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Von einer kleinen, aber durchaus angesehenen Abteilung des Mossads aus wurde die Nachricht an den Attaché der Luftwaffe bei der amerikanischen Botschaft in Jerusalem weitergeleitet. Demzufolge hatte einer ihrer Agenten herausgefunden, dass ein gewisser Terrorist, dessen Ergreifung zudem noch das erklärte Ziel einer streng geheimen Operation des US-Verteidigungsministeriums war, in Islamabad an Bord eines vom Heereskommando für Ausrüstung gecharterten Frachtflugzeugs mit Zwischenstopp in Ramstein AFB in Deutschland gegangen war. Kennnummer des Flugzeugs: N14997. Der gesuchte Terrorist sollte im Besitz eines atomaren Sprengkopfs in einem handlichen Format sein. Die Nachricht war mit dem Zusatz »höchste Dringlichkeitsstufe« versehen.

Von Jerusalem aus ging die Nachricht umgehend weiter an den Kommandanten der US-Luftwaffe in Europa und von dort aus an den Geheimdienst in der Luftwaffenzentrale in Washington, D. C., an die CIA, das Amt für Atomenergie beim amerikanischen Energieministerium sowie an die Internationale Atomenergiebehörde in Wien. Mit einer zeitlichen Verzögerung von vier Stunden erreichte die Nachricht schließlich auch den Kommandanten des Militärstützpunkts Ramstein in Deutschland. Doch da war es fast schon zu spät.

Zehn Militärfahrzeuge umzingelten den C-141 Starlifter, der gerade in Begriff war, auf Startbahn 29 abzuheben. Im letzten Moment gelang es dem Piloten, die Maschine mit qualmendem Fahrgestell abzubremsen. Mit gezückten Waffen näherten sich die Militärpolizisten dem Flugzeug, jederzeit bereit, bei der geringsten Provokation das Feuer zu eröffnen. Eine Treppe wurde zum Flugzeugrumpf gerollt. Sobald die vordere Tür geöffnet wurde, stürmten die Polizisten das Flugzeug.

Von einem etwas abseits geparkten Flugzeug aus beobachtete Sultan Haq angespannt die Stürmung des Starlifters. Zurückgelehnt in seinem weichgepolsterten Sitz und eine eisgekühlte Coca-Cola in der Hand, legte er sich noch eine weitere Schmerztablette auf die Zunge und spülte sie dann mit einem Schluck Cola hinunter.

»Was macht Ihre Verletzung?«, erkundigte sich der attraktive, elegant gekleidete Mann, der Haq in einem Sessel auf der anderen Seite der Kabine gegenübersaß.

»Ich bin schon mit schlimmeren Verletzungen fertiggeworden«, erwiderte Haq. »Sie wird unseren Plänen nicht im Wege stehen.«

»Gut zu wissen«, sagte Prinz Raschid. »Vermutlich wird sich unser Start ein wenig verzögern. Sie sollten sich etwas ausruhen. Das wird morgen ein ereignisreicher Tag.«