsverschiedenheit mit jemandem hat, lässt er es an mir aus. Das Herz meines Mannes ist so hart wie ein Betonfußboden.“
Tajirika verlor die Beherrschung. Sie hatte seine Männlichkeit verraten. Er fiel über sie her und wollte losprügeln, aber die Frauen waren schneller. Sie hielten ihn zurück, noch bevor er den ersten Schlag anbringen konnte. Doch selbst, als sie ihn von seiner Frau fortzerrten, drohte Tajirika ihr noch mit erhobenem Zeigefinger.
„Warte nur, ich krieg dich zu Hause! Warte nur!“, brüllte er und schlug alle Vorsicht in den Wind.
„Wer hat dir denn gesagt, dass du nach Hause gehen wirst?“, meinte die Frau mit der Machete, als sie auf ihn zuging und die Machete drohend in der Luft schwenkte. Tajirika sprang einen Schritt zurück. Diese Frauen würden ihn töten, wenn er ihnen den geringsten Vorwand gab, da war er sich sicher.
Die Richterin forderte sie auf, sich zu setzen; was alle taten, einschließlich Tajirika, der der Richterin insgeheim dankbar war, dass sie die Machetenfrau in Schach hielt.
„Du“, sagte die Richterin und zeigte auf Tajirika. „Dein Handeln vor unseren Augen beweist, was wir gehört haben. Aber dieses Gericht wird dich nicht verurteilen, ohne dir eine Chance zu geben, dich zu verteidigen. Warum hast du deine Frau verprügelt?“
„Nennen Sie sie nicht meine Frau“, entgegnete Tajirika keuchend, frustriert, seiner Frau keine Lektion erteilen zu können. „Diese Frau ist eine Heuchlerin. Vor Kurzem, als mich die Polizei verhaftete, hat sie sofort die Gelegenheit ausgenutzt und tanzende Prostituierte und Verbrecherinnen zu ihrer Unterhaltung engagiert.“
Vinjinia, die nicht die leiseste Ahnung hatte, wovon Tajirika redete, schüttelte verständnislos den Kopf. Die Erwähnung tanzender Frauen brachte sie aber auf die Frauen, die die Regierung gezwungen hatten zuzugeben, dass sie Tajirika gefangen hielt.
„Wer hat dir die Lüge aufgetischt, ich hätte nichts gegen deine Inhaftierung unternommen und stattdessen mit Tänzerinnen Feste gefeiert? Manche Leute sind wirklich undankbar. Als die Polizei vor einiger Zeit mich verhaftete, hat dieser Mann nicht das Geringste unternommen. Ich habe sogar eine Presseerklärung gefunden, in der er mich öffentlich anprangerte. Aber als man ihn abgeholt und an unbekanntem Ort festgehalten hat, da gab es keinen Polizeibezirk, kein Krankenhaus und keine Zeitungsredaktion, wo ich nicht vorgesprochen habe, um zu erfahren, was ihm seine sogenannten Freunde angetan haben. Als er aus seiner Gruft auftauchte, hatte er, anstatt mich zu fragen, wie es zu Hause während seiner Abwesenheit gewesen ist, nichts Besseres zu tun, als sich deren Klatsch und Tratsch anzuhören, und egal was ihm seine Freunde erzählten, er nahm es für bare Münze und ausreichenden Grund, mich gnadenlos zu verprügeln.“
„Die Frau hat dir eine Frage gestellt“, wandte sich die Richterin an Tajirika. „Wer hat sie beschuldigt? Nenn uns seinen Namen, damit wir ihn herholen und zur Aussage bringen können.“
Tajirika fiel Sikiokuus Verbot ein, während der Ermittlungen über die Fotos oder die tanzenden Frauen zu reden. Also schwieg er.
„Gibt es noch etwas, was du dem Gericht mitteilen willst?“, fragte die Richterin Vinjinia.
„Ich möchte vor euch allen nur sagen, dass ich keine Schläge mehr hinnehmen werde.“
„Hör auf zu lügen, Weib. Ich habe dich mit diesen Händen nie so geschlagen, wie ein echter Mann das eigentlich tun sollte“, brüllte Tajirika, sprang auf und ballte die Fäuste.
Die Frauen drückten ihn wieder auf seinen Stuhl.
„Dein Verhalten vor unseren Augen spricht klar gegen dich“, erwiderte die Richterin. „Wir haben genügend Beweise für die Geschworenen, ein gerechtes Urteil zu sprechen. Vinjinia wird nach Hause gebracht“, sprach die Richterin mit entschiedenem Ton.
Als er sah, wie sie Vinjinia aus dem Raum begleiteten, hatte Tajirika das Gefühl, ihr nachrufen zu müssen: Bitte lass mich hier nicht mit diesen Wahnsinnigen zurück! Aber er tat es nicht. Wie konnte er, der Mann, seine Frau bitten, ihn vor anderen Frauen zu retten?
Die Richterin fixierte Tajirika.
„Du wirst verurteilt, so viele Schläge zu erhalten, wie du deiner Frau verabreicht hast.“
„Solltest du aber noch einmal vor uns erscheinen, wird dein Penis nicht mehr zwischen deinen Beinen baumeln, wenn wir mit dir fertig sind“, sagte die Frau mit der Machete und führte einen kleinen Kriegstanz auf, bei dem sie ihre Waffe aufblitzen ließ. Selbst als die Frauen auf ihn einprügelten, waren seine Augen noch starr auf die Machete gerichtet. Der Schmerz war dumpf, sein Blick leer.