Acht
Dreißig Minuten nach dem Anruf, der plötzlich unterbrochen worden war, stand Mick am Tor des Camps. Unterwegs hatte er erfolglos versucht, Jake auf dem Handy zu erreichen. Um diese Zeit wollte er nicht bei ihm zu Hause anrufen. Schließlich wusste er nicht, was los war, und wollte Jakes Frau nicht unnötig beunruhigen. Nach der einen Unterhaltung, die er vor einiger Zeit mit ihr geführt hatte, war er nicht auf eine zweite erpicht.
Einen Moment lang blieb Mick im Truck sitzen und sah sich um. Er wusste, dass die Leute, denen das Camp gehörte, so unverzichtbare Dinge wie eine Satellitenschüssel hatten haben wollen – aber kein Telefon. Im Clubhaus war es dunkel, aber die Flutlichter draußen brannten. Auch in Jacks Wohnwagen war Licht und die Tür stand weit offen.
Verdutzt stieg Mick aus dem Truck und befahl Beau, dort zu bleiben.
»Jake?«, rief er.
»Jake?«, rief er noch etwas lauter.
Langsam ging er zum Wohnwagen. »Jake? Bist du da? Hallo? Ist da jemand?«
Mick betrat den Airstream. Drinnen lagen Jakes Jagdklamotten. Die beiden Betten sahen so aus, als hätte jemand darin geschlafen. Eigentlich wirkte alles ganz normal ... abgesehen von der Tür, die sperrangelweit offen stand. Mick ging zum Clubhaus. Hinten auf dem Truck winselte Beau; er wollte raus.
»Bleib!«, befahl Mick.
Hinter der Veranda mit den Fliegengittern stand die Clubhaustür weit offen. Mick steckte den Kopf hindurch und sah sich um.
»Hallo? Jemand da?« Zögernd trat er ein. Er ging am Billardtisch vorbei. Nichts Auffälliges zu entdecken. Zwar herrschte im Clubhaus ein ziemliches Chaos, aber in einem Jagdcamp räumte nie jemand auf. Hier sah es immer so aus. Er trat wieder ins Freie. Seltsam. Nachdenklich tätschelte er Beaus Kopf.
Er stieg wieder in den Wagen, wendete und sah sich noch einmal um. Irgendetwas gefiel ihm nicht, aber er wusste nicht, was es war. »Ach, zum Teufel damit«, sagte er. »Ich bin viel zu müde für diesen Quatsch.« Er wollte nach Hause und schlafen.
Als er dort ankam, saß seine Frau mit einem Glas Milch und warmem Rosinenbrot aus der mennonitischen Bäckerei in Livingston am Küchentisch. Sie grinste genüsslich und ein wenig verlegen und schuldbewusst.
»Ich konnte nicht mehr schlafen«, sagte sie. »Was war denn los?«
»Keine Ahnung. Alle Lichter brannten, aber es war keiner da. Irgendwie seltsam. Ich mache mir ein bisschen Sorgen, dass etwas passiert ist. Aber ... aber ich weiß nicht, was«, antwortete er.
»Was hast du eigentlich überall auf der Hose?« Seine Frau zeigte auf die Stellen. Micks Jeanshosenbeine waren unten herum dunkel und nass.
Er berührte die Flecken, rieb die Finger aneinander. »Das ist Blut!« Er wurde blass. Langsam bekam er es mit der Angst zu tun.
»O mein Gott, Mick!«
»Ich rufe den Sheriff an.« Besorgt griff er nach dem Telefon.