824. An Schiller.

Indem ich mich erkundige wie es mit den Ihrigen steht, schicke ich den Aufsatz über die Kunstausstellung, der leider zu einem großen Volum anwächst; doch macht gegenwärtiges etwa Dreiviertel vom Ganzen aus. Das letzte Viertel das noch bevorsteht, bezieht sich auf die nächste Preisaufgabe und die künftige Einrichtung überhaupt.

Mögen Sie wohl die Gefälligkeit haben beim Lesen einen Bleistift in die Hand zu nehmen und, was Ihnen beifällt, an der Seite zu notiren. Einen Theil der Handschrift habe ich, wie Sie sehen werden, noch gar nicht corrigirt und ich gehe überhaupt das Ganze noch einmal durch.

Am Ende von Langers Lucretia fehlt noch die Darstellung was man denn eigentlich auf dem Bilde sehe.

Leben Sie recht wohl und halten Sie sich gut, bis das allgemeine Uebel sich von Ihnen und unsern Freunden zurückzieht.

Weimar am 15. December 1801.

G.

 
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825. An Goethe.

(Weimar, 15. December 1801.)

Ich habe das Manuscript heute mit aller Besonnenheit durchlesen und wüßte nichts davon oder dazu zu thun; wegen der kleinen Weglassung, wovon Sie gestern sprachen, bin ich noch Ihrer Meinung. Sie finden an einigen Stellen Striche mit dem Bleistift; sie betreffen bloß den Ausdruck, den ich, wie ich schon gestern erinnerte, wo möglich von allem was nicht die allgemeine Sprache ist, befreiet wünschte, da der Aufsatz an die eigentliche Lesermasse des ungeweihten Publicums adressirt wird.

Mit meinen Kranken bessert es sich zusehends. Ich sehe Sie vielleicht morgen, wenn uns das Wetter begünstigt entweder im Freien, oder Abends in der Komödie. Leben Sie recht wohl.

Sch.

 
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826. An Schiller.

Mir ist herzlich leid Sie bei dem kleinen Feste nicht zu sehen. Auf eine oder die andre Weise sehen wir uns bald. Möchten Sie bald völlig genesen!

G.

 
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1802

827. An Goethe.

(Weimar den 1. Januar 1802.)

Lassen Sie uns das neue Jahr mit den alten Gesinnungen und mit guter Hoffnung eröffnen.

Es that mir sehr leid, daß ich den gestrigen Abend versäumen mußte; aber so kurz mein neulicher Anfall von Fieber und Cholera war, so hart hat er mich angegriffen, und die Schwäche die er zurückließ hat alle meine Krämpfe wieder rege gemacht.

Doch geht es jetzt viel besser und ich hoffe, der morgenden Vorstellung beiwohnen zu können. Haben Sie die Güte mir den Euripides, wenn Sie ihn jetzt nicht brauchen, wenigstens den Band, welcher Jon enthält, zu schicken. Er wird mir, da ich heute nichts anders unternehmen kann, eine angenehme Beschäftigung geben, und mir das morgende Stück geläufiger machen.

Sch.

 
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828. An Schiller

Wir haben Sie gestern sehr vermißt und um so mehr Ihre Abwesenheit bedauert, da wir denken mußten, daß Sie sich nicht ganz wohl befinden.

Ich wünsche daß Sie morgen der Vorstellung beiwohnen können.

Hier schicke ich den verlangten Theil des Euripides; es ist recht gut daß Sie das Original lesen, ich habe es dießmal noch nicht angesehen, ich hoffe die Vergleichung soll uns manche Betrachtung gewähren.

Mit Freuden werde ich Sie auch im neuen Jahre bald wieder mündlich begrüßen und die Fortdauer unseres Verhältnisses zur guten Stunde feiern.

Ich lege auch die Umrisse der Preisstücke bei, die ganz leidlich gerathen sind.

Weimar am 1. Januar 1802.

G.

 
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829. An Schiller.

Indem ich den Aufsatz über die Kunstausstellung einsende, den ich zu geneigter Aufnahme empfehle, frage ich an: ob Sie sich nicht einrichten wollten heute Abend nach der Komödie mit mir nach Hause zu fahren. Es giebt verschiedenes, worüber ich mir Ihren Rath erbitten möchte, vor meiner Abreise, welche auf morgen früh um zehn Uhr festgesetzt ist. Leben Sie recht wohl.

Weimar am 16. Januar 1802.

G.

 
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830. An Goethe.

(Weimar, 17. Januar 1802.)

Ich sage Ihnen einen freundlichen Gruß zum Abschied und wünsche viel Vergnügen und schönes Wetter.

Von den Räthseln sende ich das eine, welches ich gestern niedergeschrieben. An die zwei andern will ich heute morgen denken; man kann dergleichen nur ruckweise expediren.

Lassen Sie mir doch mündlich durch Ueberbringer wissen, wenn Turandot eigentlich soll gespielt werden?

S.

 
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831. An Schiller.

In Jena, in Knebels alter Stube, bin ich immer ein glücklicher Mensch, weil ich keinem Raum auf dieser Erde so viel productive Momente verdanke. Es ist lustig daß ich an einen weißen Fensterpfosten alles aufgeschrieben habe was ich, seit dem 21. November 1798, in diesem Zimmer von einiger Bedeutung arbeitete. Hätte ich diese Registratur früher angefangen, so stünde gar manches darauf was unser Verhältniß aus mir heraus lockte.

Eine Schnurre über das Weimarische Theater habe ich zu dictiren angefangen und mache dabei, wie billig, ein erstaunt ernsthaft Gesicht; da wir die reelle Leistung im Rücken haben, so ist es gut ein wenig dämisch auszusehen und sich auf jede Weise alle Wege frei zu halten.

Hiebei kommt die Abschrift des gräcisirenden Schauspiels. Ich bin neugierig was Sie ihm abgewinnen werden. Ich habe hie und da hineingesehen; es ist ganz verteufelt human. Geht es halbweg, so wollen wir’s versuchen, denn wir haben doch schon öfters gesehen daß die Wirkungen eines solchen Wagestücks für uns und das Ganze incalculabel sind.

Indem ich in das Büttnerische und akademische Bibliothekswesen hinein sehe, und die Idee eines virtualen Katalogs der drei im Lande bestehenden Bibliotheken auszuführen trachte, muß ich auch in die ungeheure Empirie des Literarwesens hineinschauen, wo einem denn doch, wenn man auch die Forderungen noch so hoch spannt, manches respectable Streben und Leisten entgegen kommt.

Im Geiste der immer neuen Jenaischen Jugend werden die Abende gesellig hingebracht. Gleich Sonntags bin ich bei Lodern bis Ein Uhr in der Nacht geblieben, wo die Gesellschaft gerade einige Kapitel historischer Kenntnisse aufrief, die bei uns nicht zur Sprache kommen. Bei einiger Reflexion über die Unterhaltung fiel mir auf was man für ein interessantes Werk zusammenschreiben könnte, wenn man das was man erlebt hat, mit der Uebersicht, die einem die Jahre geben, mit gutem Humor aufzeichnete.

Die Botenstunde naht; ich eile ein freundliches Lebewohl zu sagen.

Jena am 19. Januar 1802.

G.

 
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832. An Goethe.

Weimar, 20. Januar 1802.

Ich werde nunmehr die Iphigenia mit der gehörigen Hinsicht auf ihre neue Bestimmung lesen, und jedes Wort vom Theater herunter, und mit dem Publicum zusammen, hören. Das, was Sie das Humane darin nennen, wird diese Probe besonders gut aushalten und davon rathe ich nichts wegzunehmen. Nächsten Sonnabend hoffe ich über den Erfolg etwas berichten zu können.

Schütz hat mir nun auch eine Recension meiner J. v. O. zugeschickt, die aus einer ganz andern Feder kommt als die der Maria und von einem fähigeren Menschen herrührt; man findet darin ganz frisch die Schellingische Kunstphilosophie auf das Werk angewendet. Aber es ist mir dabei sehr fühlbar geworden, daß von der transscendentalen Philosophie zu dem wirklichen Factum noch eine Brücke fehlt, indem die Principien der Einen gegen das Wirkliche eines gegebenen Falles sich gar sonderbar ausnehmen und ihn entweder vernichten oder dadurch vernichtet weiden. In der ganzen Recension ist von dem eigentlichen Wert nichts ausgesprochen, es war auch auf dem eingeschlagenen Weg nicht möglich, da von allgemeinen hohlen Formeln zu einem bedingten Fall kein Uebergang ist. Und dieß nennt man nun ein Werk kritisiren, wo ein Leser der das Werk nicht gelesen, auch nicht die leiseste Anschauung davon bekommt. Man sieht aber daraus, daß die Philosophie und die Kunst sich noch gar nicht ergriffen und wechselseitig durchdrungen haben, und vermißt mehr als jemals ein Organon, wodurch beide vermittelt werden können. In den Propyläen war dieses in Absicht auf die bildenden Künste eingeleitet: aber die Propyläen gingen auch von der Anschauung aus, und unsere jungen Philosophen wollen von Ideen unmittelbar zur Wirklichkeit übergehen. So ist es denn nicht anders möglich, als daß das Allgemeingesagte hohl und leer und das Besondere platt und unbedeutend ausfällt.

Die Turandot denke ich etwa auf den Dienstag vom Theater herab zu hören und werde dadurch erst in den Stand gesetzt sein, zu bestimmen, was noch zu thun ist, und was der Ort und der Zeitmoment an dieser alten Erscheinung verändert. Destouches hat bereits einen Marsch dazu gesetzt und mir heute vorgespielt, der sich ganz gut ausnimmt.

Ich wünsche, daß Sie sich in dem alten productiven Zimmer recht gut befinden und etwas neues an dem Fensterpfosten zu notiren haben möchten .

Sch.

 
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833. An Schiller.

Ich sage heute nur wenig, indem ich die Beilage schicke, die Ihnen gewiß Freude machen wird, wenn Sie das Gedicht nicht schon kennen. Nur Schade daß schon Jones und nun auch Dalberg (siehe p. XV.) die sogenannten anstößigen Stellen unterdrückt haben; dadurch erhält das Stück einen lüsternen Charakter, da es im Original gewiß einen genußvollen ausdrückt.

Mir waren äußerst merkwürdig die mannigfaltigen Motive, durch die ein einfacher Gegenstand sich zu einem unendlichen erweitert.

Die Hauptprobe von Turandot wird wohl Donnerstag sein. Schreiben Sie mir, ob Sie ohne mein Zuthun glauben fertig zu werden, so käme ich erst Freitag früh. Der schreckliche Wust des Büttnerischen Nachlasses bedrängt mich um so mehr, als ich gleich räumen soll, um dem neuen Commandanten Platz zu machen. Ich dachte die Zimmer zuzuschließen und diesen Wirrzopf methodisch aufzukämmen, nun muß ich ihn aber rein wegschneiden und sehen wo ich die Sachen herum stecke , und dabei Sorge tragen, daß ich die Verwirrung nicht vermehre.

Montag Nachmittag wird erst legaliter aufgesiegelt und da habe ich zum Déménagement nur wenig Zeit. Ich muß überhaupt denken das Haus brenne, und da würde das Ausräumen noch etwas confuser ablaufen.

Die Philosophen habe ich noch nicht gesehen.

Jena den 22. Januar 1802.

G.

 
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834. An Goethe.

Weimar, 22. Januar 1802.

Ich habe, wie Sie finden werden, weniger Verheerungen in dem Manuscript angerichtet, als ich selbst erwartet hatte, vornehmen zu müssen; ich fand es von der Einen Seite nicht nöthig und von einer andern nicht wohl thunlich. Das Stück ist an sich gar nicht zu lang, da es wenig über zweitausend Verse enthält, und jetzt werden die zweitausend nicht einmal voll sein, wenn Sie es zufrieden sind, daß die bemerkten Stellen wegbleiben. Aber es war auch nicht gut thunlich, weil dasjenige was den Gang des Stücks verzögern könnte, weniger in einzelnen Stellen, als in der Haltung des Ganzen liegt, die für die dramatische Forderung zu reflectirend ist. Oefters sind auch diejenigen Partien, die das Loos der Ausschließung vor andern getroffen haben würde, nothwendige Bindungsglieder, die sich durch andre nicht ersetzen ließen, ohne den ganzen Gang der Scene zu verändern. Ich habe da, wo ich zweifelte, einen Strich am Rande gemacht; wo meine Gründe für das Weglassen überwiegend waren, habe ich ausgestrichen, und bei dem Unterstrichenen wünschte ich den Ausdruck verändert.

Da überhaupt in der Handlung selbst zu viel moralische Casuistik herrscht, so wird es wohl gethan sein, die sittlichen Sprüche selbst und dergleichen Wechselreden etwas einzuschränken.

Das Historische und Mythische muß unangetastet bleiben, es ist ein unentbehrliches Gegengewicht des Moralischen, und was zur Phantasie spricht, darf am wenigsten vermindert werden.

Orest selbst ist das Bedenklichste im Ganzen; ohne Furien ist kein Orest, und jetzt da die Ursache seines Zustands nicht in die Sinne fällt, da sie bloß im Gemüth ist, so ist sein Zustand eine zu lange und zu einförmige Qual, ohne Gegenstand; hier ist eine von den Grenzen des alten und neuen Trauerspiels. Möchte Ihnen etwas einfallen, diesem Mangel zu begegnen, was mir freilich bei der jetzigen Oekonomie des Stücks kaum möglich scheint; denn was ohne Götter und Geister daraus zu machen war, das ist schon geschehen. Auf jeden Fall aber empfehl’ ich Ihnen die Orestischen Scenen zu verkürzen.

Ferner gebe ich Ihnen zu bedenken, ob es nicht rathsam sein möchte, zur Belebung des dramatischen Interesse, sich des Thoas und seiner Taurier, die sich zwei ganze Acte durch nicht rühren, etwas früher zu erinnern und beide Actionen, davon die eine jetzt zu lange ruht, in gleichem Feuer zu erhalten. Man hört zwar im zweiten und dritten Act von der Gefahr des Orest und Pylades, aber man sieht nichts davon, es ist nichts Sinnliches vorhanden, wodurch die drangvolle Situation zur Erscheinung käme. Nach meinem Gefühle müßte in den zwei Acten, die sich jetzt nur mit Iphigenien und dem Bruder beschäftigen, noch ein Motiv ad extra eingemischt werden, damit auch die äußere Handlung stetig bliebe und die nachherige Erscheinung des Arkas mehr vorbereitet würde. Denn so wie er jetzt kommt, hat man ihn fast ganz aus den Gedanken verloren.

Es gehört nun freilich zu dem eigenen Charakter dieses Stücks, daß dasjenige, was man eigentlich Handlung nennt, hinter den Koulissen vorgeht, und das Sittliche, was im Herzen vorgeht, die Gesinnung, darin zur Handlung gemacht ist und gleichsam vor die Augen gebracht wird. Dieser Geist des Stücks muß erhalten werden, und das Sinnliche muß immer dem Sittlichen nachstehen; aber ich verlange auch nur soviel von jenem, als nöthig ist, um dieses ganz darzustellen.

Iphigenia hat mich übrigens, da ich sie jetzt wieder las, tief gerührt, wiewohl ich nicht läugnen will, daß etwas Stoffartiges dabei mit unterlaufen mochte. Seele möchte ich es nennen, was den eigentlichen Vorzug davon ausmacht.

Die Wirkung auf das Publikum wird das Stück nicht verfehlen, alles vorhergegangene hat zu diesem Erfolge zusammen gewirkt. Bei unsrer Kennerwelt möchte gerade das, was wir gegen dasselbe einzuwenden haben, ihm zum Verdienste gerechnet werden, und das kann man sich gefallen lassen, da man so oft wegen des wahrhaft lobenswürdigen gescholten wird.

Leben Sie recht wohl und lassen mich bald hören, daß das verfestete Produkt anfängt sich unter Ihren Händen wieder zu erweichen.

Sch.

 
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835. An Goethe.

(Weimar, 2. Februar 1802.)

Da mir der Kopf von einer schlecht zugebrachten Nacht verwüstet ist, so ist heute nichts mehr mit mir anzufangen und ich werde mich bald zur Ruhe begeben.

Indessen sende ich Ihnen zwei Räthsel, und wenn Sie glauben, daß sie zu brauchen sind, so wollen wir die drei neuen gegen die alten austauschen. Vielleicht fällt mir auch noch ein besseres ein.

Das Ihrige habe ich noch nicht erbrochen, und ich würde glauben es errathen zu haben, wenn mich die zwei letzten Zeilen nicht irre machten.

Ich werde, wenn Sie beikommende Räthsel genehmigen, das Ihrige erbrechen und alsdann die nöthigen Worte für Calaf aufsetzen, und den Schauspielern zusenden. Sagen Sie mir also diesen Abend noch ein Wort.

Sch.

 
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836. An Schiller.

Ihre beiden neuen Räthsel haben den schönen Fehler der ersten, besonders des Auges, daß sie entzückte Anschauungen des Gegenstandes enthalten, worauf man fast eine neue Dichtungsart gründen könnte. Das zweite habe ich aufs erste Lesen, das erste aufs zweite Lesen errathen. Meo voto würden Sie den Regenbogen an die erste Stelle setzen, welcher leicht zu errathen, aber erfreulich ist; dann käme meins, welches kahl, aber nicht zu errathen ist; dann der Blitz welches nicht gleich errathen wird und in jedem Fall einen sehr schönen und hohen Eindruck zurückläßt.

Ich wünsche daß Sie morgen Mittag mit mir essen möchten, damit wir einmal mit Meyern wieder in einiger Behaglichkeit zusammen sitzen. Sie sollen mit absonderlichen Saucen bewirthet werden. Ich wünsche es um so mehr, als ich zu Anfang der andern Woche wieder nach Jena zu gehen gedenke.

Weimar am 2. Februar 1802.

G.

Ich bemerke noch daß August Ihre beiden Räthsel schon in der Hälfte des Vorlesens gerathen hat.

 
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837. An Goethe.

Weimar, 11. Februar 1802.

Ich habe mich nun zum Ankauf des Hauses von Mellish entschlossen, da er etwas davon herunterläßt. Obgleich ich noch immer nicht wohlfeil kaufe, so muß ich doch zugreifen, um einmal für allemal dieser Sorge überhoben zu sein. Unter diesen Umständen ist es mir aber nun doppelt daran gelegen, meinen kleinen Jenaischen Besitz los zu werden, und ich bitte Sie daher, Goetzen diese Angelegenheit aufzutragen. Die Anzeige in das Wochenblatt lege ich bei, wie auch eine kurze Notiz was für das Gartenhaus jährlich an Steuern etc. erlegt wird. Der Ankauf hat mich 1150 Reichsthaler gekostet und ich habe 500 Reichsthaler darein verbaut, wie ich mit den Rechnungen documentiren kann. Ich möchte nun freilich nicht gern dabei verlieren und wo möglich noch etwas gewinnen. Da ich aber jetzt gern baar Geld hätte, um mein hiesiges Haus bald von aller Hypothek zu befreien, so bin ich mit 1500 Thalern als dem äußersten Preis für Garten und Gartenhaus zufrieden. Was Goetze mir über diese Summe verschaffen kann, will ich ihm hoch verinteressiren. Auch bin ich’s zufrieden, wenn mir diese Summe binnen 2 oder 3 Terminen, etwa 1/3 auf Ostern, 1/3 auf Johannis und der Rest auf Michaelis oder Weihnachten bezahlt wird. Kann ich alles gleich baar erhalten, ist es freilich besser.

Verzeihen Sie, daß ich Sie mit dieser Angelegenheit plage; aber da Sie einmal mit Büchertiteln und Nummern beschäftigt sind, so mag auch dieses mechanische Geschäft mit den andern hingehen. Mir hat diese ökonomische Angelegenheit, so wie alle natürliche Dinge zu thun pflegen, alle freie Geistesstimmung verdorben; denn ich mußte mich mit den Mitteln beschäftigen, diesen Besitz mir zu verschaffen, und nun ich ihn als mein ansehe, wachsen mir neue Sorgen zu, wie ich ihn meinen Zuständen anpassen soll. Unter diesen Umständen hat ein kleines Gedicht, Cassandraa das ich in einer ziemlich glücklichen Stimmung angefangen, nicht viel Fortschritte gewinnen können.

Ich erhielt dieser Tage von Stuttgart aus den Antrag eine hinterlassene Oper von dem guten Zumsteeg dem hiesigen Theater für 6 Carolin anzutragen. Da er seine Frau mit weniger als Nichts und mit vielen Kindern hinterlassen, so werden Sie wohl thun was möglich ist, um der Familie diesen Vortheil zuzuwenden.

Möge Ihnen Ihre herculische Bücherexpedition gut von Statten gehen!

Leben Sie recht wohl.

Sch.

 
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838. An Schiller.

So angenehm mir’s ist daß Sie sich nun in Weimar durch einen Hauskauf fixiren, so gern will ich hier das nöthige besorgen.

Goetze wird sein möglichstes thun und ich ersuche Sie nur mir bald die Schlüssel zu Haus und Garten zu schicken, damit man die Liebhaber hineinführen kann.

Ich habe diese Tage nichts vor mich gebracht, als einen kleinen Aufsatz übers weimarische Theater, den ich schon an Bertuch abgegeben habe. Es ist ein Wurf, den ich so hinthue; man muß sehen was sich weiter daran und daraus bilden läßt.

Das Bibliotheksgeschäft ist mehr ein unangenehmes als ein schweres, und hauptsächlich darum verdrießlich, weil blos der Mangel des Raums ein zweckmäßiges Deployiren hindert. Indessen habe ich auch schon meine Maßregeln genommen. Dabei ist aber abermals das fatale, daß man niemand von hiesigen Menschen anstellen kann. Sie sind alle ohnehin so sehr geschäftig und ihre Zeit ist so sehr eingetheilt, welches ihnen denn freilich übrigens zum Ruhme gereicht. Ich habe eben nur diese Tage die Sache von allen Seiten überdacht, um das was ich unternehme nicht mit Hoffnung, sondern mit Gewißheit des Erfolgs anzufangen. Leben Sie recht wohl und helfen Sie sich mit mir durch die irdischen Dinge durch damit wir wieder zu den überirdischen gelangen können.

Jena den 12. Februar 1802.

G.

 
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839. An Goethe.

Weimar, 17. Februar 1802.

Da Sie heute nichts von sich haben hören lassen, so vermuthe ich, Sie bald selbst wieder hier zu sehen; ohnehin werden Sie unsern Prinzen nicht ohne Abschied wegreisen lassen.

Es ist mir eingefallen, daß es doch artig wäre, sich bei dieser Gelegenheit mit etwas einzustellen; ich habe auch schon einige Verse niedergeschrieben, die wir vielleicht in unserm Kränzchen produciren können; nur müßte es nicht später als auf den Montag sein. Ich habe auch noch zwei neue Melodien welche mir Körner zu zwei Liedern gesetzt hat.

Ich weiß nicht, ob es Ihnen ausgerichtet worden ist, daß die Schlüssel zu meinem Garten bei Hufeland zu finden sind.

Leben Sie recht wohl, und lassen uns nicht zu lang auf sich warten.

Sch.

 
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840. An Goethe.

Weimar, 18. Februar 1802.

Wir wünschten zu wissen, ob Sie etwa Lust und Muße haben, vor der Abreise des Prinzen noch hieher zu kommen, weil wir in diesem Fall unsere geschlossene Gesellschaft, wenn es auch (um Ihnen die Unbequemlichkeit zu ersparen) auf dem Stadthause wäre, noch einmal halten wollten. Wenn Sie nicht kommen, so wird mit einem großen Clubb gedroht, den Herr v. Kotzebue jetzt negotiirt und der den Montag nach der Komödie sein soll. Der Prinz wünschte sehr diesem zu entgehen und würde sich weit lieber in unserm kleinen Zirkel befinden. Lassen Sie mich doch durch Herrn v. Pappenheim, der Ihnen dieses überbringt, wissen, ob Sie kommen werden oder nicht, und ob wir auf den Montag etwas arrangiren sollen. Wenn Sie uns fehlen, so können wir das Zubringen der unwillkommenen Gäste nicht wohl abhalten.

Leben Sie recht wohl. Ich sehne mich wieder ein Wort von Ihnen zu hören.

Sch.

 
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841. An Schiller.

Ihrer Einladung werde ich dießmal, mein werther Freund, nicht folgen können. Den Rocken, den ich angelegt habe, muß ich auch gleich abspinnen und abweisen, sonst giebt es von neuem Unordnung und das Gethane muß wiederholt werden. Unserm guten Prinzen will ich ein schriftliches Lebewohl sagen. Grüßen Sie Herrn von Wolzogen vielmals und wünschen ihm eine glückliche Fahrt.

Mein hiesiger Aufenthalt ist mir ganz erfreulich, sogar hat sich einiges Poetische gezeigt und ich habe wieder ein paar Lieder, auf bekannte Melodien, zu Stande gebracht. Es ist recht hübsch daß Sie auch etwas der Art in die Mitte des kleinen Zirkels bringen.

Mit Schelling habe ich einen sehr guten Abend zugebracht. Die große Klarheit, bei der großen Tiefe, ist immer sehr erfreulich. Ich würde ihn öfters sehen, wenn ich nicht noch auf poetische Momente hoffte, und die Philosophie zerstört bei mir die Poesie und das wohl deßhalb, weil sie mich ins Object treibt. Indem ich mich nie rein speculativ erhalten kann, sondern gleich zu jedem Satze eine Anschauung suchen muß und deßhalb gleich in die Natur hinaus fliehe.

Mit Paulus , der mir den dritten Theil seines Commentars über das neue Testament vorlegte , habe ich auch eine sehr angenehme Unterhaltung gehabt. Er ist in diesem Wesen so von Grund aus unterrichtet, an jenen Orten und in jenen Zeiten so zu Hause, daß so vieles der heiligen Schriften, was man sonst in idealer Allgemeinheit anzustaunen gewohnt ist, nun in einer specifischen und individuellen Gegenwart begreiflich scheint. Er hat einige meiner Zweifel sehr hübsch, in der Totalität seiner Vorstellungsweise, aufgelöst, daß ich recht vergnüglich mit ihm übereinstimmen konnte. Auch läßt sich über manche Maximen, die bei so einer Arbeit zum Grunde liegen, mündlich mancher befriedigende Aufschluß geben und am Ende ist ein Individuum immer willkommen, das eine solche Totalität in sich einschließt.

Das englische der Gita Govinda habe ich nun auch gelesen und muß leider den guten Dalberg einer pfuscherhaften Sudelei anklagen. Jones sagt in seiner Vorrede: er habe dieses Gedicht erst wörtlich übersetzt und dann ausgelassen, was ihm für seine Nation zu lüstern und zu kühn geschienen habe. Nun läßt der deutsche Uebersetzer nicht allein nochmals aus, was ihm von dieser Seite bedenklich scheint , sondern er versteht auch sehr schöne, unschuldige Stellen gar nicht, und übersetzt sie falsch. Vielleicht übersetz’ ich das Ende, das hauptsächlich durch diesen deutschen Mehlthau verkümmert worden ist, damit der alte Dichter wenigstens in der Schöne vor Ihnen erscheinen möge, wie ihn der englische Uebersetzer lassen durfte.

So viel für heute! Doch füge ich noch hinzu daß von Ihrem Gartenverkauf hier und da gesprochen wird. Man zweifelt daß Sie das gewünschte dafür erhalten werden; doch muß man das beste hoffen. Die Schlüssel werde ich im nöthigen Falle bei Hufeland holen lassen. Ein freundliches Lebewohl.

Jena den 19. Februar 1802.

G.

 
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842. An Goethe.

Weimar, 20. Februar 1802.

Es thut uns allen und mir besonders leid, Sie noch auf längere Zeit nicht zu sehen; da Sie aber so gut beschäftigt und so zufrieden sind, so wollen wir uns der Früchte Ihrer Thätigkeit erfreuen. Vielleicht führt Sie der Bücherstand, mit dem poetischen Geist geschwängert, auch zu dem alten gespenstischen Doctor zurück, und wenn das geschieht so wollen wir Büttners Manen dafür segnen. Ich habe dieser Tage Ihre Elegien und Idyllen wieder gelesen und kann Ihnen nicht ausdrücken, wie frisch und innig und lebendig mich dieser ächte poetische Genius bewegt und ergriffen hat. Ich weiß nichts darüber, selbst unter Ihren eigenen Werken; reiner und voller haben Sie Ihr Individuum und die Welt nicht ausgesprochen.

Es ist eine sehr interessante Erscheinung, wie sich Ihre anschauende Natur mit der Philosophie so gut verträgt und immer dadurch belebt und gestärkt wird, ob sich, umgekehrt, die speculative Natur unsers Freundes eben so viel von Ihrer anschauenden aneignen wird, zweifle ich, und das liegt schon in der Sache. Denn Sie nehmen sich von seinen Ideen nur das, was Ihren Anschauungen zusagt, und das übrige beunruhigt Sie nicht, da Ihnen am Ende doch das Objekt als eine festere Autorität dasteht, als die Speculation, so lange diese mit jenem nicht zusammen trifft. Den Philosophen aber muß jede Anschauung, die er nicht unterbringen kann, sehr incommodiren, weil er an seine Ideen eine absolute Forderung macht.

Was Sie von Paulus schreiben, wundert mich einigermaßen, da ich ihm nie die Einbildungskraft zugetraut habe, in die Totalität eines Zustandes, den man nothwendig erst produktiv anschauen muß, sich zu versetzen. Aber freilich bringt selbst die Gelehrsamkeit und das Vielwissen nach und nach, atomistisch, die Bedingungen zusammen, aus welchen sich durch einen mäßigen Effort der Phantasie ein bestimmtes Concretum, zusammen baut. So ist mir, in einer ganz andern Sphäre, in dem Schauspiel Fust von Stromberg, dessen Verfasser ein sehr mittelmäßiger Dichter war, eine ganze und sprechende Vorstellung des Mittelalters entgegen gekommen, welche offenbar nur der Effekt einer bloßen Gelehrsamkeit war.

Die Gita Govinda hat mich neulich auch wieder zur Sacontala zurückgeführt, ja ich habe sie auch in der Idee gelesen, ob sich nicht ein Gebrauch fürs Theater davon machen ließe; aber es scheint, daß ihr das Theater direct entgegensteht, daß es gleichsam der einzige von allen zweiunddreißig Winden ist, mit dem dieses Schiff, bei uns, nicht segeln kann. Dieß liegt wahrscheinlich in der Haupteigenschaft derselben, welche die Zartheit ist, und zugleich in einem Mangel der Bewegung, weil sich der Dichter gefallen hat, die Empfindungen mit einer gewissen bequemen Behaglichkeit auszuspinnen, weil selbst das Klima zur Ruhe einladet.

Sie werden von der neuen Schauspielerin viel Gutes gehört haben, denn sie hat bald die Gunst für sich erlangt; auch ist sie so recht aus dem Schooß der Sentimentalität heraufgestiegen. Ihre Stimme ist angenehm, obgleich noch ohne Kraft; sie hat den Ton des Gefühls und spricht mit Sinn und Bedeutsamkeit, wobei man ihr die Schule der Unzelmann, nicht zu ihrem Nachtheil, anmerkte . Nun höre ich aber, daß sie zu ihrem zweiten Debüt das Lottchen im Hausvater gewählt habe; dabei können wir sie schwerlich von einer neuen Seite kennen lernen. Es wäre besser, sie in einer scherzhaften oder lustig naiven Rolle zu sehen, um zu wissen, was von ihr zu hoffen ist. Auch würde ich Sie sehr bitten, sie ein ganzes Jahr auf kleinere Rollen und besonders in der Komödie einzuschränken und so stufenweise zu größern Rollen zu führen, die das Unglück aller Schauspieler sind.

Leben Sie recht wohl. Ich hoffe bald wieder von Ihnen zu hören. Mein Schwager empfiehlt sich Ihnen aufs beste.

Sch.

 
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843. An Schiller.

(Jena, 20. Februar 1802.)

Ich kann Ihrem wiederholten Antrag nicht ausweichen und habe in beiliegendem, auf Montag Abends nach der Komödie, das gewöhnliche Abendessen in meinem Hause bestellt. Ich bin überzeugt meine Hausgeister werden es möglich machen und so wird am schicklichsten dem allgemeinen Convent ausgewichen.

