KAPITEL 73

Am nächsten Tag entließ man Stone und Chapman aus dem Krankenhaus, nachdem man sie zur Beobachtung dabehalten hatte. Stone musste zugeben, dass er die Ruhe gebraucht hatte. Innerhalb kürzester Zeit zweimal das Bewusstsein durch eine Explosion zu verlieren, hätte einem jüngeren Mann zu schaffen gemacht, ganz zu schweigen von einem Mann seines Alters. Aber er hatte einen Grund, aus dem Bett zu kommen und wieder auf die Jagd zu gehen. Die Dinge spitzten sich zu. Das große Ereignis stand kurz bevor. Er spürte es mit jeder Faser seines Seins.

Als Chapman in dem neuen Wagen losfuhr, den das FBI gestellt hatte, blickte Stone sie an. »Wie viele Stiche?«

Sie berührte das Pflaster auf der Stirn. »Sechs hier und zwei weitere auf der Wange. Der Arzt meinte, dass ich bis zu den Urlaubsbildern längst wieder in Ordnung bin.« Sie warf ihm einen Blick zu. »Wie sind Sie ohne davongekommen? Ich erinnere mich deutlich daran, Sie blutverschmiert gesehen zu haben, bevor ich das Bewusstsein verlor.«

»Wahrscheinlich hielt man es für überflüssig. Und der größte Schnitt war auf meiner Kopfhaut. Man hat ihn geklebt, aber man kann ihn nicht sehen.«

»Ich nehme an, wir hatten großes Glück.«

»Mehr Glück als Judy Donohue.«

»Also hat man sie für dieses Unternehmen rekrutiert. Wie? Geld?«

»Davon gehe ich aus. Geld, das nie jemand zahlen wollte.«

»Sie meinen, es war von Anfang an geplant, sie umzubringen?«

»Offensichtlich. Ihre Tarngeschichte war völlig oberflächlich. Sie sollte uns nur ein oder zwei Tage aufhalten. Als sie uns in der Kirche ihre Lügen auftischte, war sie so gut wie tot.«

»Also wird das FBI irgendwo auf einem ausländischen Konto eine Einzahlung auf Donohues Namen finden, die storniert wurde. Seltsam, sie kam mir nicht vor wie jemand, die sich auf eine Verschwörung einlässt.«

»Wie soll so eine Person aussehen? Jemand, der nichts von Geld hält? So jemand ist mir nur sehr selten begegnet.«

»Aber bei einem Angriff auf das eigene Land mitzumachen?«

»Seien Sie doch nicht naiv. Außerdem wurde bei diesem Angriff niemand verletzt, abgesehen von dem armen Alfredo Padilla.«

»Aber als dann die anderen starben, das muss ihr doch aufgefallen sein.«

»Natürlich fiel es ihr auf. Aber da war es schon zu spät. Wäre sie zu uns gekommen, um zu gestehen, hätte sie zugegeben, Komplizin bei einem Mord gewesen zu sein, sogar bei mehreren Morden. Vermutlich kam sie zu dem Schluss, dass es viel sicherer sein würde, sich an den Plan zu halten und dann mit dem vermeintlich vielen Geld zu flüchten.«

»Und George Sykes hat absolut nichts getan und bekommt dafür ein Loch im Kopf.«

»Ja. Darum habe ich auch nicht viel Mitleid mit Judy Donohue.«

»Ihre Theorie, wie man Sykes dazu gebracht hat, voller Panik loszufahren, liegt vermutlich ziemlich nahe an der Wahrheit.«

»Man brauchte nur seine Familie zu bedrohen. Vermutlich haben sie ihm einen Treffpunkt genannt. Auf einer Route, die ihn direkt ins Schussfeld bringt. Das war minutiös geplant. Was sowohl informativ wie auch beängstigend ist.«

»Vermutlich könnten sie uns jederzeit umbringen. Wann immer sie wollen«, meinte Chapman.

»Sie haben versucht, mich umzubringen, was Sie verhindert haben.«

»Ein Sieg für die Guten.«

»Was beweist, dass sie nicht unfehlbar sind.«

»Bedeutet das jetzt, dass die Baumschule, der Wurzelballen, der National Park Service und alles andere nur weitere falsche Spuren waren?«

»Ich glaube, Kravitz wurde hereingelegt. Ich bin auch davon überzeugt, dass Lloyd Wilder völlig unschuldig war.«

»Und die hingerichteten Latinos?«

»Gegenstücke zu Judy Donohue. Sie waren teilweise an dem Plan beteiligt, aber eben nur teilweise. Sie spielten ihre Rollen, bekamen ihr Geld und wurden dann ausgeschaltet.«

»Schön und gut, damit wären wir also wieder bei Fuat Turkekul. Wie wollen Sie vorgehen, Oliver? Weaver reißt uns den Arsch auf, wenn man uns dabei erwischt, wie wir den kleinen Türken in die Mangel nehmen.«

»Wie ich Ihnen bereits sagte, Sir James hat mir zugezwinkert.«

»Und? Das wird Sie nicht vor Riley Weaver schützen, und das wissen Sie auch.«

»Also umgehen wir Turkekul und wählen den Nebenweg.«

»Und der wäre? Adelphia?«

»Nein.«

»Wer dann?«

Stone schwieg.

»Da bleibt nur Marisa Friedman übrig.«

»Genau.«

»Als wir das letzte Mal an sie heranwollten, hat man uns erwischt.«

»Das war beim letzten Mal. Jetzt sind wir vorgewarnt. Und sie hat mich besucht.«

»Wann?«

»Gestern. Im Krankenhaus.«

»Was wollte sie?«

»Ehrlich gesagt bin ich mir nicht sicher. Sie ist eine einsame Frau.«

»Tatsächlich?« Sie schaute ihn fragend an.

»Auf irgendeine Weise sind wir wohl alle einsam.«

»Also gut«, sagte sie unsicher. »Und wie stellen wir es an?«

Als Antwort zog Stone sein Handy aus der Tasche und tippte eine Nummer ein. »Annabelle? Ich glaube, es ist Zeit, dass du und Caleb Miss Friedman wie versprochen noch einmal besucht.«

Der Auftrag
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