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Kenny überquerte eine lange Brücke und fuhr den ganzen Tag und einen Großteil der Nacht. Er parkte den Bulli in den grasbewachsenen Dünen am Rand eines weiten Strandes.

Er wachte mit der Sonne auf, kalt und steif in den Knochen. Er fühlte sich sauber und gut.

Er öffnete die Tür des Bullis und trat in einen frischen Morgen. Der Sand war rau unter seinen zarten Fußsohlen.

Er zog sein T-Shirt aus und spürte die Luft an seinem Körper. Dann stürmte er aufs Meer zu. Er sprang über grünschwarze Seetanglocken. Hier war der Sand dunkler und härter: Er ließ flache Fußabdrücke zurück. Sie füllten sich mit trübem Wasser und verschwanden – die Spuren seiner Reise über die Erdoberfläche verwischten hinter ihm.

Er lief in den Ozean hinein und schrie auf, als er seine schockierende Kälte, seine glitzernde Lebendigkeit spürte. Er rannte weiter, bis ihm das schäumende Wasser bis zur Brust reichte und Algen nach seinen Knöcheln griffen wie die Hände von Sirenen, streichelnd und sich wieder entziehend.

Er tauchte den Kopf in die Gischt und kam durchnässt und lachend wieder hoch. Sein weißes Haar stand in Stacheln ab, das Salz brannte ihm in den Augen.

Er nahm sich einen Moment Zeit, um sich im Wasser umzudrehen und zum Bulli zurückzuschauen – er wartete sehr geduldig am Rand des Strandes, mit dem Schlüssel in der Zündung, einem Zettel auf dem Fahrersitz.

Dann drehte Kenny sich um. Er wandte sich westlich der Sonne und östlich des Mondes und begann zu schwimmen.