In Absicht auf Gäste dächte ich, verstiege man sich eben deßhalb nicht weit. Ich dächte

der Erbprinz
von Hinzenstern
von Pappenheim
die Prinzeß und
Fräulein v. Knebel.

Wollte man Riedeln dazu nehmen, so würde es theils wegen der alten Verhältnisse schicklich sein, theils weil er heute in Gesellschaft jener beiden Männer hier gewesen.

Leben Sie recht wohl; ich freue mich Sie so unverhofft wieder zu sehen. Ich setze voraus daß Sie die Güte haben die Gesellschaft davon zu avertiren, so wie die einigen Gäste gefällig einzuladen.

G.

 
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844. An Schiller.

Es ist gegenwärtig hier gerade eine lustige und gesellige Epoche und ich bin meist Mittag oder Abends auswärts. Dagegen kann ich noch keine productiven Momente rühmen, die sich überhaupt immer seltener machen.

Ich bin über des Soulavie mémories historiques et politiques du règne de Louis XVI gerathen, ein Werk das einen nicht los läßt und das durch seine Vielseitigkeit einnimmt, wenn gleich der Verfasser mitunter verdächtig erscheint. Im Ganzen ist es der ungeheure Anblick von Bächen und Strömen, die sich, nach Naturnothwendigkeit, von vielen Höhen und aus vielen Thälern, gegen einander stürzen und endlich das Uebersteigen eines großen Flusses und eine Ueberschwemmung veranlassen, in der zu Grunde geht wer sie vorgesehen hat, so gut als der sie nicht ahnete. Man sieht in dieser Ungeheuern Empirie nichts als Natur und nichts von dem was wir Philosophen so gern Freiheit nennen möchten. Wir wollen erwarten ob uns Bonapartes Persönlichkeit noch ferner mit dieser herrlichen und herrschenden Erscheinung erfreuen wird.

Da ich in den wenigen Tagen schon vier Bände dieses Werks durchgelesen habe, so weiß ich freilich sonst nicht viel zu sagen. Das schöne Wetter hat mich einigemal hinaus in das Freie gelockt, wo es auch noch sehr feucht ist.

Leben Sie recht wohl und sagen mir gelegentlich etwas von den weimarischen Zuständen und in wie fern Ihnen einige Arbeit glückt .

Jena den 9. März 1802.

G.

 
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845. An Goethe.

Weimar, 10. März 1802.

Indem Sie in Jena sich unter den Freunden wohl befinden und gar nicht Unrecht daran thun, zu leben und zu genießen, habe ich mich hier ganz zu Hause gehalten und bin nicht unthätig gewesen, wiewohl ich von meinem Thun noch lange keine Rechenschaft geben kann. Ein mächtiger Interesse als der Warbeck hat mich schon seit sechs Wochen beschäftigt und mit einer Kraft und Innigkeit angezogen, wie es mir lange nicht begegnet ist. Noch ist zwar bloß der Moment der Hoffnung und der dunkeln Ahnung, aber er ist fruchtbar und vielversprechend, und ich weiß, daß ich mich auf dem rechten Weg befinde.

Von der hiesigen Welt kann ich Ihnen also wenig berichten, da ich niemand gesehen. Ich höre, daß Wieland sich hat bereden lassen, den Jon des Euripides zu übersetzen, und daß man ganz erstaunliche Entdeckungen macht, wie viel hinter diesem griechischen Jon steckt.

Der fünfte März ist mir glücklicher vorübergegangen als dem Cäsar der fünfzehente und ich höre von dieser großen Angelegenheit gar nichts mehr. Hoffentlich werden Sie bei Ihrer Zurückkunft die Gemüther besänftigt finden. Wie aber der Zufall immer naiv ist und sein muthwilliges Spiel treibt, so hat der Herzog den Bürgermeister den Morgen nach jenen Geschichten wegen seiner großen Verdienste zum Rath erklärt. Auch wird heute auf dem Theater Ueble Laune von Kotzebue vorgestellt.

Meine Frau empfiehlt sich Ihnen bestens und bittet, sich an die Histoire des Favorits zu erinnern.

Ich lese jetzt eine Geschichte der Päpste von einem Engländer, der selbst Jesuit war, und der, indem er sich von den Grundfesten des Pabstthums aus den Quellen zu unterrichten suchte, auf diesem Wege, wo er sich in seinem Glauben zu befestigen meinte, das Gegentheil gefunden hat, und der nun seine Gelehrsamkeit gegen das Pabstthum anwendet. Es ist, ungeachtet der flachen Behandlung, eine durch ihre Consequenz sehr anziehende Geschichte, unendlich mannigfaltig, weil sie sich mit allem verschlingt, und doch wieder auf eine furchtbare Art identisch, weil alles Individuelle selbst in der idealen Einheit sich verliert.

Leben Sie recht wohl und fördern Ihr Geschäft, daß wir uns bald wieder Ihrer Gegenwart erfreuen.

Sch.

 
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846. An Schiller.

Jena, (16.) März 1802.

Die Nachricht, daß Sie mit entschiedenem Interesse einen neuen Gegenstand bei sich herumtragen, macht mir viel Freude, sowohl für Sie als für uns. Ich wünsche guten Succeß.

Seitdem ich mich aus den weimarischen Stürmen gerettet, lebe ich recht zufrieden und froh und auch nicht ganz unthätig, indem sich einige lyrische Kleinigkeiten eingestellt haben, mit denen ich zwar nicht als Werken, doch aber als Symptomen ganz wohl zufrieden bin.

Dafür daß Sie den 5. März so glücklich überstanden, wären Sie dem Bürgermeister als einem zweiten Aesculap einen Hahnen schuldig geworden; da er unterdessen von oben herein solchen Lohn empfangen, können Sie Ihre Dankbarkeit in petto behalten.

Bei dieser Gelegenheit dachte ich wieder was es für ein sonderbares Ding um die Geschichte ist, wenn man von ihr die Ursachen, Anlässe und Verhältnisse der Begebenheiten im einzelnen fordert; ich lebe diesen letzten Ereignissen so nahe, ja ich bin mit darin verwickelt und weiß eigentlich immer noch nicht, wie sie zusammenhängen. Vielleicht waren Sie glücklicher als ich.

Schelling hat ein Gespräch geschrieben: Bruno oder über das göttliche und natürliche Princip der Dinge. Was ich davon verstehe oder zu verstehen glaube ist vortrefflich und trifft mit meinen innigsten Ueberzeugungen zusammen. Ob es uns andern aber möglich sein wird dieser Composition durch alle ihre Theile zu folgen und sie sich wirklich als im Ganzen zu denken, daran muß ich noch zweifeln.

Uebrigens weiß ich nicht viel zu sagen als daß mir Abends wenn es sieben Uhr werden will, sehr oft der Wunsch entsteht, Sie und unsern edlen Meister auf ein paar Stunden bei mir zu sehen. Daß übrigens einige Frauenzimmer hier noch singlustiger als unsere Freundinnen und dabei glücklicherweise musikalischer sind, wodurch denn meine innere Singlust von Zeit zu Zeit erregt wird.

Das versprochene Buch habe ich leider noch nicht wieder finden können.

(G.)

 
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847. An Goethe.

Weimar, 17. März 1802.

Ich freue mich zu hören, daß es Ihnen in Jena wohl geht und daß mitunter auch etwas poetisches aufblüht. Sie haben unterdessen hier nichts versäumt, denn die Societät scheint nach den heftigen Zuckungen, die sie ausgestanden, noch ganz entkräftet und in kaltem Schweiß zu liegen. Der Herzog, den man auch zu präoccupiren suchte, hat mich vor einigen Tagen über den Vorgang quästionirt, und ich habe ihm die Sache in dem Licht vorgestellt, worin ich sie sehe.

Er hat den Regulus zu lesen gewünscht, weil ihm von Berlin geschrieben wurde, daß dieses Stück viel Verdienste habe, obgleich es bei der Aufführung nicht habe glücken wollen. Ich glaub’ es wohl, und möchte nur wissen, wo die Verdienste stecken. Unser gnädigster Herr hat das Opus gelesen und mir mit beiliegendem Billet zurückgeschickt. Sie sehen daraus, daß er es nicht ganz will fallen lassen, obgleich er es, ohne es selbst zu wissen oder zu wollen, condemnirt, denn er muß es doch zuletzt für eine langweilige Prosa erklären, und nun möchte ich wissen, was noch Gutes daran bleibt. Ich habe ihm das letzte Wort nicht gelassen und in einer kleinen Replik mir die Freiheit genommen, vorzustellen, daß ich die Regelmäßigkeit der Form nur alsdann für verdienstlich halten könne, wenn sie mit poetischem Gehalt verbunden sei. Er sagte mir neulich daß Sie ihm einige Hoffnung gemacht den Rhadamist zu bearbeiten. Gott helfe Ihnen durch dieses traurige Geschäft .

Sie sind, mit mir, höflich eingeladen, einige Beiträge zu der Irene von Halem einzuschicken. Es ist doch eine wahre Bestialität , daß diese Herren, welche das Mögliche versuchen uns zu annihiliren, noch verlangen können, daß wir ihre Werke selbst fördern sollen. Ich bin aber Willens, Ungern, der mir diesen Antrag gethan, recht aus vollem Herzen zu antworten.

Ich habe mich dieser Tage mit dem heiligen Bernhard beschäftigt und mich sehr über diese Bekanntschaft gefreut; es möchte schwer sein, in der Geschichte einen zweiten so weltklugen geistlichen Schuft aufzutreiben, der zugleich in einem so trefflichen Elemente sich befände, um eine würdige Rolle zu spielen. Er war das Orakel seiner Zeit und beherrschte sie, ob er gleich und eben darum weil er bloß ein Privatmann blieb, und andere auf dem ersten Posten stehen ließ. Päbste waren seine Schüler und Könige seine Creaturen. Er haßte und unterdrückte nach Vermögen alles Strebende, und beförderte die dickste Mönchsdummheit, auch war er selbst nur ein Mönchskopf und besaß nichts als Klugheit und Heuchelei; aber es ist eine Freude, ihn verherrlicht zu sehen. Wenn Sie Griesbach oder Paulus sprechen, so lassen Sie sich doch von ihm erzählen; vielleicht können uns diese einige Schriften über ihn verschaffen.

Leben Sie recht wohl und denken Sie bald wieder auf Ihre Zurückkunft.

Sch.

 
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848. An Schiller.

Ich werde mich wohl bald entschließen meinen hiesigen Aufenthalt abzubrechen und wieder zu Ihnen zu kommen. Da freue ich mich denn auf unsere Abende, um so mehr als wir manches neue einander werden zu communiciren haben.

Wenn die dabei interessirte Gesellschaft das Abenteuer vom fünften h.m. einigermaßen verschmerzt hat, so wollen wir bald wieder ein Picknick geben und die neuen Lieder, die ich mitbringe, versuchen. Haben Sie denn die Ihrigen etwa Zeltern mitgegeben? da die Körnerischen Compositionen nicht greifen wollten.

Ich wünsche Ihnen einen recht guten Humor und eine recht derbe Faust, wenn Sie auf die irenische Einladung antworten. Es wäre recht schön wenn Ihnen eine Epistel glückte, die auf alle das Packzeug paßte, dem ich immer größern Haß widme und gelobe.

Ich freue mich zu hören daß Sie Ihre Johanna, auch für uns, der theatralischen Möglichkeit nähern wollen. Ueberhaupt müssen wir, da wir mit dieser Vorstellung so lange gezaudert, uns durch irgend etwas auszuzeichnen suchen.

Mit der Iphigenie ist mir unmöglich etwas anzufangen. Wenn Sie nicht die Unternehmung wagen, die paar zweideutigen Verse corrigiren und das Einstudiren dirigiren wollen, so glaube ich nicht daß es gehen wird, und doch wäre es in der jetzigen Lage recht gut und sie würde dann vielleicht für andere Theater verlangt, wie es ja schon mit dem Nathan gegangen ist. Rhadamist und Zenobia ist, bei näherer Betrachtung, ein sehr merkwürdiges Stück, der höchste Gipfel einer manierirten Kunst, wogegen die Voltairischen Stücke als reine Natur erscheinen. Das, was an diesem Stücke imponirt ist wahrscheinlich die Kainische Lage des Helden und der unstete Charakter, der an das Schicksal jenes ersten Brudermörders erinnert. Es übrigens aufs deutsche Theater zu heben sehe ich noch keine Handhabe.

Zu der Bekanntschaft des heiligen Bernhards gratulire ich. Wir wollen sehen Specialiora von ihm zu erfahren.

Unsere hiesigen theologischen Freunde sind in üblen Umständen. Griesbach leidet an seinen Füßen und Paulus mit seiner Frau. Sie ist sehr übel dran, so daß ich für ihre Existenz fürchte und die Natur kann nun wieder eine Weile operiren, bis sie ein so neckisches Wesen zum zweitenmale zusammen bringt.

Zelter hat sehr lebhafte Eindrücke zurückgelassen. Man hört überall seine Melodieen und wir haben ihm zu danken daß unsere Lieder und Balladen durch ihn von den Todten erweckt worden .

Das Bibliothekswesen klärt sich auf. Bretter und Balken schwimmen die Saale hinunter, zu dem neuen Musentempel in Lauchstädt. Lassen Sie doch auch dieses unser Unternehmen auf sich wirken und thun Sie für Ihre ältern Sachen was Sie können. Zwar weiß ich wohl wie schwer es hält, doch müssen Sie nach und nach, durch Nachdenken und Uebung, dem dramatischen Metier so viel Handgriffe abgewinnen, daß Genie und reine poetische Stimmung nicht gerade zu jeder Operation nöthig sind.

Sonst habe ich einiges gelesen und getrieben. Sehr merkwürdig war mir ein Blick in das Original von Browns medicinischen Elementen. Es sieht einem daraus ein ganz trefflicher Geist entgegen, der sich Worte, Ausdrücke, Wendungen schafft und sich deren mit bescheidener Consequenz bedient, um seine Ueberzeugungen darzustellen. Man spürt nichts von dem heftigen terminologischen Schlendrian seiner Nachfolger. Uebrigens ist das Büchlein im Zusammenhange schwer zu verstehen und ich habe es deßwegen bei Seite gelegt, weil ich weder die gehörige Zeit noch Aufmerksamkeit darauf wenden kann.

 

Seitdem ich dieses dictirt, habe ich mich entschlossen Dienstag nach Weimar zu gehen. Da Sie denn, zum Voraus, auf den Abend schönstens eingeladen sind.

Wollten Sie sich erkundigen: ob die Freunde Mittwoch Abends bei mir zusammenkommen wollen? und in jedem Falle das Ja oder Nein in mein Haus wissen lassen.

Da ich nun so bald das Vergnügen hoffe Sie zu sehen füge ich nichts weiter hinzu.

Jena am 19. März 1802.

G.

 
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849. An Goethe.

Weimar, 20. März 1802.

Ich freue mich, daß Sie bald wieder hier sein und daß wir den Eintritt des Frühjahrs zusammen zubringen werden, der mich immer traurig zu machen pflegt, weil er ein unruhiges und gegenstandloses Sehnen hervorbringt.

Gern will ich das Mögliche thun, um die Iphigenia zur theatralischen Erscheinung zu bringen; es ist bei einem solchen Geschäft immer viel zu lernen und an dem Erfolg zweifle ich nicht, wenn unsre Leute das ihrige leisten. Es ist mir neulich sogar aus Dresden geschrieben worden, daß man die Iphigenia dort auf die Bühne bringen will, und gewiß werden noch andre Theater nachfolgen.

Mit dem Karlos bin ich auf ziemlich gutem Wege und hoffe in acht oder zehn Tagen damit zu Stande zu sein. Es ist ein sicherer theatralischer Fond in dem Stück, und es enthält vieles, was ihm die Gunst verschaffen kann. Es war freilich nicht möglich, es zu einem befriedigenden Ganzen zu machen, schon darum weil es viel zu breit zugeschnitten ist; aber ich begnügte mich, das Einzelne nur nothdürftig zusammen zu reihen, und so das Ganze bloß zum Träger des Einzelnen zu machen. Und wenn vom Publicum die Rede ist, so ist das Ganze doch das, was zuletzt in Betrachtung kommt.

Die Jungfrau v. O. wollen wir aber erst in Lauchstädt spielen lassen, ehe wir hier damit auftreten. Ich muß mir dieses ausbitten, weil sich der Herzog einmal bestimmt dagegen erklärt hat und ich auch nicht von ferne den Schein haben möchte, als wenn ich die Sache betrieben hätte. Mündlich darüber mehr. Der zweite Grund ist, weil ich im vorigen Jahre der Jagemann die Johanna zugetheilt, so würde es sonderbar aussehen, wenn ich ihr die Rolle jetzt nehmen wollte. Wird aber das Stück in Lauchstädt zuerst, und die Johanna durch die Vohs gespielt, so kann jene alsdann auch bei der hiesigen Repräsentation keinen Anspruch mehr daran machen . Uebrigens will ich das Stück in den letzten Wochen des hiesigen Theaterjahrs einlernen lassen und selbst einige Proben dirigiren, daß es gut gelernt wird, und daß man in Lauchstädt mit allen Ehren damit auftreten kann.

Für meine andern ältern Stücke kann ich dieses Jahr nichts mehr thun; auch eilt es damit nicht, denn wenn nur noch die Iphigenia zu Stande kommt, so kommt die Gesellschaft dieses Jahr reicher als niemals nach Lauchstädt. Ja es wäre kaum möglich noch mehrere Stücke einzulernen.

Noch habe ich eine neue Ãœbersetzung der Frauenschule von Moliére in meiner Verwahrung, die ganz gewiß zu brauchen sein wird, wenn man nur erst noch einiges dafür gethan hat. Außerdem ist mir noch ein anderes Stück mitgetheilt worden, das viel Gutes enthält, aber freilich, da es aus einem Roman entstanden, viele dramatische Fehler hat.

Madame Mereau sagte mir, daß sie den Cid des Corneille bearbeite; wir wollen suchen auf diese Arbeit einigen Einfluß zu gewinnen, um wo möglich eine Acquisition für das Theater dadurch zu machen.

Die Gesellschaft werde ich Ihrem Auftrage gemäß einladen, und bin voll Erwartung, ob man sich hinlänglich abgekühlt haben wird, um mit gutem Anstand zu einem freundschaftlichen Verhältniß zurückzukehren. Zeltern gab ich meine zwei Lieder mit auf den Weg, und erwarte was er daraus machen wird. Uebrigens ist die eine von den Körnerischen Melodien recht singbar, wenn unsre Damen es nur besser verständen.

Leben Sie recht wohl. Es wäre möglich daß ich Sie auf den Montag in Jena sähe, weil meine Schwägerin durch Jena reist, um eine Freundin in der Nähe zu besuchen und wir sie vielleicht begleiten. Doch ist es noch nicht gewiß.

Sch.

 
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850. An Schiller.

Da wir wahrscheinlich auf den Sonnabend Turandot geben, so ersuche ich Sie um die neuen Räthsel damit wir solche bei Zeiten an die nicht allzeit fertigen Schauspieler abgeben können.

Weimar am 20. April 1802.

G.

 
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851. An Schiller.

Hiebei übersende die verlangte Summe und die beiden ersten Hogarthischen Lieferungen, die ich eben vorfinde.

Dabei frage ich an wie Sie es heute halten wollen? Wenn Sie Abends nicht gern ausgehen, so könnten Sie ja früher kommen und vor Sonnenuntergang wieder zu Hause sein. Wollen Sie mir hierüber Ihren Entschluß wissen lassen, so bestelle ich Ehlers wegen einiger musikalischen Späße.

Weimar am 25. April 1802.

G.

 
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852. An Schiller.

Zuerst meinen herzlichen Wunsch daß die Veränderung des Quartiers möge glücklich abgelaufen sein! Es soll mich sehr freuen Sie in einem neuen, freundlichen, gegen die Sonne und das Grüne gerichteten Quartier gesund und thätig anzutreffen.

Nun wünscht’ ich aber auch von Ihnen über unsere theatralischen Angelegenheiten etwas zu vernehmen. Was auguriren Sie von Iphigenien, die sich, wie voraus zu sehen war, etwas verspätet? Was sagen Sie von Madame Bürger? deren Erscheinung ich wohl gern selbst mit abgewartet hätte.

Bei der Bibliothekseinrichtung steht mir die Art der Jenenser, die sich nahezu mit der Italiäner göttlichem Nichtsthun vergleicht, auf eine verdrießliche Weise entgegen. Ich gebe die Bemerkung zum besten, daß das Arbeiten, nach vorgeschriebener Stunde , in einer Zeitenreihe , solche Menschen hervorbringt und bildet, die auch nur das allernothdürftigste stundenweis und stundenhaft, möchte man sagen, arbeiten. Ich werde so lange als möglich hier bleiben, weil ich überzeugt bin daß, wie ich weggehe, das Ganze wieder mehr oder weniger stocken wird.

Was mich übrigens selbst und mein näheres betrifft, so geht mir manches von statten. Einiges lyrische hat sich wieder eingefunden und ich habe die Urquelle der nordischen Mythologie, weil ich sie eben vor mir fand, in ruhigen Abenden durchstudirt und glaube darüber ziemlich im Klaren zu sein. Wie ich mich deshalb, wenn ich wieder komme, legitimiren werde. Es ist gut auch in einem solchen Felde nur einmal einen Pfahl zu schlagen und eine Stange aufzustellen, nach der man sich gelegentlich orientiren kann.

So spricht auch ein solches Bibliothekswesen uns andere lebhaft an, selbst wenn man nur minutenweis in die Bücher hineinsieht. Sehr günstig finde ich die Wirkung meiner physischen, geognostischen und naturhistorischen Studien. Alle Reisebeschreibungen sind mir als wenn ich in meine flache Hand sähe.

Daß die Gegend in dieser Blüthenzeit außerordentlich schön sei, darf ich Ihnen nicht sagen; ein Blick aus Ihrer obern Gartenstube, mit der Sie, wie ich höre, einen Philosophen beliehen haben, würde jetzt sehr erquicklich sein.

Leben Sie recht wohl und sagen mir ein Wort.

Jena den 4. Mai 1802.

G. Daß Loder seinen Schwiegervater, Frau und Kind nach Warschau bringt, daß die Krankheit unserer Freundin Paulus sich in einen gesunden Knaben aufgelöst hat gehört wohl für Sie nicht unter die Neuigkeiten.

 
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853. An Goethe.

Ich komme in diesem Augenblick aus der Regierung, wo man mich länger warten lassen, als ich dachte, und kann Ihnen also, da das Botenmädchen gleich fort will, bloß das nöthigste schreiben.

Iphigenie wäre auf keinen Fall auf den nächsten Sonnabend zu zwingen gewesen, weil die Hauptrolle sehr groß und schwer einzulernen ist. Es war schlechterdings nöthig der Bohsin Zeit dazu zu geben. Ich hoffe übrigens das Beste für dieses Stück; es ist mir nichts vorgekommen, was die Wirkung stören könnte. Gefreut hat es mich, daß die eigentlich poetisch schönen Stellen und die lyrischen besonders auf unsere Schauspieler immer die höchste Wirkung machten. Die Erzählung von den Thyestischen Greueln und nachher der Monolog des Orests, wo er dieselben Figuren wieder in Elysium friedlich zusammen sieht, müssen als zwei sich auf einander beziehende Stücke und als eine aufgelöste Dissonanz vorzüglich herausgehoben werden. Besonders ist alles daran zu wenden, daß der Monolog gut executirt werde, weil er auf der Grenze steht, und wenn er nicht die höchste Rührung erweckt, die Stimmung leicht verderben kann. Ich denke aber er soll eine sublime Wirkung machen.

Den übeln Erfolg der Ariadne wird Ihnen der Hofkammerrath schon berichtet haben. Sie können ihm alles schlimme glauben, was er Ihnen davon schreiben mag; denn diese Elise ist eine armselige herz- und geistlose Komödiantin von der gemeinen Sorte, die durch ihre Ansprüche ganz unausstehlich wird. Doch Sie werden sie selbst sehen und hören, wenn Sie länger in Jena bleiben, denn sie denkt in etlichen Tagen ein Declamations-Concert dort zu geben.

Wir sind seit sechs Tagen eingezogen und freilich noch in größter Confusion, doch habe ich mich in den Morgenstunden in etwas zur Arbeit sammeln können und hoffe nun bald recht in Gang zu kommen.

Zu der lyrischen Ausbeute gratulire ich. Genießen Sie die schöne Jahrszeit aufs beste und denken unser.

Weimar, 5. Mai 1802.

Sch.

 
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854. An Schiller.

Madame Bürger hat uns bis jetzt noch verschont, wenn sie nicht etwa morgen noch kommt und auf eine SonntagsDeclamation Anspruch macht. Auf alle Fälle werde ich mich in eine Ecke des Saals, nicht weit von der Thüre, setzen und nach Beschaffenheit der Umstände aushalten oder auf und davon gehen.

Was Sie mir von Iphigenie sagen ist mir erfreulich. Könnten und möchten Sie das Werk bis zur Aufführung treiben, ohne daß ich eine Probe sähe und es Sonnabend den 15ten geben, so bliebe ich noch eine Woche hier und brächte manches vor und hinter mich.

Wie ich höre geht der Theaterbau zu Lauchstädt recht gut von Statten. Ich bin recht neugierig wie dieser Pilz aus der Erde wachsen wird.

Wenn Sie eine Leseprobe von Alarkos gehalten haben, so sagen Sie mir doch ein Wort davon.

Es ist mir diese Tage ein anderes neues dramatisches Product zugeschickt worden, das mir, ich mag wohl so sagen, Kummer macht. Ein unverkennbares Talent, sorgfältiges Nachdenken, Studien der Alten, recht hübsche Einsicht, brauchbare Theile und im Ganzen unzulänglich, indem es weder vor- noch rückwärts Face macht. Den zehenten Theil davon hätte man vielleicht produciren können, aber, so wie es liegt ist es ganz und gar unmöglich. Wie ich zurückkomme sollen Sie es sehen und werden wahrscheinlich noch größere Klagelieder anstimmen. Sagen Sie aber niemand nichts davon, auch nichts von meiner vorläufigen Anzeige; denn wir müssen es unter uns, in der Stille, zurecht legen.

Das Bibliothekswesen construirt sich nach und nach, obgleich noch immer langsam genug. Ich halte meine Taktik und suche nun immer, von Epoche zu Epoche, vorzurücken.

Irgend eine poetische Stunde und sonst ein wissenschaftlicher Gewinn fällt auch mit ab.

Leben Sie recht wohl und richten sich recht behaglich ein.

Jena am 7. Mai 1802.

G.

 
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855. An Goethe.

Weimar am 8. Mai 1802.

Für den Alarcos wollen wir unser möglichstes thun, aber bei einer neuen Durchsicht des Stücks sind mir bedenkliche Sorgen aufgestiegen. Leider ist es ein so seltsames Amalgam des Antiken und Neuest-Modernen daß es weder die Gunst noch den Respekt wird erlangen können. Ich will zufrieden sein, wenn wir nur nicht eine totale Niederlage damit erleiden, die ich fast fürchte. Und es sollte mir leid thun, wenn die elende Partei, mit der wir zu kämpfen haben, diesen Triumph erhielte. Meine Meinung ist, die Vorstellung des Stücks so vornehm und ernst als möglich ist zu halten, und alles was wir von dem Anstand des französischen Trauerspiels dabei brauchen können, anzuwenden. Können wir es nur so weit bringen, daß dem Publicum imponirt wird, daß etwas höheres und strengeres anklingt, so wird es zwar unzufrieden bleiben, aber doch nicht wissen wie es daran ist. Einen Schritt zum Ziele werden wir durch diese Vorstellung nicht thun, oder ich müßte mich ganz betrügen.

Die Iphigenia soll auf den 15ten einstudirt sein. Auf den nächsten Dienstag wollen wir mit dem Stück auf das Theater.

Elise Bürger wird Ihnen ihren Besuch nicht schenken. Sie ist jetzt wie ich höre noch hier: was sie hier festhält, weiß ich nicht.

Leben Sie recht wohl. Ich freue mich auf die Produkte Ihrer Muße . Bei mir hat sich die gehörige Ruhe noch nicht ganz eingefunden. Ich erwarte heute den Cotta auf seiner Meßreise.

Sch.

 
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856. An Schiller.

Ihre Sorgfalt für die Iphigenie danke ich Ihnen zum allerbesten. Künftigen Sonnabend werde ich am Schauspielhause anfahren, wie ein anderer Jenenser auch, und hoffe Sie in Ihrer Loge zu treffen.

Ueber den Alarcos bin ich völlig Ihrer Meinung; allein mich dünkt wir müssen alles wagen, weil am Gelingen oder nicht Gelingen nach außen gar nichts liegt. Was wir dabei gewinnen scheint mir hauptsächlich das zu sein, daß wir diese äußerst obligaten Sylbenmaße sprechen lassen und sprechen hören. Uebrigens kann man auf das stoffartige Interesse doch auch was rechnen.

Im Ganzen geht es mir hier sehr gut und es würde noch besser gehen und werden, wenn ich meinen Aufenthalt noch einige Wochen hin ausdehnen könnte.

Leben Sie recht wohl, richten Sie sich immer besser ein und gedenken unser.

Jena am 9. Mai 1802.

Ich wünsche daß beikommender Band Sie nicht von einer andern Seite her schon heimgesucht habe, damit Sie diese gereimte Tollhausproduction zuerst als ein Curiosissimum, durch meine Hand, erhalten. So einen, auf der äußern Form des Nächstvergangenen sich herumdrehenden Wahnsinn habe ich doch noch nicht gesehen; doch wer will ein Wort für so eine Erscheinung finden.

G.

 
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857. An Schiller.

Ob noch Sonnabend den fünfzehnten Iphigenie wird sein können, hoffe ich durch Ihre Güte morgen zu erfahren, und werde alsdann eintreffen, um, an Ihrer Seite, einige der wunderbarsten Effecte zu erwarten, die ich in meinem Leben gehabt habe: die unmittelbare Gegenwart eines, für mich, mehr als vergangenen Zustandes. Mit meinem hiesigen Aufenthalt bin ich recht wohl zufrieden. Das Geschäft ist weiter gediehen als ich hoffte, obgleich, wenn man strenge will, noch wenig geschehen ist. Wenn man aber denkt, daß man in solchem Falle eigentlich nur auf Execution liegt und, vom handwerksmäßigsten bis zum literarischten Mitarbeiter, jeder bestimmt, geleitet, angestoßen, rectificirt und wieder ermuntert sein will, so ist man zufrieden, wenn man nur einigermaßen vorrückt.

Der Bibliothekssecretär Vulpius hat sich musterhaft gezeigt, er hat, in dreizehen Tagen, 2134 Stück Zettel geschrieben: das heißt Bücher-Titel, auf einzelne Zettel, ausgeschrieben. Ueberhaupt sind vier Personen etwa mit 6000 Zetteln in dieser Zeit fertig geworden, wo man ohngefähr sieht was zu thun ist.

Diese Büchermasse war die ungeordnete, nachgelassene, nun kommen wir auch an die schon stehende, ältere. Indessen muß das Ganze doch, oberflächlich, auf einen wirken, und es ist wie eine Art von Bad, ein schwereres Element, in dem man sich bewegt und in dem man sich leichter fühlt, weil man getragen wird.

Ich habe in dieser Zeit manches gelernt und einiges gethan. Könnte ich Sie und Meyern, über den andern Abend, mit meinem neugefundenen unterhalten und dagegen wieder von dem Ihrigen einnehmen, so wüßte ich mir nichts besseres. Vielleicht wird aber für uns alle dieses dreiwöchentlich zusammengedrängte nur desto erfreulicher.

Leben Sie recht wohl und sagen mir von sich nur wenige Worte, durch den Boten.

Jena den 11. Mai 1802.

G.

 
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858. An Goethe.

Weimar, 12. Mai 1802.

