2.

Jonathan Ransom fuhr aus dem Schlaf hoch und wusste augenblicklich, dass etwas nicht stimmte.

Er richtete sich kerzengerade auf seinem Schlafplatz auf, streifte den Schlafsack hinunter bis auf die Hüfte und lauschte. Von der anderen Seite des Raumes ertönte das laute Schnarchen seines Assistenten Hamid, der zusammengerollt in einer Ecke auf dem Boden lag. Durch die verriegelten Fenster drang von irgendwo das Brüllen eines Kamels an Jonathans Ohren. Laut diskutierend näherten sich drei Dorfbewohner der Hütte. Jemand zog einen quietschenden Handkarren hinter sich her. Jonathan, der sich nun schon seit einer Woche in Khos-al-Fari aufhielt, wusste mittlerweile, dass der Karren dem Dorfmetzger gehörte. Mit ihm brachte er täglich eine Fuhre frisch geschlachteter Ziegen zum Bazar, um sie dort an Haken vor seiner Bude baumelnd zum Verkauf anzubieten.

Holpernd und quietschend rumpelte der Handkarren des Metzgers bergab. Die Stimmen der Männer verloren sich in der Ferne. Außer dem unheimlichen Rauschen des Gar, der durch eine nah gelegene Felsschlucht floss, war nun nichts mehr zu hören.

Jonathan verharrte regungslos auf seiner Lagerstatt. Die eisige Morgenluft bohrte sich wie winzige Nadelstiche in seine Wangen. Es war erst Mitte November, aber an den kargen steilen Berghängen im Osten Afghanistans hatte der strenge Winter bereits Einzug gehalten.

So verstrich eine Minute. Er hörte immer noch nichts.

Plötzlich durchbrach ein Schuss die Stille. Ein einzelner Schuss, wie Jonathan vermutete, aus einer großkalibrigen Waffe. Er wartete vergeblich auf weitere Schüsse und fragte sich, ob er vielleicht den verirrten Schuss eines Jägers auf der Jagd nach einem Marco-Polo-Schaf gehört hatte.

Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es kurz vor fünf war. Höchste Zeit aufzustehen. Mit einem Seufzer öffnete er den Reißverschluss seines Schlafsacks und streifte ihn sich von den Füßen. Fröstelnd zündete er die Kerosinlampe an und zog sich eilig ein zweites Paar Wollsocken und eine abgewetzte flanellgefütterte Cargohose an.

Auf einem Klapptisch in der Zimmerecke standen eine Waschschüssel mit Waschlappen und ein Krug Wasser, daneben Jonathans Zahnbürste und Zahnpasta. Er griff nach dem Krug und goss etwas Wasser in die Schüssel. Es war über Nacht leicht gefroren, sodass nun kleine Eisplättchen auf dem Waschwasser umherschwammen. Mit klappernden Zähnen wusch Jonathan sich Hände und Gesicht. Dann rubbelte er sich kräftig mit dem Waschlappen den Oberkörper ab, damit ihm wärmer wurde. Anschließend trocknete er sich ab, schlüpfte in Hemd und Weste und putzte sich die Zähne. Seine Haare waren inzwischen so lang und verfilzt, dass sie mit der Bürste nicht mehr zu bändigen waren. Jonathan versuchte, sie mit den Fingern in Form zu bringen, gab aber schon bald frustriert auf.

»Hamid, wach auf.«

Zum Schutz gegen die Kälte hatte sich Hamid den Schlafsack bis über beide Ohren gezogen. Jonathan durchquerte den Raum bis zu Hamids Schlafplatz und versetzte ihm mit dem Fuß unsanft einen Stoß. »Los, beweg dich.«

Ein wirrer schwarzer Haarschopf schob sich aus dem Schlafsack. Schlecht gelaunt blinzelte Hamid in die eisige Luft des anbrechenden Tages. Im fahlen Morgenlicht traten die Tränensäcke unter seinen Augen noch stärker hervor, und er wirkte älter als neunzehn. »Au, das tat weh.«

»Los, kriech endlich aus dem Schlafsack. Wir haben heute jede Menge Arbeit vor uns.«

»Nur noch eine Sekun …«

»Jetzt sofort!«

Mürrisch setzte Hamid sich auf und zog sein Handy aus dem Schlafsack, um seine SMS zu checken.

