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Pat öffnete die Wohnwagentür und merkte gleich, dass etwas nicht stimmte. In Paul Sugars Augen lag ein angespanntes Glimmen, und seine linke Hand steckte in einem dicken Verband. Daraus tropfte etwas Nikotinfarbenes.

»Paul!«, rief sie.

Paul grinste. Dann erstarb sein Grinsen, und er betrat den Wohnwagen mit dem ihm eigenen Taktgefühl, wobei er seinen massigen Kopf einziehen musste. Die Katzen machten ihm Platz.

»Tee?«, fragte Pat.

»Gerne.«

Sie füllte den Wasserkocher am Hahn. »Was hast du denn mit deiner Hand gemacht?«

»Jemand hat mir einen Finger abgeschnitten.«

Pat erkannte am leblosen Klang seiner Stimme, dass sie in Schwierigkeiten steckte.

Sie warf einen Blick zur Tür. Sie konnte unmöglich vor ihm dort sein – und selbst wenn, konnte sie unmöglich ihr Auto erreichen, bevor er sie einholte.

Sie prüfte das Gewicht des Wasserkochers in ihrer Hand. Wenn sie ihn kräftig genug schwang …

Aber wenn sie nicht schnell genug oder nicht stark genug war, wäre das ihr Ende. Also stellte sie den Wasserkocher ab und schaltete ihn ein. Während sie zwei Tassen aus dem Schrank nahm, fragte sie: »Wer war das?«

»Ein Schuldeneintreiber.«

»Du hast ihm einen Finger geschuldet?«

»Es war eine Anzahlung für ein Pfund Fleisch.«

Sie lachte. Paul stand da und zuckte am Rand ihres Gesichtsfeldes.

Er sagte: »Pat, ich muss mir Geld leihen.«

»Was das Geld betrifft, hab ich getan, was ich konnte, Liebling.«

»Ich meine nicht das ganze Geld. Einen Teil davon. Nicht sehr viel. Aber ich brauch es heute.«

»Wie viel?«

»Ein paar Riesen. Zweieinhalb, wenn du das einrichten könntest. Nur geliehen. Drei Riesen. Fünf Riesen wären perfekt.«

»Sehe ich aus, als könnte ich Geld scheißen?«

Er hatte Mühe, die Hände ruhig zu halten. »Ich brauch es ganz, ganz dringend.«

»Tut mir leid, mein Freund.«

»Ich brauche es.«

»Geh zur Bank.«

»Ich war schon bei der Bank.«

»Paul …«

»Dein Freund. Der Typ mit dem Cottage. Er könnte mir Geld geben.«

»Er hat kein Geld.«

»Komm schon! Er muss ein Auto haben, das er verkaufen kann. Einen Flachbildfernseher. Irgendwas muss er haben. Er kann bestimmt zwei Riesen besorgen. Alles, was ich will, alles, was ich brauche, sind ein paar Riesen.«

»Er hat nichts. Nur das Haus.«

»Er hat seine Freiheit.«

»Er stirbt.«

»Wir alle sterben. Ich brauch das Geld.«

»Paul, ich würde dir sehr gerne helfen. Ehrlich.«

»Ich will nicht mal wissen, wer er ist. Ruf ihn einfach an. Ich warte im Garten. Ich setz mich ins Auto. Frag ihn. Zwei Riesen! Ihr könnt doch wohl zwei Riesen zusammenkratzen? Was sind schon zwei Riesen?«

»Etwa so viel wie der Wert eines Fingers?«

Paul nahm den Hörer ab und hielt ihn Pat vors Gesicht. »Jetzt ruf ihn an, verdammt noch mal.«

Pat sah ihm in die Augen. »Nein.«

Paul gab ihr eine Ohrfeige.

Ihr Gesicht flog zur Seite. Als es sich zurückdrehte, trug es einen anderen Ausdruck, der nicht mehr so nett war. Paul gab ihr noch eine Ohrfeige.