Die Vorstellung der Iphigenia auf den Sonnabend wird keine Schwierigkeit haben, obgleich uns der Titus gestern und heut das Theater wegnahm. Morgen und übermorgen aber werden die Theaterproben mit Ernst vorgenommen werden, und ich hoffe, daß Sie über Ihr Werk nicht erschrecken sollen. Wohl glaube ich, daß die sinnliche Erscheinung dieses Stücks manche vergangene Zustände in Ihnen erwecken wird, sowohl in Formen und Farben Ihres eignen Gemüths, als auch der Welt mit der Sie sich damals zusammen fühlten, und in letzterer Rücksicht wird es mehreren hiesigen Freunden und Freundinnen merkwürdig sein.

Mit dem Alarcos wollen wir es also auf jede Gefahr wagen und uns selbst wenigstens dadurch belehren. Ich will es unsern Schauspielern möglichst ans Herz legen, das Beste daran zu wenden. Der Charlotte Kalb habe ich das Stück lesen lassen, aus Neugierde wie ein solches Product auf einen solchen Sinn wirken würde. Aber es sind närrische Dinge dabei zum Vorschein gekommen, und ich werde mich hüten, eine solche Probe zu wiederholen. Es ist sonderbar, was für Säfte gewisse Thiere aus gewissen Pflanzen ziehen, und die Kalb gehört auch zu denen Lesern, die glauben, ein poetisches Werk, das man ihnen vorsetzt, verspeisen zu müssen anstatt es anzuschauen. Sie meint für den Verfasser der Lucinde, an der sie ein großes Wohlgefallen zu haben schien, sei dieser Alarcos ein sehr religiöses Product. Die passionirteste Natur in dem Stück, die Infantin, fand sie abscheulich und unmoralisch, gerade gegen meine Erwartung; aber es scheint daß die gleichnamigten Pole sich überall abstoßen müssen.

Cotta kam vorigen Sonnabend hier durch; er hofft Sie, bei seiner Zurückkunft welche nächsten Sonnabend über vierzehn Tagen sein wird, hier zu finden. Mir trug er auf, Sie zu bitten, daß Sie ihm erlauben möchten Mahomet und Tancred in Schwaben zu drucken. Gädike hat ihn auf eine undankbare Art sitzen lassen. Den Druck wolle er ganz nach Ihrer Vorschrift einrichten und die strengste Correctur beobachten lassen. Er ließ mir beigeschloßnen Aufsatz von dem Architekt Weinbrenner für Sie zurück. Der Verfasser wünschte Ihre Mitwirkung bei dem Vorschlage den er darin thut.

Die ersten Zeiten meiner hiesigen Ortsveränderung sind mir durch manches verbittert worden, besonders aber durch die Nachricht von dem schweren Krankenlager und Tod meiner Mutter in Schwaben; aus einem Brief den ich vor einigen Tagen erhielt, erfuhr ich, daß an demselben Tag wo ich mein neues Haus bezog, die Mutter starb. Man kann sich nicht erwehren, von einer solchen Verflechtung der Schicksale schmerzlich angegriffen zu werden.

Leben Sie recht wohl und freuen sich Ihrer wohlgelungenen Geschäfte. Das Geld das Sie so gütig waren mir vorzuschießen, liegt parat und ich erwarte nun Ihre Befehle darüber. Wenn es Sie nicht belästigt, so wollte ich Sie bitten, sich von Niethammern eine Note über das geben zu lassen, was ich ihm für meine und der Herzogin Bücher, die in der Eckartischen Auction erstanden worden , zu bezahlen habe, so wollte ich dann beide Schuldposten auf einmal tilgen und erwarte nun Ihre Anweisung darüber.

Mit dem Athenor sind Sie mir um einen Tag zuvorgekommen, denn auch ich habe dieses schreckliche Product erhalten und hatte es schon für Sie beiseit gelegt. Ich lege hier ein andres bei, das nicht viel erfreulicher ist, besonders die Vorrede.

Leben Sie recht wohl. Elise Bürgern werden Sie nun wohl selbst gehört haben?

Sch.

 
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859. An Schiller.

Indem ich um den Alarcos bitte sende ich zugleich einige Curiosa.

Mögen Sie heute Abend zu einem fernern Colloquio zu mir kommen, so werden Sie mir viel Vergnügen machen indem ich noch einiges vorzutragen habe.

Morgen zu Mittag wünschte ich auch Ihre Gegenwart; Sie werden noch das geheime Concilium finden.

Weimar am 17. Mai 1802.

G.

 
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860. An Schiller.

Die Gelegenheit der abgehenden Noten kann ich nicht versäumen und melde mit wenig Worten daß meine Arbeit bis jetzt gut von Statten geht. Ich habe das ganze Opus von vorn bis hinten durch dictirt und bin nun daran ihm mehr Gleichheit in der Ausführung zu geben. Ich muß mich durchaus an die Prosa halten, obgleich der Gegenstand durch Abwechslung der prosaischen und metrischen Formen sehr gewinnen könnte, und ich hoffe mit meinem Paket Sonnabends anzulangen und Sonntags Leseprobe zu halten. Auf alle Fälle wird die Darstellung den Charakter des Inpromptu haben wobei sie nur gewinnen kann. Uebrigens verfluche und verwünsche ich das ganze Geschäft in allen seinen alten und neuen Theilen und Gliedern und werde mir’s zur Ehre rechnen, wenn man meiner Arbeit den bewußten und beliebten Zorn nicht ansieht. Leben Sie recht wohl, thätig, vergnügt und glücklich.

Jena am 8. Juni 1802.

G.

 
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861. An Goethe.

Weimar am 9. Juni 1802.

Ich gratulire zu der glücklichen Entbindung des Werks und freue mich auf die Mittheilung desselben. Sie sehen bei dieser Gelegenheit, wie viel die Nothwendigkeit bei Ihnen vermag, und sollten dieses Mittel auch bei andern Werken anwenden, es würde sich gewiß eben so gut bewähren.

Bei mir ist in diesen Tagen nicht viel gefördert worden, ich selbst war unpäßlich und bin es noch, meine Kinder befanden sich auch nicht wohl. Bei dem besten Willen und Trieb werde ich jetzt gar oft in meiner Thätigkeit gehindert.

Ich lege das Blatt von Zelters Aufsatz bei, das sich bei mir noch gefunden hat.

Leben Sie recht wohl und kehren Sie mit schönen Früchten zu uns zurück.

Sch.

 
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862. An Schiller.

Meine Arbeit hat gut gefördert, ob sie gleich viel weitläufiger geworden ist, als ich gedacht habe.

Einige Motive gegen das Ende sind noch auszuführen, übrigens ist alles schon ins reine und in die Rollen geschrieben.

Sonntag Abend hoffe ich Ihnen es vorzulesen, versagen Sie sich nicht; denn Montags muß ich Leseprobe halten. Freilich wenn man die Arbeit könnte vierzehn Tage liegen lassen, so ließe sich noch manches daran thun. Ich konnte freilich nicht alle Motive egal ausführen. Ich werde über zwanzig Auftritte bekommen, worunter freilich sehr kleine sind; doch sieht man daraus wenigstens das mannigfaltige Hin- und Wiederrennen der Personen und auch die Mannigfaltigkeit der Motive, da sie nicht ohne Noth kommen und gehen. Leben Sie recht wohl; ich kann wohl sagen daß ich diese Arbeit mit desto freierm Muth unternommen habe, da Sie die Idee und Anlage zu billigen schienen.

Jena den 11. Juni 1802.

G.

 
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863. An Goethe.

Weimar, 12. Juni 1802.

Ich erhalte einen Brief von Ihnen, indem ich Sie heute ganz zuversichtlich selbst erwartete, und mir diesen Abend das Vergnügen versprach, Ihre Arbeit vorlesen zu hören. Ich werde morgen um sechs Uhr Abends nicht fehlen und freue mich in gar vielen Rücksichten des glücklich vollbrachten Werks. Bald hätte Beckers Krankheit die nächsten, ja vielleicht alle künftigen dramatischen Unternehmungen übel stören können; er ist noch jetzt sehr schlimm und wenn es noch so glücklich geht, so wird in den nächsten acht Tagen schwerlich auf ihn zu rechnen sein. Unter andern Umständen würde seine Rolle in Ihrem Stück wohl durch Ehlers oder einen andern zu besetzen gewesen sein; da Sie aber gerade bei diesem Stück auf die Personalität des Schauspielers mit Rechnung gemacht haben, so könnte doch etwas dadurch verloren gehen, wenn ein anderer die Rolle spielt.

Ich sehne mich sehr nach einem ruhigen Aufenthalt, denn bei mir geht es jetzt sehr lärmend zu, da oben und unten gehämmert wird, und der Boden zittert, ganz buchstäblich genommen, unter meinen Füßen. Auch habe ich mich diese Woche gar nicht wohl und leider in einer recht misanthropischen Laune befunden, die aber leider zu pathologisch passiv war, um den Schwung des Ewigen Zorns zu erreichen.

Leben Sie recht wohl und kommen mit schönen Gaben zurück.

Sch.

 
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864. An Goethe.

Weimar, 24. Juni 1802.

Da es sich nicht hat schicken wollen, daß ich mich selbst nach Lauchstädt aufmachte, so will ich Ihnen meine besten Wünsche zu dem vorhabenden Geschäft schriftlich übersenden, den Erfolg und Verlauf hoffe ich bald möglichst von Ihnen zu erfahren. Möge mir während Ihrer Abwesenheit Apollo günstig sein, daß ich zu der neuen Theaterepoche auch etwas neues bringen kann. Es ist Zeit, daß mir auch wieder etwas gelinge , denn seit meiner Dresdener Reise hat es mir nicht glücken wollen mich zu fixiren und über einen Geist der Zerstreuung Herr zu werden, der sich meiner bemächtigt hat. Es ist zwar mancherlei gesammelt worden, aber es wartet noch auf eine glückliche Entladung.

Seien Sie thätig und heiter und lassen mich Theil nehmen an allem, was Sie angenehmes erfahren.

Sch.

 
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865. An Schiller.

Den Hofkammerrath, der morgen früh abreist, kann ich nicht ohne ein Wort an Sie gehen lassen. Erzählen mag er Ihnen umständlich wie die Eröffnung abgelaufen. Das Wetter begünstigte uns und das Vorspiel hat Glück gemacht. Der Schluß, ob er gleich besser sein könnte, ist mir doch verhältnißmäßig zu dem Drang der Umstände, in welchen ich fertig werden mußte, leidlich gelungen. Hätte ich alles voraussehen können so hätte ich Ihnen keine Ruhe gelassen, bis Sie mir das letzte Motiv ausgearbeitet hätten. Nun mag’s denn so hingehen.

Mit Wolf habe ich heute schon angefangen das Büchlein von den Farben durchzulesen und dadurch schon großen Vortheil und Sicherheit zur Ausarbeitung des Ganzen erlangt, und ich erwarte noch manches schöne Resultat von unsern Conferenzen. Nächstens mehr, wenn die Stunden ruhiger werden.

Die ganze jugendliche Welt wünscht und hofft Sie zu sehen, doch gestehe ich aufrichtig daß ich keinen rechten Muth habe Sie einzuladen: seitdem ich kein eigentlich Geschäft mehr habe, weiß ich schon nicht recht was ich anfangen soll.

Sie werden einen Schlüssel zu meinem Garten und Gartenhaus erhalten; machen Sie sich den Aufenthalt einigermaßen leidlich und genießen der Ruhe die in dem Thale herrscht. Vermuthlich werde ich mich bald nach Weimar zurückziehen, denn ein sonderlich Heil ist für uns nicht in der äußern Welt zu suchen, wo man überall nur gestückelt antrifft, was man schon ganz besitzt. Auf die Anschauung des Hallischen Zustandes will ich auch einige Tage wenden. Leben Sie recht wohl und gedenken mein. Ich wünsche zu hören daß Ihnen gelungen ist etwas zu arbeiten.

Lauchstädt am 28. Juni 1802.

G.

 
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866. An Schiller.

Es geht mit allen Geschäften wie mit der Ehe: man denkt wunder was man zu Stande gebracht habe, wenn man copulirt ist und nun geht der Teufel erst recht los. Das macht weil nichts in der Welt einzeln steht und irgend ein Wirksames nicht als ein Ende, sondern als ein Anfang betrachtet werden muß.

Verzeihen Sie mir diese pragmatische Reflexion zum Anfange meines Briefs; einige mehr oder weniger bedeutende Geschäfte, die mir dieses Jahr aufliegen, nöthigen mir diese Betrachtung ab. Ich glaubte sie abzuthun und sehe nun erst was sich für die Zukunft daraus entwickelt.

Gestern Abend habe ich die neunte Vorstellung überstanden. 1500 Rthlr. sind eingenommen und jedermann ist mit dem Hause zufrieden. Man sitzt, sieht und hört gut und findet, für sein Geld, immer noch einen Platz. Mit fünf- bis sechstehalbhundert Menschen kann sich niemand über Unbequemlichkeit beschweren.

Unsere Vorstellungen waren:

Was wir bringen und Titus

672 Personen und die Brüder

467 "

Wallenstein 241 "

Die Müllerin 226 "

Die beiden Klingsberge 96 "

Tancred 148 "

Wallenstein auf Verlangen 149 "

Oberon 531 "

Der Fremde 476 "

Es kommt darauf an daß eine geschickte Wahl der Stücke, bezüglich auf die Tage, getroffen werde, so kann man auch für die Zukunft gute Einnahmen hoffen. Ueberhaupt ist es mir nicht bange das Geld, was in der Gegend zu solchem Genuß bestimmt sein kann, ja etwas mehr, in die Kasse zu ziehen. Die Studenten sind ein närrisches Volk, dem man nicht feind sein kann und das sich mit einigem Geschick recht gut lenken läßt. Die ersten Tage waren sie musterhaft ruhig, nachher fanden sich einige sehr verzeihliche Unarten ein, die aber, worauf ich hauptsächlich acht gebe, sich nicht wie ein Schneeball fortwälzen, sondern nur momentan und, wenn man billig sein will, durch äußere Umstände gewissermaßen provocirt waren. Der gebildetere Theil, der mir alles zu Liebe thun möchte, entschuldigt sich deshalb, mit einer gewissen Aengstlichkeit und ich suche die Sache, sowohl in Worten, als in der That, im Ganzen läßlich zu nehmen, da mir doch überhaupt von dieser Seite nur um ein Experiment zu thun sein kann.

Auch ein eigenes Experiment mache ich auf unsere Gesellschaft selbst, indem ich mich unter so vielen Fremden auch als ein Fremder in das Schauspielhaus setze. Mich dünkt ich habe das Ganze sowohl, als das einzelne, mit seinen Vorzügen und Mängeln noch nicht so lebhaft angeschaut .

Mein alter Wunsch, in Absicht auf die poetischen Productionen, ist mir auch hier wieder lebhaft geworden: daß es Ihnen möglich sein könnte, gleich anfangs concentrirter zu arbeiten, damit Sie mehr Productionen und, ich darf wohl sagen, theatralisch wirksamere lieferten. Das Epitomisiren eines poetischen Werks, das zuerst in eine große Weite und Breite angelegt war, bringt ein Schwanken zwischen Skizze und Ausführung hervor, das dem ganz befriedigenden Effect durchaus schädlich ist. Wir andern, die wir wissen woran wir sind empfinden dabei eine gewisse Unbehaglichkeit und das Publikum kommt in eine Art von Schwanken, wodurch geringere Productionen in Avantage gesetzt werden. Lassen Sie das, was ich hier aus dem Stegreife sage, einen Text unserer künftigen Unterredung sein. Meyer verflucht, wie Sie aus der Beilage sehen werden, seinen hiesigen Aufenthalt, indessen wird ihm das Baden ganz wohl bekommen. Hätte er sich, statt Pyrmonter Wasser hier theuer in der Apotheke zu bezahlen, ein Kistchen Portwein, zur rechten Zeit, von Bremen verschrieben, so sollte es wohl anders mit ihm aussehen; aber es stehet geschrieben daß der freieste Mensch (also eben der vorurtheilfreieste) gerade an dem was seinen Leib betrifft, den Vorurtheilen unterliegen muß. Wir wollen daher nicht groß thun, weil uns dasselbige begegnen kann.

Die Hoffnung Sie hier zu sehen, welche früher erregt worden, ist unter den jungen Leuten sehr groß; doch weiß ich nicht recht wie und ob ich Sie einladen soll. Schreiben Sie mir mit dem rückkehrenden Boten, ob Sie einigermaßen Neigung hätten. Zu gewinnen ist freilich gar nichts für Sie und eine Zerstreuung macht es immer. Sonst sollte für ein artig Quartier und gutes Essen gesorgt sein. Und freilich wäre es hübsch wenn wir drei zusammen uns von unmittelbar angeschauten Gegenständen künftig unterhalten könnten.

Ich will diese Tage nach Halle hinüber, um es wo möglich, so wie vor dem Jahre Göttingen anzuschauen. Auch ist für mich im einzelnen daselbst viel zu gewinnen.

Mit Wolf habe ich schon das Büchlein von den Farben durchgegangen. Das Hauptresultat: daß, auch nach seinen Kriterien, das Werk ächt alt und der peripatetischen Schule werth sei, hat mich, wie Sie denken können, sehr gefreut, ja er mag es lieber dem Aristoteles als einem Nachfolger zuschreiben.

Er hält, so wie ich, dieses kleine Werk für ein in sich geschloßnes Ganze, das sogar durch Abschreiber wenig gelitten hat. Meine drei Conjecturen zu Verbesserung des Textes hat er gleich angenommen, und die eine besonders mit Vergnügen, da ich Weiß anstatt Schwarz setzen muß. Er habe, sagt er, wenn von solchen Verbesserungen die Rede gewesen, manchmal eben diesen Gegensatz, gleichsam als einen verwegnen Scherz gebraucht, und nun sei es doch äußerst lustig, daß sich in der Erfahrung wirklich ein Beispiel finde wo in den Codicibus Schwarz für Weiß stehe.

Da es ein unschätzbarer Gewinn wäre solch einen Mann näher zu haben, so will ich wenigstens das Verhältniß, so viel als möglich, anzunähern suchen, damit man sich verstehe und sich vertraue.

Noch einen schönen Gewinnst verspreche ich mir von dem Aufenthalt in Halle. Curt Sprengel, dessen Briefe über die Botanik ich, beinahe als das einzige Buch, in diesen vierzehn Tagen gelesen , ist eine eigne Art von Verstandsmenschen wie wir sie heißen, der durch den Verstand sich dergestalt in die Ecke treibt, daß er aufrichtig gestehen muß hier könne man nun eben nicht weiter; und er dürfte nur über sich sehen, so würde er empfinden wie ihm die Idee einen glücklichen Ausweg darbietet. Aber eben dieses Wirken des Verstands gegen sich selbst ist mir in Concreto noch nicht vorgekommen und es ist offenbar, daß auf diesem Wege die schönsten Versuche, Erfahrungen, Raisonnements, Scheidungen und Verknüpfungen vorkommen müssen. Was mich für ihn einnimmt ist die große Redlichkeit seinen Kreis durchzuarbeiten. Ich bin sehr neugierig ihn persönlich kennen zu lernen.

Hierbei schicke ich Ihnen das Werk von Brandes über den gegenwärtigen Zustand von Göttingen. Die Nüchternheit eines officiellen Berichtes ist freilich in diesem Werkchen sehr fühlbar; mir war das Ganze sehr angenehm als Recapitulation dessen was ich vor einem Jahre dort gewahr wurde. Aber fühlen hätte der Verfasser sollen daß man seine Arbeit mit gutem Willen lesen muß, deshalb der Ausfall besonders gegen uns nicht am rechten Flecke steht. Wenn die Göttinger in manchem genug und in keinem Falle zu viel thun, so läßt sich freilich darüber noch so ein diplomatisches Hokus Pokus machen. Wenn wir aber in vielem nicht genug und in manchem zu viel thun, so ist freilich unsere Situation keiner präsentablen Darstellung fähig; aber in wie fern sie respectabel ist und bleibt wollen wir die Herren schon gelegentlich fühlen lassen.

Ich muß schließen weil ich den Wildfang heute Abend noch zu sehen habe und weil ich sonst noch ein neues Blatt anfangen müßte. Leben Sie recht wohl und sagen mir ein Wort von Ihren Zuständen.

Lauchstädt am 5. Juli 1802.

G.

 
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867. An Goethe.

Weimar, 6. Juli 1802.

Es war zu meinem Glück, daß ich Ihnen nicht nach Lauchstädt folgte, denn ich hätte nur den Samen eines Katarrhfiebers mitgenommen, das an dem nämlichen Sonnabend, wo Sie in L. zum erstenmal spielten, bei mir zum Ausbruch kam. Seit dieser Zeit bis gestern habe ich mich mit meiner ganzen Familie in den schlechtesten Zuständen befunden, denn wir alle litten an einer Art von Krampfhusten, der besonders meinen kleinen Ernst sehr hart mitnahm. Dabei lebten wir entfernt von allem menschlichen Umgang, weil ich jede Gelegenheit zu sprechen sorgfältig meiden mußte. Deßwegen habe ich auch den Hofkammerrath noch nicht über die Lauchstädter Ereignisse vernehmen können, und weiß weiter nichts davon, als was Ihre Briefe mir meldeten.

Sie haben also neun Tage hintereinander gespielt, das will viel sagen und ist eine große Anstrengung von Seiten der Schauspieler; aber aus der Leere des Hauses in den Vorstellungen während der Woche sehe ich doch, daß Sie die reichliche Gabe nicht allzulang werden fortsetzen dürfen.

Auch zu Lauchstädt sind es also, wie Ihr Repertorium besagt , die Opern, die das Haus füllen. So herrscht das Stoffartige überall, und wer sich dem Theaterteufel einmal verschrieben hat, der muß sich auf dieses Organ verstehen.

Ich gebe Ihnen vollkommen recht, daß ich mich bei meinen Stücken auf das Dramatischwirkende mehr concentriren sollte. Dieses ist überhaupt schon, ohne alle Rücksicht auf Theater und Publikum, eine poetische Forderung, aber auch nur insofern es eine solche ist, kann ich mich darum bemühen. Soll mir jemals ein gutes Theaterstück gelingen, so kann es nur auf poetischem Wege sein, denn eine Wirkung ad extra, , wie sie zuweilen auch einem gemeinen Talent und einer bloßen Geschicklichkeit gelingt, kann ich mir nie zum Ziele machen, noch, wenn ich es auch wollte, erreichen. Es ist also hier nur von der höchsten Aufgabe selbst die Rede, und nur die erfüllte Kunst wird meine individuelle Tendenz ad intra, überwinden können, wenn sie zu überwinden ist.

Ich glaube selbst, daß unsre Dramen nur kraftvolle und treffend gezeichnete Skizzen sein sollten, aber dazu gehörte dann freilich eine ganz andre Fülle der Erfindung, um die sinnlichen Kräfte ununterbrochen zu reizen und zu beschäftigen. Mir möchte dieses Problem schwerer zu lösen sein als einem andern, denn ohne eine gewisse Innigkeit vermag ich nichts, und diese hält mich gewöhnlich bei meinem Gegenstande fester, als billig ist.

Ich wünschte daß Sie von Wolf eine lateinische Uebersetzung der Poetik des Aristoteles, die der verstorbene Reiß in Manuscript zurückgelassen, sich verschaffen möchten. Auch diese Schrift würde uns ein interessantes Thema zu künftigen Conferenzen über das Drama abgeben.

In der Schrift von Brandes habe ich geblättert, aber es wird mir unmöglich durch diese lederne Manier mich hindurch zu arbeiten. Man mußte Göttingen noch frisch im Gedächtnis haben, wie Sie, um dabei aushalten zu können.

Eine Schrift gegen Kotzebue von dem Herrn von Masson ist dieser Tage erschienen, worin er ganz niederträchtig, aber nach Würden und Verdienst behandelt wird. Sie ist für ein Werk der Indignation und für eine Parteischrift nicht schlecht geschrieben.

Leben Sie recht wohl und lassen sich’s in Halle nicht zu gut gefallen. Ich sehne mich herzlich nach Ihrer Zurückkunft, da ich vergeblich gehofft habe, mir die Zeit Ihrer Abwesenheit durch meine Thätigkeit zu verkürzen.

Meyern grüße ich herzlich und wünsche ihm Geduld zu seiner harten Prüfung. Nächsten Posttag schreibe ich ihm.

Meine Frau empfiehlt sich Ihnen beiden aufs beste.

Sch.

 
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868. An Goethe.

(Weimar den 26. Juli 1802.)

Herzlich heiße ich Sie hier willkommen und sehne mich Ihr Antlitz wieder zu sehen. Wenn es Ihnen recht ist, so komme ich zwischen drei und vier zu Ihnen. Ich muß Abends zeitig wieder zu Hause sein, weil mein Husten noch sehr leicht erregt wird und ich, nach einer Erfahrung von vorgestern die Abendluft noch nicht vertragen kann. Meine Frau begrüßt Sie aufs schönste.

Sch.

 
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869. An Schiller.

Anfangs war ich, wie Sie wissen, nicht sehr geneigt mein Vorspiel drucken zu lassen, gegenwärtig aber wollte ich Ihnen folgendes vortragen und Ihre Gedanken darüber hören.

Gar viele Personen verlangen es zu lesen, besonders seit dem Aufsatz in der eleganten Zeitung. Nun bin ich auch bei der letzten Vorlesung wieder zu einiger Ueberzeugung gelangt: daß doch noch manches von der wunderlichen Erscheinung auf dem Papiere steht. Und so wäre ich nicht abgeneigt das Manuscript an Cotta zu schicken, der es denn, in klein Octav, eben wie Mahomet und Tancred drucken möchte. Zu einer größern Ausgabe mit Kupfern wäre ich nicht geneigt, weil es immer kostbar wird und mehr als billig ist, zu thun macht, auch dadurch die Sachen in die Länge gezogen werden; denn mir wäre vorzüglich darum zu thun, diesen Spaß los zu werden und an etwas anders zu gehen. Was meinen Sie wegen des Honorars und was könnte man mit Billigkeit fordern? Haben Sie doch die Güte die Sache mit Meyern zu besprechen und mir Ihre Gedanken zu sagen. Geben Sie mir auch Nachricht wie es Ihnen geht. Bei mir hat sich leider kaum eine Spur von Production spüren lassen, indessen will ich es noch einige Zeit geduldig ansehen und von der nächsten Zeit etwas hoffen.

Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Jena am 10. August 1802.

G.

 
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870. An Schiller.

Ob ich gleich von meinem hiesigen Aufenthalt wenig Productives rühmen kann und sonst eigentlich nicht wüßte warum ich hier sein sollte, so will ich doch wieder von mir hören lassen und Ihnen im allgemeinen sagen, wie es mit mir aussieht.

Heute bin ich 14 Tage da und da ich auch sonst hier so viel Zeit brauchte um mich in Positur zu setzen, so will ich sehen ob von nun an die Thätigkeit gesegneter wird. Einige unangenehme äußere Vorfälle, die zufälligerweise auch auf mich stärker, als unter andern Umständen einwirkten, haben mich auch hin und wieder retardirt. Selbst daß ich Morgens badete war meinen Vorsätzen nicht günstig.

Hier haben Sie also die negative Seite. Dagegen habe ich einiges erfunden das auf die Zukunft etwas verspricht, besonders auch sind gewisse Betrachtungen und Erfahrungen im naturhistorischen Fache nicht unfruchtbar geblieben. Einige Lücken in der Lehre der Metamorphose der Insecten habe ich nach Wunsch ausgefüllt. Bei dieser Arbeit ist wie Sie wissen nur darum zu thun, daß die schon gefundnen Formeln anwendbarer werden und also gehaltvoller erscheinen, und daß man gedrängt werde neue Formeln zu erfinden, oder vielmehr die alten zu potentiiren. Vielleicht kann ich bald von beiden Operationen erfreuliche Beispiele geben.

Das Vorspiel habe ich nochmals durchgesehen und es an Cotta abgeschickt. Es mag nun auch in der weiten Welt grassiren.

Wegen des Honorars habe ich es in Suspenso gelassen und nur geäußert: daß ich von meiner Seite auf Sie zu compromittiren in jedem Falle gern gesinnt bin. Es kann ja ohnehin nur von etwas auf oder ab hier die Rede sein.

Ich bin neugierig ob Ihnen die Muse günstiger war, und ob sie mir vielleicht auch in diesen letzten Tagen noch etwas bescheren mag.

Die Erscheinung von einem friedlich Besitz nehmenden Heere wird Ihnen einige Tage Unterhaltung geben. Was mich betrifft, so will ich, wo möglich, diese Expedition in der Stille abwarten und hinterdrein vernehmen wie es abgelaufen ist.

Leben Sie recht wohl. Sagen Sie mir ein Wort und trösten mich über meine lange Entfernung von Ihnen, welche nur durch eine bedeutende Fruchtbarkeit einigermaßen entschuldigt und entschädigt werden könnte.

Jena am 17. August 1802.

G.

 
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871. An Goethe.

Weimar, 18. August 1802.

Sie können nie unthätig sein, und was Sie eine unproductive Stimmung nennen, würden sich die meisten andern als eine vollkommen ausgefüllte Zeit anrechnen. Möchte nur irgend ein subalterner Genius, einer von denen die gerade auf Universitäten wohnen und walten, die letzte Hand an Ihre wissenschaftlichen Ideen thun, um sie zu sammeln, leidlich zu redigiren und so für die Welt zu erhalten. Denn Sie selbst werden dieses Geschäft leider immer in die Ferne schieben, weil Ihnen, däucht mir, das eigentlich didaktische gar nicht in der Natur ist. Sie sind eigentlich recht dazu geeignet, um von andern bei Lebzeiten beerbt und ausgeplündert zu werden, wie Ihnen schon mehrmal widerfahren ist, und noch mehr widerfahren würde, wenn die Leute nur ihren Vortheil besser verständen.

Hätten wir uns ein halb Dutzend Jahre früher gekannt, so würde ich Zeit gehabt haben, mich Ihrer wissenschaftlichen Untersuchungen zu bemächtigen; ich würde Ihre Neigung vielleicht unterhalten haben, diesen wichtigen Gegenständen die letzte Gestalt zu geben, und in jedem Fall würde ich ein redlicher Verwalter des Ihrigen gewesen sein.

Ich habe in diesen Tagen einige Notizen über den ältern Plinius gelesen, die mich in Rücksicht auf das was der Mensch aus einer guten Anwendung seiner Zeit machen kann, in Erstaunen gesetzt haben. Gegen einen solchen Mann war selbst Haller noch ein Zeitverschwender. Aber ich fürchte, er hatte über dem ungeheuren Bücherlesen, Excerpiren und Dictiren zum freien Nachdenken nicht recht Zeit, und er scheint alle Thätigkeit des Geistes in das Lernen gesetzt zu haben, denn er nahm es seinem Neffen einmal sehr übel, da er ihn ohne ein Buch in der Hand im Garten auf und ab gehen sah.

Ich bin in diesen letzten Tagen nicht ohne Succeß mit meinem Stück beschäftigt gewesen, und ich habe noch bei keiner Arbeit so viel gelernt als bei dieser. Es ist ein Ganzes, das ich leichter übersehe und auch leichter regiere; auch ist es eine dankbarere und erfreulichere Aufgabe, einen einfachen Stoff reich und gehaltvoll zu machen, als einen zu reichen und zu breiten Gegenstand einzuschränken.

Sonst aber zerstreut mich jetzt manches und da die politischen Dinge auch auf meinen Zustand einen Einfluß haben können, so sehe ich diesem Ziehungstag meines Looses nicht ohne Spannung entgegen. Es sind auch noch andere Dinge, die mich aus meiner alten Lage zu reißen drohen, und die mir deßwegen nicht erfreulich sind.

Meine Baureparaturen und sonstige Einrichtungen werden, wie ich hoffe, mit dieser Woche zu Ende gehen und ich kann Sie bei Ihrer Zurückkunft in einem reinlichen und freundlichen Hause bewillkommen.

Leben Sie recht wohl und lassen mich bald hören, daß Sie mit einer reichen Gabe zurückkehren.

Sch.

 
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872. An Schiller.

Zu der Deutschen Andria lege ich das erste Buch meines Cellini, mit Bitte gelegentlich einen Blick hineinzuthun, besonders etwa von vorn herein ein halb Dutzend Lagen zu lesen und zu beurtheilen ob das so gehen kann?