Jonathan beobachtete ihn dabei und fragte sich zum hundertsten Mal, warum es hier in den Dörfern zwar überall Handyempfang, aber nirgends Strom gab. »Nachricht von deiner Mama?«

Hamid blickte noch nicht einmal von seinem Handy auf. »Haha. Sehr witzig.«

»Wie du meinst. Aber jetzt leg endlich das Ding weg, und komm in die Gänge. Wir treffen uns dann später in der Krankenstation.«

Jonathan packte den Seesack, in dem er seine medizinische Ausrüstung verstaut hatte, und warf ihn sich über die Schulter. Dann streifte er sich die Pakol-Wintermütze über den Kopf, öffnete die Tür und sog die kalte Morgenluft tief in die Lungen. Es roch nach brennendem Feuerholz, feuchtem Laub und Torf. Die Gerüche waren ihm nur allzu vertraut. Sie stammten aus einer Welt fernab jeder Zivilisation.

Acht Jahre lang war Jonathan als Mediziner für Ärzte ohne Grenzen um die ganze Welt gereist. Er hatte in den entlegensten Winkeln Afrikas, im Kosovo, in Beirut und im Irak gearbeitet. Wo immer er auch gewesen war, war es ihm stets darum gegangen, all jene ärztlich zu versorgen, die am dringendsten Hilfe benötigten. Politik hatte dabei nie eine Rolle gespielt. Egal, ob gut oder böse, für ihn waren alle, die zu ihm kamen, immer nur Patienten.

Vor zwei Monaten war er nach Afghanistan gereist, aber nicht mehr für Ärzte ohne Grenzen. Verschiedene Ereignisse der jüngeren Vergangenheit machten es ihm unmöglich, noch weiter offiziell für irgendeine Organisation oder Klinik zu arbeiten. Bei der amerikanischen Botschaft hatte man ihn schlicht für verrückt erklärt, weil er sich ganz allein ohne Bodyguards, Waffen oder sonstige persönliche Sicherheitsvorkehrungen in die Rote Zone außerhalb von Kabul wagen wollte. Sein Plan, den Menschen in den entlegensten Dörfern zu helfen, wurde für glatten Selbstmord gehalten. Jonathan war anderer Ansicht. Er hatte die Risiken und Chancen seines Vorhabens lange gegeneinander abgewogen und fand, dass er die Sache wagen konnte.

Als er im Halbdunkel des anbrechenden Tages auf dem gefrorenen Boden vor der Hütte stand, lauschte er noch einmal angestrengt in die Stille. Was ihn so sehr beunruhigte, waren nicht etwa laute Geräusche, sondern eher die ungewohnte Stille.

»Du hast genau eine Stunde«, sagte er zu Hamid gewandt und zog die Tür hinter sich zu.

Als er dem gewundenen Pfad bergab folgte, setzte leichter Nieselregen ein. Ein Stück weiter unten, auf einem Hochplateau inmitten der steilen Berge, lag das Dorf, das zum Teil unter tiefhängenden Wolken verborgen war. Die Häuser glichen einander wie ein Haar dem anderen. Es waren niedrige, aus Stein, Holz und Lehm errichtete rechteckige Bauten, die mit ihrer Umgebung zu verschmelzen schienen. Etwa eintausend Menschen lebten in Khos-al-Fari. Doch zum Basar strömten auch aus den umliegenden Dörfern Tausende von Menschen hierher, um mit allerlei Waren, ihren Ernteüberschüssen und Holz Handel zu treiben und Freunde, Bekannte und Verwandte zu treffen.

