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Am Abend rief Machokali die anderen Minister in sein Zimmer. Dr. Luminous Karamu-Mbu, der offizielle Biograph oder DOB, wie er manchmal genannt wurde, wollte ebenfalls teilnehmen, wurde aber ausgeschlossen, weil er nicht zum Kabinett gehörte. Nur für Dr. Wilfred Kaboca und die Sicherheitsleute machte man eine Ausnahme, weil man ihre fachkundige Meinung brauchte.
Karamu-Mbu war nicht der Beliebteste. Er war ein Mann von wenigen Worten und noch weniger Freunden. Die Größe seines Schreibgerätes wirkte bedrohlich, und niemand wusste genau, was er in das ebenso große Notizbuch schrieb. Wegen seiner Nähe zum Thron hatte jeder ein bisschen Angst vor ihm und ging ihm so weit als möglich aus dem Weg. Normalerweise war DOB zu beschäftigt, selbst das winzigste Detail aus dem Leben des Herrschers aufzuschreiben, als dass ihm Gesellschaft fehlte. Aber seit der Herrscher krank geworden war, hatte DOB immer wieder dieselben Sätze notiert. „Auch heute war der Herrscher krank und sprachlos. Heute blieb der Herrscher ans Bett gefesselt und sprachlos. Heute ebenso.“ DOB wusste nichts mit der freien Zeit anzufangen, und sein Ausschluss von der Sitzung war ihm deshalb besonders unangenehm. Er zog sich in sein Zimmer zurück, um die Aufzeichnungen, die er seit der Ankunft in Amerika gemacht hatte, zu ordnen und in eine leserliche Fassung zu bringen.
Machokali war sich unschlüssig, wie er ihnen die Neuigkeiten unterbreiten sollte, und hielt es für das Beste, gleich auf den Punkt zu kommen. Gleichzeitig wollte er behutsam vorgehen, um die Egos der Minister nicht zu verletzen. Er begann deshalb nicht mit der Ankunft des Zauberers, sondern mit einem kurz gefassten Bericht darüber, wie es dazu kam, dass der Hexenmeister in New York war, und wie der Herrscher zustimmend genickt hatte. Er machte eine Pause, um die Wirkung seiner Worte abzuwarten. Zu Machokalis Überraschung brach kein Gelächter aus; einige meinten sogar, sie hätten bereits vom Herrn der Krähen gehört, in die gleiche Richtung gedacht, ihre Ansicht jedoch für sich behalten, weil sie der Wissenschaft eine Chance geben wollten. Selbst Dr. Wilfred Kaboca äußerte keinerlei Zweifel.
„Und wann kommt er nach New York?“, wollten alle wissen.
Machokali sagte es ihnen. Verblüfft sahen sie sich an. Aber sobald sie sich von diesem Schock erholt hatten, machte sich die Neugierde breit. Wie sah er aus? War er alt oder jung? Wie kleidete er sich? Nach langer Diskussion beschlossen sie, nicht allzu bereitwillig auf den Zauberer zuzugehen und ihn mehr oder weniger links liegen zu lassen, damit er nicht auf den Gedanken kam, er wäre den Ministern ebenbürtig. Auch von den weißen Ärzten wollten sie dem Zauberer nichts sagen und Dr. Furyk und Dr. Clarkwell nichts über den Zauberer. Sollte sich der Gesundheitszustand des Herrschers tatsächlich verbessern, was spielte es dann für eine Rolle, ob Harvard sich damit schmückte?