SECHZEHN

Devon war schon lange nicht mehr bei Nacht durch die Stadt spaziert. Mit den blinkenden hellen Neonschildern der Geschäfte und Nachtclubs wirkte sie aufregend. Wenn man jedoch ein bisschen an der Fassade kratzte, dann stellte sich heraus, dass das meiste Neonlicht nicht mehr leistete, als der zwielichtigen Schattenseite der Stadt ein bisschen Glanz zu verleihen. Wenn man die hellen Lichter wegnahm, dann war dies ganz und gar kein schönes Gelände für einen nächtlichen Spaziergang.

Trotz allem genoss es Devon, den Bürgersteig entlangzuschlendern und sich all die Lichter und Schaufenster anzusehen. Seine Begegnung mit Blake Jackson war gut verlaufen, und er war zuversichtlich, dass er wieder in Phantom Ops aufgenommen würde. Man würde es ihm schon noch danken, dass er Solomon Bennetts Plan, Calhoons Benefizveranstaltung mit dem Papst zu überfallen, aufgedeckt hatte.

Er war ungefähr auf halbem Weg nach Hause, als ihm der Gedanke kam, dass Jacksons Spion ihm vielleicht weiterhin folgte. Er hatte ihn zuvor abgeschüttelt, aber wenn der Typ auch nur einen Furz wert war, dann war er ihm inzwischen wieder auf den Fersen.

Ein Stück voraus sah Devon einen Range Rover am Straßenrand parken. Als er auf gleicher Höhe war, bückte er sich und tat so, als würde er sich die Schnürsenkel zubinden. Tatsächlich suchte er im Außenspiegel des großen SUV nach Hinweisen darauf, dass ihm jemand folgte. Etwa hundert Meter hinter sich entdeckte er einen Mann in langem Mantel, der hinter ihm ging. Wie nicht anders zu erwarten, blieb der Typ stehen und blickte in ein Schaufenster, als würde er ahnen, dass Devon nach ihm Ausschau hielt.

Devon lächelte vor sich hin und richtete sich wieder auf. Es störte ihn nicht, dass ihn ein staatlicher Agent auf der Straße beschattete. Im Grunde war es sogar beruhigend zu wissen, dass ein geschulter Agent in der Nähe war und ihm zu Hilfe eilen konnte, falls jemand ihn zu überfallen versuchte. Also ging Devon weiter die Straße entlang, wurde hin und wieder langsamer oder blieb stehen, um sich Ladenfenster anzusehen und so seinen Beschatter zu ärgern.

Er war nur zwei Häuserblocks von zu Hause entfernt auf einer stillen Straße, als ein Taxi neben ihm hielt. Das Fenster der Beifahrerseite wurde heruntergedreht, der Fahrer beugte sich herüber und rief Devon zu: »Hey Kumpel, wo geht es hier zur Gordon Street?«

Devon blieb stehen und überlegte, wo die Gordon Street war. Er hatte nie von einer Straße diesen Namens gehört. Er trat an den Bordstein heran und steckte den Kopf durchs Taxifenster.

»Gordon Street?«, fragte er, um sicherzugehen, dass er den Fahrer auch richtig verstanden hatte.

Als er den Chauffeur ansah, erkannte er ihn sofort. Der ganz große Fingerzeig bestand dabei aus dem hell-orangefarbenen Lockenhaar. Es war Henry Jekyll, der irre Doktor.

»Henry?«, fragte Devon verwirrt.

»Nett, Sie wiederzusehen, Mr. Pincent«, sagte Jekyll.

Devon wich vom Taxi zurück. Ehe er Gelegenheit fand, die Straße hinabzublicken und nach seinem Beschatter Ausschau zu halten, packte ihn jemand von hinten. Eine Hand griff ihm um die Taille, und eine andere drückte ihm ein Taschentuch auf Mund und Nase. Das Taschentuch war mit einem starken Betäubungsmittel vollgesogen, viel stärker als Chloroform. Wäre es Chloroform gewesen, hätte Devon die Chance gehabt, sich zu wehren, denn ungeachtet dessen, was TV-Shows wie Dallas und Drei Engel für Charlie dem Zuschauer weismachen wollten, brauchte Chloroform mehr als eine halbe Sekunde, um jemandem das Bewusstsein zu rauben. Als er aber diese Dämpfe durch die Nase sog, war ihm klar, dass er hier einem viel stärkeren Mittel ausgesetzt war. Er drehte den Kopf und versuchte sich aus dem Griff des Angreifers zu befreien, aber mit jedem Augenblick spürte er, wie er weiter ins Land der Träume hinüberglitt.

Während er schwächer wurde, hörte er eine Autotür aufgehen. Der Angreifer schob ihn auf die Rückbank und drückte ihm dabei weiter das Taschentuch aufs Gesicht. Kurz bevor Devon ganz besinnungslos wurde, erhielt er einen Blick auf den Mann, der ihn attackiert hatte. Es war Solomon Bennett.

»Devon«, begrüßte ihn Solomon und setzte sich zu ihm auf die Rückbank. »Wir haben ja so viel zu bereden!«

Drei Killer für ein Halleluja
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