Mit tief in den Taschen vergrabenen Händen schritt Jonathan durch die Straßen des Dorfes. Er war groß und breitschultrig und lief mit langen, entschlossenen Schritten leicht nach vorn gebeugt seinem Ziel entgegen, als müsse er gegen den Wind ankämpfen. Er trug die typische Kleidung der Einheimischen: ein langes Hemd, den Salwar Kameez, über einer weiten, bequemen Hose. Zum Schutz gegen die Kälte hatte er eine Weste aus Schafwolle, wie die Hirten sie trugen, über das Hemd gezogen. Sein langer, ungepflegter schwarzer Bart war von grauen Strähnen durchzogen. Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen Einheimischen halten können. Doch bei genauerem Hinsehen verrieten ihn die markante, wohlgeformte Nase und die lückenlosen weißen Zähne als einen Ausländer aus dem wohlhabenden Westen. Auch die Haut in seinem Gesicht war bis auf die Lachfältchen um die Augen faltenlos. Für einen Mann von achtunddreißig Jahren wirkte er jugendlich. Seine Augen waren pechschwarz und blickten selbst zu dieser frühen Tageszeit zielstrebig und entschlossen. Nichts an Jonathans Zügen deutete auch nur im Entferntesten auf mongolische Vorfahren hin oder auf das tiefsitzende Misstrauen, das aus dem jahrhundertelangen Kampf gegen Invasoren geboren ist. Alles an ihm strahlte Kompetenz, Hartnäckigkeit und Zuversicht aus.

Jonathan Ransom war von Kopf bis Fuß Amerikaner.

Vor der Krankenstation hatte sich bereits eine Warteschlange gebildet. Jonathan zählte fünfzehn Patienten, darunter etliche Kinder mit ihren Vätern. Einige von ihnen hatten sichtbare Verletzungen: schlecht verheilte Brandwunden, Tumore oder Hasenscharten. Andere hatten amputierte Gliedmaßen. Sie waren die Opfer von herumliegenden Landminen und Bomblets aus der Zeit der sowjetischen Besatzung. Manche der Patienten sahen einfach nur blass und erschöpft aus und hatten sich wahrscheinlich eine Grippe eingefangen. Jonathan begrüßte alle höflich und schüttelte jedem von ihnen die Hand. Dann ließ er sie in die Krankenstation eintreten und teilte ihnen mit, dass sie etwa eine Stunde bis zum Beginn der Sprechstunde warten müssten.

Ein Vater stand ein wenig abseits von den anderen. Seine Tochter lehnte sich an ihn. Die untere Gesichtshälfte hatte sie hinter einem Schal verborgen. Als sie die große Gestalt des ausländischen Arztes erblickte, wandte sie ihr Gesicht ab. Jonathan ging vor ihr in die Hocke. »Schön, dass du gekommen bist«, sagte er freundlich. »Wir werden dafür sorgen, dass es dir bald besser geht. Den Schal brauchst du dann nicht mehr. In Kürze kannst du wieder mit den anderen Kindern im Dorf spielen.«

»Werden Sie meiner Tochter wirklich helfen?«, fragte der Vater in gebrochenem Englisch. »Heute schon?«

Jonathan erhob sich. »Ja.«

Er duckte sich unter dem Türrahmen und betrat die Krankenstation. Sie war in fünf Räume unterteilt. Es gab einen Warteraum, zwei Behandlungszimmer, ein Büro und einen Operationsraum. Die Ausstattung war selbst für afghanische Verhältnisse schlecht. Böden aus gestampftem Lehm. Niedrige Decken. Kein Strom. Kein fließendes Wasser.

Bei seiner Ankunft hatte Jonathan in der Krankenstation nur einen abgewetzten Holztisch vorgefunden. Daran war ein Schild mit den Worten befestigt gewesen: »Médecins Sans Frontières. Où les autres ne vont pas.« Grob übersetzt bedeutete das: »Ärzte ohne Grenzen. Wo sonst niemand hilft.« Darunter stand noch in Französisch »Der Doc hat immer recht« neben der Jahreszahl »1988«. Vor mehr als zwanzig Jahren hatten sich also schon einmal Ärzte in dieses abgelegene Bergdorf verirrt. Für Jonathan war das die Bestätigung, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.

