Die letzten Volkskammerwahlen
Die neuen politischen Kräfte hatten am Runden Tisch entschieden, dass im Wahlkampf keine westdeutschen Politiker auftreten sollten. Weder die CDU, die Helmut Kohl nach vorn stellte, noch die SPD, die vor allem Willy Brandt, Hans-Joachim Vogel und Oskar Lafontaine ins Rennen schickte, hielten sich an die Vereinbarung. Die westdeutschen Parteien, die jegliche Einflussnahme auf die Volkskammerwahlen bis heute bestreiten, unterstützten den Wahlkampf mit insgesamt 7,5 Millionen D-Mark. Davon gingen allein 4,5 Millionen an die CDU, während SPD und FDP mit jeweils etwa 1,5 Millionen D-Mark auskommen mussten.
Bei den Volkskammerwahlen am 18. März 1990 konnten sich 12,2 Millionen Wähler zwischen 19 Parteien und 14 weiteren, in fünf Listenverbindungen zusammengefassten Parteien entscheiden. Das Ergebnis brachte ein totales, von niemandem erwartetes und allen Meinungsumfragen widersprechendes Debakel für die SPD und warf einen langen Schatten auf die für den Herbst angekündigten Bundestagswahlen. Die ostdeutschen Sozialdemokraten bekamen mit 21,9 Prozent bei den letzten DDR-Volkskammerwahlen noch nicht einmal halb so viel Stimmen, wie die westdeutschen Sozialdemokraten gehofft hatten. Damit konnte sich die Ost-SPD gerade noch von der drittstärksten Kraft, der SED-Nachfolgepartei PDS absetzen, die mit einem Stimmenanteil von 16,4 Prozent recht zufrieden wirkte. Der eindeutige Wahlsieger aber hieß Helmut Kohl. Die durch ihn repräsentierte und in den Wahlkampf geführte »Allianz für Deutschland« erreichte |279|48,15 Prozent der Stimmen. Der weitaus größte Stimmenanteil innerhalb des konservativen Wahlbündnisses, allein 40,8 Prozent, ging auf das Konto der Ost-CDU. Die Wahlbeteiligung lag bei 94 Prozent.