Weimar den 15. September 1802.

G.

 
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873. An Schiller.

Ich überschicke hier ein kleines Promemoria, über meine neue Ausgabe des Cellini, zu gefälliger Durchsicht. Man könnte es an Cotta communiciren, zu Einleitung näherer Verhandlung, auch daraus, wenn man einig wäre, gleich eine Anzeige formiren. Vielleicht mögen Sie daß ich heute Abend nach der Komödie mit Ihnen nach Hause gehe, damit man sich näher bespräche. Morgen gehe ich vielleicht wieder nach Jena um noch einiger guten Tage zu genießen.

Der ich recht wohl zu leben wünsche.

Weimar am 16. October 1802.

G.

 
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874. An Schiller.

(Weimar, 16. Dec. 1802.)

Herzlich danke ich für den freundschaftlichen Antheil. Ein ganz kleines Mädchen ist bei uns glücklich angekommen. Bis jetzt geht alles gut. Die Kleine wird sich Ihres Andenkens recht erfreuen.

G.

 
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875. An Schiller.

Bei uns geht es nicht gut, wie Sie mir vielleicht gestern in der Oper anmerkten. Der neue Gast wird wohl schwerlich lange verweilen und die Mutter, so gefaßt sie sonst ist, leidet an Körper und Gemüth. Sie empfiehlt sich Ihnen bestens und fühlt den Werth Ihres Antheils. Heute Abend hoffe ich doch zu kommen um die Lücken meines Wesens durch die Gegenwart der Freunde auszufüllen.

Den 19. December 1802.

G.

 
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876. An Schiller.

Mögen Sie heute Mittag mit mir, in Gesellschaft von Schelling und eines Kaiserl. K. Bergraths von Podmanitzky aus Schemnitz speisen, so sende gegen Ein Uhr den Wagen.

Weimar den 26. December 1802.

G.

 
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1803

877. An Schiller.

Lassen Sie mich wissen wie es Ihnen geht? Mein einziger Trost ist der Numismatische Talisman, der mich, auf eine bequeme und reizende Weise, in entfernte Gegenden und Zeiten führt. Sagen Sie mir: ob Sie etwa heute Abend mich besuchen mögen? Wollen Sie aber sich noch in der Stille verschlossen halten, so wünsche guten Erfolg.

Weimar den 6. Januar 1803.

G.

 
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878. An Schiller.

Gestern hörte ich daß Sie die vorjährige Idee, eine Abendgesellschaft, Sonnabends nach der Komödie, einzuleiten wieder aufgenommen, und vergaß Sie darüber zu fragen.

Sagen Sie mir doch wie weit Sie damit gekommen sind? Ich vernehme daß Durchlaucht der Herzog etwas ähnliches vorhaben und wünschte daß beide Plane sich begegneten und nicht aufhüben.

Wohl zu leben wünschend.

Weimar am 13. Januar 1803.

G.

 
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879. An Schiller.

Schon einigemal dachte ich zu fragen wie es Ihnen ginge, und thue es jetzt. Damit Sie aber Lust haben einigermaßen ausführlich zu sein, so erzähle ich folgendes von mir: An dem Supplement zu Cellini ist es zeither, sachte, vorwärts gegangen. Ich habe manches Fördernde gelesen und gedacht.

Einige neue Kupfer sind mir zugekommen, die mir Vergnügen und Unterhaltung gewähren.

Einen ungeschickten Abguß des Kopfs einer Venus Urania, von Kassel, habe ich mit Liebe ausgeputzt und restaurirt, damit er nur einigermaßen anzusehen sei. Ich mußte theilweise das Nebulistische vorwalten lassen, das denn, bei der bestehenden köstlichen Grundform, in diesem Collisivfalle gelten mag.

An Humboldt habe ich einen langen Brief abgelassen.

An den Münzen ist wenig geschehen; doch giebt jeder Ein- und Anblick neue Belehrung.

Doctor Chladni ist angekommen und hat seine ausgearbeitete Akustik in einem Quartbande mitgebracht. Ich habe sie schon zur Hälfte gelesen und werde Ihnen darüber mündlich über Inhalt, Gehalt, Methode und Form manches Erfreuliche sagen können. Er gehört, wie Eckhel, unter die Glückseligen, welche auch nicht eine Ahnung haben, daß es eine Naturphilosophie giebt und die nur mit Aufmerksamkeit suchen die Phänomene gewahr zu werden, um sie nachher so gut zu ordnen und zu nutzen als es nur gehen will, und als ihr angebornes, in der Sache und zur Sache geübtes Talent vermag.

Sie können denken, daß ich sowohl beim Lesen des Buchs, als bei einer mehrstündigen Unterhaltung, immer nach meiner alten Direction fortgeforscht habe, und ich bilde mir ein einige recht gute Merkpuncte, zu weiteren Richtungen, bezeichnet zu haben.

Ueberhaupt sehe ich es als ein gutes Omen an, daß er eben jetzt kommt, da wir, mit einiger Wahrscheinlichkeit, Zeltern erwarten.

Auch hatte ich eben die Farbenlehre einmal wieder durchgedacht und finde mich, durch die in so vielem Sinn kreuzenden Bezüge, sehr gefördert .

Möchten Sie wohl Chladni eine Viertelstunde gönnen? damit Sie doch auch das Individuum kennen lernen, das, auf eine sehr entschiedene Weise, sich und seinen Wirkungskreis ausspricht. Vielleicht geben Sie ihm, da er von Jena aus gern Rudolstadt besuchen möchte, eine empfehlende Zeile mit.

So weit für dießmal! ob ich gleich noch einiges Plus und Minus zu vertrauen hätte, wovon denn eins das andere übertragen mag.

Leben Sie wohl und sagen mir auch von sich etwas ausführliches und lassen Sie uns, da wir uns beide gegen das Ausgehen sträuben, wenigstens, wie jene Verliebte, über den Schirm correspondiren.

Weimar am 26. Januar 1803.

G.

 
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880. An Goethe.

(Weimar, 26. Januar 1803.)

Gegen die reiche Abwechslung Ihrer Beschäftigungen sticht meine auf einen einzigen Punkt gerichtete Thätigkeit sehr dürftig ab, auch kann ich Ihnen das Resultat meiner Einsamkeit nur durch die That beurkunden. Ich habe ein mißliches und nicht erfreuliches Geschäft, nämlich die Ausfüllung der vielen zurückgelassenen Lücken in den vier ersten Akten nun beendigt, und sehe auf diese Weise wenigstens fünf Sechstheile des Ganzen fertig und säuberlich hinter mir, und das letzte Sechstheil, welches sonst immer das wahre Festmahl der Tragödiendichter ist, gewinnt auch einen guten Fortgang. Es kommt dieser letzten Handlung sehr zu statten, daß ich das Begräbniß des Bruders von dem Selbstmord des andern jetzt ganz getrennt habe, daß dieser jenen Actus vorher rein beendigt als ein Geschäft, dem er vollkommen abwartet, und erst nach Endigung desselben, über dem Grabe des Bruders, geschieht die letzte Handlung, nämlich die Versuche des Chors, der Mutter und der Schwester, den D. Cesar zu erhalten, und ihr vereitelter Erfolg. So wird alle Verwirrung und vorzüglich alle bedenkliche Vermischung der theatralischen Ceremonie mit dem Ernst der Handlung vermieden.

Uebrigens haben sich im Lauf meines bisherigen Geschäfts noch verschiedene bedeutende Motive hervorgethan, die dem Ganzen sehr dienen.

Schwerlich aber werde ich mich vor vierzehn Tagen am Ziel meiner Arbeit sehen, so gern ich gewünscht hätte das Werk noch auf den achten Februar, als den Geburtstag des Archichancelier fertig zu bringen, um ihm, der sich mit einem schönen Neujahrspräsent eingestellt hat, meine Aufmerksamkeit zu bezeugen.

Sonst haben mich die neuesten französischen Theatralia aus der Bibliothek beschäftigt, die der Herzog wollte, daß ich sie lesen sollte. Noch habe ich nichts darunter gefunden, das mich erfreut hätte, oder das sich nur irgend zu einem Gebrauch qualificirte. Aber eine französische Ãœbersetzung von Alfieri habe ich zu lesen angefangen, worüber ich aber jetzt noch nichts sagen mag. Aufmerksamkeit verdient übrigens diese Erscheinung, und ich freue mich, wenn ich mich durch die ein und zwanzig Stücke hindurchgelesen habe, diese Angelegenheit mit Ihnen zu verhandeln. Ein Verdienst muß ich ihm auf jeden Fall zugestehen, welches aber freilich zugleich einen Tadel enthält. Er weiß einem den Gegenstand zu einem poetischen Gebrauch zuzubringen, und erweckt die Lust, ihn zu bearbeiten: ein Beweis zwar, daß er selbst nicht befriedigt, aber doch ein Zeichen, daß er ihn aus der Prosa und Geschichte glücklich herausgewunden hat.

Wenn Sie Ihre Quarantäne zu brechen versucht werden können, so kommen Sie doch auf morgen Abend zu uns und lassen mich morgen Vormittag es wissen.

Den Chladni werde ich Nachmittags mit Vergnügen sehen.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

 
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881. An Schiller.

Lassen Sie mich nun auch wieder bei Ihnen anfragen, wie es geht und ob ich auch bald von dem tragischen Schmause etwas werde zu genießen haben?

Was mich betrifft, so kann ich weder auf mich selbst, noch auf etwas Geleistetes zu Gaste bitten! doch ist ein vortrefflicher Abguß der Büste der sogenannten Venus von Arles, womit mich der Prinz durch Ihren Herrn Schwager beglückt hat, wohl einer Wallfahrt in meine Einsiedelei werth.

Mögen Sie mich heute Abend besuchen, so wird es mich sehr freuen Sie einmal wieder zu sehen. Sollte es Ihrem Herrn Schwager und den beiden Damen gleichfalls beliebig sein, so würde es an einiger Unterhaltung und an nothdürftiger Nahrung nicht fehlen, worüber ich mir bei Zeiten einen Entschluß erbitte.

Indessen ein herzliches Lebewohl wünschend.

Weimar am 4. Februar 1803.

G.

 
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882. An Goethe.

(Weimar, 4. Februar 1803.)

Mein Stück ist fertig und da ich etwas davon in diesen Tagen verlauten ließ, so hat der Herzog von Meiningen den Wunsch geäußert es zu hören. Weil es nun mein Dienstherr ist, dem ich eine Attention schuldig bin und es sich gerade trifft, daß ich seinen Geburtstag dadurch feiere, so werde ich es heute Abend um fünf Uhr in einer Gesellschaft von Freunden und Bekannten und Feinden vorlesen. Sie will ich nicht dazu einladen, weil Sie nicht gern ausgehen und wie ich glaube auch lieber das Stück allein lesen, oder hören. Ich habe mich in der Katastrophe viel kürzer gefaßt, als ich erst wollte, überwiegender Gründe wegen.

Ihre heutige Einladung können wir also zwar nicht annehmen, aber welchen Tag Sie uns sonst bestimmen, wollen wir erscheinen. Mich verlangt sehr die unterbrochnen Mittheilungen wieder zu erneuern.

Die Venus habe ich vorläufig bei meinem Schwager gesehen, zu meinem großen Vergnügen. Auch einen andern Kopf werden Sie bei ihm finden, der von großer Schönheit ist, und im Abguß vortrefflich gerathen.

Ein herzliches Lebewohl von Ihrem

Sch.

 
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883. An Schiller.

Sagen Sie mir doch ein Wort wie die gestrige Vorlesung abgelaufen? denn ein geübter Autor weiß wahre Theilnahme von Ueberraschung zu unterscheiden, sowie Höflichkeit und Verstellung zu würdigen. Zunächst bitte ich um Mittheilung des Stücks, wodurch mir für diese Abende ein großes Fest bereitet würde.

Ferner ergehet Anfrage und Bitte freundlichst dahin: daß Sie mit Ihrem Herrn Schwager und beiden Damen, entweder Montags statt der Komödie, oder Dienstags nach dem Chladnischen Concert, bei mir einsprächen, auf alle Fälle aber ein freundschaftliches Abendessen bei mir einnähmen.

Daß ich indessen mit dem Cellinischen Anhang beinahe fertig geworden, wird Ihnen auch erfreulich sein. Sie wissen daß es keine verwünschtere Aufgabe giebt, als solche Resultate aufzustellen. Wie viel muß man lesen und überlegen! wenn es nicht auf eine Spiegelfechterei hinauslaufen soll. Auch bin ich mit Einsiedeln, wegen der veränderten Mohrensclavin, völlig einig, und erwarte nur die Ansicht von höhern Orten. Ich kenne zwar Ihre Plane nicht, aber indessen, wenn dieses Lustspiel einstudirt wird, könnte man die Rollen Ihrer Tragödie ausschreiben, alles überlegen und gleich zum Werke schreiten. Doch davon mündlich das nähere.

Mit lebhaften Wünschen für Ihr Wohl.

Weimar am 5. Februar 1803.

G.

 
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884. An Goethe.

(Weimar, 5. Februar 1803.)

Die gestrige Vorlesung von der ich mir eine sehr mäßige Erwartung machte, weil ich mir mein Publikum nicht dazu auswählen konnte, ist mir durch eine recht schöne Theilnahme belohnt worden, und die heterogenen Bestandtheile meines Publikums fanden sich wirklich in einem gemeinsamen Zustande vereinigt. Die Furcht und der Schrecken erwiesen sich in ihrer ganzen Kraft, auch die sanftere Rührung gab sich durch schöne Aeußerungen kund – der Chor erfreute allgemein durch seine naiven Motive und begeisterte durch seinen lyrischen Schwung, so daß ich, bei gehöriger Anordnung, mir auch auf den Brettern eine bedeutende Wirkung von dem Chore versprechen kann.

Ich habe Beckern mit zu der gestrigen Vorlesung eingeladen; Sie können also, wenn Sie ihn sprechen, abnehmen, wie sich diese neue Erscheinung in seinem Theaterkopfe darstellt. Er war sehr hingerissen und ist von der theatralischen Wirkung des Chors überzeugt.

Das Exemplar aus welchem ich gestern vorlas muß ich, der Verhältnisse wegen, dem Herzog schicken, weil er erwarten kann, unter den Ersten zu sein, denen ich das Stück mittheile, und meine gestrige Vorlesung davon sprechen gemacht hat. Vielleicht aber kann ich Ihnen doch noch vor Abend ein anderes Exemplar verschaffen. Alsdann wollen wir, wenn es Ihnen recht ist, etwa morgen Mittag zusammenkommen und darüber conferiren; denn ich wünschte das Stück, wenn es die Bühne betreten soll, bald möglichst zu diesem Gebrauche einzurichten, um es auch nach Berlin, Hamburg und Leipzig versenden zu können. Daß Sie den Cellinischen Anhang so weit fertig gebracht, höre ich sehr gerne; es ist in dieser Art von Arbeiten so etwas endloses, weil sie ihrer Natur nach atomistisch sind und sich schwer in eine Form bringen lassen.

Was Ihre freundliche Einladung betrifft, so will ich meinen Schwager erst vernehmen, welchen Abend er frei hat, und Ihnen noch heute Antwort sagen.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

 
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885. An Schiller.

Könnte ich bald erfahren, ob Sie heute Abend, eingeladnermaßen, zu mir kommen? Ob nach dem Concert, oder früher?

Mögen Sie bei dem schönen Wetter Schlitten fahren, so schicke ich das Fuhrwerk gegen Mittag.

Weimar den 8. Februar 1803.

G.

 
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886. An Goethe.

(Weimar, 8. Februar 1803.)

Wir werden uns heute Abend nach dem Concerte sämmtlich bei Ihnen einstellen und uns freuen etwas schönes zu sehen und zu hören.

Der Schlitten wird mir und meiner Frau um halb Eins recht willkommen sein. Früher habe ich, da ich spät aufgestanden, noch einige Geschäfte zu expediren.

Der Chor hat sich bereits in einen Cajetan, Berengar, Manfred, Bohemund, Roger und Hippolyt, so wie die zwei Boten in einen Lanzelot und Olivier verwandelt so daß das Stück jetzt von Personen wimmelt.

Sch.

 
 * 

887. An Schiller.

Die Mohrin wird schon heute über acht Tage können gegeben werden . Ich melde das, damit Sie etwa das Theaterexemplar des Trauerspiels gefällig beschleunigen und die Rollen in der nächsten Woche abgeschrieben werden können. Man hielte alsdann den 22sten oder 24sten Leseprobe, welches ein großer Vorsprung wäre.

Mögen Sie morgen Mittag mit mir essen? Schelling kommt wahrscheinlich herüber. Mündlich alsdann mehr.

Weimar den 12. Februar 1803.

G.

 
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888. An Goethe.

(Weimar, 28. Februar 1803.)

Es ist gestern für eine erste Leseprobe recht ordentlich gegangen. Der Chor wird, wie ich augurire, gut gesprochen werden und Effekt machen. Ueber einige Dinge, worüber ich Sie bitte gemeinschaftlich mit mir zu halten und zu wachen, mündlich.

Mein Schwager hat schon vor drei Tagen die Reußische Familie auf morgen zum Thee bei sich eingeladen und würde es also sehr bedauren, wenn Ihre Abendgesellschaft morgen zu Stande käme. Da auch die zweite Leseprobe der Braut bald möglichst vor sich gehen muß, so entschließen Sie sich vielleicht, Ihre Gesellschaft acht Tage später anzusetzen, oder auf den Donnerstag zu verlegen. Ein paar Worte bitte ich mir wegen dessen und auch wegen der Leseprobe zur Antwort aus. Diesen Abend werde ich spät fertig werden, weil ich Exemplare der Braut, die für Berlin und Hamburg abgeschickt werden, noch durchcorrigiren muß. Leben Sie recht wohl.

Sch.

 
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889. An Schiller.

Ich will also meine Gesellschaft morgen aufgeben und nur etwas Musik zur Probe machen; denn mich verlangt gar sehr den neuen Tenoristen, so wie die neue Composition vom Reiterlied zu hören.

Ueber die gestrige Leseprobe hoffe ich bald mit Ihnen zu sprechen, so wie man Donnerstag oder Freitag eine bei mir halten kann, wozu ja vielleicht Ihre Frauenzimmer kämen, und man sonst noch einen Freund einlüde, damit, zugleich mit diesem Geschäft, eine gesellige Unterhaltung entstünde, an der es ohnehin mitunter bei uns gebricht.

Mögen Sie, wenn Sie heute Abend nicht gar zu spät fertig werden, noch auf ein Stündchen bei mir einsprechen, so werden Sie mir willkommen sein.

Weimar am 28. Februar 1803.

G.

 
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890. An Goethe.

Vorsichts halber bitte ich Sie das Theater-Exemplar der Braut von Messina sich ausliefern zu lassen. Ich weiß daß hier Jagd darauf gemacht wird und die Anzeigemacher könnten desselben benöthigt sein.

Ich habe meine alten Papiere über die Maltheser vorgenommen und es steigt eine große Lust in mir auf, mich gleich an dieses Thema zu machen. Das Eisen ist jetzt warm und läßt sich schmieden.

Sch.

 
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891. An Goethe.

Wenn für die nächsten Monate noch auf Graff kann gezählt werden und sonst keine Lücke in dem Personale entsteht, so ist das Stück möglicherweise zu besetzen. Gewinnen würde es freilich, wenn die Jagemann sich noch zur Sorel entschließen wollte. Ich will Ihnen die Besetzung wie ich mir sie ausgedacht, heute noch zuschicken. Was das Publicum etwa an den einzelnen Leistungen vermißte, müssen wir durch ein gutes Ensemble zu ersetzen suchen.

Sch.

 
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892. An Schiller.

Mögen Sie wohl beiliegende Austheilung nochmals beherzigen und, nach gegenwärtigen Umständen, revidiren, da Schall abgeht und Zimmermann, Oels und Brand antreten. Ob der letzte bis dahin brauchbar sein wird ist eine Frage. Einen Bauerbräutigam sollte er immer vorstellen lernen. Wie ist der Spaziergang durch Europa bekommen?

Den 8. März 1803.

G.

 
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893. An Schiller.

Die heutige Probe ging so gut von statten daß ich gar nicht zweifle das Stück werde den 19ten gegeben werden können. Mögen Sie heute Abend zu mir kommen, so würden wir das Ganze nochmals besprechen können um so mehr, da es mir noch in frischem Andenken ist. Befehlen Sie Ueberbringern wann er mit der Kutsche kommen soll.

Weimar den 10. März 1803.

G.

 
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894. An Schiller.

Mögen Sie mich wohl heute Abend mit Ihrer Gegenwart erfreuen? Und mir indessen Europa wiederschicken, damit an dem Auszug für Humboldt fortgefahren werde.

Weimar den 15. März 1803.

G.

 
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895. An Schiller.

Hierbei das gerettete Venedig. Wenn Sie Zeit haben, so sehen Sie es durch und wir sprechen heute Abend davon. Mich verlangt sehr Sie zu sehen. Die verwünschte Acclamation neulich hat mir ein Paar böse Tage gemacht. Befehlen Sie die Stunde der Kutsche.

Weimar den 22. März 1803.

G.

 
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896. An Goethe.

(Weimar, 26. April 1803.)

Cotta wollte Ihnen um zwölf Uhr aufwarten. Wenn Sie aber um diese Zeit spazieren fahren wollen, so können Sie ihm eine Zeit bestimmen, oder er wird Ihnen nach Tische aufwarten. Er bleibt bis zum Abend. Wegen des bewußten habe ich ihn vorbereitet.

Sch.

 
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897. An Schiller.

So überrascht uns denn doch das jüngste Gericht!
Zugleich sende den Nepotian zu gefälliger Beurtheilung.

Meine Wagen sind beide lahm, sonst würde ich heute zu einer Spazierfahrt einladen. Nach eilf Uhr aber gedenke ich Sie ein wenig zu besuchen, weil ich manches zu besprechen wünsche. Denn morgen Nachmittag denke ich nach Jena zu gehen.

Weimar den 13. Mai 1803.

G.

 
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898. An Schiller.

Hier, mein Bester, die Papiere, die meine Gegenwart diesmal wohl ersetzen mögen. Grüßen Sie Cotta schönstens und hören sonst seine Entschlüsse und Beschlüsse. Ich befinde mich leidlich, doch muß ich an mehr Bewegung und Anregungen von außen denken. Wenn es so fort geht concentrirt sich meine ganze Existenz innerhalb des Sömmeringischen Wassers. Mein Spiritus wird aufgewartet haben. Ich hoffe in diesen acht Tagen einen tüchtigen Ruck in die Ausarbeitung der Farbenlehre zu thun und denke das Wesen einmal derb anzugreifen; jetzt liegt es mir wie eine unabtragbare Schuld auf. Leben Sie wohl und thätig und mir gewogen.

Jena den 15. Mai 1803.

G.

 
 * 

899. An Schiller.

Da ich durch den Eigensinn des Genius zwischen der deutschen Zeitmessung und der Farbenlehre hin und wieder getrieben werde, auch nach einem gesegneten Anfang hoffen kann einigermaßen zu prosperiren, wenn ich meinen hiesigen Aufenthalt verlängere so überlege ich daß ich mit Herrn Cotta eigentlich weiter nichts zu verabreden habe, und daß ich also gar wohl hier bleiben kann. Sie erhalten daher Sonnabend früh durch die Noten einen kurzen Aufsatz über die typographischen Verhältnisse und eine Quittung über das Geld das Cotta mitzubringen gedenkt.

Es kann mich ängstigen daß der Mai schon vorüber und von keiner Seite was gethan ist.

Leben Sie recht wohl und erfreuen sich Ihres neuen Dramas.

Jena am 18. Mai 1803.

G.

 
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900. An Schiller.

Heute Abend, mit dem Boten, sende ich den Aufsatz für Cotta. Indessen grüße ich Sie schönstens durch Ueberbringern, den ich, die chromatischen Acten zu holen, nach Weimar schicke, und durch welchen ich auch einige Nachricht von Ihnen zu erhalten hoffe.

Wie ist das neuliche Drama abgelaufen und was ist sonst merkwürdiges begegnet?

Das Farbenwesen denke ich hauptsächlich dadurch zu fördern, daß ich aus den Acten das brauchbare ausziehe , die unnöthigen Papiere verbrenne, das übrig bleibende in Ein Format zusammenschreiben lasse und, nach dem Schema, in Ordnung lege. Es wird sich alsdann zeigen daß schon viel gethan ist, und der Muth die Lücken auszufüllen wird zunehmen. Leben Sie recht wohl und gedenken mein.

Jena den 20. Mai 1803.

G.

 
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901. An Goethe.

Weimar am 20. Mai 1803.

Hier sende ich Ihnen die Voßische Prosodie wieder; ich bin nicht weit darin gekommen. Man kann sich gar zu wenig allgemeines daraus nehmen, und für den empirischen Gebrauch, etwa zum Anfragen in zweifelhaften Fällen, wo sie vortreffliche Dienste thun könnte, fehlt ihr ein Register, wo man sich das Orakel bequem holen könnte. Ihr Gedanke sie zu schematisiren, ist das einzige Mittel, sie brauchbar zu machen. Die Herrmannsschlacht habe ich gelesen, und mich zu meiner großen Betrübniß überzeugt, daß sie für unsern Zweck völlig unbrauchbar ist. Es ist ein kaltes, herzloses, ja fratzenhaftes Produkt, ohne Anschauung für den Sinn, ohne Leben und Wahrheit, und die paar rührende Situationen, die sie enthält, sind mit einer Gefühllosigkeit und Kälte behandelt, daß man indignirt wird.

Mein kleines Lustspiel hat das Publicum sehr belustigt und macht sich auch wirklich recht hübsch. Es ist mit vieler guten Laune gespielt worden, ob es gleich nicht zum besten einstudirt war, und unsere Schauspieler, wie Sie wissen, gern sudeln, wenn sie nicht durch den Vers in Respekt erhalten werden. Da Plan und Gedanke nicht mein gehörten und die Worte extemporirt wurden, so habe ich mich um die Vorstellung selbst keines Verdienstes zu rühmen.

Das zweite Picardische Stück kann hier nicht mehr einstudirt werden, weil Graff und Becker in dem Niemeierischen Stück viel zu thun haben, das man Ehrenhalber in Lauchstädt produciren muß .

Ich wünsche Ihnen Glück daß Sie sich Ihr Gut mit Vortheil vom Hals geschafft haben, und jetzt wieder ein freier Mann sind.

Leben Sie recht wohl. Was Cotta uns neues mitbringt, werd’ ich melden und zugleich ein paar Gedichte mitschicken, die in diesen Tagen entstanden.

Sch.

Ich vergaß Ihnen von dem jungen Schauspieler Grimmer zu schreiben, den ich neulich habe lesen lassen. Ich schöpfe recht gute Hoffnung von ihm, er liest mit Sinn und weiß den Ton abzuwechseln, das leidenschaftliche trägt er mit Wärme, und die Verse mit Einsicht vor; es ist gewiß etwas von ihm zu hoffen.

Da ich nun zugleich vernehme, daß einige unserer Schauspieler, ich weiß nicht warum gegen ihn wirken, so gebe ich Ihnen zu bedenken, daß dieß gerade einer der seltenen Fälle ist, wo man einen jungen bildungsfähigen Menschen von Anstand und Figur unter sehr mäßigen Bedingungen auf die Probe bekommen kann, und was besonders zu seinen Gunsten sein möchte, ist dieses, daß er sich fast mehr zu Männer- als Jünglingsrollen zu qualifiziren scheint. Da wir diesen Winter nun vollends einige größere Flüge machen wollen, wozu unser Personal nicht hinreicht, da auch diesen Sommer zu Lauchstädt Partie von ihm zu ziehen ist, so kann ich mir’s nicht versagen, Ihnen zum Vortheil des jungen Manns zu reden, der mir auch jetzt schon wenigstens so viel als Cordemann werth ist, und außerdem durch sein Benehmen Achtung und Zutrauen einstößt.

 
 * 

902. An Schiller.

Mit ein Paar Worten muß ich Ihnen nur sagen: daß es mir dießmal, bis auf einen gewissen Grad, mit der Farbenlehre zu gelingen scheint. Ich stehe hoch genug um mein vergangenes Wesen und Treiben, historisch, als das Schicksal eines Dritten anzusehen. Die naive Unfähigkeit, Ungeschicklichkeit, die passionirte Heftigkeit, das Zutrauen, der Glaube, die Mühe, der Fleiß, das Schleppen und Schleifen und dann wieder der Sturm und Drang, das alles macht in den Papieren und Acten eine recht interessante Ansicht; aber, unbarmherzig, excerpire ich nur und ordne das auf meinem jetzigen Standpunct Brauchbare, das übrige wird auf der Stelle verbrannt. Man darf die Schlacken nicht schonen, wenn man endlich das Metall heraus haben will.

Wenn ich das Papier los werde, habe ich alles gewonnen; denn das Hauptübel lag darin, daß ich, ehe ich der Sache gewachsen war, immer wieder einmal schriftlich ansetzte, sie zu behandeln und zu überliefern. Dadurch gewann ich jedesmal! Nun aber liegen von Einem Capitel manchmal drei Aufsätze da, wovon der erste die Erscheinungen und Versuche lebhaft darstellt, der zweite eine bessere Methode hat und besser geschrieben ist, der dritte, auf einem höhern Standpunkt, beides zu vereinigen sucht und doch den Nagel nicht auf den Kopf trifft. Was ist nun mit diesen Versuchen zu thun? sie auszusaugen gehört Muth und Kraft, und Resolution sie zu verbrennen, denn Schade ist’s immer. Wenn ich fertig bin, in so fern ich fertig werden kann, so wünsche ich mir sie gewiß wieder, um mich mir selbst historisch zu vergegenwärtigen und ich komme nicht zum Ziel, wenn ich sie nicht vertilge.

Und so viel von meinen Freuden und Leiden. Schreiben Sie mir auch bald was, wie es Ihnen geht.

Hermann und sein Gefolge hat sich also schlecht exhibirt. Das Goldene Zeitalter hat seine Nachkömmlinge nicht sonderlich versorgt.

Leben Sie recht wohl.

Jena den 22. Mai 1803.

G.

 
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903. An Goethe.

Weimar, 24. Mai 1803.

Ich wünsche Ihnen Glück, daß Sie sich Ihres Stoffs so gut erwehren. Möchten Sie einmal alle diese Schlacken aus Ihrem reinen Sonnenelement herausschleudern, wenn auch ein Planet daraus werden sollte, der sich dann ewig um Sie herum bewegt.

Ich habe jetzt auch meine Noth mit dem Stoffe anderer Art; denn da ich eben daran bin, ein Wort über den tragischen Chor zu sagen, welches an der Spitze meiner Braut von Messina stehen soll, so drückt das ganze Theater mit sammt dem ganzen Zeitalter auf mich ein, und ich weiß kaum wie ich es abfertigen soll. Uebrigens interessirt mich diese Arbeit, ich will suchen etwas recht ordentliches zu sagen, und der Sache die uns gemeinsam wichtig ist, dadurch zu dienen.

Mit Cotta ist neulich alles abgethan worden, wie Sie es wünschen. Ueber den Druck der Natürlichen Tochter werden Sie selbst Frommann seine Instruktionen geben. Ehlers habe ich die zehn Louisdor auf Cottas Rechnung pränumerirt.

Cotta scheint wegen Cellinis bessern Muth zu haben; es sind wenigstens viele Exemplare davon auf Commission bestellt worden, so daß das Werk doch nun von dem Strom des Handels und der Literatur ergriffen worden. Er hat mir kein Exemplar davon geben können, ich muß mir also eins von Ihnen ausbitten.

Humboldt hat wieder geschrieben und läßt Sie schönstens grüßen. Es ist ordentlich Krankheit, wie er mitten in Rom nach dem übersinnlichen und unsinnlichen schmachtet, so daß Schellings Schriften jetzt seine heftigste Sehnsucht sind; er wird ihn nun bald selbst zu sehen bekommen, und dann wahrscheinlich im Vatican die Gespräche beim Jenaischen Fuchsthurm erneuren. Ich zweifle ob er es lange dort aushalten wird.