Er ging ins Büro und stellte den Seesack ab. In ihm befand sich alles, was Jonathan für die Behandlung der Patienten benötigte. Skalpelle, Pinzetten und eine Metzenbaumschere für die OPs. Cipro und Ancef zur antibiotischen Behandlung. Pepcid für Geschwüre. Eisenpräparate für die Frauen und Multivitamintabletten für die Kinder. Lidocain in dreißig Kubikzentimeter fassenden Fläschchen für die örtliche Betäubung und Ketamin als Anästhetikum. Außerdem hatte er noch Prednison, Zyrtec, Noradrenalin und zahlreiche andere Medikamente für alle möglichen Beschwerden und Krankheiten, die die Vorstellungskraft der meisten Ärzte überstiegen. Darüber hinaus fanden sich im Sack noch chirurgisches Nähmaterial, Injektionsspritzen, Verbandsmaterial, elastische Binden und jede Menge in Alkohol getränkte Tupfer.

Die nächste Stunde verbrachte Jonathan damit, die Behandlungsräume für den anstehenden Tag vorzubereiten. Er zündete ein Feuer an, brachte Wasser zum Kochen und sterilisierte seine Instrumente. Anschließend fegte er den Boden im OP-Raum aus und breitete eine saubere Plastikfolie aus. Zum Schluss verteilte er Arzneien und medizinisches Zubehör aus dem Seesack auf die Behandlungsräume und kontrollierte den Bestand seiner Medikamente.

Um Punkt sieben empfing er den ersten Patienten, einen zehnjährigen Jungen, dessen linkes Bein unterhalb des Knies amputiert worden war. Er humpelte auf einer plumpen Holzprothese ins Zimmer. Vor drei Jahren war er beim Spielen auf den Feldern auf eine russische Landmine getreten. Die Amputation war stümperhaft durchgeführt worden. Da die Durchblutung des Beins gestört war, hatte sich der Stumpf böse infiziert. Die Wunde musste debridiert und gesäubert und der Junge dringend auf Antibiotika gesetzt werden.

»Du spürst nur einen kleinen Piks«, sagte Jonathan und zog eine Spritze Lidocain auf. »Es tut überhaupt nicht weh …«

In diesem Moment stürzte Hamid in den Raum. »Wir müssen sofort von hier verschwinden«, stieß er atemlos hervor.

Jonathan betrachtete ihn ungerührt. »Du kommst zu spät.«

»Hörst du nicht, was ich gesagt habe?« Hamid war klein und dürr. Er hatte etwa zehn Kilo zu wenig auf den Rippen und schmächtige Schultern, doch er war ein aufgeweckter Bursche, dessen Kopf ständig in Bewegung zu sein schien. Jonathan hatte ihn kurz nach seiner Ankunft in Kabul vor den Räumen einer medizinischen Hilfsorganisation gefunden. Oder vielmehr: Hamid hatte ihn gefunden und ihm seine Dienste als Übersetzer, Reiseführer und medizinische Hilfskraft für einen Wochenlohn von fünfzig Dollar angeboten. Er war Medizinstudent im zweiten Jahr. Jonathan hatte ihm vierzig Dollar geboten, wenn Hamid ihm einen brauchbaren Wagen mit Allradantrieb besorgen könnte und bereit wäre, mit ihm in die Rote Zone zu gehen. Hamid war einverstanden gewesen, und seitdem begleitete er Jonathan.

»Ja, ich habe dich gehört«, sagte Jonathan.

»Sie kommen.«

Jonathan wusste, dass Hamid von den Taliban sprach, jenen orthodoxen islamistischen Kämpfern, die sich im Krieg mit Amerika und den afghanischen Streitkräften befanden und die Kontrolle über das Land zurückerlangen wollten, damit die Bevölkerung wieder streng nach den Gesetzen des Islam lebte.

