47. KAPITEL
Taylor wollte gerade auf den Parkplatz hinaustreten, als sie Schüsse hörte. Sie zog ihre Glock.
„Lieutenant, haben Sie das gehört?“, quiekte Kris erschrocken.
„Ja, habe ich. Geh nach drinnen ins Hauptbüro und schließ die Tür hinter dir.“
Kris verschwand im Flur. Dort war sie in Sicherheit. Man brauchte eine Schlüsselkarte, um sich Zutritt zu verschaffen.
Taylor schaute aus der Tür und sah ihre beiden Bodyguards über einen Mann gebeugt stehen. Was auch immer passiert war, es war vorbei, die Bedrohung war neutralisiert worden. Sie steckte ihre Waffe wieder ein und lief nach draußen.
„Was ist passiert?“, rief sie. „Wer ist das?“
Wells drehte sich zu ihr um, seine Augen waren ruhig und eiskalt. „Ich bin sicher, dass er einer der Nachahmer ist. Das Nummernschild passt. Und er hat nach seiner Waffe gegriffen. Ich hatte keine andere Wahl.“
Sie schaute den Mann an, der flach auf dem Rücken lag. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, seine Augen waren für immer auf einen Himmel gerichtet, den nur er sehen konnte. Sie empfand nichts für ihn.
„Welcher war er?“
Rogers warf ihr die Brieftasche des Mannes zu. „Der Führerschein ist auf William Reiser ausgestellt. Ich nehme an, er ist der Zodiac-Nachahmer aus Kalifornien.“
„Was zum Teufel macht er hier? Hatte er es auf mich abgesehen?“
„Das wissen wir nicht, Ma’am. Wir haben ihn die Straße entlangkommen sehen. Er hielt eine Minute vor dem TBI-Gebäude, kam dann hierher, blieb auf dem Parkplatz stehen und holte sein Blackberry heraus.“
Er gab ihr das Smartphone. Sie drückte auf den Home-Knopf, und das Display erwachte zum Leben. Er hatte eine E-Mail an jemanden namens Troy angefangen.
Sie scrollte runter und sah die Nachricht, auf die er geantwortet hatte. Ein Schauer überlief sie.
Komm zu Papa.
Er hatte auf eine direkte Anweisung von Copeland reagiert. Wells hatte recht, dieser Mann war einer der Nachahmungstäter.
„Sehr gut gemacht“, sagte sie zu ihm und holte ihr Handy heraus, um Commander Huston anzurufen.
Bevor sie noch Hallo sagen konnte, fuhr Huston sie schon an. „Jackson, was zum Teufel ist da los? Wir hatten gerade einen Mord im Parkhaus. Die Frau, auf die Detective Ross aufpassen sollte, wurde vor wenigen Minuten getötet.“
Taylor entwich auf einen Schlag alle Luft aus ihren Lungen. Oh Gott. Colleen.
„Wie?“, brachte sie gerade noch hervor.
„Das versuchen wir gerade herauszufinden. Sie hat das Gebäude verlassen und wurde überfallen. Detective Ross hat ihre Angreiferin erschossen. Sie müssen sofort hierherkommen.“
Lincoln hatte eine Verdächtige getötet. Er war bestimmt am Boden zerstört. Er hatte noch nie ein Leben genommen. Alle ihre Leute wurden verletzt. Taylor atmete tief durch.
„Ma’am, das geht im Moment nicht. Ich brauche ein Team von der Spurensicherung an der Rechtsmedizin. Wir hatten einen Verstoß gegen die Sicherheitsvorkehrungen; einer der national agierenden Nachahmungstäter ist auf den Parkplatz des Gebäudes vorgedrungen. Er ist von einem von Mitchell Prices Männern erschossen worden, die ich engagiert habe, um mich zu beschützen.“
„Noch eine Schießerei? Allmächtiger Gott, Lieutenant.“
„Ich weiß, Ma’am.“
„Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich kümmere mich um die Dinge hier vor Ort. Seien Sie vorsichtig, Lieutenant.“
„Ja, Ma’am.“ Sie legte auf und rief dann Kris an, die nach dem ersten Klingeln ranging.
„Kris, hier draußen ist alles in Ordnung. Wir brauchen einen Todesermittler. Ich muss jetzt weg. Kannst du alles arrangieren und dann hier draußen aufpassen, dass alles nach Protokoll verläuft?“
„Ja. Aber Lieutenant, sollten Sie nicht bleiben …“
„Kris, ich muss Sam finden. Bitte. Tun Sie mir den Gefallen.“
„Okay.“
Sie legte auf und schaute Wells an. „Ich muss weiter.“
„Ja, Ma’am. Was sollen wir tun? Mitkommen? Da draußen laufen noch mehr von diesen Idioten herum, oder?“
„Bleibt hier. Ruft Price an und erzählt ihm, was passiert ist. Macht dann eure Aussage und sagt die Wahrheit. Wells, du wirst nicht angeklagt; er hat als Erster gezogen. Wenn ihr gehen dürft, ruft mich an, damit wir uns irgendwo treffen können.“
„Sind Sie sicher, Ma’am? Sie sind ungeschützt. Diese Mörder kommen näher, für meinen Geschmack sogar viel zu nah.“ Er stieß den toten Reiser mit dem Fuß an.
„Bleib hier, Wells. Tätige deine Aussage. Das ist ein Befehl.“
„Ja, Ma’am.“
Und so einfach war sie frei. Für den ersten Teil des Spiels hatten ihre Wachen ihren Zweck erfüllt.
Danke für dieses Intermezzo, Copeland. Besser hätte ich es nicht planen können.