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Der Zusammenprall mit dem Auto zertrümmerte Jonathans Hüfte, sein Bein und sein Handgelenk. Die Sanitäter brachten ihn mit Blaulicht und Martinshorn ins Bristol Royal Infirmary, wo er Beruhigungsmittel bekam, aber bei Bewusstsein blieb, während isotonische Kochsalzlösung und Morphium aus dem Tropf in seinen Arm flossen.

Er bekam Besuch von der Polizei, konnte aber nicht sprechen. Von seiner Familie bekam er ebenfalls Besuch. Er merkte, wie sie sich neben seinem Bett drängten – seine Mum, sein Dad, Ollie und Becks.

Er hielt die Augen geschlossen, weil er noch nicht sprechen wollte. Aber selbst während er so tat, als wäre er bewusstlos, bemerkte er eine gewisse Steifheit zwischen Becks und Ollie, und er glaubte, den Grund dafür zu kennen.

Es machte ihm nichts aus. Unter den gegebenen Umständen war es vermutlich unvermeidbar gewesen.

Er war nicht eifersüchtig, nicht mehr. Früher war er das einmal gewesen: Er hatte den Preis dafür bezahlt.

Eifersucht hatte ihn dazu gebracht, Caroline Reese im Bett mit ihrem Kissen zu ersticken und sie dann in einem Müllsack aus dem Haus und in den Kofferraum seines Vans zu schleifen.

In der Woche zuvor hatte Ollie ein Angebot für die Gartengestaltung einer Villa in der Nähe von Yate erstellt, die gerade renoviert wurde. Dieser Einfall rettete Jonathan. Er wusste, dass keine Beweiskette ihn mit jener Baustelle verband, nur ein paar Anrufe vom Handy des Kunden auf Ollies Handy, zwei Anrufe von Hunderten, vielleicht Tausenden.

Er fuhr Caroline im Schutz der Dunkelheit dort hinaus und vergrub sie in der schlammigen Senke, die bald ein Swimmingpool werden sollte. Dort lag sie jetzt und starrte durch den Boden hinauf.

Vor zwei Jahren war der Hausherr der Villa pleitegegangen. Seitdem hatte das Grundstück mehrmals den Besitzer gewechselt. Jonathan überkam immer ein merkwürdiges Gefühl, wenn er daran dachte, wie Familien in dem Pool badeten und die Schatten ihrer ausscherenden Beine über Carolines leere Augen glitten.

Er hatte diese Augen manchmal hinter Kennys Augen gesehen. Sie schien am meisten gegenwärtig in den Momenten, wenn Kenny geistig abwesend war – ein eigenständiges Wesen, das aus einem geborgten Gesicht herausstarrte wie lebendige Augen aus einem alten Porträt. Aber jetzt war sie verschwunden.

Becks ergriff Jonathans schwielige, bandagierte Hand, küsste ihn auf die geprellten Fingerknöchel, fuhr mit den Lippen an seinem Haaransatz entlang und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich liebe dich.«

Jonathan hörte es, aber er sagte nichts. Er ließ sich einfach treiben, halb wach – er fürchtete sich davor, einzuschlafen und im Traum die Dinge, die er wusste, laut vor sich hin zu murmeln.

Diese Angst sollte ihn noch jahrelang verfolgen, eine kalte Strömung in der warmen neuen Ehe, die er mit Becks eingehen würde, einer Frau, die ihn liebte und der er vergab. Aber die Furcht würde schwächer werden, und dann würde sie vorbeigehen.

So wie alles, irgendwann.