Sechsundsiebzig

Obwohl Reeses Augen sich noch nicht ganz erholt hatten, rannte er den Wildacker entlang zum Hochstand. In dreißig Metern Entfernung blieb er stehen, horchte und hielt nach Bewegungen Ausschau. Mit dem Gewehr an der Hüfte schob er sich näher heran. Unten an der Leiter schaltete er die Taschenlampe ein und suchte nach Blut. Er fand keines. Um ganz sicher zu sein, stieg er die Leiter hinauf und warf einen Blick in die Holzkammer. Er sah die Stellen, an denen seine Schüsse eingeschlagen hatten. Nirgends Blut, nur überall kleine Holzsplitter.

»Verdammt!«, sagte er beim Hinuntersteigen laut.

Reese nahm die Munition aus der Browning. Er hatte noch drei Patronen und durfte nicht einfach drauflosballern. Er musste sich konzentrieren; jeder Schuss musste sitzen. Im Schein der Taschenlampe sah er die Fußabdrücke einer offenbar sehr schweren Person, die nach Südosten geflüchtet war. Die Spur des Killers führte Reese näher zum Highway 17. Für ihn und Moon Pie machte das die Sache leichter. Reese wusste nun, dass der Kerl das Kind trug. Dadurch kam er nur langsam voran.

Nachdem er das Gewehr wieder geladen hatte, stellte er die Vergrößerung des Zielfernrohrs auf die vierte Stufe zurück. So hatte er bei diesem schlechten Licht ein größeres Sichtfeld. Er wollte, dass endlich etwas passierte, und folgte weiterhin den Spuren. Wie ein Bluthund konzentrierte er sich ganz auf diese Aufgabe. Selbst wenn er einmal keine Abdrücke sehen konnte, fand er abgebrochene Zweige und Äste. Beim Gedanken daran, wie seine Opfer in Todesangst durch den Wald hetzten, lächelte Reese.

Er spürte, dass seine Beute sich ganz in der Nähe befand. Jetzt musste er den Kerl schnell abknallen, denn bald würde es hell werden. Indem er die Richtung grob abschätzte und nur etwa alle zwanzig Schritte nach Spuren Ausschau hielt, kam er schneller voran. Es war leicht, sie immer wieder zu finden. Der Typ verliert die Nerven. Er versucht nicht mal mehr, seine Spuren zu verstecken.

Die Fahrspur bog scharf nach links ab. Im weichen Untergrund konnte Reese die Fußabdrücke auf einer Strecke zwischen fünfzehn und zwanzig Metern schon von weitem erkennen. Er wechselte auf die andere Seite des Weges. Hier war der Boden etwas härter. Lautlos eilte er weiter. Er wurde immer schneller.

Nach ein paar hundert Metern hielt Reese inne. Ihn beschlich ein unheimliches Gefühl. Hier waren die Bäume größer und er konnte leicht in einen Hinterhalt geraten. Doch die Spuren führten immer weiter den Weg entlang. Und Spuren logen nicht. Diese waren allem Anschein nach frisch, also setzte er die Verfolgung fort. Das blöde Arschloch rennt vor Angst wie ein Hase.