ACHTUNDVIERZIG

Nachdem Rex den Tourbus auf dem zugewiesenen Platz hinter dem Haupthaus abgestellt hatte, nahmen die Double-Fantasy-Schwindler Kurs auf den Vordereingang und damit zur zweiten Sicherheitsprüfung.

Die privaten Sicherheitsleute, die am Haupteingang eingesetzt wurden, zeigten sich etwas entspannter und zwangloser. Sie wussten sehr gut, dass jeder, der die Marines am Haupttor passiert hatte, vermutlich unbedenklich war. Sie machten sich auch nicht die Mühe, nach Waffen zu suchen, da dies ein Metalldetektor im Haus übernahm. Also scannten sie nur die Ausweise des Quartetts erneut und plauderten darüber, welche Songs die vier zu singen planten.

Zwei Dinge hielt die Gruppe jedoch auf. Zunächst bestand einer der Wachleute darauf, dass Jasmine die Maske absetzte, um ihr Gesicht mit dem Ausweisbild zu vergleichen. Als alle Wachleute die blauen Flecken sahen, musste Jasmine eine Story auftischen, wie sie beim Joggen von einer Herde wütender Schafe angegriffen worden war. Die Wachleute zeigten sich von dieser Erzählung fasziniert und stellten zahlreiche Fragen, was das ganze Verfahren zusätzlich in die Länge zog.

Das zweite Hemmnis trat in dem unausweichlichen Augenblick ein, als Rex’ Metallhand im Detektor hinter dem Haupteingang einen Alarm auslöste. Eine Verzögerung von mehreren Minuten entstand, als die Sicherheitsleute erst argwöhnisch wurden und dann zwar akzeptierten, dass kein Problem bestand, aber darüber staunten, wie cool diese Hand war. Erst als sie darüber hinwegkamen und bemerkten, dass sich draußen die Schlange der Gäste staute, erlaubten sie den falschen Double-Fantasy-Sängern den Zutritt.

Eine junge Dame namens Lucy, die für das Unterhaltungsprogramm zuständig war, erwartete die vier in der Empfangshalle. Lucy war eine zierliche, etwa dreißig Jahre alte Blondine. Sie trug rosa Hemd und Jacke und erweckte so den Eindruck einer Stewardess. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, und sie hatte sich ein Headset aufgesetzt, dessen Mikro auf ihren Mund wies.

Sie begleitete die vier zu ihrer Garderobe und erzählte ihnen dabei von der Geschichte des Gebäudes und seiner Ornamente und Einrichtung. Jasmine interessierte sich als Einzige für diese Führung und stellte mehrere Fragen nach den Statuen berühmter Persönlichkeiten, die anscheinend aufs Geratewohl in den Fluren platziert waren. Es lief jedoch für alle Beteiligten gut. Lucy schien Spaß daran zu haben, Jasmine alles Mögliche zu erklären, und die Jungs erhielten Gelegenheit auszukundschaften, welche Bereiche nicht so schwer bewacht waren.

Die Garderobe lag im ersten Stock an der Rückseite des Hauses. Lucy führte sie hinein und setzte sie in Kenntnis, dass sie sich dort bis drei Uhr aufzuhalten hatten, dem Zeitpunkt, an dem man sie aufrufen würde, vor den Gästen aufzutreten. Sie wünschte ihnen Glück und entfernte sich dann, um sich um etwas anderes zu kümmern, was nach all dem tss-tss und Fluchen übers Mikro dringend zu sein schien.

An einer Seite der Garderobe zog sich unter einem Spiegel ein langer Tisch entlang, der die ganze Wand in Anspruch nahm. Jasmine sauste sofort hinüber und setzte sich vor den Spiegel, um Make-up und Frisur zu überprüfen und außerdem sicherzustellen, dass die Maske richtig saß.

Rex ging zum Fenster an der Rückwand des Zimmers und blickte hinaus. Er sah den Parkplatz hinter dem Haus. Obwohl sie hier nur im ersten Stock waren, schien es ein langer Weg nach unten.

Elvis trat an seine Seite. »Also, was machen wir jetzt?«, fragte er.

Rex blickte auf die Stoppuhr. »Nun, die gute Nachricht lautet, dass wir nicht zu singen brauchen. Wir werden nicht vor Ablauf von fünf Stunden auf der Bühne erwartet, und nach meiner Stoppuhr ist diese Geschichte in neunzig Minuten vorüber.«

»Dann nichts wie los.«

Rex wandte sich vom Fenster ab und sah sich um. »Wohin ist denn Joey verschwunden?«, wollte er wissen, während sein Blick durch das Zimmer schweifte.

Elvis sah sich ebenfalls um. Joey war nirgendwo zu sehen.

»Jasmine, hast du Joey gehen sehen?«, fragte Elvis.

Jasmine schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn nicht mal hereinkommen sehen.«

Rex lief zur Tür und blickte auf den Flur hinaus. Niemand ließ sich blicken. Er schloss die Tür und drehte sich zu Elvis um.

»Er ist verschwunden.«

Elvis schien besorgt. »Man stelle sich mal vor, Joey will wirklich den Papst umbringen«, sagte er. »Wir haben ihm gerade geholfen, ins Haus zu gelangen.«

»Ich glaube nicht, dass Joey den Papst zu killen versucht«, sagte Rex. »Welchen Grund sollte er dafür haben?«

»Ich stimme dir zu«, sagte Elvis. »Ich mag Joey, aber weißt du, dem Roten Irokesen sind wir noch gar nicht begegnet. Joey sagte, wenn er diese Maske aufsetzt, verliert er die Kontrolle und dann übernimmt ihn etwas anderes. Vielleicht will ja der Rote Irokese den Papst tot sehen. Ich meine, Joey wirkt vielleicht normal, aber er war schließlich in einer Anstalt, oder?«

Rex musste einräumen, dass Elvis’ Argumentation etwas für sich hatte. Joey war okay, aber wie stand es mit dem Roten Irokesen? Leider hatten sie nicht viel Zeit. Sie konnten sich nicht erlauben, nach Joey zu suchen, der, so viel sie wussten, vielleicht auch nur aufs Klo gegangen war.

»Okay, hier ist der Plan«, sagte Rex. »Jasmine, du wartest hier für den Fall, dass Joey zurückkommt. Wenn er das tut, sag ihm, dass Elvis und ich auf der Suche nach dem Studierzimmer sind.«

»Dem Studierzimmer?«, fragte Jasmine verwirrt.

»Yeah. Dort hat man Zutritt zum Fahrstuhlschacht. Ich werde Elvis da hinablassen, damit er die nötigen Waffen holt, wofür auch immer wir sie brauchen.«

Elvis sträubte sich. »Du wirst mich nicht hinablassen«, sagte er. »Ich lasse dich hinab!«

Rex ging zur Tür. »Streiten wir uns unterwegs darüber.«

Drei Killer für ein Halleluja
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