Hier schicke ich Ihnen einige poetische Fabrikate. Das Siegesfest ist die Ausführung einer Idee, die unser Kränzchen vor anderthalb Jahren mir gegeben hat, weil alle gesellschaftlichen Lieder, die nicht einen poetischen Stoff behandeln, in den platten Ton der Freimaurer-Lieder verfallen. Ich wollte also gleich in das volle Saatenfeld der Ilias hineinfallen, und mir da holen was ich nur schleppen könnte .

Leben Sie recht wohl und bleiben Sie auch nicht zu lange. Zelter höre ich reist am 1. Juni von Dresden ab.

Sch.

 
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904. An Schiller.

Hier überschicke ich meine Lieder mit Bitte das Einzelne und Ganze zu beherzigen. Auch dem fünften eine Ueberschrift zu geben.

Heute Abend seh’ ich Sie ja wohl bei mir.

Weimar den 15. Juni 1803.

G.

 
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905. An Schiller.

Hier das erste Concept. Lassen Sie uns das Eisen, da es heiß ist, schmieden! Wenig wird zu brauchen sein. Zu mancherlei Betrachtungen giebt dieser erste Versuch Anlaß.

Mündlich mehr. Mögen Sie wohl heute kommen und wann?

Weimar den 23. Juni 1803.

G.

 
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906. An Schiller.

Jena am 5. Juli 1803.

Wegen dem Druck des verschiednen Zeugs, das ich in die Welt sende, bin ich hier, um mit Frommann Abrede zu nehmen, der in seiner Sache gut eingerichtet ist und dem es an einem fürtrefflichen Metteur en page nicht fehlt. Daher dieß Geschäft mit wenigem abgemacht ist.

Loder ist eben von Halle zurückgekehrt, wo er sich ein Haus gemiethet hat. Wenn ich mit ihm über seinen neuen Zustand spreche, so freut mich’s herzlich daß seine Würfel so gefallen sind. Welcher Lebemann möchte gern, wie wir andern wunderlichen Argonauten, den eignen Kahn über die Isthmen schleppen? Das sind Abenteuer älterer, unfähiger Schiffahrer, worüber die neue aufgeklärte Technik lächelt. Versäumen Sie ja nicht sich in Halle umzusehen, wozu Sie so manchen Anlaß finden werden. Ob ich überhaupt komme? weiß ich nicht. Die noch drei brauchbaren Monate, nach meiner Weise, zu nutzen und das von außen Geforderte nothdürftig zu leisten ist jetzt mein einziger Wunsch.

Das Altdeutsche wiedererstandene Drama bildet sich, mit einiger Bequemlichkeit um. Ich wüßte nicht zu sagen ob sich’s organisirt, oder krystallisirt? welches denn doch zuletzt, nach dem Sprachgebrauch der verschiedenen Schulen, auf eins hinauslaufen könnte.

Uebrigens bekömmt es uns ganz wohl, daß wir mehr an Natur als an Freiheit glauben und die Freiheit, wenn sie sich ja einmal aufdringt, geschwind als Natur tractiren: denn sonst wüßten wir gar nicht mit uns selbst fertig zu werden, weil wir sehr oft in den Fall kommen, wie Bileam, da zu segnen wo wir fluchen sollten .

Möge Ihnen viel Freude auf Ihrer Fahrt gewährt sein; denn es ist für Sie doch immer eine große Resignation sich in das zu begeben was man Welt heißt: in das abgeschmackte, momentane Bruchstück, das recht artig wäre, wenn sie es nicht wollten für ein Ganzes gelten lassen.

Zu der Beilage sage ich nichts, weil sie sich selbst gewaltig ausspricht. Es ist Ihnen aber vielleicht in diesem Moment doch bedeutend genug.

Nur daß Sie körperlich nicht leiden mögen, wünsche ich, und wenns möglich ist daß Sie sich in der Bewegung des Strudels behaglich finden. Ich erwarte kein Schreiben von Ihnen, nur ein freundliches Willkommen, wenn wir uns wiedersehen, da ich manche Sonderlichkeiten werde zu erzählen haben.

G.

 
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907. An Goethe.

Lauchstädt den 6. Juli 1803.

Ich kann die Jagemann nicht abreisen lassen ohne Ihnen ein kleines Lebenszeichen zu geben. Es gefällt mir hier bis jetzt sehr wohl, der Ort und die Gelegenheiten für die Gesellschaft haben einen freundlichen Eindruck auf mich gemacht, und wenn man sich einmal frisch resolvirt gar nichts zu thun, so läßt sich’s unter dem Treiben einer Menge, die auch nichts zu thun hat, ganz leidlich müßig gehen. Länger freilich als acht oder zwölf Tage mochte ich einen solchen Zustand nicht aushalten.

Das Theatergebäude hat mich in dieser kurzen Zeit seine Vorzüge und auch seine Mängel erfahren lassen. Was die letztern betrifft, so finde ich daß die Stimmen an Deutlichkeit verlieren, besonders aber ist das Dach wegen seiner Form und dünnen Bauart der Witterung zu sehr ausgesetzt. In der Braut v. M. fiel ein Gewitter mit viel Regen ein, welcher so heftig schallend auf die Dachung schlug, daß man ganze Viertelstunden lang auch keine einzige zusammenhängende Rede verstehen konnte, wie sehr die Schauspieler auch ihre Stimmen anstrengten. Und den Tag darauf, wo ich das leere Schauspielhaus besichtigte, sah man die häßlichen Spuren des hereingedrungenen Regens an der schön gemalten Decke.

Die natürliche Tochter hat vielen Beifall gefunden, besonders die letzte Hälfte, wie dieß auch in Weimar der Fall war. Einige Bemerkungen, die ich bei dieser Gelegenheit gemacht, will ich Ihnen mündlich mittheilen. Die Jagemann hat sich, ohngeachtet sie heiser war und gar nicht glaubte, spielen zu können, sehr gut gehalten, und dann hat Becker auch recht gut gesprochen, und auch Haide hat Beifall gefunden.

Es führt zu nützlichen Betrachtungen zuweilen ein andres Publicum zu sehen, und hier ist noch dazu ein doppeltes, weil der Sonntag ganz andre Menschen in der Komödie versammelt.

Ich werde vielleicht die Mara, die ich zu Weimar versäumen mußte, hier oder in Halle noch hören. Auf den Fall daß sie hieher kommt, habe ich mich, auf Ansuchen der Badegesellschaft, bei den Wöchnern verbürgt, daß es Ihnen nicht zuwider sein werde, zu diesem Concert das Schauspielhaus zu nehmen. Ich muß dem Genast das Zeugniß geben, daß er recht wachsam und eifrig fürs Ganze sorgt und auf den Nutzen der Cassa so wie auf die Ehre der Gesellschaft bedacht ist.

An Schmalz, der zur natürlichen Tochter hier war, habe ich eine sehr schätzbare Bekanntschaft gemacht und dieser einzige Abend hat uns einander gleich recht nahe gebracht. Es ist eine Freude mit einem so klaren, jovialen und rüstigen Geschäftsmann zu leben, der weder Pedant noch affektirt ist. Auch Niemeyers waren an jenem Abend hier und ich habe ihnen versprechen müssen, diese Woche nach Halle zu kommen. Leider werde ich Wolfen dort nicht finden, da er ins Pyrmonter Bad gereist ist. Der Herzog von Wirtemberg hat sich hier sehr angenehm betragen, und alles in gute Laune gesetzt: die ersten Zeiten meines Hierseins sind durch ihn sehr belebt und erheitert worden. Sonst ist die Gesellschaft hier ziemlich behaglich, zutraulich und fröhlich, nur muß man es mit der Ausbeute des Gesprächs nicht genau nehmen. Mit einigen jungen Männern, besonders aus Berlin, habe ich indessen doch verschiedene nicht uninteressante Unterhaltung gehabt.

Leben Sie wohl und lassen Sie den alten Götz nur recht vorwärtsschreiten. Meyern viele Grüße.

Sch.

 
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908. An Goethe.

Weimar, 9. August 1803.

Dem Ueberbringer dieses, Herrn Arnold aus Straßburg bitte ich Sie einige Augenblicke zu schenken und ihm ein freundliches Wort zu sagen. Er hängt an dem deutschen Wesen mit Ernst und Liebe; er hat sich’s sauer werden lassen, etwas zu lernen und reist mit den besten Vorsätzen zurück um etwas würdiges zu leisten. Von Göttingen, wo er studirt, und von Straßburg, wo er die schreckliche Revolutionszeit verlebte, kann er Ihnen manches erzählen.

Sie sind mir neulich ganz unvermuthet entwischt nachdem ich von Jena zurückgekommen; aber ich höre von Meyern, daß Sie übermorgen wieder hier sein werden. Ich wünsche gute Geschäfte, ich selbst stehe noch immer auf meinem alten Fleck und bewege mich um den Waldstättensee herum – die Reise nach Jena an dem heißen Tage hat mich aber so angegriffen, daß ich sie jetzt noch fühle. Was sagen Sie dazu, daß nun auch die Lit. Zeitung aus Jena auswandert?

Leben Sie recht wohl und kommen Sie bald mit guten Früchten Ihrer Einsamkeit zurück.

Sch.

 
 * 

909. An Goethe.

Ich bin von der Hitze und dem verwünschten Barometerstand so angegriffen, daß ich mich nicht entschließen kann vor die Thüre zu gehen, auch bin ich keines ordentlichen Gedankens fähig.

Fühle ich mich erleichtert, so seh’ ich Sie vielleicht heut Abend nach dem Nachtessen noch ein Stündchen. Haben Sie irgend ein Novum zum Lesen so bitte ich darum.

Sch.

 
 * 

910. An Schiller.

Heute ist es das erstemal daß mir die Sache Spaß macht. Sie sollten den Wust von widersprechenden und -streitenden Nachrichten sehen! ich lasse alles heften und regalire Sie vielleicht einmal damit, wenn alles vorbei ist. Nur in einem solchen Moment kann man am Moment Interesse finden. Nach meinem Nilmesser kann die Verwirrung nur um einige Grade höher steigen, nachher setzt sich der ganze Quark wieder nach und nach und die Landleute mögen dann säen! Ich freue mich Ihrer Theilnehmung und sehe Sie bald.

Weimar den 6. September 1803.

G.

 
 * 

911. An Goethe.

(Weimar, 12. Sept. 1803.)

Es kommen mir heute so viele dringende Briefexpeditionen zusammen, daß ich vor neun Uhr nicht fertig werden und also nicht kommen kann.

Aus beiliegendem Brief ersehen Sie leider, daß unser Freund Humboldt einen harten Verlust erlitten hat. Schreiben Sie ihm, wenn Sie können, ein Wort des Antheils. Er dauert mich sehr, weil gerade dieses Kind das hoffnungsvollste war von allen.

Den Brief erbitte ich mir wieder zurück.

Sch.

 
 * 

912. An Goethe.

Ich höre, daß Sie heute eine Leseprobe von Julius Cäsar haben und wünsche guten Succeß. Mich sperrt ein heftiger Schnupfen noch zu Hause ein und macht mir den Kopf sehr wüste.

Die zwei theatralischen Recruten habe ich gestern gesehen, sie stellen sich recht gut dar, und mit dem Dialekt des einen gehts doch noch leidlicher, als ich erwartet hatte. Von ihrem guten Willen wird mehr als von ihrem Talent zu hoffen sein.

Grüner hätte großes Verlangen in der Jungfrau von Orleans als Gespenst aufzutreten. In mancher Rücksicht würde ihm diese Art der Einführung nicht ungünstig sein. Außerdem daß die Rolle klein und also sehr genau einzulernen ist, kann sie auch mit einer gewissen ernsten Monotonie gesprochen werden und verlangt wenig Bewegung. Das Seltsame wird sich darin mit dem Neuen gut verbinden, und Graff, der sich jetzt des Umziehens wegen mit dieser Rolle nur plagt, wird gern davon befreit werden.

Beckern habe ich noch nicht allein sprechen können.

Leben Sie recht wohl. Ich wünsche sehr Sie bald wieder zu sehen.

Sch.

 
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913. An Schiller.

Schreiben Sie mir doch wie Sie sich befinden und ob Sie heute Abend ins Schauspiel gehen können, ich sehe Sie heute auf alle Fälle. Indessen bitte ich um Ihren Rath. Indem ich daran denke Humboldten etwas freundliches zu erzeigen, so fällt mir ein ihm die natürliche Tochter stückweise zu schicken. Zugleich aber auch das Bedenken daß der Verlust eines Kindes der Gegenstand ist. Soll man hoffen durch die nachgeahmten Schmerzen die wahren zu lindern, oder soll man sich vor dem stoffartigen Eindruck fürchten?

Ich wünsche zu hören daß Sie wieder wohl sind.

Weimar am 17. September 1803.

G.

 
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914. An Goethe.

(Weimar, 17. Sept. 1803.)

Ich denke diesen Abend ins Schauspiel zu kommen, auf dem kurzen Weg kann ich mich schon verwahren. Uebrigens plagt mich noch der Katarrh und ich muß ihm abwarten, wenn er nicht hartnäckig werden soll.

Fernow sagte mir, daß ihm Cotta bei seiner Durchreise gesagt, er wolle die natürliche Tochter, wie sie fertig sei, an Humboldt schicken. Sie könnten es also, dächt’ ich, diesem überlassen und es ihm etwa noch selbst auftragen. Das Paket kommt zu einer Zeit an, wo der Verlust nicht mehr ganz neu ist, und in diesem Fall kann das Werk des Dichters eher eine gute als schlimme Wirkung thun.

Wollten Sie wohl die Güte haben und sich, da heute Botentag ist, den Katalog der Schweizergeschichte und etwa der deutschen Reichsgeschichte von Vulpius kommen lassen?

Ich freue mich Sie heute zu sehen. Wenn Sie in die Komödie fahren oder aus derselben, so nehmen Sie mich wohl mit.

Sch.

 
 * 

915. An Schiller.

Möchten Sie wohl beikommendes Blatt an Fichten abgehen lassen? Leider steht die ganze Sache nicht erfreulich; Fichte steht bei seinem großen Verstande noch im Wahn, als könnte man vor Gericht auf seine eigne Weise Recht behalten, da es doch daselbst hauptsächlich auf gewisse Formen ankommt. Auch ist, wie Sie aus dem Blättchen sehen werden, Salzmann , der von Grund aus nichts taugt, abzuschaffen. Mich verlangt sehr Sie zu sehen. Möchten Sie wohl bei dem schönen Tage heute Mittag mit nach Tiefurt fahren? ich habe mich anmelden lassen und man wird Sie gewiß auch sehr gerne sehen; ich würde nach zwölf Uhr kommen um Sie abzuholen.

Weimar am 23. September 1803.

G.

 
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916. An Goethe.

(Weimar, 23. Sept. 1803.)

Weil ich diesen Sommer Wochen und Monate verschwendet, so muß ich jetzt wohl Tage und Stunden zu Rath halten. Ich kann also Ihre freundschaftliche Einladung nach Tiefurt zu fahren, nicht annehmen. Vielleicht mögen Sie bei Ihrer Rückkunft bei mir vorsprechen, oder ich komme gegen fünf Uhr zu Ihnen; denn die späten Abendstunden sind mir zuweilen günstig zur Arbeit und müssen die Morgenstunden ersetzen, die verloren gehen. Wir könnten vielleicht eine Einrichtung treffen uns öfters zwischen drei und fünf Uhr zu sehen und , indem wir den Tag in der Mitte zerschneiden, zwei daraus zu machen.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

 
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917. An Schiller.

Mit einer sehr unerfreulichen modernen Römerin sende ich Ihnen einen interessanten Brief von Johannes Müller und frage an, ob wir uns diesen Nachmittag etwa irgendwo begegnen können. Um sechs Uhr ist Hauptprobe vom Julius Cäsar.

Weimar am 30. September 1803.

G.

 
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918. An Goethe.

(Weimar, 2. October 1803.)

Diesen Vormittag gehe ich nach Jena, weil meine Schwiegermutter auch diesen Weg macht , ich nehme einen großen Eindruck mit und über acht Tage bei der zweiten Vorstellung des Cäsar werde ich Ihnen etwas darüber sagen können. Es ist keine Frage, daß der Julius Cäsar alle Eigenschaften hat, um ein ordentlicher Pfeiler des Theaters zu werden: Interesse der Handlung, Abwechslung und Reichthum, Gewalt der Leidenschaft und sinnliches Leben vis À vis des Publicums – und der Kunst gegenüber hat er alles was man wünscht und braucht. Alle Mühe die man also noch dran wendet, ist ein reiner Gewinn, und die wachsende Vollkommenheit bei der Vorstellung dieses Stücks muß zugleich die Fortschritte unsers Theaters zu bezeichnen dienen.

Für meinen Teil ist mir das Stück von unschätzbarem Werth; mein Schifflein wird auch dadurch gehoben. Er hat mich gleich gestern in die thätigste Stimmung gesetzt.

Auf den Donnerstag spätstens denke ich Sie wieder hier zu sehn. Wollen Sie die Güte haben und mir zwei Zeilen an Trapizius mitgeben wegen Ihrer Zimmer im Schloß? Ich entgehe durch diesen Ausweg der Verlegenheit bei den Freunden zu logiren, wo ich meine Freiheit und meinen Zweck verlieren würde.

Was mache ich mit den zwei Bänden Bücherkatalog? Soll ich sie in Ihrem Namen der Bibliothek zurückgeben?

Leben Sie recht wohl und mögen Ihnen diese Woche die besten Gedanken erscheinen!

Sch.

Um zehn Uhr wünschte ich wegzufahren.

 
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919. An Schiller.

Ich habe mich sehr über das gestern geleistete gefreut, am meisten durch Ihre Theilnahme. Bei der nächsten Vorstellung schon hoffe ich die Erscheinung zu steigern; es ist ein großer Schritt, den wir gleich zu Anfang des Winters thun.

Ich will gern gestehn, daß ich es auch in dem Sinn unternahm Ihre wichtige Arbeit zu fördern; für mein Vornehmen habe ich auch schon Vortheil daraus gezogen.

Ein Blatt an Trapizius liegt bei. Möge Ihnen das einsame Zimmer recht gute Stimmung geben.

Die zwei Bände Bücherkatalog erhält die akademische Bibliothek zurück, wogegen ich einen ausgestellten Zettel erhalte.

Leben Sie bestens wohl.

Weimar am 2. October 1803.

G.

 
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920. An Schiller.

Hier der Kaufmann von Venedig mit Bitte um gefällige Uebernahme der Revision und der Proben. Ueber die Austheilung denken Sie beim Durchlesen nochmals nach und wir sprechen darüber. Vielleicht mögen Sie morgen Abend um sechs Uhr zu mir kommen, es wird allerlei dramatisch-musikalische Proben geben. Hierbei ein Exemplar Taschenbuch.

(Weimar)Am 29. October 1803.

G.

 
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921. An Goethe.

(Weimar, 14. November 1803.)

Man bittet mich, Sie darum anzugehen, daß auf den Mittwoch Wallensteins Lager möchte zu den Brüdern gespielt werden, weil Beschort eine Anschauung zu diesem Stück zu bekommen wünschte, das in Berlin jetzt auch soll gespielt werden. Auch Brühl sähe es gern und es geschähe also mehrern dadurch ein Gefallen.

Weil wir jetzt drei Schauspieler mehr haben, so rieth ich an , die drei mitsprechenden Statisten, nämlich den Kroat, den Schwytzer und den zweiten Kürassier mit unsern drei neuen Schauspielern zu besetzen, so kann das Stück durchaus frisch weggespielt werden.

In der Komödie sehe ich Sie heute wohl?

S.

 
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922. An Schiller.

Wenn ich nicht bei Zeiten schreibe, so unterbreche ich später noch schwerer das Stillschweigen! also will ich nur sagen, daß ich diese Paar Tage vorerst angewendet habe um Antworten und Promemorias in allerlei Geschäften los zu werden. Mancherlei auf das neue kritische Institut beziehendes, das auf eine wunderliche Weise zu floriren verspricht, hat mich auch beschäftigt. Zunächst brauche ich vielleicht acht und mehr Tage zur Redaction des Programms, über die Kunstausstellung und das Polygnotische Wesen. Ist dieses in Druckers Händen, so will ich sehen, ob’s nicht möglich ist irgend etwas Erfreuliches zu produciren. Geht es nicht, so werde ich auch deßhalb mich zu trösten wissen.

Recht angenehme Stunden habe ich mit Schelver, Hegel und Fernow zugebracht. Der erste arbeitet, im botanischen Fach, so schön aus was ich fürs Rechte halte, daß ich meinen eignen Ohren und Augen kaum traue, weil ich gewohnt bin, daß jedes Individuum sich, aus närrischer Sucht originaler Anmaßung, vom schlichten Weg fortschreitender Potentiirung, mit fratzenhaften Seitensprüngen so gern entfernt.

Bei Hegeln ist mir der Gedanke gekommen: ob man ihm nicht, durch das Technische der Redekunst, einen großen Vortheil schaffen könnte. Es ist ein ganz vortrefflicher Mensch; aber es steht seinen Aeußerungen gar zu viel entgegen.

Fernow ist, in seiner Art, gar brav, und hat eine so redliche und rechtliche Ansicht der Kunsterscheinungen. Wenn ich mit ihm spreche, so ist mirs immer, als käme ich erst von Rom und fühle mich, zu einiger Beschämung, vornehmer als in der so viele Jahre nun geduldeten Niedertracht nordischer Umgebung, der man sich doch auch mehr oder weniger assimilirt.

Es ist merkwürdig, daß das Historische, das so viel ist, wenn es würdige Gegenstände behandelt, auch etwas an und für sich werden und uns etwas bedeuten kann, wenn der Gegenstand gemein, ja sogar absurd ist. Doch das deutet von je her auf einen jämmerlichen Zustand, wenn die Form alle Kosten hergeben muß.

Die Herren sind übrigens fort und gehen fort und es fällt niemanden ein, als ob dadurch etwas verloren sei. Man läutet zum Grabe des tüchtigsten Bürgers allenfalls noch die Stadt zusammen und die überbleibende Menge eilt mit dem lebhaften Gefühl nach Hause, daß das löbliche gemeine Wesen vor wie nach bestehen könne, werde und müsse.

Und somit leben Sie wohl, leisten Sie das bessere, in so fern es Ihnen gegönnt ist. Sagen Sie mir etwas von Zeit zu Zeit, ich will mir zum Gesetz machen wenigstens alle acht Tage zu schreiben, um von meinen Zuständen Nachricht zu geben.

Jena am 27. November 1803.

G.

 
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923. An Goethe.

Weimar, 30. November 1803.

In meiner jetzigen Ein- und Abgeschlossenheit erfahre ich nur an dem immer kürzeren Tagesbogen, daß sich die Zeit bewegt. Durch den Mangel an aller Zerstreuung und durch ein vorsätzliches Beharren erhalte ich so viel, daß meine Arbeit wenigstens nicht still steht, obgleich meine ganze Physik unter dem Druck dieser Jahrszeit leidet.

Ihr Brief zeigt daß Sie heiter sind und mit Vergnügen sehe ich, daß Sie mit Hegeln näher bekannt werden. Was ihm fehlt, möchte ihm nun wohl schwerlich gegeben werden können, aber dieser Mangel an Darstellungsgabe ist im Ganzen der deutsche Nationalfehler und compensirt sich, wenigstens einem deutschen Zuhörer gegenüber, durch die deutsche Tugend der Gründlichkeit und des redlichen Ernstes. Suchen Sie doch Hegeln und Fernow einander näher zu bringen; ich denke es müßte gehen, dem einen durch den andern zu helfen. Im Umgang mit Fernow muß Hegel auf eine Lehrmethode denken, um ihm seinen Idealismus zu verständigen, und Fernow muß aus seiner Flachheit herausgehen. Wenn Sie beide vier- oder fünfmal bei sich haben und ins Gespräch bringen, so finden sich gewiß Berührungspunkte zwischen beiden.

Professor Rehberg ist vor acht Tagen hier durchgekommen; Sie würden mir mehr Aufschluß über ihn geben können, als ich selbst gefunden, da ich gar nichts von ihm wußte. Er hat eine Achtung und eine Neigung zu dem deutschen Wesen; aber ich weiß nicht, ob er ein Organ hat, die idealistische Denkweise aufzunehmen. Der nordische Magnet scheint mächtig auf alle Deutschen in Italien zu wirken; denn was wir im Norden treiben, beunruhigt sie ganz gewaltig mitten im Süden.

Man sagt hier, daß die Hallenser ein Verbot der Jenaischen Zeitung im Preußischen ausgewirkt. Ich kann es kaum glauben, schreiben Sie mir doch was daran ist.

Thibaut, der neulich hier war, hat von der Jenaischen Zeitung auch ganz gute Hoffnungen. Sonst war er sehr bedenklich und wollte gar nicht daran glauben.

Sie schreiben mir nichts von Voß; grüßen Sie ihn doch, wenn Sie ihn sehen und theilen mir etwas von ihm mit.

Frau von Staël ist wirklich in Frankfurt und wir dürfen sie bald hier erwarten. Wenn sie nur deutsch versteht, so zweifle ich nicht, daß wir über sie Meister werden; aber unsre Religion in französischen Phrasen ihr vorzutragen und gegen ihre französische Volubilität aufzukommen ist eine zu harte Aufgabe. Wir würden nicht so leicht damit fertig werden wie Schelling mit Camille Jordan der ihm mit Locke angezogen kam – Je méprise Locke, sagte Schelling und so verstummte denn freilich der Gegner.

Leben Sie recht wohl.

Sch.

 
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924. An Schiller.

Herr Regierungsrath Voigt hat mich diesen Nachmittag besucht und mich abgehalten Ihnen zu schreiben; dagegen habe ich ihn gebeten Sie bald zu sehen und Sie vom glücklichen Fortgang unserer literarischen Unternehmung zu unterrichten. Hätten Sie nicht für jetzt das bessere Theil erwählt, so würde ich Sie bitten uns bald ein Zeichen Ihrer Beistimmung zu geben.

Für mich ist dieses Wesen eine neue sonderbare Schule die denn auch gut sein mag, weil man mit den Jahren doch immer weniger productiv wird und also sich wohl um die Zustände der andern etwas genauer erkundigen kann.

Mich beschäftigt jetzt das Programm, das in zwei Theile zerfällt, in die Beurtheilung des Ausgestellten und in die Belebung der Polygnotischen Reste. Jenen ersten Theil hat Meyer zwar sehr schön vorgearbeitet, indem er alles zu Beherzigende trefflich bedacht und ausgedrückt hat; doch muß ich noch einige Stellen ganz umschreiben und das ist eine schwere Aufgabe.

Für die Polygnotischen Reste ist auch gethan was ich konnte; doch alles zuletzt zusammen zu schreiben und zu redigiren, nimmt noch einige Morgen weg; indessen führt diese Arbeit in sehr schöne Regionen und muß künftig unserm Institut eine ganz neue Wendung geben. Nun kommt auch noch der Druck dazu , so daß ich das ganze Geschäft unter vierzehn Tagen nicht los werde. Das Programm wird dießmal ohngefahr vier Bogen.

Voß habe ich erst einmal gesehen, da ich wegen der Nässe mich kaum bis in die Bachgasse getraue. Er hat nun Burkhardt Waldis an die Reihe genommen, um dessen Worte und Redensarten ins Wörterbuch zu notiren. Ich muß mich erst wieder zu ihm und seinem Kreise gewöhnen und meine Ungeduld an seiner Sanftmuth bezähmen lernen. Dürfte ich an was Poetisches denken, so läse ich mit ihm wie sonst; denn da ist man gleich in der Mitte des Interesses. Knebel hat sich bei Hellfeld, in Ihrer ehemaligen Nachbarschaft, am Neuthor, eingemiethet, weit genug von Vossen um von dessen Rigorismus nicht incommodirt zu werden. Dafür wird er auch unserm Prosodiker das Wasser nicht trübe machen; denn dieser wohnt am Einfluß, er aber am Ausfluß des Baches.

Ihren Vorschlag Fernow und Hegel zusammen zu bringen habe ich ins Werk zu setzen schon angefangen. Uebrigens giebt es morgen Abend bei mir einen Thee, bei dem sich die heterogensten Elemente zusammenfinden werden.

Der arme Vermehren ist gestorben. Wahrscheinlich lebte er noch wenn er fortfuhr mittelmäßige Verse zu machen. Die Postexpedition ist ihm tödtlich geworden; und somit für heute ein freundliches Lebewohl.

Jena am 2. December 1803.

G.

 
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925. An Schiller.

Vorauszusehen war es daß man mich, wenn Madame de Staël nach Weimar käme, dahin berufen würde. Ich bin mit mir zu Rathe gegangen, um nicht vom Augenblick überrascht zu werden, und hatte zum Voraus beschlossen hier zu bleiben. Ich habe, besonders in diesem bösen Monat, nur gerade so viel physische Kräfte um nothdürftig auszulangen, da ich zur Mitwirkung zu einem so schweren und bedenklichen Geschäft verpflichtet bin. Von der geistigsten Uebersicht, bis zum mechanischen typographischen Wesen muß ichs wenigstens vor mir haben und der Druck des Programms, der, wegen der Polygnotischen Tabellen, recht viele Dornen hat, fordert meine öftere Revision. Wie viele Tage sind denn noch hin, daß das alles fertig sein und, bei einer leidenschaftlichen Opposition, mit Geschick erscheinen soll? Sie, werther Freund, sehen gewiß mit Grausen meine Lage an, in der mich Meyer trefflich soulagirt, die aber von niemand kann erkannt werden; denn alles was nur einigermaßen möglich ist, wird als etwas Gemeines angesehen. Deßhalb möchte ich Sie recht sehr bitten mich zu vertreten; denn niemanden fällt bei dieser Gelegenheit der Taucher wohl ein als mir und niemand begreift mich als Sie. Leiten Sie daher alles zum besten, in so fern es möglich ist. Will Madame de Staël mich besuchen, so soll sie wohl empfangen sein. Weiß ich es vier und zwanzig Stunden voraus, so soll ein Theil des Loderischen Quartiers meublirt sein, um sie aufzunehmen, sie soll einen bürgerlichen Tisch finden, wir wollen uns wirklich sehen und sprechen, und sie soll bleiben so lange sie will. Was ich hier zu thun habe ist in einzelnen Viertelstunden gethan, die übrige Zeit soll ihr gehören; aber in diesem Wetter zu fahren, zu kommen, mich anzuziehen, bei Hof und in Societät zu sein, ist rein unmöglich, so entschieden als es jemals von Ihnen, in ähnlichen Fällen, ausgesprochen worden.

Dieß alles sei Ihrer freundschaftlichen Leitung anheim gegeben, denn ich wünsche nichts mehr als diese merkwürdige, so sehr verehrte Frau wirklich zu sehen und zu kennen, und ich wünsche nichts so sehr als daß sie diese Paar Stunden Weges an mich wenden mag. Schlechtere Bewirthung, als sie hier finden wird, ist sie unterweges schon gewohnt. Leiten und behandeln Sie diese Zustände mit Ihrer zarten, freundschaftlichen Hand und schicken Sie mir gleich einen Expressen, sobald sich etwas bedeutendes ereignet.

Glück zu allem, was Ihre Einsamkeit hervorbringt, nach eignem Wünschen und Wollen! Ich rudre in fremdem Element herum, ja, ich möchte sagen, daß ich nur drin patsche, mit Verlust nach außen und ohne die mindeste Befriedigung von innen oder nach innen. Da wir denn aber, wie ich nun immer deutlicher von Polygnot und Homer lerne, die Hölle eigentlich hier oben vorzustellen haben, so mag denn das auch für ein Leben gelten. Tausend Lebewohl! im himmlischen Sinne.

Jena am 13. December 1803.

G.

 
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926. An Goethe.

Weimar, 14. December 1803.

Gegen Ihre Gründe, warum Sie jetzt nicht hieher kommen wollen, läßt sich gar nichts einwenden, ich habe sie dem Herzog noch möglichst geltend zu machen gesucht. Der Frau von Staël wird und muß es auch viel angenehmer sein, Sie ohne den Train von Zerstreuungen zu sehen, und Ihnen selbst kann, bei dieser Einrichtung, diese Bekanntschaft wirklich ein Vergnügen sein, da sie sonst nur eine unerträgliche Last gewesen wäre.

