♦ SECHSUNDVIERZIG

Man hatte Baby und Devon gezwungen, in den Bus von Gold Star Catering zu steigen. Wie alle anderen waren auch sie wie Servicepersonal gekleidet. Baby trug einen schwarzen Rock zu einer weißen Bluse und einer schwarzen Weste. Bei Devon ging eine schwarze Hose mit Hemd und Weste einher.

Sie mussten auf der hintersten Sitzbank des Fahrzeugs Platz nehmen und wurden dort von zwei Söldnern Bennetts abgeschirmt, die dafür Sorge zu tragen hatten, dass sich die beiden benahmen.

Solomon Bennett stand vorn im Bus und war über den Fahrer gebeugt, Dr. Jekyll. Er wies ständig auf Sachen im Verkehr hin und ging dem irren Doktor konsequent auf die Nerven; ähnlich wie Keanu Reeves es im Film Speed mit Sandra Bullock gemacht hatte.

Baby flüsterte Devon ins Ohr: »Bringen die uns um?«

Devon wollte Baby nicht in Panik versetzen, aber sie musste die Wahrheit oder wenigstens einen Teil davon erfahren. »Sie bringen dich nicht um, Baby. Das hat mir Solomon zugesichert. Und obwohl er ein absolutes Arschloch ist, steht er zu seinem Wort. Andererseits bin ich ziemlich sicher, dass er sich, sollte sein Plan schiefgehen, nur um ein loses Ende kümmern muss: dich. Solltest du also eine Fluchtmöglichkeit entdecken, schlage ich vor, dass du sie nutzt.«

Er wusste, dass Baby diese Nachricht nicht wirklich gern hörte. Sie hatte es lieber, wenn man ihr erzählte, alles werde gut ausgehen. Das würde es jedoch nicht, davon war Devon überzeugt.

»Was ist mit dir?«, fragte Baby, deren Stimme vor Sorge heiser wurde, während sie sich ihrem Ziel immer weiter näherten. »Haben sie vor, dich umzubringen?«

Devon packte Baby und küsste sie auf die Stirn. »Sie arrangieren alles so, dass ich den Schwarzen Peter für die ganze Sache in der Hand halte«, sagte er. »Ich weiß nicht, wie ihnen das gelingen sollte, ohne mich umzubringen.«

Baby klammerte sich noch immer an die Hoffnung, dass alles gut ausgehen würde. »Joey wird uns retten. Das weiß ich«, flüsterte sie.

»Nun, sollte er es nicht tun, wird seine Leiche neben der meinen enden. Er ist als Sündenbock noch praktischer als ich.«

Der Söldner links neben Baby, der den Auftrag hatte, bei ihnen für Ruhe zu sorgen, zwickte sie in den Arm.

»Haltet ihr wohl endlich mal die Klappe?«, sagte er mit mürrischer Miene. »Ihr geht mir fürchterlich auf die Nerven.«

Solomon Bennett musste das gehört haben, denn er wirbelte herum und marschierte durch den Gang zu ihrer Rückbank. Als er ihn auf sich zustürmen sah, fiel Devon auf, dass von allen Leuten, die sich als Bedienungspersonal ausgaben, Bennett am wenigsten überzeugend aussah. Er trug eine unansehnliche schwarze Augenklappe, was man von einem Caterer nicht auf einer Veranstaltung erwartete, an der der Papst teilnahm. Andererseits war das in der heutigen Zeit der Chancengleichheit und Toleranz vielleicht vollkommen normal. Wer konnte das schon sagen?

»Ich möchte keinen weiteren Mucks von dir und deiner Tochter hören, Devon, ist das klar?«, raunzte Bennett und hielt Devon sein Gesicht vor die Nase.

Devon ignorierte ihn und stellte eine Frage, die ihn schon eine Weile beschäftigte. »Was ist aus den echten Caterern geworden? Sind die inzwischen tot?«

»Wahrscheinlich«, antwortete Bennett achselzuckend. »Frankenstein reagiert gern mal über, wenn er auf eigene Faust handeln muss.«

»Ich kann ja dein Motiv verstehen, das Mistralyt zu stehlen, ja sogar, den Papst umbringen zu wollen«, sagte Devon. »Aber unschuldige Menschen ermorden? Ich bin enttäuscht von dir.«

»Oh, halt die Klappe!«

Wie Devon vermutet hatte, spürte Bennett allmählich den Druck. Es wurde immer leichter, ihn auf die Palme zu bringen. Die Gelegenheit, Bennett zu reizen, fand jedoch ein jähes Ende, als ihm Dr. Jekyll zurief:

»Solomon, wir sind da!«

Bennett beruhigte sich wieder und grinste Devon höhnisch an. »Jetzt sieh nur, wie leicht wir Landingham Manor erreichen«, freute er sich hämisch.

