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Unterdessen grübelte Kaniũrũ über seinen nächsten Schachzug. Er fühlte sich ein wenig hintergangen, als er den Herrn der Krähen die Arena unter Polizeischutz betreten sah. Hatte der Herrscher nicht ihm und seinen Jugendbrigadisten aufgetragen, den Herrn der Krähen zur Bühne zu eskortieren? Doch als er darüber nachdachte, wurde ihm klar, dass das die wahre Verantwortung, die der Herrscher ihm übertragen hatte, in keiner Weise schmälerte. Die Krokodile im Red River warteten bereits auf den Herrn der Krähen.
Während er in diesen Gedanken schwelgte, hörte er, wie Minister Big Ben Mambo den Herrn der Krähen aufforderte, Nyawĩras Versteck zu verraten. Immer wenn ihr Name im Gespräch oder in der Zeitung erwähnt wurde, verkrampfte sich sein Magen. Er konnte es nicht länger leugnen. Er war eifersüchtig auf diesen Hexer. Er hatte diesen Mann einmal am Straßenrand in der Nähe von Tajirikas Büro mit Nyawĩra sprechen sehen. Tajirika hatte in seinem Geständnis ausgesagt, dass Nyawĩra ihn, als ihm die Worte im Hals stecken geblieben waren, zu diesem Zauberer gebracht hatte. Zwischen ihr und diesem Mann musste es eine intime Beziehung geben. Er schlich sich näher an die Bühne heran. Er wollte jedes Wort mitbekommen, das aus dem Mund des Herrn der Krähen kam. Wenn er verriet, wo sie sich aufhielt, würde er seinen Leuten die Exekution des Herrn der Krähen überlassen und sich zu Nyawĩra aufmachen. Die Vorstellung einer Wiedervereinigung mit Nyawĩra nach seinen Regeln war noch lebendig, er hatte noch immer diese Wahnvorstellung: Er würde Nyawĩra fangen und an den Herrscher appellieren, ihr die Sünden zu vergeben. Dankbar und geläutert würde sie deshalb Loblieder auf ihren Ehemann singen. „Gelobt sei Kaniũrũ“, sang er leise vor sich hin. Er glühte vor Optimismus, als einer seiner furchtlosesten Leute sich zitternd hinter ihm duckte.
„Der Mann da ist kein Mensch“, flüsterte er Kaniũrũ zu. „Hör auf mich. Ich bin einmal Müllmann gewesen. Wir waren drei. Ich war der Fahrer. Der Mann war schon mal tot. Wir wollten ihn begraben. Er ist vor unseren Augen von den Toten auferstanden und hat uns über das offene Feld gejagt. Eine Gruppe der Soldaten Christi hat uns gerettet. Einer von uns trat der Sekte auf der Stelle bei. Der andere hat sich in Bars versteckt. Ich bin den Jugendbrigaden beigetreten. Der Mann da ist Satan in Menschengestalt.“
Obwohl Kaniũrũ genervt war, erinnerten diese Worte ihn daran, was er selbst gesagt hatte, nachdem er diesen Mann spurlos in einer öffentlichen Toilette unweit des Paradise hatte verschwinden sehen. Ihm wurde klar, dass dieser Kerl auch den anderen Angst und Schrecken einjagen würde, wenn er ihnen gegenüber so redete. All seine eigenen wohl überlegten Pläne würden null und nichtig werden.
„Hast du den anderen davon erzählt?“, fragte Kaniũrũ.
„Nein“, antwortete der Mann.
„Geh nicht zurück! Bleib hier bei mir“, befahl Kaniũrũ. „Und hör auf zu schlottern“, fügte er hinzu und deutete auf die Pistole, die er in seiner Tasche trug.