62.
Jonathan träumte, dass Emma zu ihm kam und sich neben ihn legte. Ihr warmer, anschmiegsamer Körper an seiner Seite erregte ihn. Seine Hände tasteten nach ihr, und Emma stöhnte leise. Natürlich war das alles nur ein Traum. Nur im Traum sah er Emma, wie sie wirklich war oder besser gesagt, wie er sie sich immer gewünscht hatte. Mit den Händen streichelte er ihren Körper und erkundete ihn, als ob sie sich zum ersten Mal liebten. Emma lag auf dem weichen Gras unter ihm. Um sie herum war es Nacht, und sie waren wieder auf einem jener grünen Hügel in Westafrika, wo sie sich zum ersten Mal begegnet waren und er sich Hals über Kopf in sie verliebt hatte. Voller Ungeduld zerrte er an ihrem Ledergürtel und streifte ihr dann die Jeans von den muskulösen, schlanken Beinen, die sich bereitwillig für ihn öffneten. Leidenschaftlich erregt flüsterte Emma: Nimm mich, Jonathan. Er spürte, wie ihr warmer Atem über sein Ohr und seinen Hals strich. Sein Herz pochte. Als er in sie eindrang, gab Emma ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass sie bereit war. Mehr als bereit.
»Jonathan.«
Abrupt schreckte Jonathan aus seinem Traum auf. Auf der Bettkante neben ihm saß Emma mit locker auf die Schultern fallenden Haaren und bis zum Bauchnabel aufgeknöpfter Bluse. »Schhh«, flüsterte sie, als sie sich die Kleider abstreifte.
Danach schlug sie die Bettdecke zurück und setzte sich mit vornübergebeugtem Rücken auf ihn. Als er in sie eindrang, blickte sie ihm tief in die Augen. Jonathan stöhnte, und Emma legte ihm flink wie eine Raubkatze die Hand auf den Mund. Wortlos schüttelte sie den Kopf und blickte ihn weiter unverwandt an. Ihr Atem ging schneller. Im fahlen Licht des anbrechenden Tages sahen Emmas Brüste größer aus, als Jonathan sie in Erinnerung hatte. Ihre Brustwarzen traten besonders deutlich hervor. Mit beiden Händen umschlang er ihre Hüften, und ihre Bewegungen wurden schneller und leidenschaftlicher. Emma beugte sich noch tiefer über ihn. Ihre Haare strichen über seine Brust. Schweißperlen bildeten sich auf ihrem Körper, ihr Atem ging stoßweise, ihre Bewegungen wurden immer fordernder, bis er die Spannung nicht länger ertragen konnte und in ihr kam.
Kurz darauf spürte Jonathan, wie ein Zittern durch ihren Körper lief. Mit zusammengebissenen Zähnen stöhnte sie auf und vergrub ihr Gesicht an seinem Hals. Dann stieß sie einen langen, tiefen Seufzer aus.
»Komm mit mir«, flüsterte sie noch immer außer Atem. »Bei Tagesanbruch verschwinde ich von hier. Ich kann dafür sorgen, dass du sicher hier rauskommst.«
»Nein.«
»Wenn du bleibst, werden sie dich umbringen.«
»Schon möglich.«
Sie rollte von ihm herunter. »Tu es für mich.«
»Wir spielen nicht im selben Team, Emma.«
»Und was soll aus deinem Kind werden?«
Jonathan stützte sich auf einen Ellenbogen. »Soll das heißen, dass du …«
»Ich bin schwanger.«
»In welchem Monat?«
»Im vierten.«
Vollkommen perplex richtete Jonathan sich auf. »London?«
Emma nickte.
»Bist du sicher, dass ich der Vater bin?« Die Worte sprudelten einfach über seine Lippen, weil er nicht mehr wusste, ob er ihr noch glauben konnte. Emma verpasste ihm eine schallende Ohrfeige und rückte ein Stück von ihm ab. Wortlos starrte Jonathan aus dem Fenster. Das Zimmer lag auf der Ostseite, und am Horizont zeigte sich bereits das erste Licht der aufgehenden Sonne. »Wenn das so ist, warum bist du dann hierhergekommen? Warum tust du das alles?«
»Um zu überleben.«
Etwas in ihren Worten ließ Jonathan aufhorchen. Es klang wie eine Andeutung. So, als ob es noch eine Sache gäbe, die sie zu Ende bringen musste. »Was soll das heißen?«
Emma blickte ihm fest in die Augen. »Komm mit mir, und finde es selbst heraus. Aber du musst mir vertrauen.«
Jonathans Blick wanderte zu ihrem Bauch, der nicht mehr so flach wie zuvor, sondern leicht gerundet war. Ihre Brüste waren tatsächlich voller und runder. Er wollte ihre Wange streicheln, aber sie fing mit einer geschickten Bewegung seine Hand ab und schob sie weg. Eine Welle von Traurigkeit, gepaart mit einem sonderbaren Glücksgefühl, durchströmte Jonathan. »Ich kann nicht«, erwiderte er sanft. »Tut mir leid.«
»Dann bist du ein richtiger Vollidiot.«
Mit diesen Worten schwang sie sich aus dem Bett und verschwand so lautlos, wie sie gekommen war.