Er strebte im Schnellmarsch wieder zum Bug des Fahrzeugs und bezog seine alte Stellung neben Dr. Jekyll. Sie standen hinter einem Haufen anderer Fahrzeuge in der Schlange, zumeist Limousinen. Eine Gruppe Marines kontrollierte alle Fahrgäste und Fahrzeuge und hielt Ausschau nach allem, was verdächtig erscheinen mochte.

Nach zehn Minuten Wartezeit stand der Bus direkt am Eingangstor, und ein junger blonder Marine stieg ein. Devon erkannte ihn sofort. Es war Private Downey, ein junger Mann, den er seit Jahren kannte. Er war ein guter, anständiger Soldat.

Downey kontrollierte die Ausweise Dr. Jekylls und Solomon Bennetts und scannte sie mit einem Handgerät. Die Ausweise mussten okay sein, denn nach kurzem Gespräch mit Bennett wandte sich Downey an den Rest der Fahrgäste.

»Alle halten bitte ihre Ausweise bereit«, sagte er.

Devon flüstere Baby ins Ohr: »Ich kenne den Typ. Er wird wissen, dass etwas nicht stimmt, sobald er mich sieht. Hoffentlich sagt er niemandem etwas, solange er nicht wieder ausgestiegen ist.«

Private Downey ging die Sitzreihen entlang und kontrollierte sämtliche Ausweise. Solomon Bennett blieb dicht hinter ihm, schaute ihm über die Schulter und grinste Devon spöttisch an. Als Downey das hintere Ende des Busses erreichte, blickte er Devon und Baby und die beiden Männer an, die rechts und links von ihnen saßen.

»Die Ausweise bitte«, sagte er.

Devon und Baby hielten die Karten hoch, die man ihnen gegeben hatte. Downey tastete sie mit dem Handscanner ab und gab sie ihnen zurück. Dann scannte er die ID-Marken der beiden anderen Männer auf der Bank. Zu keinem Zeitpunkt gab er zu verstehen, dass er Devon erkannt haben könnte. Als er fertig war, drehte er sich um und stieß mit Solomon Bennett zusammen, der ihm ungemütlich eng auf die Pelle gerückt war.

»Irgendwas festgestellt, was ich erfahren müsste?«, fragte Bennett.

»Alles sieht okay aus«, antwortete Downey. »Sie können durchs Tor fahren. Vor dem Eingang zum Hauptgebäude erreichen Sie einen weiteren Kontrollposten. Dort müssen alle einen Metalldetektor passieren, also versuchen Sie möglichst nicht, irgendwelche Bomben einzuschmuggeln, hm?«

Bennett lachte höflich. »Natürlich nicht.«

»Gut«, sagte Downey. Er drückte sich an Bennett vorbei und wollte gerade wieder nach vorn gehen, um auszusteigen, als er zögerte. »Da ist doch noch etwas«, sagte er.

»Und was?«, fragte Bennett.

»Joey Conrad ist an Bord eines Busses aufgetaucht, begleitet von drei weiteren Personen, die sich als Sänger ausgaben. Ich hab sie passieren lassen. Dachte mir, es wäre das richtige Vorgehen.«

Devon hörte Downeys Worte und begriff sie einen Augenblick lang nicht. Dann sah er jedoch, wie Solomon Bennett grinste.

»Perfekt«, fand dieser. »Sie haben absolut richtig gehandelt. Wäre durchgesickert, dass Joey Conrad hier ist, wäre die ganze Veranstaltung sofort abgesagt worden. Sie haben das Richtige getan.«

»Ich weiß nicht, wer seine Begleiter waren, aber sie sahen nicht besonders gefährlich aus. Ich hab ihren Bus durchsucht, und sie hatten keine Waffen, also dürften sie sich nicht als Problem erweisen.«

»Danke, Private Downey. Ausgezeichnete Arbeit.«

»Danke, Sir.«

Private Downey ging zurück nach vorn und ließ Solomon Bennett zurück, der Devon seine Häme zeigte.

»Jeder Soldat hat seinen Preis«, höhnte er. »Du wärst erstaunt, wie viele deiner Leute für mich arbeiten.«

Drei Killer für ein Halleluja
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