»Es ist Sultan Haq. Sie haben fünfundsechzig Kilometer von hier ein Dorf überfallen und die Honoratioren massakriert.«

Jonathan ließ sich die Information durch den Kopf gehen. Er hatte schon von Haq gehört, einem ausgesprochen heimtückischen Warlord der Taliban mit einer eigenen Miliz im südlich gelegenen Laškar, doch sein Auftauchen in dieser Gegend verwirrte Jonathan. Khos-al-Fari war ein armes Dorf, weit abseits des gewinnträchtigen Mohngürtels und ohne strategische Bedeutung. »Was will er hier oben?«

»Keine Ahnung«, antwortete Hamid ungeduldig. »Spielt das eine Rolle?«

Der Vater des Jungen in Jonathans Behandlungszimmer legte den Arm um die Schultern des Sohnes und führte ihn eilig aus dem Raum.

»Sag allen, dass sie morgen wiederkommen sollen«, sagte Jonathan zu Hamid. »Mit Ausnahme von Amina. Sie kann nicht länger warten. Bring ein Tablett mit allen notwendigen Instrumenten in den OP-Raum, und sorg dafür, dass ausreichend Betäubungsmittel vorhanden sind.«

Hamid sah Jonathan an, als hätte dieser den Verstand verloren. »Du willst sie wirklich jetzt operieren?«

»Sie hat lange auf die OP gewartet.«

»So eine OP dauert vier Stunden.«

»Länger. Bei einer Gesichtsrekonstruktion weiß man nie so genau, wie viel Zeit man braucht.«

»Gib ihr einfach Medizin gegen die Infektion. Wir kommen ein anderes Mal wieder und führen dann die OP durch.«

»Sie hat lange genug gewartet.«

Eine heftige Detonation in der Ferne ließ die Wände der Krankenstation erbeben.

»Granaten«, bemerkte Hamid und stürzte zum Fenster. »Gestern haben Sultan Haq und seine Männer achtzehn Menschen umgelegt. Zehn von ihnen hat Haq höchstpersönlich erschossen. Ein Amerikaner dürfte auf seiner Liste ganz oben stehen.«

»Und was ist mit dem Paschtunwali?«, fragte Jonathan. »Die Dorfbewohner werden uns beschützen.«

Das Paschtunwali bezeichnete den Ehrenkodex der afghanischen Paschtunen. Die Gastfreundschaft und der Schutz von Besuchern rangierten im Paschtunwali an oberster Stelle.

»Wenn sie von einem waffenmäßig überlegenen Feind angegriffen werden, solltest du dich besser nicht zu sehr darauf verlassen. Wir müssen sofort von hier verschwinden.«

»Bereite das Tablett mit den Instrumenten vor, Hamid.«

Hamid verließ seinen Posten am Fenster und baute sich direkt vor Jonathan auf. »Hau ab von hier, oder sie werden dich töten.«

»Wir werden sehen.«

»Und was ist mit mir?«

»Du wolltest alles von mir lernen. Deshalb bist du hier. Jetzt hast du die Chance dazu. Bei einer OP wie dieser hast du noch nie assistiert. Betrachte es als einmalige Gelegenheit.«

Die Krankenstation wurde von einer neuen Explosion erschüttert. Die Angreifer schienen näher zu kommen. Jonathan und Hamid hörten das Rattern von Maschinengewehren. Dann herrschte wieder Stille.

»Mich werden sie auch töten«, sagte Hamid. »Ich habe dir geholfen. Außerdem bin ich ein Hazara.«

Jonathan durchsuchte seine Taschen nach dem Wagenschlüssel und warf ihn Hamid zu. »Geh schon. Ich kann dich verstehen. Du warst eine echte Hilfe für mich. Ich schulde dir viel.«

»Aber ohne mich kannst du Amina nicht operieren.«

»Es wird nicht einfach werden, aber unmöglich ist es nicht.«

Hamid warf einen Blick auf den Schlüssel in seiner Hand. Dann lehnte er resigniert den Kopf an die Wand und seufzte. »Zum Teufel mit dir«, sagte er schließlich.

»Bereite alles für die OP vor«, erwiderte Jonathan.