♦ ZWEIUNDDREISSIG
Observierungen gehörten zu den Dingen, die Elvis gar nicht schätzte. In einem Auto sitzen, ein Apartment im Auge behalten und darauf warten, dass jemand auftaucht, war einfach unglaublich ermüdend.
Er war kurz vor neun Uhr morgens am County Motel eingetroffen und hatte den rosa Cadillac in der Nähe des Moteleingangs abgestellt. Das war weit genug von Apartment 17 entfernt, um nicht den Eindruck zu erwecken, dass er die Bleibe ausspionierte.
Er betrachtete sich im Rückspiegel und stellte enttäuscht fest, dass er genauso beschissen aussah, wie er sich fühlte. Die Augen rot und verquollen, die Haare ein Chaos, und er hatte den Verdacht, dass er auch nicht allzu toll roch. Das war oft so, wenn er in seinem schwarzen Lederanzug auf Sauftour ging. Er setzte die Sonnenbrille auf und öffnete eine seiner Flaschen Shitting-Monkey-Bier.
Shitting Monkey war ein geniales Mittel gegen Kater. Es war auch das, was Elvis’ Kater verursacht hatte, aber an dem Zeug war irgendwas dran, was ihm morgens gleich half, den Kopf freizukriegen. Elvis war kein Alkoholiker oder so was, aber wenn er auf Sauftour ging, dann zog er das gern volle achtundvierzig Stunden lang durch. Die derzeitige Orgie war jetzt dreißig Stunden alt und würde höchstwahrscheinlich um Mitternacht enden, sodass ihm genug Zeit blieb, Schlaf nachzuholen und wieder in gute Verfassung zu kommen, damit er in ungefähr sechsunddreißig Stunden helfen konnte, die Ermordung des Papstes zu verhindern.
Er starrte auf das Etikett der Bierflasche. Der Gedanke war ihm noch nie gekommen, aber Shitting Monkey war ein reichlich komischer Name für ein Bier. Und was sollte das Logo, das Bild eines scheißenden Primaten, der eine Flasche Bier hielt, aussagen? Trink dieses Bier, und du wirst morgen früh kacken wie ein Pavian? Elvis sann einen Moment lang darüber nach. Vielleicht war das eine Art unterschwellige Gesundheitswarnung, wie der Text RAUCHEN IST TÖDLICH auf seinen Zigaretten. Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher erschien ihm diese Interpretation. Jedenfalls hatte er schon einige Male erlebt, dass er nach einer Nacht mit Shitting Monkey morgens lange auf dem Klo gesessen und geschissen hatte wie ein Pavian.
Das große Problem für Elvis war allerdings der Schlafmangel. Sobald er anfing, über den Hintersinn des Bierlogos zu kontemplieren, schaltete sein Verstand langsam ab. Seine Augen brannten, und so schloss er sie und schwebte in einen leichten Schlaf hinüber. Einen leichten Schlaf, der einige Stunden andauerte, bis er von einem Motorrad geweckt wurde, das an seinem Wagen vorbeidröhnte.
Er brauchte einige Sekunden, ehe ihm einfiel, wo er sich befand, aber da war das Motorrad schon lange vorbei. Elvis hatte einen trockenen Mund, und der Lederanzug klebte ihm auf der Haut, hatte er doch im Schlaf reichlich geschwitzt. Er zappelte auf seinem Platz herum und sah die Uhrzeit vom Armaturenbrett leuchten. Es war 10:38 Uhr. Er brauchte dringend ein Mineralwasser. Und wenn er schon darüber nachdachte, entschied er, dass er auch einen Cheeseburger brauchte. Er blickte zu Apartment 17 hinüber und sah, dass Jack Munsons Auto zurück war. Er hatte Jacks Rückkehr offensichtlich verschlafen. Typisch, man nickt bei einer Observation ein und verpasst gleich die ganze Aufregung.
Er streckte die Arme und überlegte, was zu tun war. Sollte er an Apartment 17 vorbeischlendern und mal sehen, ob ihm ein Blick durchs Fenster gelang? Oder wäre es besser, wenn er im Auto blieb und aus sicherer Entfernung zusah?
Die Antwort war einfach. Er kurbelte das Fenster an der Fahrerseite herunter und warf die halbleere Flasche Shitting Monkey in den Rinnstein. Dann startete er den Motor und setzte den Wagen zurück.
Es war Zeit, sich im McDowell’s an der Ecke 4. und Hauptstraße einen Cheeseburger zu besorgen.