Pat funkelte ihn an und gab ihm ebenfalls eine schallende Ohrfeige. »Verschwinde, Paul. Und beruhige dich.« Aber ihre Stimme bebte, als sie sagte: »Das hätte ich dir nicht zugetraut. Schlägst du jetzt alte Damen zusammen, oder was?«

Paul fing an zu schluchzen. Unter Tränen fragte er: »Wirst du mir sagen, wer der Mann ist und wo er wohnt?«

»Nein. Das kann ich nicht machen.«

»Bitte, Pat.«

»Nein.«

»Ich bitte dich. Schau her. Ich flehe dich an.«

»Ich kann das nicht machen. Bettle, so viel du willst, ich kann das nicht machen.«

Paul holte sein Messer heraus und klappte die Klinge auf. »Sag’s mir!«

Pat stand ganz ruhig und völlig reglos da. »Ich kann nicht. Jetzt steck das Messer weg, setz dich und trink eine Tasse Tee.«

Paul weinte noch immer, als er ausholte und auf Pat einstach. Die Klinge drang zwischen die zweite und dritte Rippe ihrer linken Seite ein.

Sie taumelte und hielt sich an der Melamin-Arbeitsplatte fest.

Paul stach noch einmal zu, und sie brach zusammen.

Er setzte sich rittlings auf sie, drückte ihre Arme mit den Knien zu Boden. Er atmete ein und stöhnte vor Selbstmitleid. Rotzbläschen stiegen auf und zerplatzten in seinen Nasenlöchern. »Sag’s mir!«

Pat sah ihm in die Augen.

»Sag’s mir! Sag’s mir! Sag’s mir!«, schrie er.

Aber das tat sie nicht.

Er stach noch einmal zu.

Sie sagte noch immer nichts.

Also stach er noch einmal zu. Nachdem er einmal damit angefangen hatte, fiel es ihm schwer, wieder aufzuhören.

Paul saß auf dem Boden neben Pats Leiche und zündete sich eine Zigarette an. Seine Hand war nass und rot und klebrig. Er fühlte sich leergeweint und ausgelaugt. Blut benetzte den Filter.

Aber er konnte nicht stillsitzen. Er wusste, dass niemand kommen würde, und er wusste, dass niemand gesehen hatte, was hier geschehen war. Aber sein Auto parkte draußen, und alle Welt konnte sein Nummernschild lesen.

Er musste den Wohnwagen durchsuchen. Das würde nicht lange dauern – wenn Paul eines wusste, dann, wie man eine Wohnung durchsuchte. Er wusste, dass es hier etwas zur Identifizierung des Mannes geben musste, der das Cottage besaß – und wenn es auch nur eine in Pats Handy gespeicherte Nummer wäre.

Innerhalb von weniger als einer Minute fand er in Pats Handtasche eine Kopie von Kennys Testament. Leichter hätte es nicht sein können.

Er war angewidert von Pat, empört über die Sinnlosigkeit des Todes, den sie sich zu sterben erlaubt hatte. Er fühlte sich im Stich gelassen, betrogen und wütend.

Er steckte das Testament ein, dann öffnete er eine von Pats Literflaschen Gin. Er nahm einen großen Schluck daraus, bevor er den Gin gluckernd im Wohnwagen verteilte – großzügig, vor allem in der Küche. Dann drehte er alle drei Gasbrenner auf. Sie waren an eine Butanflasche unter dem Wohnwagen angeschlossen.

Auf den Gasbrennern breitete Paul eine Ausgabe der Bristol Evening Post aus.

Das Papier fing an zu brennen, schwarzrote Ascheflöckchen tänzelten wie Feen unter der niedrigen Decke im Kreis herum.

Als er bei seinem Auto ankam, brannte der Wohnwagen lichterloh. Paul wusste nicht warum, aber er musste an ein Wikingerschiff denken.

Er sah es im Rückspiegel brennen, als er wegfuhr; der Rauchpilz wurde immer dünner, bis er mit dem Himmel verschmolz. Bald würden die Flammen die Gasflasche erreichen, und das Feld würde einen Augenblick lang erstrahlen, hell wie die Oberfläche der Sonne.