Ich nehme wahren Antheil an dem Fortgang Ihrer jetzigen Geschäfte, die nun einmal eine Notwendigkeit sind, wenn sie auch nach innen nichts erbauen und begründen. Meine Geschäfte gehen auch ihren Gang fort, und es fängt doch endlich an, etwas zu werden. Aber da man mich von Berlin aus drängt und treibt und mich also ewig an den Drachen erinnert, der das Werk so wie es warm aus der Feder kommt, fressen und verschlingen wird, so macht mir das auch keinen guten Muth. Das ganz niederträchtige des Berlinischen Theaters habe ich mir erst neuerdings wieder aus Cordemanns Bericht versinnlicht.

Daß Böttiger nach Berlin kommt ist nun gewiß, wir wollen ihm von Herzen glückliche Reise wünschen. Möge ihm nur ein glücklicher Nachfolger werden. Ich habe an Riemern gedacht; es wäre doch sehr zu wünschen, einen solchen Menschen festzuhalten.

Leben Sie recht wohl, bleiben Sie gesund und heiter und fahren Sie säuberlich mit der Pilgerin, die zu Ihnen wallet. So wie ich etwas näheres erfahre gebe ich Ihnen Nachricht.

Sch.

Der Herzog läßt mir zur Antwort sagen, er würde Ihnen selbst schreiben und mit mir in der Komödie reden. Halten Sie nur fest, wenn er sich Ihnen auch nicht gleich fügen will.

 
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927. An Goethe.

Weimar, 21. December 1803.

Der rasche und wirklich anstrengende Wechsel von productiver Einsamkeit und einer ganz heterogenen Societäts-Zerstreuung hat mich in dieser letzten Woche so ermüdet, daß ich durchaus nicht zum Schreiben kommen konnte, und es meiner Frau überließ, Ihnen eine Anschauung von unsern Zuständen zu geben.

Frau von Staël wird Ihnen völlig so erscheinen, wie Sie sie sich a priori schon construirt haben werden: es ist alles aus Einem Stück und kein fremder, falscher und pathologischer Zug in ihr. Dieß macht daß man sich trotz des immensen Abstands der Naturen und Denkweisen vollkommen wohl bei ihr befindet, daß man alles von ihr hören und ihr alles sagen mag. Die französische Geistesbildung stellt sie rein und in einem höchst interessanten Lichte dar. In allem was wir Philosophie nennen, folglich in allen letzten und höchsten Instanzen ist man mit ihr im Streit und bleibt es, trotz alles Redens. Aber ihr Naturell und Gefühl ist besser als ihre Metaphysik, und ihr schöner Verstand erhebt sich zu einem genialischen Vermögen. Sie will alles erklären, einsehen, ausmessen, sie statuirt nichts dunkles, unzugängliches, und wohin sie nicht mit ihrer Fackel leuchten kann, da ist nichts für sie vorhanden. Darum hat sie eine horrible Scheu vor der Idealphilosophie, welche nach ihrer Meinung zur Mystik und zum Aberglauben führt, und das ist die Stickluft wo sie umkommt. Für das was wir Poesie nennen, ist kein Sinn in ihr; sie kann sich von solchen Werken nur das leidenschaftliche, rednerische und allgemeine zueignen, aber sie wird nichts falsches schätzen, nur das rechte nicht immer erkennen. Sie ersehen aus diesen paar Worten, daß die Klarheit, Entschiedenheit und geistreiche Lebhaftigkeit ihrer Natur nicht anders als wohlthätig wirken können; das einzige lästige ist die ganz ungewöhnliche Fertigkeit ihrer Zunge, man muß sich ganz in ein Gehörorgan verwandeln um ihr folgen zu können. Da sogar ich, bei meiner wenigen Fertigkeit im Französischreden, ganz leidlich mit ihr fortkomme, so werden Sie bei Ihrer größeren Uebung eine sehr leichte Communication mit ihr haben.

Mein Vorschlag wäre, Sie kämen den Sonnabend herüber, machten erst die Bekanntschaft und gingen dann den Sonntag wieder zurück um Ihr Jenaisches Geschäft zu vollenden. Bleibt Madame de Staël länger als bis Neujahr, so finden Sie sie hier, und reist sie früher ab, so kann sie Sie ja in Jena vorher noch besuchen. Alles kommt jetzt darauf an, daß Sie eilen, eine Anschauung von ihr zu bekommen, und sich einer gewissen Spannung zu entledigen. Können Sie früher kommen als Sonnabends, desto besser.

Leben Sie recht wohl. Meine Arbeit hat in dieser Woche freilich nicht viel zugenommen, aber doch auch nicht ganz gestockt. Es ist recht Schade daß uns diese interessante Erscheinung zu einer so ungeschickten Zeit kommt, wo dringende Geschäfte, die böse Jahrszeit und die traurigen Ereignisse über die man sich nicht ganz erheben kann, zusammen auf uns drücken.

Sch.

 
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928. An Schiller.

Hier mein Werthester die Aushängebogen des Programms, auf Actenweise geheftet, bis ich Ihnen ein besseres Exemplar zuschicken kann. Möchten doch unsere Bemühungen Ihnen einigen Beifall ablocken.

Ich gehe heute Abend nicht in die Komödie; wie halten Sie es? Mögen Sie mich vielleicht gegen acht Uhr besuchen und alsdann Wolf bei mir erwarten, welcher wohl in das Schauspiel gehen wird?

Weimar am 31. December 1803.

G.

 
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929. An Goethe.

(Weimar, 31. Dec. 1803.)

Ich wollte schon bei Ihnen anfragen, wie Sie es diesen Abend halten wollten, als ich Ihre Sendung erhielt, die mir sehr erfreulich war. Das Programm ist voll Gehalt und Leben, und füllt einem den ganzen Geist mit einer Welt von Ideen an. Das Polygnotische Wesen nimmt sich prächtig aus und scheint einen neuen Tag zu verkündigen. Mündlich mehr; ich werde mich gegen acht Uhr einstellen.

Haben Sie die Güte mir eine Nota über die an Wolzogen überlassenen Zeichnungen zu schicken, so will ich sie gleich bezahlen.

Sch.

 
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1804

930. An Schiller.

Beiliegendes Blättchen wollte besonders abschicken als mir die Balladen wieder in die Hände fielen, welche ich schon vor einiger Zeit erhielt; sie haben etwas Gutes ohne gut zu sein. Ich wünsche Ihr Urtheil zu hören.

Weimar am 4. Januar 1804.

G.

 
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931. An Goethe.

Zu einem Geburtstagstück scheint mir der Mithridat im Nothfall zu brauchen; er giebt, da man nichts beßres hat, doch eine ernste und vornehme Darstellung. Ich habe deßwegen das noch bei mir stagnirende Manuscript gestern mobil gemacht, und den ersten Akt mit dem was ich dabei angestrichen an Bode gegeben, der jetzt eben daran ist die bemerkten Stellen zu ändern. Wenn er damit zurecht kommt, welches sich binnen wenigen Tagen ausweisen muß, so könnte das Stück am Ende kommender Woche abgeschrieben und ausgetheilt sein, und es blieben dann immer noch vierzehn Tage zum einstudiren.

Geist sagte gestern daß das Concert und Souper auf dem Stadthause wieder abgesagt worden. Da ich nichts officielles darüber vernommen, so bitte ich nur um ein Wort mündlich, wie es damit steht. Meyern sende ich das Augusteum. Von Frau von Staël habe ich nichts gehört; ich hoffe sie ist mit Herrn Benjamin Constant beschäftigt. Was gäbe ich um Ruhe, Freiheit und Gesundheit in den nächsten vier Wochen; dann wollte ich weit kommen.

Sch.

 
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932. An Goethe.

(Weimar, 10. Januar 1804.)

Wie ich gestern Nachts nach Hause kam, fiel mir plötzlich ein, daß ich Hrn. Genast neue Räthsel zur morgenden Turandot versprochen, und um doch einigermaßen Wort zu halten, setzte ich mich noch vor Schlafengehen hin, ein paar Ideen dazu in Verse zu bringen; so habe ich also den werthen Gast, den Sie mir in die Tasche gesteckt, erst diesen Augenblick wo ich aufgestanden, zur Hand genommen und werde diesen Abend davon Bericht abstatten können.

Die neuen Figuren im Theaterpersonal will ich nützlichst in der Jungfrau unterzubringen suchen.

Sch.

 
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933. An Goethe.

(Weimar, 13. Januar 1804.)

Indem ich mich erkundige wie es mit Ihrer Gesundheit steht, frage ich zugleich an, ob Sie sich gestimmt und aufgelegt fühlen, von etwas poetischem Notiz zu nehmen. Denn in diesem Fall wollte ich Ihnen den großen ersten Act des Tell zuschicken, welchen ich an Iffland abzusenden gedrungen werde, und nicht gern ohne Ihr Urtheil aus den Händen geben möchte. Unter allen den widerstreitenden Zuständen, die sich in diesem Monat häufen, geht doch die Arbeit leidlich vorwärts und ich habe Hoffnung, mit Ende des kommenden Monats ganz fertig zu sein.

Die Recension, die Sie mir geschickt, ist mir ganz ungenießbar und fast unverständlich: ich fürchte dieser böse Casus wird Ihnen noch oft vorkommen. Von dem recensirten Buch habe ich mir keinen Begriff daraus schöpfen können.

Die Staël habe ich gestern bei mir gesehen, und sehe sie heut wieder bei der Herzogin Mutter – Es ist das alte mit ihr; man würde sich an das Faß der Danaiden erinnern, wenn einem nicht der Oknos mit seinem Esel dabei einfiele.

Sch.

 
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934. An Schiller.

Das ist denn freilich kein erster Act, sondern ein ganzes Stück und zwar ein fürtreffliches, wozu ich von Herzen Glück wünsche und bald mehr zu sehen hoffe. Meinem ersten Anblick nach ist alles so recht und darauf kommt es denn wohl bei Arbeiten, die auf gewisse Effecte berechnet sind, hauptsächlich an. Zwei Stellen nur habe ich eingebogen; bei der einen wünschte ich, wo mein Strich läuft, noch einen Vers, weil die Wendung gar zu schnell ist.

Bei der andern bemerke ich so viel: der Schweizer fühlt nicht das Heimwehe, weil er an einem andern Orte den Kuhreigen hört , denn der wird, so viel ich weiß, sonst nirgends geblasen; sondern eben weil er ihn nicht hört, weil seinem Ohr ein Jugendbedürfniß mangelt. Doch will ich dieß nicht für ganz gewiß geben. Leben Sie recht wohl, und fahren Sie fort uns durch Ihre schöne Thätigkeit wieder ein neues Lebensinteresse zu verschaffen; halten Sie sich auch wacker im Hades der Societät und flechten Sie Schilf und Rohr nur fein zum derben Stricke, damit es doch auch etwas zu kauen gebe.

Gruß und Heil.

Weimar am 13. Januar 1804.

G.

 
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935. An Goethe.

(Weimar, 14. Januar 1804.)

Daß Sie mit meinem Eingang in den Tell zufrieden sind, gereicht mir zu einem großen Trost, dessen ich unter der gegenwärtigen Stickluft besonders bedürftig war. Auf den Montag will ich Ihnen das Rütli senden, welches jetzt ins reine geschrieben wird; es läßt sich als ein Ganzes für sich lesen.

Ich bin ungeduldig verlangend, Sie wieder zu sehen, wann öffnen Sie Ihre Pforte wieder?

Heute regt sich nach vier Wochen wieder eine Lust bei mir nach der Komödie. In dieser ganzen Zeit habe ich keinen Trieb gespürt, besonders da meistens um meine eigene Haut gespielt wurde.

Madame de Staël will noch drei Wochen hier bleiben. Trotz aller Ungeduld der Franzosen wird sie fürchte ich doch an ihrem eigenen Leib die Erfahrung machen, daß wir Deutschen in Weimar auch ein veränderliches Volk sind, und daß man wissen muß zu rechter Zeit zu gehen.

Lassen Sie mich vor Schlafengehen noch ein Wort von sich hören.

Sch.

 
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936. An Schiller

(Weimar, 14. Januar 1804.)

Auf Ihre freundlichen Abendworte erwiedere ich folgendes: Ich wünsche recht herzlich Sie bald zu sehen, ob ich mich gleich sehr in acht nehmen muß. Eine Unterredung mit Hrn. Geh. Rath Voigt ist mir gestern gar nicht wohl bekommen. Ich fühle jetzt erst daß ich schwach bin.

An Ihrer Exposition habe ich mich recht gelabt und indessen davon gezehrt. Es ist recht gut daß Sie den Widerspruch gegen die zudringliche Nachbarin durch eine solche gleichzeitige That äußern, sonst müßte der Zustand auch ganz unerträglich sein.

Da ich jetzt krank und grämlich bin, so kommt es mir fast unmöglich vor jemals wider solche Discurse zu führen. Man begeht doch eigentlich eine Sünde wider den heiligen Geist, wenn man ihr auch nur im Mindesten nach dem Maule redt. Wäre sie bei Jean Paul in die Schule gegangen, so hielte sie sich nicht so lange in Weimar auf; sie mags auf ihre Gefahr nur noch drei Wochen probiren.

Ich bin die Zeit über immer beschäftigt gewesen und da ich nichts leisten konnte, habe ich manches gethan und gelernt; nur muß ich mit den Gegenständen wechseln und Pausen dazwischen machen.

Die angekommenen Hackertischen Landschaften haben mir auch einen heiteren Morgen gemacht; es sind ganz außerordentliche Werke, von denen man, wenn sich auch manches dabei erinnern läßt, doch sagen muß, daß sie kein anderer Lebender machen kann, und wovon gewisse Theile niemals besser gemacht worden sind.

Leben Sie recht wohl und wenn Sie morgen nach Hofe fahren, so kommen Sie einen Augenblick vorher zu mir; mein Wagen kann Sie abholen und so lange warten.

Das Rütli wird mir große Freude machen. Ich verlange sehr das was einzeln so gut eingeführt ist, nun im Ganzen beisammen zu sehen.

G.

 
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937. An Schiller.

(Weimar, 16. Januar 1804.)

Hier die neuen Zeitungen, mit Bitte sie sodann an Meyer zu schicken, besonders empfehle ich Nro. 13. Ist denn doch nichts Neues unter der Sonne! und hat nicht unsere vortreffliche Reisende mir heute früh, mit der größten Naivetät, versichert: daß sie meine Worte, wie sie solcher habhaft werden könne, sämmtlich werde drucken lassen. Diese Nachricht von Rousseau’s Briefen macht wirklich der gegenwärtigen Dame bei mir ein böses Spiel. Man sieht sich selbst und das frazenhafte französische Weiberbestreben im (diamantenen) (adamantinen) Spiegel. Die besten Wünsche für Ihr Wohl.

G.

 
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938. An Goethe.

(Weimar, 17. Januar 1804.)

Ein Uebel das ich nicht vernachlässigen darf und das mich besonders am Gehen hindert, hält mich seit gestern zu Hause und auf den Sopha gefesselt und ist Schuld daß ich das heutige Diner bei Madame de Staël, so wie auch das Concert auf den Abend versäumen muß. Leider gewinne ich dadurch nichts für mein Geschäft, denn der Kopf ist sehr eingenommen. Da meine Frau auch eines bösen Hustens wegen nicht ausgeht, so haben Sie wohl die Güte, falls es nöthig, uns bei Serenissimo, des Concerts wegen, zu entschuldigen.

Die Zeitungsblätter habe ich mit großem Antheil gelesen. Der Anfang den die theologische Exposition macht ist vortrefflich und hätte, wenn man auch die freieste Auswahl gehabt hätte, nicht wohl bedeutender ausfallen können. Die Recension des Sartorischen Werks ist sehr gehaltvoll und tüchtig! den Eingang muß man ihm als rednerisch und ad extra gerechnet passiren lassen, da er ihn in der Folge wieder so naiv aufhebt. Vom Cellini hätte mehr gesagt werden sollen und müssen, indessen ist diese frühzeitigere Anzeige davon, wenn sie auch nicht ganz befriedigt, der Verbreitung des Werks nützlich.

Der Bericht über die Philosophie in dem Intelligenzblatt hat mir große Freude gemacht und ist ein überaus glücklicher Gedanke! ich bin sehr auf die Fortsetzung begierig. Mehr solche Ausführungen, von derselben Hand, über philosophische Dinge würden eine glückliche Veränderung in der öffentlichen Meinung über Philosophie vorbereiten. Zur Schande meiner Sagacität muß ich gestehen, daß ich über den Verfasser dieses Aufsatzes noch nicht im reinen bin.

Johannes Müller ist uns sehr nahe: ein Brief den ich heute von Körnern erhalte, meldet mir daß er dort war und nächstens bei uns eintreffen wird. Körner hält die Anstellung Böttigers in Dresden noch nicht ganz für entschieden, weil man in D. sein Engagement mit Berlin wisse und durchaus nicht damit collidiren wolle.

Madame de Staël schrieb heute in einem Billet an meine Frau von einer baldigen Abreise, aber auch von einer sehr wahrscheinlichen Zurückkunft über Weimar.

Lassen Sie mich hören wie es Ihnen geht. Ich werde diesen Nachmittag eine Leseprobe des Mithridat bei mir haben, da ich doch nichts wichtigeres versäume.

Sch.

 
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939. An Schiller.

(Weimar, 17. Januar 1804.)

Daß Sie auch körperlich leiden ist nicht gut; man sollte, wenn man sich nicht sonderlich befindet, die Uebel seiner Freunde mittragen können, welches ich unter gegenwärtigen Umständen recht gern übernehmen wollte.

Ihr Beifall, den Sie den ersten Zeitungsblättern geben, hat mich sehr beruhigt. Fast alles ist bei einem solchen Institut zufällig und doch muß es wie ein Ueberlegtes werden und aussehen. Die Sache ist indessen auf gutem Wege und wenn Sie einigen Antheil daran nehmen wollten, so würden Sie solche sehr fördern; es brauchten vorerst keine vorsätzliche, lange Recensionen ex professo zu sein, sondern von Zeit zu Zeit eine geistreiche Mittheilung bei Gelegenheit eines Buchs, das man ohnehin liest. Auch verdiene ich wohl daß man mich ein wenig verstärkt; denn ich habe die vergangnen vier Monate mehr als billig an diesem Alp geschleppt und geschoben.

Auch freue ich mich sehr daß Sie mit der kleinen Einleitung in die Philosophie der Nationen zufrieden sind. Wenn es glückt in andern Fächern auch dergleichen aufzustellen, ehe man das einzelne bringt, so wird es auf alle Weise unterhaltend und belehrend sein. Der Verfasser möchte schwer zu errathen sein, denn noch ist er ein namenloses Wesen. Ueberhaupt aber habe ich bei dieser Gelegenheit erfahren daß eine gewisse höhere Bildung in Deutschland sehr verbreitet ist, deren Inhaber sich alle nach und nach an uns heranziehen werden.

Ich danke daß Sie die Leseprobe des Mithridates übernehmen wollen. Schreiben Sie mir doch wie sie abgelaufen ist, und was Sie überhaupt auguriren.

Den schönsten guten Abend.

G.

 
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940. An Goethe.

(Weimar, 17. Januar 1804.)

Kleider und lebhafter Vortrag werden bei dem Mithridat noch das Beste thun müssen. Wenn man bei diesen abgelebten Werken nicht überhaupt etwas lernte, und sich wenigstens in seinem alten Glauben immer mehr dadurch bestärkt fände, so sollte man keine Zeit und Mühe daran verschwenden. Bei einer poetischen Leseprobe fühlt sich das leere, halbe, hölzerne dieser Manier erst recht heraus. Sie sagten mir nichts über das Rütli. Wenn etwa dabei was zu erinnern wäre, so senden Sie mirs morgen Vormittag; denn auf den Freitag muß ichs fortschicken.

Mögen Sie sich bald wieder erholen!

Sch.

 
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941. An Schiller.

Hier kommt auch das Rütli zurück, alles Lobes und Preises werth. Der Gedanke gleich eine Landesgemeinde zu constituiren ist fürtrefflich, sowohl der Würde wegen, als der Breite die es gewährt. Ich verlange sehr das übrige zu sehen. Alles Gute zur Vollendung.

Weimar am 18. Januar 1804.

G.

 
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942. An Schiller.

Eben war ich im Begriff anzufragen, wie es Ihnen gehe, denn bei diesem langen Auseinandersein wird es einem doch zuletzt wunderlich.

Heute habe ich zum erstenmal Madame de Staël bei mir gesehen; es bleibt immer dieselbe Empfindung; sie gerirt sich mit aller Artigkeit noch immer grob genug als Reisende zu den Hyperboreern, deren capitale alte Fichten und Eichen, deren Eisen und Bernstein sich noch so ganz wohl in Nutz und Putz verwenden ließen; indessen nöthigt sie einen doch die alten Teppiche als Gastgeschenk, und die verrosteten Waffen zur Vertheidigung hervorzuholen.

Gestern habe ich Müller gesehen, wahrscheinlich wird er heute wieder kommen. Ich werde Ihren Gruß ausrichten. Er ist über das Weimarische Lazareth freilich betroffen, denn es muß recht übel aussehen, wenn der Herzog selbst auf dem Zimmer bleibt. Bei allen diesen Unbilden habe ich den Trost daß Ihre Arbeit nicht ganz unterbrochen worden, denn das ist das einzige von dem was ich übersehe, das unersetzlich wäre; das wenige, was ich zu thun habe, kann noch allenfalls unterbleiben. Halten Sie sich ja stille, bis Sie wieder zur völligen Thätigkeit gelangen. Wegen Müllers hören Sie morgen bei Zeiten etwas. Das schönste Lebewohl.

Weimar am 23. Januar 1804.

Auch die neue Literaturzeitung schicke vielleicht noch heute Abend.

G.

 
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943. An Schiller.

(Weimar, 24. Januar 1804.)

Noch eine Abendanfrage wie Sie sich befinden? Mit mir geht es ganz leidlich. Heute Abend war Johannes von Müller bei mir und hatte große Freude an meinen Münzschubladen. Da er so unerwartet unter lauter alte Bekannte kam, so sah man recht wie er die Geschichte in seiner Gewalt hat; denn selbst die meisten untergeordneten Figuren waren ihm gegenwärtig und er wußte von ihren Umständen und Zusammenhängen. Ich wünsche zu hören daß die Schweizer Helden sich gegen ihre Uebel wacker gehalten haben.

G.

 
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944. An Goethe.

26. Januar 1804.

Mein Schwager läßt Sie schönstens grüßen. Die Verlobung ist am Neujahr Russischen Kalenders oder am 13. Januar des unsrigen gefeiert worden. Die Vermählung geht noch im Februar vor sich. Cotta erkundigt sich sehr angelegentlich nach der Fortsetzung der natürlichen Tochter. Möchte ich ihm etwas Hoffnung geben können!

Er schreibt mir daß er mein Exemplar seiner Allgemeinen Zeitung, welches bisher immer über Jena gegangen, künftig dem Ihrigen beischließen werde. Vielleicht hat er schon den Anfang damit gemacht, in welchem Fall ich darum bitte.

Den Adelung erbitte mir wenn Sie ihn nicht mehr brauchen. Ich habe allerlei Fragen an dieses Orakel zu thun. Hier lege ich eine kleine poetische Aufgabe zum Dechiffriren bei.

Was beginnen Sie heut und morgen? Die lang projectirte französische Vorlesung der Madame de Staël soll wie ich höre morgen vor sich gehen. Sind Sie aber morgen Abend zu Hause und aufgelegt, so lade ich mich bei Ihnen ein, denn mich sehnt darnach, Sie zu sehen.

Sch.

 
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945. An Schiller.

Frau von Staël war heute bei mir mit Müller, wozu der Herzog bald kam, wodurch die Unterhaltung sehr munter wurde und der Zweck, eine Uebersetzung des Fischers durchzugehen, vereitelt wurde.

Hier schicke ich meinen Adelung; verzeihen Sie daß ich den Ihrigen wohleingepackt an Voß geschickt habe, der dessen zu einer Recension von Klopstocks Grammatischen Gesprächen höchst nöthig bedurfte. Auch sende ich die ersten Stücke Zeitungen außer 1 und 2 und was mir sonst an dieser Sendung auch fehlt.

Ihr Gedicht ist ein recht artiger Stieg auf den Gotthardt, dem man sonst noch allerlei Deutungen zufügen kann, und ist ein zum Tell sehr geeignetes Lied.

Morgen Abend um fünf Uhr kommt Constant zu mir; mögen Sie mich später besuchen, so soll mir’s sehr angenehm sein.

Wohl zu schlafen wünschend.

Am 26. Januar 1804.

G.

 
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946. An Schiller.

Indem ich frage wie Sie sich befinden? und zugleich versichre, daß es mir, unter der Bedingung daß ich zu Hause bleibe, ganz leidlich gehen kann, gebe ich Nachricht von zwei Kunstwerken, die bei mir angelangt sind.

Erstlich ein Gemälde von einem alten Manieristen aus dem siebzehnten Jahrhundert, vorstellend jene Weiber, die sich entblößen, um das fliehende Heer aufzuhalten und es gegen die Feinde zurückzutreiben, mit so viel Geist, Humor und Glück vorgestellt, daß es ein wahrhaftes Behagen erregt.

Zweitens ein Stück von Calderon. Fernando, Prinz von Portugal, der zu Fez in der Sklaverei stirbt, weil er Ceuta, das man als Lösepreis für ihn fordert, nicht will herausgeben lassen. Man wird, wie bei den vorigen Stücken, aus mancherlei Ursachen im Genuß des einzelnen, besonders beim ersten Lesen, gestört; wenn man aber durch ist und die Idee sich wie ein Phönix aus den Flammen vor den Augen des Geistes emporhebt, so glaubt man nichts vortrefflichers gelesen zu haben. Es verdient gewiß neben der Andacht zum Kreuze zu stehen, ja man ordnet es höher, vielleicht weil man es zuletzt gelesen hat und weil der Gegenstand so wie die Behandlung im höchsten Sinne liebenswürdig ist. Ja ich möchte sagen, wenn die Poesie ganz von der Welt verloren ginge, so könnte man sie aus diesem Stück wieder herstellen.

Fügen Sie nun zu diesen günstigen Aspecten irgend einen Act von Tell hinzu, so kann mich in der nächsten Zeit kein Uebel anwehen.

Ruhe zu Nacht und gute Stimmung bei Tage wünscht herzlich.

Weimar am 28. Januar 1804.

G.

 
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947. An Goethe.

(Weimar, 28. Jan. 1804.)

In meiner Abgeschiedenheit worin ich jetzt den ganzen Tag zubringe, ist mir so ein freundlicher Gruß zum Abend ein rechtes Labsal, und Sie werden mich ordentlich verwöhnen. Auf die zwei Nova bin ich sehr begierig. Der Gegenstand des Gemäldes scheint mir ganz excellent zu sein und dazu geeignet, ein Kunstwerk vom ersten Rang hervorzubringen, weil er zwei ganz entgegengesetzte Zustände sinnlich vereinigt.

Ich habe Ihnen nichts ähnlicher Art zu berichten. Neben meinem Pensum, das langsam fortrückt und wenigstens nicht stockt, habe ich die Memoires von einem tüchtigen Seemann gelesen, die mich im mittelländischen und indischen Meer herumgeführt haben, und in ihrer Art bedeutend genug sind. Schlafen Sie recht wohl; ich hoffe, Ihnen bald wieder etwas schicken zu können.

Sch.

 
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948. An Schiller.

Mit den besten Grüßen hierbei verschiedenes:

Erstlich drei Stück Allgemeine Zeitung, wovon besonders eines, wegen einer merkwürdigen Schulchrie, wichtig ist.

2. Einige Rollen, die noch im Macbeth zu besetzen sind, weßhalb ich auch die Austheilung überschicke.

3. Ihr schönes Berglied.

4. Ein, ich fürchte, abermals verunglückter Versuch ein griechisches Trauerspiel heranzurücken; besonders scheint mir der an den alten für uns vielleicht zu schweren Schritt des Trimeters ohne Vermittlung angeknüpfte gereimte Chor sehr unglücklich.

Mögen Sie mich heute Abend besuchen, so befehlen Sie dem Ueberbringer die Stunde des Wagens.

Weimar am 8. Februar 1804.

G.

 
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949. An Goethe.

(Weimar, 8. Februar. 1804.)

Für das überschickte danke ich allerschönstens. Mit den griechischen Dingen ist es eben eine mißliche Sache auf unserm Theater und, unbesehen des Werks, würde ich schon dagegen rathen. Hat man Ihnen nicht abseiten Wielands von einer Aufführung der Helena des Euripides gesprochen, wobei aber der Chor mit der Flöte soll begleitet werden. Ich habe schon vor fünf Wochen davon reden hören und vergessen Sie zu fragen.

Da ich mich heute in einer ganz guten Arbeitslaune befinde, so werde ich wohl einen langen Abend machen und zweifle ob ich werde ausgehen können. Leider muß ich den morgenden Tag heute zu anticipiren suchen, da ich bei Madame de Staël zu Mittag essen soll. Ihren Brief an meinen Schwager habe ich gestern expedirt und seinen Inhalt nachdrücklich empfohlen.

Sch.

 
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950. An Schiller.

Indem ich abermals Zeitungen übersende, frage ich an ob ich das Vergnügen haben kann Sie heute Abend bei mir zu sehen. Frau von Staël und Herr von Constant werden nach fünf Uhr kommen. Ich will ein Abendessen bereit halten wenn man Lust hat da zu bleiben; es wäre sehr schön wenn Sie von der Gesellschaft sein möchten.

Weimar am 16. Februar 1804.

G.

Befehlen Sie die Stunde des Wagens.

 
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951. An Goethe.

(Weimar, 16. Februar 1804.)

Ich bin nun dem Ziel meiner Arbeit nahe und muß mich vor allem, was mir die nöthige letzte Stimmung rauben oder verkümmern kann, sorgfältigst hüten, besonders aber vor allen französischen Freunden. Entschuldigen Sie mich also, mein theurer Freund, mit der evangelisch christlichen Liebe, die ich Ihnen in ähnlichen Fällen gleichermaßen bereit halten will.

Sch.

 
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952. An Goethe.

(Weimar, 19. Februar 1804.)

Hier übersende mein Werk, für das ich unter gegenwärtigen Umständen nichts weiter zu thun weiß. Wenn Sie es durchlesen, bitte ich es zurückzusenden, weil der Rollenschreiber darauf wartet.

Soll es gegen Ostern gegeben werden, so müssen wir suchen es acht Tage vorher zu Stande zu bringen, um noch von Zimmermanns Gegenwart und, in Rücksicht auf die Kasse, von dem actuellen Zustand in Jena zu profitiren, der sich nach Ostern verändern kann. Dann müßte aber wegen der anzuschaffenden Kleider und der erforderlichen Decorationen schleunige Resolution gefaßt werden, auch müßte man den Macbeth verschieben. Das Einstudiren der Rollen macht keine Schwierigkeit, da die größte von keinem beträchtlichen Umfang ist.

Meine Idee wegen der Rollenbesetzung lege ich bei. Sie ersehen daraus, wie schwer es sein würde, Zimmermanns Rolle zu besetzen. Muß man sich nach Ostern auch ohne ihn helfen, so geht es dann eher an als wenn gleich der erste Eindruck trüb ist.

Ich bin von diesen Besorgungen und auch von dem Wetter sehr angegriffen und muß mich noch einige Tage zu Hause halten. Wollen Sie aber mit Beckern und Genast, so wie auch mit Meyern und Heideloff sprechen, so kann die Sache doch vorwärts gehen.

Sch.

 
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953. An Schiller.

Eben war ich im Begriff nach Ihnen und Ihrer Arbeit zu fragen; denn nichts von Ihnen zu sehen und zu hören wurde mir zuletzt doch allzulästig. Der Anblick des Stücks und der Rollenauftheilung hat mich sehr vergnügt. Ich sollte denken man müßte die Vorstellung vor Ostern zu Stande bringen, obgleich nur knapp; freilich mit dem Ausschreiben der Rollen müßte es behend gehen. Ich dächte man setzte einige Schreiber zusammen die zu gleicher Zeit schreiben müßten. Doch davon sobald ich gelesen habe. Jetzt nur recht herzlichen Dank.

