39. KAPITEL
Preston Pylant hatte einen sehr schlechten Tag. Er hatte bei McDonald’s angehalten – unerzogene, schreiende, von Eiscreme verschmierte Kinder überall; wer lässt sein Kind schon mitten im Winter Eis essen? – und war, als er von der Toilette kam, von einer Gruppe Polizisten aufgehalten worden. Er hatte sich noch nicht mal die Hände richtig abtrocknen dürfen. Vielleicht standen sie darauf, die widerlichen Mistkerle. Mochten schmutzige Hände, von denen sie wussten, was diese gerade in der Kabine gemacht hatten. Jetzt hatten sie ihn in einen kleinen, kalten Raum mit holzvertäfelten Wänden gesperrt. Wer verkleidete seine Wände heutzutage noch mit Holzpaneelen? Die Schwulen natürlich. Die standen darauf.
Der Engel hatte natürlich auch eine Meinung zu all dem. Wie immer.
Erschieße sie, Kumpel. Erschieße sie alle. Sag ihnen, wie du dich fühlst, eingesperrt in diesen Loserraum hier.
Gute Idee.
„Sie können mir nicht vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe. Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind?“ Er schrie, aber er konnte nicht anders. Nach einer Stunde hatten sie ihn festgekettet. Er mochte es nicht, festgekettet zu sein. Der Engel mochte es auch nicht. Das hatten sie schon einmal mit ihm gemacht. Im Krankenhaus. Die gepolsterten Gurte hatten ihn steif und gerade gehalten und ließen sich auch durch noch so starkes Herumzappeln nicht lösen. Der Engel hatte ihn den ganzen Tag lang aufgezogen. Mehr nach links, Kumpel, nein, mehr nach rechts, du bist ein verdammter Schwachkopf, Kumpel.
Er wollte nicht zurück ins Krankenhaus. Er wollte ins Gefängnis. In die Todeszelle. Das war sein Ziel. Nicht das Krankenhaus. Alles, nur nicht das Krankenhaus.
Der Engel schrie. Ein Geräusch, das immer lauter wurde und in einem Kreischen wie von Nägeln auf einer Tafel endete. Er wusste, was das bedeutete. Er musste jetzt dringend seine Tabletten nehmen. Warum ließen sie ihn nicht seine Pillen nehmen?
Eine Zigarette. Das würde gehen. Zigaretten beruhigten ihn immer.
Der Mann mit dem dämlichen Hut redete wieder. Der Hut sah aus wie ein Schlitten. Er hatte auch mal einen Schlitten gehabt. Damit war er die Straße vor seinem Zuhause in Queens hinuntergerodelt.
„Sir, Sie müssen sich beruhigen. Wir haben noch einen langen Tag vor uns.“
„Der Hund hat mich dazu getrieben.“
„Ich bin mir sicher, dass er das getan hat, Preston. Warum erzählen Sie mir nicht alles darüber?“
„Es ist nur ein Spiel.“ Der Engel fiel mit voller Lautstärke ein. Nur ein Spiel. Nur ein Spiel. Nur ein Spiel.
„Halt die Fresse, Engel. Sehen Sie, Sir, Sie verstehen das nicht. Wir sind die Auszubildenden. Sie wissen schon, wie bei diesem reichen Typen in New York, der mit der Fernsehsendung. Und den komischen Haaren. Er sagt uns, wen wir umbringen sollen, und wir tun es und folgen dabei seinen Anweisungen.“
„Wer ist er?“, fragte der Mann. Auf seinem Namensschild stand Sergeant Green.
Preston lachte. Soylent Green – er war von Soylent Green gefangen genommen worden. Wie in dem Film … wie hieß er noch … 2022 oder so? Engel, kannst du dir das vorstellen?
„Wer ist der Mann, der Sie angeheuert hat, Preston?
„Puh, das war Troy. Wenn Sie das nicht wissen, sind Sie aber echt weit zurück.“
„Troy und wie weiter, Preston?“
Paneele. Wer benutzte heute noch Paneele?
„Preston?“
„Troy Land. So wie in Babes in Toyland. Wissen Sie? Er hat sie aus dem Blog ausgewählt, er hat ihn uns lesen lassen, damit wir wussten, wie sie so sind, bevor wir sie umbringen. Er hat es eine Studie in Viktimologie genannt. Kann ich jetzt gehen?“
„Nein, Preston, Sie müssen bei mir bleiben. Sie müssen mir alles sagen, was Sie wissen.“
„Ich weiß nur, dass der Hund mich dazu getrieben hat. Für den Gewinner stehen eine Million Dollar bereit. Wenn wir alle unsere Ziele umbringen, bekommen wir einen Haufen Kohle und dürfen zusehen. Wir alle schauen gerne zu, wissen Sie?“
Kumpel. Frag ihn nach dem Ziel.
Gute Idee, Engel.
Preston sagte: „Hey, kennen Sie Taylor Jackson? Können Sie mich ihr vorstellen?“