27.
Byrne parkte gegenüber vom Friedhof Mount Olive. Er hatte in der Friedhofsverwaltung vorbeigeschaut und mit dem Wachmann, der heute Nacht Dienst hatte. In Anbetracht dessen, was an diesem Tag auf dem Mount Olive passiert war, hätte ihm ein schießwütiger Ex-Cop des Philadelphia Police Departments, der ausflippte, weil er mitten auf dem Friedhof einen Mann stehen sah, gerade noch gefehlt.
Immer wieder dachte Byrne an seine Visionen am Fundort des Toten. Was hatten sie zu bedeuten?
Er versuchte, die Stunden Schlaf, die er in der letzten Woche versäumt hatte, zusammenzuzählen, doch es gelang ihm nicht. Er war zu erschöpft, um noch richtig zählen zu können.
Byrne lehnte sich zurück. Nur einen Augenblick. Er sehnte sich nach einem Moment der Ruhe.
Kurz darauf schlief er ein. Er träumte, dass er als einziger Besucher in einem großen Konzertsaal saß. Auf der Bühne hatte ein vollständiges philharmonisches Orchester Platz genommen. Byrne schaute sich die elegante Ausstattung an. Der Boden war voller Blut. Auf jedem Sitz lag ein abgetrennter Finger.
Als die Musik anschwoll, sprang er auf und lief durch den Gang zur Eingangshalle. Dort standen auf einer Wand drei Wörter in leuchtend rotem Blut:
Du weißt es.
Byrne rannte hinaus und den Bürgersteig entlang. Alle Menschen, denen er begegnete, hatten die Gesichter von Opfern, die er kannte, weil er in den Fällen ermittelt hatte. Sein Van stand auf dem leeren Parkplatz. Er sprang hinein. Sein Herz klopfte zum Zerspringen. Ihm stieg sofort der eigentümliche Geruch in die Nase. Byrne drehte sich um und entdeckte eine verweste Leiche, die er kannte, auf der Rückbank, rasiert, ohne Kopfhaar und mit offenen Augen …
Er richtete sich auf, trotz der Kälte war er schweißgebadet. Rundum war alles schwarz und still. Nur ab und zu das Geräusch eines Motors, wenn ein Auto vorbeifuhr. Die Toten ringsum waren mausetot.
Byrne stieg aus und sog tief die kalte Nachtluft ein.
Du weißt es.
Er schaute auf die Uhr.
Es war 2.52 Uhr.