Weimar am 19. Februar 1804.

G.

 
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954. An Schiller.

Das Werk ist fürtrefflich gerathen, und hat mir einen schönen Abend verschafft. Einige Bedenklichkeiten wegen der Aufführung vor Ostern sind mir beigegangen. Mögen Sie um zwölf Uhr fahren, so komme ich Sie abzuholen.

Den 21. Februar 1804.

G.

 
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955. An Goethe.

(Weimar, 24. Febr. 1804.)

Anbei übersende die Rollen vom Tell, mit meiner Besetzung, und bitte Sie, nun das weitere darüber zu verfügen.

Ich habe drei neue Weiber darin creirt, um die drei noch übrigen Schauspielerinnen mit Antheil in das Stück hineinzuziehen, weil sie nicht gern Statisten machen. Die Müller bleibt ganz weg.

Heute Abend werden wir uns bei Madame sehen. Gestern haben wir Sie recht vermißt; es ist manches lustige vorgefallen, worüber wir uns noch in künftigen Tagen unter uns ergötzen wollen.

Sch.

 
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956. An Goethe.

Es ist mir recht zum Trost, daß Sie sich des Tell annehmen wollen. Wenn ich mich irgend erträglich fühle, komme ich gewiß; ich habe mich seitdem ich Sie bei der Leseprobe zum letztenmal gesehen gar nicht wohl befunden, denn das Wetter setzt mir gar sehr zu, auch ist mir nach der Abreise unsrer Freundin nicht anders zu Muth, als wenn ich eine große Krankheit ausgestanden.

Sch.

 
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957. An Schiller.

Mögen Sie wohl die zwei ersten Akte ansehn? Wo das weiße Papier eingeheftet ist, fehlt eine Scene zwischen Weislingen und Adelheid. Wenn Sie nichts zu erinnern haben, ließe ich wenigstens von vorn herein die Rollen abschreiben.

Den 12. März 1804.

G.

 
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958. An Goethe.

(Weimar, 15. März 1804.)

Haben Sie die Güte, die Stelle quaestionis nun anzusehen, ob sie so gehen kann. Eine bedeutende Aenderung läßt sich jetzt freilich nicht mehr versuchen, doch hoffe ich, daß jetzt kein unerlaubter Sprung mehr dabei ist.

Wenn Sie nichts zu erinnern finden, so senden Sie mir das Blatt zurück, daß ich in den Rollen das nöthige sogleich für die heutige Probe abändern kann.

Sch.

 
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959. An Schiller.

Sagen Sie mir doch wie es mit Ihnen und den Ihrigen steht? Ob Sie heute die Hussiten besuchen? Ob Sie mich heute Abend mit Ihrer Gegenwart erfreuen wollen? oder was Ihre Zustände sonst mit sich führen?

Den 2. April 1804.

G.

 
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960. An Goethe.

(Weimar, 4. April 1804.)

Die Recension ist geistreich und lichtvoll; so viel Uebereinstimmung in den Hauptprincipien zu finden, muß mich billig erfreuen, wenn auch über einzelne Besonderheiten noch controversirt wird. Auch über diese dächte ich mit einem so sinnverwandten Kunstrichter allenfalls noch einig werden zu können.

Mündlich ein weiteres. Wenn Sie nichts andres vorhaben, so will ich mich heut Abend um Sieben einstellen. In mein Haus, wo noch ein Hustenlazareth ist, kann ich Sie nicht einladen.

Sch.

 
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961. An Schiller.

I.

1. Mit Macbeth und Banko kommen einige, damit letzterer fragen könne: Wie weit ist’s noch nach Foris?

II.

2. Die Glocke ruft. Darf nicht geklingelt werden, man hört vielmehr einen Glockenschlag.
3. Der Alte sollte sich setzen, oder fortgehen. Mit einer kleinen Veränderung schlöße Macduff den Act.

III.

4. Der Bursche, der Macbeth bedient, wäre besser anzuziehen und einigermaßen als Edelknabe herauszuputzen.
5. Eylensteins Mantel ist zu enge. Es wäre noch eine Bahn einzusetzen.
6. Bei Bankos Mord sollte man ganz Nacht machen.
7. Die Früchte auf der Tafel sind mehr ins Rothe zu malen.
8. Bankos Geist sieht mir in dem Wams zu prosaisch aus. Doch weiß ich nicht bestimmt anzugeben wie ich ihn anders wünsche.

IV.

9. Die Hexen sollten unter den Schleiern Drahtgestelle haben daß die Köpfe nicht zu glatt erscheinen. Vielleicht gäbe man ihnen Kränze die einigermaßen putzten, zur Nachahmung der Sibyllen.
10. Da nach der Hexenscene bei uns der Horizont fällt, so müßte Macbeth nicht sagen: Komm herein du draußen etc; denn dieß supponirt die Scene in der Höhle.
V.
11. Lady wäscht oder reibt eine Hand um die andre.
12. Die Schilder wären aufzumalen.
13. Macbeth müßte sich doch, wenigstens zum Theil auf dem Theater rüsten; sonst hat er zu viel zu sprechen was keinen sinnlichen Bezug hat.
14. Er sollte nicht im Hermelinmantel fechten.

Den 16. April 1804.

G.

 
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962. An Goethe.

Herr Dr. Kohlrausch ein Hannoveraner, der aus Rom kommt und Frau von Humboldt begleitet, wünscht sich Ihnen vorzustellen. Er wird Sie gewiß interessiren, und Ihnen von Humboldt und von Italienischen Sachen erzählen.

Ich habe nichts neues zu berichten, denn ich habe wenig erfahren, noch weniger gethan. Die Maschine ist noch nicht im Gange.

Für die Rollen welche erledigt sind, habe ich zum Theil Rath geschafft. Bei den übrigen mag es anstehen bis zu Ihrer Zurückkunft.

Heavtontimorumenos ward heute gegeben, aber auch beerdigt. Es hat sich keine Hand rühren wollen und das Haus war leer. Hoffentlich wird unser Freund nun den Terenz in Frieden lassen.

Leben Sie wohl und kommen bald wieder. Mein ganzes Haus grüßt Sie.

Den 20. Mai 1804.

Sch.

 
 * 

963. An Schiller.

Möchten Sie mir sagen wie Sie Ihren Tag einrichten? Bis etwa sieben Uhr würde ich im Garten zu finden sein. Nachher im Hause.

Den 19. Juni 1804.

G.

 
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964. An Goethe.

Dank für die schönen Sachen, die ich Ihnen heute Abend, wenn Sie mich haben wollen, mitbringen werde. Die Reise nach Jena wird etwa in sechs oder sieben Tagen vor sich gehen. Vorher hoffen wir Sie auch noch einen Abend bei uns zu sehen.

Endlich eine Charlotte Corday, die ich zwar mit Zweifel und Bangigkeit in die Hand nehme, aber doch ist die Neugier groß.

Sch.

 
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965. An Schiller.

Schon einige Zeit ließ ich die Allgemeine Zeitung uneröffnet und da ist auch Ihr Exemplar zurückgeblieben. Hier kommen sie auf einmal und dienen wohl zur Unterhaltung.

Ich habe mich die Zeit über an den Götz gehalten und hoffe ein rein Manuscript und die ausgeschriebenen Rollen zu haben, eh die Schauspieler wieder kommen; dann wollen wir es außer uns sehen und das weitere überlegen. Wenn es mit der Länge nur einigermaßen geht, so habe ich wegen des übrigen keine Sorge.

Schreiben Sie mir daß Sie thätig und daß die Ihrigen wohl sind.

Haben Sie Dank, daß Sie Eichstädt gut aufgenommen, worüber er große Freude hegt.

Leben Sie wohl und gedenken mein.

Weimar den 25. Juli 1804.

G.

 
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966. An Goethe.

Jena, 3. August 1804.

Ich habe freilich einen harten Anfall ausgestanden und es hätte leicht schlimm werden können, aber die Gefahr wurde glücklich abgewendet; alles geht nun wieder besser, wenn mich nur die unerträgliche Hitze zu Kräften kommen ließe. Eine plötzliche große Nervenschwächung in solch einer Jahrszeit ist in der That fast ertödtend, und ich spüre seit den acht Tagen, daß mein Uebel sich gelegt, kaum einen Zuwachs von Kräften, obgleich der Kopf ziemlich hell und der Appetit wieder ganz hergestellt ist.

Mich freut sehr zu hören, daß Sie mit dem Götz von Berlichingen schon so weit sind und daß wir also dieser theatralischen Festlichkeit mit Gewißheit entgegensehen können.

Graf Geßler ist gegenwärtig hier und bleibt wohl noch ein acht Tage. Vielleicht kommen Sie in dieser Zeit einmal herüber.

Mit der Bodischen Recension von Kotzebue ist es freilich eine böse Sache; aber man könnte eine Allgemeine Lit. Zeitung gar nicht unternehmen, wenn man es so gar genau nehmen wollte. Ich dachte also, man ließe das Werk, mutatis mutandis und besonders verkürzt, in Gottes Namen drucken, weil es doch wenigstens immer an die Haupt griefs die man gegen Kotzebue hat, erinnert und nur unzureichend, aber nicht eigentlich falsch ist.

Beiliegende Melodien zu dem Tell schickt man mir aus Berlin. Sie lassen sie wohl einmal von Destouches oder sonst jemand spielen und sehen was daran ist.

Bei mir ist alles wohl und grüßt Sie schönstens. Leben Sie wohl. Empfehlen Sie mich den Freunden, besonders der Frau von Stein.

Sch.

 
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967. An Schiller.

Ihre Hand wieder zu sehen war mir höchst erfreulich. Ueber Ihren Unfall, den ich spät erfuhr, habe ich gemurrt und mich geärgert, so wie sich meine Schmerzen gewöhnlich auslassen. Sehr herzlich freue ich mich daß es besser geht. Halten Sie sich nur ruhig in dieser heißen Zeit.

Von Zelter folgt hier ein Brief an mich und Sie. Es ist eine grundwackre und treffliche Natur, die unter Päpsten und Cardinälen, zu recht derber Zeit, hätte sollen geboren werden. Wie jämmerlich ist es ihn, auf diesem Sand, nach dem Elemente seines Ursprungs schnappen zu sehen.

Graf Geßler grüßen Sie aufs beste: wenn mir es möglich ist, komme ich in der nächsten Woche hinüber.

Die Kotzebuische Recension betreffend trete ich gern Ihrer Meinung bei. Wollten Sie Hofrath Eichstädt darnach berathen, so würde ja auch diese Ladung auslaufen können.

An dem Wohl der Ihrigen, der ältern und der neuesten, nehme ich aufrichtigen Antheil und wünsche uns bald wieder vereinigt zu sehen.

Frau von Wolzogen viel Empfehlungen.

Weimar den 5. August 1804.

G.

 
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968. An Schiller.

Hier eine sonderbare, fast möcht ich sagen traurige Lectüre. Wenn man nicht so viele falsche Tendenzen gehabt hätte und noch hätte, mit halbem Bewußtsein, so begriffe man nicht wie die Menschen so wunderliches Zeug machen könnten . Ich hoffe Sie heut zu sehen.

Den 10. September 1804.

G.

 
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969. An Schiller.

Hier auf Ihre gestrige Anregung ein Aufsatz! mögen Sie ihn gefällig durchdenken und mir mit Ihrem guten Rathe beistehen!

Den 2. October 1804.

G.

 
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970. An Schiller.

Möchten Sie mir das Rochlitzische Stück, Lor. Stark, und die beiden andern wieder zukommen lassen, so würde ich für die Zukunft einiges überlegen und einleiten. Nächstens mündlich mehr.

Den 28. October 1804.

Goethe.

 
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971. An Schiller.

Ich möchte Sie nicht stören, und doch erfahren wie die Geschäfte stehen und gehen? Sagen Sie mir Ein Wort und ob man morgen zusammen käme?

Den 5. November 1804.

G.

 
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972. An Schiller.

Verzeihen Sie, Bester, wenn ich noch nicht auf das bewußte antwortete. In meinem Kopfe sieht’s noch gar wüst aus. Nur muß ich melden, daß die Minerva Velletri angekommen ist und ganz verwundert aussieht das Christfest mitfeiern zu sollen. Alles gute!

Den 20. December 1804.

G.

 
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973. An Schiller.

Mit einer Anfrage, wie Sie sich befinden, will ich über unsere Angelegenheit nur einiges sagen, damit Sie vorläufig erfahren, wie es steht. Die Hälfte der Uebersetzung glaube ich in der Mitte Januars, die andre Hälfte zu Ende abliefern zu können. Mit dem was dabei zu sagen wäre, sieht es schon etwas weitschichtiger aus. Anfangs geht man ins Wasser und glaubt man wolle wohl durchwaten, bis es immer tiefer wird und man sich zum Schwimmen genöthigt sieht. Die Bombe dieses Gesprächs platzt gerade in der Mitte der französischen Literatur und man muß sich recht zusammen nehmen, um zu zeigen, wie und was sie trifft. Ueberdieß lebt Palissot noch im vier und siebenzigsten Jahre, wenn er nicht vergangenes Jahr gestorben ist; um so mehr muß man sich hüten keine Blößen zu geben.

Auch ist manche kritische Bestimmung innerhalb des Dialogs schwerer als ich anfangs dachte. Das Stück, die Philosophen, erscheint darin als ein erst kurz gegebenes und es ward den 20sten Mai 1760 zum erstenmal in Paris gespielt. Der alte Rameau lebte noch. Dieß setzte die Epoche also wenigstens vor 1764, wo er starb. Nun wird aber der trois siècles de la Litérature françoise gedacht, die erst 1772 herausgekommen sind. Man müßte also annehmen, daß der Dialog früher geschrieben und nachher wieder aufgefrischt worden sei, wodurch solche Anachronismen wohl entstehen können. Bis man aber in solchen Dingen etwas ausspricht, muß man sich überall umsehen. Wann also diese Zugabe fertig werden könnte, ist schwerer zu berechnen, da ich auch vor Ostern die Schilderung Winckelmanns liefern muß, die doch auch nicht aus dem Stegreif gemacht werden kann. Welches alles ich zu gefälliger Betrachtung einstweilen habe melden sollen. Uebrigens befinde ich mich ganz leidlich und nicht ganz unthätig. Der ich in Erwartung eines Bessern ein Gleiches wünsche

Den 21. December (1803).

Goethe.

 
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974. An Schiller.

(Weimar, 24. Dec. 1804.)

Gern hätte ich Sie heut besucht um Ihnen zu sagen, daß die Arbeit frisch fort geht, wenn ich mich nur an die Luft wagen dürfte. Ueber einige Bedenklichkeiten möchte ich mir Ihren Rath erbitten. Ich denke es wird sich alles machen lassen, nur dürfte vorläufig keine Anzeige ins Publikum. Wenn das Werk erscheinen soll so muß es unvorbereitet und unerwartet kommen, doch hiervon mündlich. Leben Sie heiter und thätig.

G.

 
 * 

1805

975. An Schiller.

(Weimar, 1. Jan. 1805.)

Hier zum neuen Jahr mit den besten Wünschen, ein Pack Schauspiele. Da Sie doch solche mit gutem Humor ansehen, so werfen Sie doch ein Paar Worte aufs Papier über jedes. Am Ende giebts doch ein Resultat. Nicht wahr Oels hat keine Rolle in der Phädra? Er bat um Urlaub den ich ihm um so lieber gebe. Erhalt ich nicht bald ein Paar Akte? Der Termin rückt nun mit jedem Tage näher ins Auge.

G.

 
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976. An Schiller.

Sagen Sie mir, bester Freund, ein Wort von Sich und Ihren Arbeiten. Meine Versuche mich der hohen und schönen Welt zu nähern, sind mir nicht zum Besten gelungen. Wenigstens auf einige Tage bin ich wieder ins Haus zurückgedrängt. Da möcht ich denn etwas erfreuliches von Ihrer Warte her. Und zugleich fragen ob Ihre Dame wohl morgen früh den Donnerstag mit den Freundinnen bei mir feiern möchte. Wohlsein und Stimmung!

Den 9. Januar 1805.

G.

Eben höre ich daß die Hoheit uns morgen beglückt. Es wäre recht artig wenn Sie sich entschlössen auch Theil zu nehmen.

 
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977. An Goethe.

14. Januar 1805.

Es thut mir recht leid zu hören, daß Ihr Zuhausebleiben kein freiwilliges ist. Leider geht’s uns allen schlecht, und der ist noch am besten dran, der durch die Noth gezwungen sich mit dem Kranksein nach und nach hat vertragen lernen. Ich bin jetzt recht froh, daß ich den Entschluß gefaßt und ausgeführt habe, mich mit einer Uebersetzung zu beschäftigen. So ist doch aus diesen Tagen des Elends wenigstens etwas entsprungen, und ich habe indessen doch gelebt und gehandelt. Nun werde ich die nächsten acht Tage dran wagen, ob ich mich zu meinem Demetrius in die gehörige Stimmung setzen kann, woran ich freilich zweifle. Gelingt es nicht, so werde ich eine neue halb mechanische Arbeit hervorsuchen müssen.

Ich schicke Ihnen hier, was abgeschrieben ist. Morgen wird mein Rudolph mit dem ganzen fertig sein.

Möchten Sie diese ersten Bogen durchsehen, hie und da mit dem Original zusammen halten, und was Ihnen etwa darin auffällt, mit dem Bleistift bemerken. Ich möchte gern bald möglichst und ehe die Rollen ausgeschrieben werden damit in Ordnung sein. Wenn übermorgen an den Rollen angefangen wird, so kann auf den nächsten Sonntag Leseprobe sein, und von da sind es noch zehn Tage bis zum dreißigsten.

Der Herzog erlaubt mir die Memoires von Marmontel zu lesen, die Sie jetzt haben. Ich bitte also darum, wenn Sie damit fertig sind.

Die Großfürstin erzählte gestern noch mit großem Interesse von Ihrer neulichen Vorlesung. Sie freut sich darauf, noch manches bei Ihnen zu sehen und auch zu hören.

Leben Sie wohl und lassen mich bald etwas hören.

Sollten Sie in keiner Stimmung sein, die Bogen zu durchlesen, so bitte sie mir retour zu schicken, daß ich die Zeit zum Abschreibenlassen benutzen kann.

Sch.

 
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978. An Schiller.

(Weimar, 14. Januar 1805.)

Ich wünsche Glück zu dem guten Gebrauch dieser gefährlichen Zeit. Die drei Akte habe ich mit vielem Antheil gelesen. Das Stück exponirt sich kurz und gut und die gehetzte Leidenschaft giebt ihm Leben. Ich habe die beste Hoffnung davon. Dazu kommt daß einige Hauptstellen, sobald man die Motive zugiebt, von vortrefflicher Wirkung sein müssen. In diesen ist auch die Diction vorzüglich gut gerathen. Uebrigens hatte ich angefangen hie und da einige Veränderungen einzuschreiben. Sie beziehen sich aber nur auf den mehrmals vorkommenden Fall, daß ein Hiatus entsteht, oder zwei kurze (unbedeutende) Silben statt eines Jambus stehen: beide Fälle machen den ohnehin kurzen Vers noch kürzer, und ich habe bei den Vorstellungen bemerkt, daß der Schauspieler bei solchen Stellen, besonders wenn sie pathetisch sind, gleichsam zusammenknickt und aus der Fassung kommt. Es wird Sie wenig Mühe kosten solchen Stellen nachzuhelfen. Haben Sie übrigens die Güte, das Ausschreiben der Rollen möglichst zu beschleunigen: denn das Stück will doch gelernt und geübt sein.

Das Leben des Marmontel schicke ich mit Vergnügen, es wird Sie einige Tage sehr angenehm unterhalten. Sie werden darin ein paarmal auf den Finanzmann Bouret stoßen, der uns durch Rameau’s Vetter interessant geworden. Haben Sie doch die Güte mir nur die Pagina zu bemerken, ich kann die wenigen Züge sehr gut für meine Noten benutzen.

Wenn unsre junge Fürstin an dem was wir mittheilen können, Freude hat, so sind alle unsre Wünsche erfüllt. Unser einer kann ohnehin nur immer mit dem Apostel sagen: Gold und Silber habe ich nicht, aber was ich habe, gebe ich im Namen des Herrn. Denken Sie doch auch darüber, was man ihr allenfalls bei solchen Gelegenheiten vortragen kann. Es müssen kurze Sachen sein, doch von aller Art und Weise und mir fällt gewöhnlich das nächste nicht ein.

Leben Sie recht wohl und gedenken Sie mein. Sobald ich wieder wagen darf auszugehn, besuche ich Sie einen Abend. Ich habe vor Langerweile allerlei gelesen, z. B. den Amadis von Gallien. Es ist doch eine Schande, daß man so alt wird, ohne ein so vorzügliches Werk anders als aus dem Munde der Parodisten gekannt zu haben.

G.

Die letzten Blätter, die ich nachher las, haben mir auch sehr wohl gefallen.

 
 * 

979. An Goethe.

(Weimar, 17. Januar 1805.)

Die Mitschuldigen haben gestern ein allgemeines Vergnügen gemacht und werden es immer mehr, wenn die Schauspieler mit diesem Vers besser umgehen lernen. Becker hat sein bestes gethan, Stellenweis hat sich auch die Silie gut gehalten; Unzelmann wollte nicht ganz in seine Rolle passen. Mit Wolf konnte man sehr zufrieden sein.

Es ist zwar hie und da etwas anstößiges gewesen, aber die gute Laune, in die das Stück versetzt, hat diese Dezenz-Rücksichten nicht aufkommen lassen. Die Großfürstin hat sich sehr ergetzt, besonders hat die sublime Stelle mit dem Stuhl ihre Wirkung nicht verfehlt.

Bei dem Bürgergeneral ist mir wieder die Bemerkung gekommen, daß es wohlgethan sein würde, die moralischen Stellen, besonders aus der Rolle des Edelmanns wegzulassen, so weit es möglich ist. Denn da das Interesse des Zeitmoments aufgehört hat, so liegt es gleichsam außerhalb des Stücks. Das kleine Stück verdient, daß man es in der Gunst erhalte die ihm widerfährt und gebührt, und es wird sich recht sehr gut thun lassen, ihm einen rascheren Gang zu geben. Ich bin gestern, wie ich Unzelmann wieder gesehen, bei mir selbst zweifelhaft geworden, ob ich ihm den Hippolyt anvertrauen kann, vorzüglich weil ihm doch noch die eigentliche Männlichkeit fehlt und der Junge noch zu sehr in ihm steckt. Sollte Oels noch zu rechter Zeit hier sein, so wäre dieser mir lieber, und zu rechter Zeit käm’ er noch immer, wenn er nur auf den Mittwoch gewiß hier wäre, da er gut lernt und die Rolle gar nicht groß ist.

Ich hoffe zu hören, daß Sie sich wieder besser befinden.

Sch.

 
 * 

980. An Schiller.

(Weimar, 17. Januar 1805.)

Ob nun nach der alten Lehre die humores peccantes im Körper herumspazieren, oder ob nach der neuen die verhältnißmäßig schwächeren Theile in Désavantage sind, genug bei mir hinkt es bald hier, bald dort und sind die Unbequemlichkeiten aus den Gedärmen ans Diaphragma, von da in die Brust, ferner in den Hals und so weiter ins Auge gezogen, wo sie mir denn am allerunwillkommensten sind.

Ich danke Ihnen, daß Sie der gestrigen Vorstellung haben beiwohnen wollen. Da das Stück günstig aufgenommen worden, so läßt sich noch manches dafür thun, wie schon jetzt geschehen ist: denn es ist verschiedenes geändert. Mich dünkt die Hauptsache kommt darauf an, daß man das, was allenfalls noch zu direct gegen die Decenz geht, mildere und vertusche, und daß man noch etwas heiteres, angenehmes, herzliches hineinretouchire. Bei den paar Proben die ich im Zimmer hatte, ist mir manches eingefallen. Ich schicke Ihnen gelegentlich das Theaterexemplar, wo Sie die Veränderungen, die ich in diesem Sinne gemacht, schon beurtheilen können und mir Rath geben werden zu ferneren. Auch wird man die Schauspieler mehr bearbeiten können, da es doch der Mühe werth ist: denn ein Stück mehr auf dem Repertorium zu haben, ist von größerer Bedeutung als man glaubt.

Den Bürgergeneral will ich ehstens vornehmen. Ich dachte schon die dogmatische Figur des Edelmanns ganz herauszuwerfen! allein da müßte man einen glücklichen Einfall haben am Schluß die widerwärtigen Elemente durch eine Schnurre zu vereinigen, damit man den Deus ex machina nicht nöthig hätte. Das müßte man denn gelegentlich bedenken.

Da Oels bis auf den sechs und zwanzigsten Urlaub hat, so würde man wohl bei der frühern Austheilung bleiben. Ich wünsche zu hören, wie weit Sie sind und wann Sie glauben Leseprobe halten zu können.

Da ich so bald noch nicht ausgehen kann, so besuchten Sie mich vielleicht bei guter Tageszeit auf ein Stündchen, vielleicht im Mittage. Ich würde Ihnen dazu den Wagen schicken.

Ich wünsche daß Sie wohl leben und an eigene Plane denken mögen.

G.

 
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981. An Schiller.

Bei unsrem Theater giebt’s wie sonst, besonders aber jetzt aus mancherlei Verhältnissen, allerlei Geklatsch und man hat ersonnen, wahrscheinlich um die Becker zu indisponiren, daß wir blos mit Austheilung des Stücks so lange gezaudert hätten, weil wir die Unzelmann erwartet hätten, die nun nicht komme. Wissen Sie etwas das diesem Gerede einen Schein geben könnte so theilen Sie mir es mit. Ich muß einmal Ernst machen wenn das Ding nicht schlimmer werden soll.

Sagen Sie mir doch wie Sie sich mit den Ihrigen befinden?

Goethe.

 
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982. An Goethe.

Da Sie selbst wissen, wie ich beim ersten Gedanken an diese Uebersetzung auf die Becker gerechnet, so daß ich wirklich vorzugsweise um ihrentwillen die Phädra und nicht den Britannicus gewählt, so können Sie leicht denken, wie curios mir das herumgehende Gerede vorkommen muß. Ich wüßte schlechterdings nicht, was dazu Anlaß könnte gegeben haben, wenn es nicht dieses ist, daß ich Oelsen, wie er mich vor seiner Abreise nach Berlin um Aufträge dahin bat, sagte, ich hätte ein Stück unter der Feder, wobei eine interessante Rolle für Madame Unzelmann wäre. Wie es aber möglich war, dieses so zu verstehen, als wenn Madame Unzelmann diese Rolle hier spielen sollte, begreife ich nicht.

Mit meinen Kindern geht es gottlob ohne böse Zufälle ab, und es soll hoffe ich in wenig Tagen wieder gut stehen.

Mich hat mein Katarrh noch nicht verlassen, ob er gleich nicht mehr stark ist. Marmontels Memoires beschäftigen mich sehr, und besonders sind die Acheminements zur Revolution sehr gut geschildert. Es interessirt mich, mit Ihnen über Becker zu reden, wenn wir uns wieder sehen: denn ohne Zweifel kennen Sie ihn aus seinen eigenen Schriften und wissen, inwiefern Marmontels Bericht von ihm wahr ist.

Sch.

 
 * 

983. An Schiller.

Hier, mein Bester, das Opus. Haben Sie die Güte es aufmerksam durchzulesen, am Rande etwas zu notiren und mir dann Ihre Meinung zu sagen. Darauf will ich es noch einmal durchgehen, die Notata berichtigen, einige Lücken ausfüllen, vielleicht einige cynische Stellen mildern und so mag es abfahren. Ihnen und Ihren Nächsten das vorzulesen war meine Hoffnung, die nun auch vereitelt ist. Was machen die Kleinen?

Den 24. Januar 1805.

G.

 
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984. An Goethe.

(Weimar, 24. Januar 1804.)

Ich schicke Ihnen einstweilen zurück, was ich von dem Rameau durchlesen, der Rest soll morgen nachfolgen. Es ist sehr wenig, was ich dabei zu notiren gefunden, und manches mag darunter sein, was auch nur Mir auffiel.

Ich habe acht gegeben, ob die Ãœbersetzung des französischen Vous durch das Ihr nicht hie und da eine Ungeschicklichkeit haben könnte, aber ich habe nichts der Art bemerkt. Es war auf jeden Fall besser als sich des Sie zu bedienen.

Im Punkt der Dezenz wüßte ich nicht viel zu erinnern. Allenfalls könnte man sich bei den unanständigen Worten mit den Anfangsbuchstaben begnügen und dadurch dem Wohlstand seine Verbeugung machen, ohne die Sache aufzuopfern.

In meinem Hause sieht es noch wie im Lazareth aus, doch vertröstet uns der Doctor daß es mit dem Kleinen nichts zu bedeuten habe.

Nehmen Sie sich vielleicht der Phädra ein wenig an? In den einzelnen Rollen meine ich; besonders möchte nöthig sein, dem Hippolyt auf die rechte Spur zu helfen. Er hatte, als er neulich las, allzuviel Heftigkeit in seiner Declamation, die er mit Kraft und Pathos verwechselt.

Leben Sie recht wohl und mögen Sie uns bald wieder als ein guter Geist erscheinen.

Sch.

 
 * 

985. An Schiller.

Wenn es Ihnen nicht zuwider ist ein Paar Worte zu schreiben, so sagen Sie mir doch wie es Ihnen geht? Wovon ich, so sehr es mich interessirt, nichts eigentliches erfahren kann.

Mit mir ist es wieder zur Stille, Ruh und Empfänglichkeit gelangt. Hervorbringen aber kann ich noch nichts; welches mich einigermaßen incommodirt, weil ich das Winckelmannische Wesen gern bei Seite hatte.

Wie sehr wünschte ich Sie bald wieder zu sehen. Das Beste hoffend

Den 22. Februar 1805.

G.

 
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986. An Goethe.

22. Februar 1805.

Es ist mir erfreulich wieder ein paar Zeilen Ihrer Hand zu sehen, und es belebt wieder meinen Glauben, daß die alten Zeiten zurückkommen können, woran ich manchmal ganz verzage. Die zwei harten Stöße die ich nun in einem Zeitraum von sieben Monaten auszustehen gehabt, haben mich bis auf die Wurzeln erschüttert und ich werde Mühe haben, mich zu erholen. Zwar mein jetziger Anfall scheint nur die allgemeine epidemische Ursache gehabt zu haben, aber das Fieber war so stark und hat mich in einem schon so geschwächten Zustand überfallen, daß mir eben so zu Muthe ist, als wenn ich aus der schwersten Krankheit erstünde, und besonders habe ich Mühe eine gewisse Muthlosigkeit zu bekämpfen, die das schlimmste Uebel in meinen Umständen ist.

Ich bin begierig zu erfahren, ob Sie das Manuscript des Rameau nun abgeschickt haben? Goeschen hat mir nichts davon geschrieben, wie ich überhaupt seit vierzehn Tagen nichts aus der Welt vernommen.

Möge es sich täglich und stündlich mit Ihnen bessern und mit mir auch, daß wir uns bald mit Freuden wieder sehen.

Sch.

 
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987. An Schiller.

(Weimar, 24. April 1805.)

Hier sende Rameaus Neffen mit der Bitte ihn morgen, mit der fahrenden Post nach Leipzig zu senden. Sie sind ja wohl so gut, noch einen derben Umschlag darum machen zu lassen, daß das Manuscript nicht leide. Es mag so hingehen, ob man gleich, wenn es gedruckt zurückkommt, noch manches zu erinnern finden wird. Die letzten Züge in eine solche Arbeit hinein zu retouchiren ist freilich nicht die Sache der Reconvalescenz.

Wenn ich das Winckelmannische Wesen abgefertigt habe, will ich sehn ob noch Zeit und Muth übrig ist, die alphabetischen, literarischen Anmerkungen zum Rameau hinzuzufügen .

Ich habe einige Bemerkungen zu dem Manuscript gelegt, die den Drucker einigermaßen leiten können.

Die Phädra werde ich recht gern in jedem Sinne durchsehen.

Uebrigens müssen wir uns in Geduld fügen und was sich thun läßt, thun, bis wir etwas besseres thun können. Ich fahre täglich aus und setze mich mit der Welt wieder in einigen Rapport.

Ich hoffe Sie bald zu besuchen und wünsche Sie bei wachsenden Kräften zu finden.

G.

Zugleich die Kupfer zum Tell und einige Nova von verschiedner Art.

 
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988. An Schiller.

Da Sie in Ihrer jetzigen Lage wahrscheinlich leselustig sind, so schicke ein tüchtiges Bündel Literatur-Zeitungen und unsre Winckelmanniana etc., die Sie so viel ich weiß noch nicht gesehen haben. Ich habe mich wieder in die französische Literatur zum Behuf der bewußten Anmerkungen verlaufen und es wird immer etwas werden.

Es scheint doch mit mir vorwärts zu gehen. Wie sieht es mit Ihnen aus? Ich wünsche sehnlichst Sie wieder zu sehen.

Den 26. Februar 1805.

G.

 
 * 

989. An Goethe.

(Weimar, 28. Febr. 1805.)

Mit wahrem Vergnügen habe ich die Reihe der ästhetischen Recensionen gelesen, die ihren Urheber nicht verkennen lassen. Wenn Sie sich auch nur Stoß- und Ruckweise zu einem solchen kritischen Spaziergang entschließen können, so werden Sie dadurch die gute Sache überhaupt und das Beste der Jenaischen Zeitung insbesondere nicht wenig befördern. Gerade dieses schöpferische Construiren der Werke und der Köpfe und dieses treffende Hinweisen auf die Wirkungspunkte fehlt in allen Kritiken und ist doch das einzige was zu etwas führen kann. Die Recensionen sind zugleich in einem behaglichen und heitern Ton geschrieben, der sich auf die angenehmste Art mittheilt. Möchten Sie in eben diesem Sinn und Ton Kotzebues Stücke vornehmen; es würde Ihnen nur die Mühe des Dictirens kosten und gewiß zu nicht weniger glücklichen Saillies Anlaß geben als der Nürnbergische Philister mit Bewußtsein ist.

Sonntagsfrühe möchte ich wohl in einer reinen und hochdeutschen Dichtersprache lesen, weil die Mundart, wenigstens beim Lesen, immer etwas störendes hat. Das Gedicht ist ganz vortrefflich und von unwiderstehlichem Reiz.

Ich danke für Winckelmanns Briefe. Die Lectüre kommt mir eben recht, um meine Reconvalescenz zu befördern. Es geht noch immer zum Bessern und ich denke nächstens die Luft zu versuchen.

Wollten Sie mir wohl Schlözers Nestor verschaffen oder nur wissen lassen, wo ich ihn bekommen kann.

Fahren Sie fort sich immer mehr zu erheitern und zu stärken. Vielleicht wenn der Wind sich legt, wage ich mich morgen heraus und besuche Sie.

S.

Müllers akademische Vorlesung hat etwas kümmerliches und mageres und verräth den Sand auf dem sie gewachsen. Da dieser Historiograph von Preußen doch schwerlich jemals in den Fall kommen wird, eine Geschichte dieser Monarchie zu schreiben, so hätte er bei dieser ersten und letzten Gelegenheit etwas recht geistreiches und gehaltreiches sagen sollen und können; dann hätte der gute Deutsche ewig bedauert, daß man von einer so vortrefflichen Hand nicht das Ganze erhalten.

 
 * 

990. An Schiller.

Sie haben mir eine große Freude gemacht durch die Billigung meiner Recensionen. Bei solchen Dingen weiß man niemals, ob man nicht zu viel thut, und durch das zu wenig wird es eben gar nichts. Bei den Anmerkungen zum Rameau, die ich jetzt nach und nach dictire, will ich mich auf ähnliche Weise gehen lassen, um so mehr als der Text von der Art ist, daß die Anmerkungen auch wohl gewürzt sein dürfen. Es läßt sich bei dieser Gelegenheit manches frei über die französische Literatur sagen, die wir bisher meistens zu steif, entweder als Muster, oder als Widersacher, behandelt haben. Auch weil überall in der Welt dasselbe Mährchen gespielt wird, findet sich bei recht treuer Darstellung jener Erscheinungen gerade das, was wir jetzt auch erleben.

Ich wünsche sehr Sie wiederzusehen. Wagen Sie sich aber doch nicht zu früh aus, besonders bei dieser wilden Witterung.

Neues habe ich heute nicht zu senden und wünsche also nur von Herzen baldige Besserung.

Weimar den 28. Februar 1805.

G.

 
 * 

991. An Goethe.

27. März 1805.

Lassen Sie mich doch hören, wie es Ihnen in diesen Tagen ergangen ist. Ich habe mich mit ganzem Ernst endlich an meine Arbeit angeklammert und denke nun nicht mehr so leicht zerstreut zu werden. Es hat schwer gehalten, nach so langen Pausen und unglücklichen Zwischenfällen wieder Posto zu fassen und ich mußte mir Gewalt anthun. Jetzt aber bin ich im Zuge.

Der kalte Nordostwind wird auch Ihnen, fürchte ich, wie mir die Erholung erschweren; doch habe ich mich dießmal noch leidlicher befunden, als sonst bei gleichem Barometerstand mit mir der Fall ist.

Wollten Sie mir wohl den französischen Rameau für Göschen senden? Ich will ihm aufs beste empfehlen, Ihnen die Aushängebogen, wie sie gedruckt werden, sogleich zuzuschicken.

Leben Sie wohl , ich sehne mich nach einer Zeile von Ihnen.

Sch.

 
 * 

992. An Schiller.

Da bei Cottas nächster wahrscheinlicher Anwesenheit von einer Herausgabe meiner Werke die Rede sein könnte, so find ich es nöthig Sie mit den älteren Verhältnissen zu Göschen bekannt zu machen. Ihre Freundschaft und Einsicht in das Geschäft überhebt mich die unerfreulichen Papiere gegenwärtig durchzusehen. Außerdem bemerke ich daß Göschen eine Ausgabe in vier Bänden unter den falschen Jahrzahlen 1787 und 1791 gedruckt, wovon niemals unter uns die Rede war. Alles gute!

Weimar den 19. April 1805.

G.

 
 * 

993. An Schiller.

Für die Durchsicht der Papiere danke ich Ihnen recht sehr und es freut mich, daß wir wegen jener Obliegenheiten einerlei Meinung sind. Freilich ist es ein wunderbarer Blick in so kurz vergangene und doch in manchem so unähnliche Zeiten. Lassen Sie uns die Sache gelegentlich näher besprechen und ein Arrangement, so wie die weitere Bearbeitung vorbereiten.

Die drei Skizzen zu einer Schilderung Winckelmanns sind gestern abgegangen. Ich weiß nicht welcher Maler oder Dilettant unter ein Gemälde schrieb: in doloribus pinxit. Diese Unterschrift möchte zu meiner gegenwärtigen Arbeit wohl passen. Ich wünsche nur, daß der Leser nichts davon empfinden möge, wie man an den Späßen des Scarron die Gichtschmerzen nicht spürte.

Ich habe mich nun über die Noten zu Rameaus Neffen gemacht und komme da freilich in das weite und breite Feld der Musik. Ich will sehen nur einige Hauptlinien durchzuziehen und sodann sobald als möglich aus diesem Reiche, das mir doch so ziemlich fremd ist, wieder herauszukommen.

Ich wünsche Glück zur Arbeit und freue mich bald etwas davon zu sehen.

Weimar den 20. April 1805.

G.

 
 * 

994. An Schiller.

Was gestern von Leipzig angekommen theile ich mit. Göschen scheint auf die Anmerkungen zu renunciren, indessen ich fleißig daran fortgearbeitet habe. Sie liegen hier bei. Haben Sie die Gefälligkeit sie durchzugehen und was Sie etwa für allzu paradox, gewagt und unzulänglich finden, anzustreichen, damit wir darüber sprechen können. Ich dächte man arbeitete diese vorliegenden Blätter, welche freilich noch nicht die Hälfte der im Dialog vorkommenden Namen erschöpfen, noch möglichst durch und sendete sie ab: denn eigentlich sind die Hauptpunkte, worauf es eigentlich ankommt, darin schon abgehandelt, das übrige ist mehr zufällig und aufs Leben bezüglich, wo wir doch in dieser Entfernung der Zeit und des Orts nicht auf den Grund kommen. Die Theaternamen, wie Clairon, Preville, Dumenil, sind auch schon bekannte und selbst in dem Dialog nicht von der höchsten Bedeutung. Genug ich wiederhole, haben Sie die Güte die Blätter durchzulesen, die Sache durchzudenken und mit mir diese Tage darüber zu conferiren. Das beste Lebewohl.

Weimar den 23. April 1805.

G.

 
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995. An Goethe.

Die Anmerkungen, lesen sich vortrefflich und auch unabhängig von dem Text, auf den sie übrigens ein sehr helles Licht verbreiten. Was über französischen Geschmack, über Autoren und Publicum überhaupt und mit einem Seitenblick auf unser Deutschland gesagt wird, ist eben so glücklich und treffend, als die Artikel von Musik und Musikern, von Palissot und andern für das commentirte Werk passend und unterrichtend sind. Auch Voltaires Brief an Palissot und Rousseaus Stelle über Rameau machen eine gute Figur.

Ich habe weniges zu bemerken gefunden und auch dieses nur in Beziehung auf den Ausdruck, eine einzige kleine Stelle im Artikel Geschmack ausgenommen, die mir nicht ganz einleuchtete.

Da mir diese Anmerkungen so gut als fertig scheinen, so wäre die Frage, ob sie nicht gleich mit morgendem Posttag abgehen könnten. Ich habe fünfzehn Artikel darin gefunden die für sich selbst interessiren, und schon die Hälfte dieser Zahl würde die Anmerkungen gerechtfertigt haben. Auch schätz ich sie gedruckt auf wenigstens drei Bogen, welches reichlich genug ausgestattet heißt.

Leben Sie recht wohl und immer besser! Vergessen Sie nicht mir den Elpenor zu schicken.

Den 21. April 1805.

Sch.

 
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996. An Schiller.

(Weimar, 24. April 1805.)

Wollten Sie wohl die Gefälligkeit haben, aus dem Geschriebenen den Artikel Le Mierre herauszunehmen. So eben sehe ich, daß ich mich in der Person geirrt habe.

G.

 
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997. An Schiller.

(Weimar, 25. April 1805.)

Hier endlich der Rest des Manuscripts, das ich noch einmal anzusehen und sodann nach Leipzig abzuschicken bitte. Wäre nicht alles was man thut und treibt, am Ende extemporisirt, so würde ich bei den sehr extemporisirten Anmerkungen manches Bedenken haben. Mein größter Trost ist dabei, daß ich sagen kann: sine me ibis Liber! denn ich möchte nicht gern überall gegenwärtig sein, wohin es gelangen wird.

Ich habe indeß an der Geschichte der Farbenlehre zu dictiren angefangen und ein schweres Capitel aus der Mitte heraus bald absolvirt.

Uebrigens geht es mir gut, so lang ich täglich reite. Bei einer Pause aber meldet sich manche Unbequemlichkeit. Ich hoffe Sie bald zu sehen.

G.

 
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998. An Goethe.

(Weimar, 25. April 1805.)

Die Anmerkungen schließen mit Voltaire lustig genug, und man bekommt noch eine tüchtige Ladung auf den Weg. Indessen seh ich mich gerade bei diesem letzten Artikel in einiger Controvers mit Ihnen, sowohl was das Register der Eigenschaften zum guten Schriftsteller, als was deren Anwendung auf Voltaire betrifft.

Zwar soll das Register nur eine empirische Aufzählung der Prädikate sein, welche man bei Lesung der guten Schriftsteller auszusprechen sich veranlaßt fühlt; aber stehen diese Eigenschaften in Einer Reihe hintereinander, so fällt es auf, Genera und Species, Hauptfarben und Farbentöne neben einander aufgeführt zu sehen. Wenigstens würde ich in dieser Reihenfolge die großen viel enthaltenden Worte, Genie, Verstand, Geist, Styl etc. vermieden und mich nur in den Schranken ganz partieller Stimmungen und Nuancen gehalten haben.

Dann vermisse ich doch in der Reihe noch einige Bestimmungen, wie Charakter, Energie und Feuer, welche gerade das sind, was die Gewalt so vieler Schriftsteller ausmacht und sich keineswegs unter die angeführten subsumiren läßt. Freilich wird es schwer sein dem Voltairischen Proteus einen Charakter beizulegen.

Sie haben zwar, indem Sie Voltairen die Tiefe absprechen, auf einen Hauptmangel desselben hingedeutet, aber ich wünschte doch, daß das was man Gemüth nennt und was ihm sowie im Ganzen allen Franzosen so sehr fehlt, auch wäre ausgesprochen worden. Gemüth und Herz haben Sie in der Reihe nicht mit aufgeführt ; freilich sind sie theilweise schon unter andern Prädikaten enthalten, aber doch nicht in dem vollen Sinn, als man damit verbindet.

Schließlich gebe ich Ihnen zu bedenken, ob Ludwig XIV, der doch im Grund ein sehr weicher Charakter war, der nie als Held durch seine Persönlichkeit viel im Kriege geleistet, und dessen stolze Repräsentations-Regierung, wenn man billig sein will, zunächst das Werk von zwei sehr thätigen Ministerialregierungen war, die ihm vorhergingen und das Feld rein machten, ob Ludwig XIV mehr als Heinrich IV den französischen Königscharakter darstellt.

Dieser heteros logos fiel mir beim Lesen ein, und ich wollte ihn nicht vorenthalten.

Sch.

 
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999. An Schiller.

Beiliegende kleine Note haben Sie ja wohl die Gefälligkeit nach Leipzig zu befördern und gelegentlich den beiliegenden Versuch, die Farbengeschichte zu behandeln, durchzulesen. Lassen Sie das Manuscript bei sich liegen, bis ich den Schluß dieses Capitels zuschicke. Voran liegt ein kurzes Schema zur Uebersicht des Ganzen.

G.

 
 * 

Anhang. I. Briefe Goethes an Frau Charlotte Schiller

1.

Ihr Brief meine Liebe, traf mich zur guten sonnigen Stunde, deren wir uns nicht oft zu rühmen haben und machte mir sie noch erfreulicher, hätte nur nicht zugleich die Nachricht von Schillers Uebel wieder eine Wolke davor gezogen. Da wir geistiger Weise so froh zusammen vorschreiten, warum können wir es nicht auch dem Körper nach? Selbst diesmal, wenn wir zusammen hier gewesen wären, hätte es uns gewiß doppelte Zufriedenheit gegeben. Es sind manche gute und liebenswürdige Menschen hier, und da ich doch gewöhnlich sehr einsam lebe, so thut es wohl auch einmal in eine größere, besonders so sehr zusammengesetzte Masse zu schauen. Von allen Gegenden Deutschlands sind Menschen da, die in ihrer Denkart sehr kontrastiren. Anfangs habe ich viel Bekanntschaft gemacht, zu Ende wird man lässiger. Gearbeitet habe ich dagegen nichts, die Zerstreuung hat ihre völligen Rechte behauptet. Heute über acht Tage bin ich wahrscheinlich schon auf dem Wege, und Ihnen um so viel näher. Möchte ich Sie doch Beide recht wohl und munter finden!

Carlsbad den 25. Juli 1795.

Goethe.

 
 * 

2.

Bei dem schönen Wetter wäre es wohlgethan, wenn man sich heute früh in den Garten verfügte, ich dächte Sie schickten mir die Schlüssel, damit ich einstweilen davon Besitz nehmen und das Ganze beschauen und betrachten könnte und Sie kämen alsdann zu welcher Stunde es Ihnen beliebte. Ich hoffe Schiller wird von der Partie sein.

(Jena, 2. Hälfte März 1797.)

G.

 
 * 

3.

Ich schicke die Schlüssel, daß der Tischer nicht aufgehalten werde. Melde mich auf den Mittag an und bitte um die Glastäfelchen, durch deren Zusammendrücken man die schönen Farben hervorbringt.

Wünsche wohl geschlafen zu haben.

(Jena, 2. Hälfte März 1797.)

G.

 
 * 

4.

Nach Ein Uhr komme ich wenn es Ihnen recht ist, mit Ihnen zu essen und dann zurück zu gehen.

(Jena, Mai oder Juni 1797.)

G.

 
 * 

5.

Wie sehr wünscht ich daß Sie in bessern Tagen zu uns gekommen wären, und auch länger blieben, daß Sie mich mit den Ihrigen in meinem Kloster besuchen könnten.

Von Schiller hatte ich heute einen Brief, ich habe auch geantwortet – grüßen Sie ihn schönstens!

(Weimar, 29. Dec. 1797.)

G.

 
 * 

6.

Wo Sie auch dieses Blatt antrifft, soll es Ihnen sagen: daß man sehr wünscht Sie diesen Abend in Malepartus zu sehen. Ein frugales Mahl ist bereitet und Sie sind zu jeder Stunde willkommen, wenn gleich der Wirth noch einige Wege zu machen hat.

(Weimar, 6. März 1798.)

G.

 
 * 

7.

Vielmals Dank sei Ihnen gesagt daß Sie mich zum Schluß der Woche nicht einer Nachricht haben wollen mangeln lassen, ob ich gleich wünschte von Schillers Gesundheit das bessere zu hören.

Vor die schöne Homerische Welt ist gleichfalls ein Vorhang gezogen und die nordischen Gestalten, Faust und Compagnie, haben sich eingeschlichen. Das wenige was ich an dieser Arbeit gegenwärtig thun kann, fördert immer mehr als man denkt, indem der kleinste Theil, der zur Masse hinzugefügt wird, die Stimmung zum folgenden sehr bedeutend vermehrt.

Ich hoffe mich an Ifflands Erscheinung für die Zeit die ich ihr aufopfern muß, reichlich zu entschädigen, Thourets Gegenwart kostet mich allenfalls vierzehn Tage; auf alle Fälle hoffe ich im halben Mai wieder bei Ihnen zu sein und dann eine längere Zeit in Ihrer Nähe zu genießen. Ist es möglich so versäumen Sie mit Schillern Ifflands Spiel nicht, es macht in unserm engen Verhältniß immer wieder Epoche.

Hiebei folgt ein Briefchen von August an Karl und ein Brunnen. Man muß das Gefäß ganz voll Wasser schütten, und alsdann zu plumpen anfangen, wodurch alsdann eine inverse Danaidenarbeit entsteht, auch hat er noch ein Püppchen beigelegt.

Leben Sie recht wohl und grüßen Schillern aufs beste.

Weimar am 14. April 1798.

G.

 
 * 

8.

Ihre liebe Hand war mir heute auf dem Couvert nicht erfreulich zu sehen, noch weniger der Inhalt Ihres Briefs. Fast sollte ich glauben, daß der hohe Barometerstand Schillern eben so sehr zuwider sei als ihm der niedere günstig ist, wie ich bemerken konnte da ich in Jena war. Möchte er doch bald wieder hergestellt sein.

Zur Unterhaltung schicke ich einen Brief von Humboldt, der recht viel Interessantes enthält. Schade daß ich gerade eine bedeutende Stelle nicht lesen konnte! Ich habe sie roth vorgestrichen, vielleicht haben Sie die Güte sie sich von Schillern in einer leidlichen Stunde dictiren zu lassen, da er mit der Hand besser als ich bekannt ist.

Faust rückt alle Tage wenigstens um ein Dutzend Verse.

Gestern habe ich meine camera obscura wieder zurechte gestellt und bei Betrachtung des Apparats meinen Gang in diesem Theile der physikalischen Wissenschaft bezeichnet. Man sieht recht die Umwege die man gemacht hat, wenn man die Mittel und Werkzeuge deren man sich zu seinem Zweck bediente, noch alle vor sich sieht.

Ich richte mich ein bei Ifflands Hiersein zahlreiche Gesellschaft zum Frühstück zu sehen, wozu Sie auch schönstens eingeladen sind, die Jahrszeit ist günstig, da er fünf Wochen später kommt als das vorige Mal, und mein Haus ist groß genug, da ich alle Zimmer und den Garten brauchen kann; ich werde dagegen die Abendessen aufgeben.

Dann habe ich noch meinen Pachter in das Roßlaer Gut und Professor Thouret in die hiesige Schloßdecoration einzuführen, ist das geschehen, so werde ich nach dem Beispiel des Kaiser Asverus sagen:

Beschlossen hab ich es, nun gehts mich nichts mehr an!

und zu Ihnen hinüber eilen. Möchte ich Sie doch Beide recht wohl mit den Kindern im Garten finden.

August grüßt Karln auf das Schönste.

Man sagt Richter werde auch zu gleicher Zeit mit Iffland eintreffen, nicht weniger bedrohen manche fürstliche Personen unsern Theatralischen Jahrmarkt mit ihrer Gegenwart.

Leben Sie recht wohl und versäumen unsere geistreichen Frühstücke nicht.

Weimar am 18. April 1788.

G.

 
 * 

9.

Haben Sie Dank daß Sie mir nochmals An Schillers Statt ein Briefchen senden wollen, möge es doch bald wieder recht gut gehen. Ungern entsage ich der Hoffnung Sie beide die nächste Woche zu sehen, denn Iffland spielt wirklich Dienstag zum erstenmal.

Daß sich die vielen Irrsterne diesmals im zehenten Hause versammeln ist freilich eine bedeutende Konstellation, wir wollen sehen was für Witterung daraus entsteht.

Faust hat diese Tage immer zugenommen; so wenig es ist, bleibt es eine gute Vorbereitung und Vorbedeutung. Was mich so lange Jahre abgehalten hat wieder daran zu gehen war die Schwierigkeit den alten geronnenen Stoff wieder ins Schmelzen zu bringen. Ich habe nun auf Cellinische Weise ein Schock zinnerne Teller und eine Portion hartes trocknes Holz dran gewendet und hoffe nun das Werk gehörig im Fluß zu erhalten.

Leben Sie recht wohl, grüßen Sie Schillern schönstens und überstehen Sie geduldig das rauhe Wetter in Hoffnung eines Blüthenreichen Frühlings. Mittwoch etwas weniges von der ersten Vorstellung.

Weimar am 21. April 1798.

G.

 
 * 

10.

Je seltner dem Dichter, in unsrer Zeit, auf seine Mittheilungen, eine erwünschte, theilnehmende Stimme entgegen kommt, um so erfreulicher war mir Ihr Blatt, das mir einen schönen Lohn, für meine stillen treuen Arbeiten darbietet. Nehmen Sie dafür meinen herzlichen Dank und verzeihen, wenn ich mit einer Vorlesung zögere. Durch die anhaltende Arbeit, so wie durch die vielen Proben, ist mir eine Art Ueberdruß entstanden, der sich, hoffe ich bald verlieren wird, um mir, in Ihrer und der Ihrigen Gegenwart einen neuen Genuß zu erlauben. Leben Sie recht wohl.

Weimar den 5. April 1803.

Goethe.

 
 * 

11.

Vor allem werthe Frau, danken Sie Schillern, daß er sich zu meinem besten verwendet hat, es ist nun alles auf einem recht guten Wege. Sodann haben Sie die Güte inliegenden Brief an Frau von Staël zu besorgen und suchen Sie mir wo möglich auf die Fragen, die hiernächst verzeichnet sind, mir morgen Abend mit dem Boten Antwort zu verschaffen; denn wenn ich die Freundin nur einigermaßen empfangen will, daß sie die Paar Tage, welche sie hier zubringt, nicht verflucht, so muß ich doch eigne Anstalten machen; denn es sieht durchaus etwas wüst und zerstört hier aus. Ich schwimme und bade so gut ich kann. Wenn wir nicht tugendhafter wären als wir selbst wissen und gestehen wollen, so müßte uns ein Zustand der nichts als Aufopferung enthält ganz unerträglich werden. Grüßen Sie Schillern ohne ihn an seinem Werke zu stören, worauf ich mich herzlich freue. Leben Sie recht wohl und verzeihen Sie mir diese Zudringlichkeit.

Jena den 16. Dec. 1803.

Goethe.

 
 * 

12.

Da Frau von Staël erst auf den Sonnabend zu kommen gedachte, so kann ich ihr den unangenehmen Weg recht gut ersparen und was mir obliegt, diese Woche hier vollenden.

Ich schreibe ihr das in beiliegendem Briefe und lade sie auf Sonnabend Mittag zu mir ins weimarische Haus. Da werden denn auch Sie liebe Frau und Schiller mich mit Ihrer Gegenwart erfreuen. Am liebsten wäre mirs wir hielten uns in so kleiner Gesellschaft; haben Sie aber sonst noch irgend einen Gedanken, wen ich einladen könnte, so theilen Sie mir ihn inzwischen mit. Wir können uns Glück wünschen, daß diese winternächtliche Kranken- und Todtenbilder durch eine so geistreiche Natur einigermaßen verscheucht und der Glaube ans Leben wieder gestärkt wird.

Dank und Gruß.

Jena den 19. December 1803.

Goethe.

 
 * 

13.

Sie sind so freundlich und gut, daß ich ein Paar Worte an Sie zu dictiren wage, ob ich gleich vom bösesten Humor bin. Dafür bitte ich Sie mir morgen mit dem Boten etwas zu sagen, wie es in Weimar aussieht.

Mit unserer Hauptunternehmung geht es gut, schön und vortrefflich! hätte ich bis Neujahr hier bleiben können, so wäre alles was mir obliegt mit einem gewissen behaglichen Geschick zu lösen gewesen. Daß ich aber Sonnabends nach Weimar soll und will, macht mir eine unaussprechliche Differenz, die ich ganz allein dulden, tragen und schleppen muß und wofür mir kein Mensch nichts in die Rechnung schreibt. Das ist das Verwünschte in diesen irdischen Dingen, daß unsere Freundin, der zu Liebe ich zu gelegner Zeit dreißig Meilen gern und weiter führe, gerade ankommen muß, wo ich dem liebsten was ich auf der Welt habe, meine Aufmerksamkeit zu entziehen genöthigt bin. Gerade zu einer Zeit, die mir die verdrießlichste im Jahr ist; wo ich recht gut begreife wie Heinrich III. den Herzog von Guise erschießen ließ, bloß weil es fatales Wetter war, und wo ich Herdern beneide, wenn ich höre daß er begraben wird.

Demohngeachtet sollen Sie mich Sonnabends nicht unfreundlich finden und es ist schon etwas besser, da ich mir die Erlaubniß genommen habe meinen Unwillen in einigen Worten und Redensarten herauszulassen.

Wenn Sie recht freundlich sind, so schreiben Sie mir noch einmal vor Sonnabend und schicken mir auch ein Blättchen von Schiller und von Frau von Staël. Ich habe nöthiger als jemals mich durch Freundschaft und guten Willen zu stützen und zu steifen. Schöben sich die Umstände nicht so wunderlich über einander, so hättet ihr mich so bald nicht wieder gesehen. Und so ein Lebewohl ohne Bitte um Verzeihung wegen meiner Unarten. Es ist heute der zwanzigste! Nach dem Neuenjahre wird es, will’s Gott, besser werden.

(Jena den 20.) December 1803.

G.

 
 * 

14.

(p. e.) Es bleibt also dabei verehrte Freundin, daß Sie morgen Sonnabends um 1 Uhr sich mit Schillern in meinem Hause einfinden und Frau von Staël nochmals einladen ein Gleiches zu thun.

Sie wird mir verzeihen, wenn ich ihr nicht vorher der Form gemäß aufwarte. Ich komme dazu hier nicht früh genug weg.

Leben Sie recht wohl, ich freue mich Sie allerseits zu sehen.

Jena am 23. December 1803.

G.

 
 * 

15.

Hier, wertheste Freundin, die Recension von Hackerts Bildern. Bei näherer Ueberlegung finde ich daß man besser thut sich nicht mit der Commission zu befassen, wenigstens sich nicht anzubieten. Indessen will ich ihm schreiben, wenn er von dorther Aufträge erhält sich gewissenhaft ans Werk zu machen.

Wohlbefinden und Freude.

(Anfang Februar 1804.)

G.

 

II. Herzog Karl August

An Schiller.

Der von Ihnen gefaßte Vorsatz, diesen Winter, und vielleicht auch die folgenden, hier zuzubringen, ist mir so angenehm und erwünscht, daß ich gerne beitrage, Ihnen den hiesigen Aufenthalt zu erleichtern. 200 Rthlr. gebe ich Ihnen von Michaeli dieses Jahrs an Zulage. Ihre Gegenwart wird unsern gesellschaftlichen Verhältnissen von großem Nutzen sein, und Ihre Arbeiten können vielleicht Ihnen erleichtert werden, wenn Sie den hiesigen Theaterliebhabern etwas Zutrauen schenken und sie durch die Mittheilung der noch im Werden seienden Stücke beehren wollen. Was auf die Gesellschaft wirken soll, bildet sich gewiß auch besser, indem man mit mehrern Menschen umgeht als wenn man sich isolirt. Mir besonders ist die Hoffnung sehr schätzbar, Sie öfter zu sehen und Ihnen mündlich die Hochachtung und Freundschaft wiederholt versichern zu können, die ich für Sie hege, und womit ich verbleibe des Herrn Hofraths sehr wohlwollender Freund

Karl August, H. z. S. W.

 

III. Schiller an Professor Süvern in Berlin.

Entschuldigen Sie, hochgeschätzter Herr, meine so lang verspätete Antwort auf Ihren werthen Brief und die mir gütig mitgetheilte Schrift. Ich habe diese mit sehr großem Interesse gelesen, und freue mich daß die Tragödie der Griechen einen so geistreichen Verfechter, mein Stück aber einen so freundschaftlichen Beurtheiler gefunden hat. Ich fühlte mich Anfangs sehr versucht, mich über die Schrift weitläufiger herauszulassen, und einige Ihrer Behauptungen, womit ich nicht ganz einstimmen kann, zu bestreiten, aber da ich mich vor der Hand bemühen muß, mir den Wallenstein ganz aus dem Sinne zu schlagen, um mich bei meinem jetzigen Geschäft nicht zu stören, so erspare ich dieses auf eine andere Gelegenheit.

Sie werden übrigens schon aus dem gedruckten Wallenstein ersehen haben, daß verschiedenen Ihrer Erinnerungen schon in der ersten Anlage des Stücks von mir begegnet war; nur die spätere Idee, dasselbe auf die Bühne zu bringen, war Schuld, daß ich gewisse Forderungen der Kunst dem Bedürfniß der Theater aufopfern mußte.

Ich theile mit Ihnen die unbedingte Verehrung der Sophokleischen Tragödie, aber sie war eine Erscheinung ihrer Zeit, die nicht wieder kommen kann, und das lebendige Produkt einer individuellen bestimmten Gegenwart einer ganz heterogenen Zeit zum Maßstab und Muster aufdringen, hieße die Kunst, die immer dynamisch und lebendig entstehen und wirken muß, eher tödten als beleben. Unsere Tragödie, wenn wir eine solche hätten, hat mit der Ohnmacht, der Schlaffheit, der Charakterlosigkeit des Zeitgeistes und mit einer gemeinen Denkart zu ringen, sie muß also Kraft und Charakter zeigen, sie muß das Gemüth zu erschüttern, zu erheben, aber nicht aufzulösen suchen. Die Schönheit ist für ein glückliches Geschlecht, aber ein unglückliches muß man erhaben zu rühren suchen.

Doch darüber zu einer andern Zeit. Empfangen Sie schließlich die Versicherung meiner aufrichtigen Hochachtung und Ergebenheit.

Weimar am 26, Juli 1800.

Schiller.

 
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Sämtliche Werke
titlepage.htm
inhalt.htm
1DRAMEN.htm
101laune.htm
102mitschuldigen.htm
103goetz.htm
103goetz2.htm
104fastnachtsspiel.htm
105jahrmarktsfest.htm
106hanswurst.htm
129satyros.htm
107goetterhelden.htm
108clavigo.htm
109egmont.htm
110erwin.htm
126claudine.htm
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113triumph.htm
114proserpina.htm
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116torquato.htm
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