KAPITEL 52

Man flog Stone zurück zum DC, wo er Chapman wie verabredet im Lafayette Park traf.

»Wie ist es gelaufen?«, fragte sie begierig.

»Informativ.«

»Und hilfreich?«

»Das wird sich noch zeigen.«

»Kommen Sie schon! Keine Enthüllungen? Sie haben sich mit dem Präsidenten getroffen, um Himmels willen!«

Stone erzählte ihr, dass die unbekannten Elemente in den Bombentrümmern möglicherweise mit Nanotechnologie zu tun hatten. Und wo Agent Garchik abgeblieben war.

»Wussten Sie das, als Sie um das Treffen mit dem Präsidenten gebeten haben?«

»Sagen wir, ich hatte einen Verdacht.«

»Und haben Sie es ihm gesagt?«

»Ich hielt den direkten Weg für den besten.«

»Ganz schön mutig. Also Nanobots? Verdammt. Was ist aus der Welt geworden, wenn der Feind einem Dinge unterjubelt, die wir nicht mal sehen können, die uns aber irgendwann später alle umbringen?«

»Ich glaube, manche Leute würden das sogar als Fortschritt bezeichnen«, sagte Stone trocken.

»Also spielen die Russen wieder in ihren Laboratorien herum. Eine bedrohliche Entwicklung.«

»Drogenschmuggel bringt hunderte Milliarden Dollar ein. Das ist ein Motiv. Nehmen Sie dazu noch eine Wissenschaft, die die Heimat von Russlands Feinden in eine Wüste verwandelt. Das ist unbezahlbar.«

»Russlands Feinde, damit meinen Sie mein Land und Ihres.«

»Trotz Perestroika waren die Dinge zwischen unseren drei Nationen nie besonders rosig.«

»Aber warum sollten sie im Lafayette Park eine Bombe hochgehen lassen, die keinen umbringt?«

»Ich weiß es nicht.«

Stone ging zur Explosionsstelle und schaute in den Krater.

»Riley Weavers Fragen sind noch nicht beantwortet«, sagte er.

»Was meinen Sie?«

»Wieso starb der Baum plötzlich ab? Und warum hat man das Loch nicht zugeschüttet, nachdem der neue Baum abgeladen war?«

»Der Baumpfleger und das alles. Agent Gross hat uns darüber informiert.«

»Ich nehme an, wir müssen es selbst überprüfen.«

»Aber was ist mit Ashburn?«

»Ich würde es vorziehen, das selbst zu erledigen.«

»Nur für den Fall, dass wir einen weiteren Agenten verlieren?«, fragte sie leise.

Stone schenkte sich die Antwort.

* * *

Eine Stunde später standen sie vor George Sykes, der die Uniform des National Park Service trug. Er war der von Tom Gross ermittelte Vorarbeiter, der die Pflanzung des Ersatzbaums überwacht hatte. Sykes war ein durchtrainierter Mann mit festem Händedruck. Diskret rieb Chapman sich die Finger, nachdem sie Sykes die Hand geschüttelt hatte.

»Der Ahornbaum wies keinerlei Anzeichen einer Krankheit oder irgendwelcher anderer Probleme auf«, sagte er. »Eines Morgens haben wir den Park inspiziert und entdeckt, dass der Baum so gut wie abgestorben war. Unmöglich zu retten. Hat mir das Herz gebrochen. Dieser Baum stand hier eine lange Zeit.«

»Also haben Sie ihn ausgegraben, einen Ersatz bestellt und den eingepflanzt?«, fragte Chapman.

»Genau«, erwiderte Sykes. »Wir gehen sehr sorgfältig mit Material um, das für den Park bestimmt ist. Da muss alles historisch akkurat sein.«

»Das ist uns klar. Und die Baumschule in Pennsylvania war einer Ihrer sicherheitsüberprüften Zulieferer?«, wollte Stone wissen.

»Ja. Aber das alles habe ich schon Agent Gross erzählt.«

»Das wissen wir. Aber in Anbetracht dessen, was ihm zugestoßen ist, müssen wir das alles noch einmal durchgehen.«

»Verständlich«, sagte Sykes. »Was für ein Albtraum. Und einer der Arbeiter in der Baumschule war daran beteiligt?«

»Scheint so«, sagte Chapman unbestimmt. »Was können Sie uns über die Lieferung des Baumes erzählen?«

»Wir verwahrten ihn in einem gesicherten Lager, nur ein paar Blocks vom Weißen Haus entfernt.«

»Und dann haben Sie ihn mit einem Kran herschaffen lassen?«, fragte Stone.

»Ja.«

»Und der Baum wurde in die Erde versenkt, aber das Loch selbst blieb offen?«, wollte Chapman wissen.

»Ganz recht.«

Stone runzelte die Stirn. »Aber warum ihn nicht sofort richtig einpflanzen? Im Grunde war das doch sogar eine öffentliche Gefährdung, oder? Sie mussten ein Absperrband um das Loch anbringen, um die Leute fernzuhalten.«

Und die Bombensuchhunde von der Stelle fernzuhalten, fügte er in Gedanken hinzu.

»Einen Baum von dieser Größe umzupflanzen bedeutet eine Menge Stress für ihn. Das muss man etappenweise tun und dabei ständig seine Gesundheit überprüfen. Ihn mit einem Kran zu transportieren und in das Loch herabzulassen war nur ein Schritt eines Verfahrens, das in dem Moment begann, als man ihn in der Baumschule in Pennsylvania ausgrub. Man muss das alles sehr langsam machen, das ist das Geheimnis. Wir senkten den Baum in das Loch hinunter und ließen es offen, um die Gesundheit des Baums zu überprüfen. Der Ahorn sollte am folgenden Morgen von unserem Baumpfleger gecheckt werden. Er hätte Bericht erstattet und uns die genaue Mischung der einzufüllenden Erde und Nährstoffe mitgeteilt, die der Baum für diese Übergangsperiode gebraucht hätte.«

»Hört sich kompliziert an«, meinte Chapman.

»Das kann es auch sein. Immerhin sprechen wir hier von einem Ding, das Tonnen wiegt. Und die richtige Bewässerung ist sehr wichtig, damit die Wurzeln ausschlagen.«

»Okay«, sagte Stone. »Aber Sie wissen noch immer nicht, was den ersten Baum getötet hat?«

Sykes zuckte mit den Achseln. »Das könnte alles Mögliche gewesen sein. Auch wenn es seltsam ist, dass ein Baum so schnell stirbt, es ist nicht ungewöhnlich.«

»Könnte man ihn sabotiert haben?«, wollte Chapman wissen.

Sykes blickte sie erstaunt an. »Warum sollte jemand einem Baum schaden wollen?«

Stone erklärte es. »Wäre der Baum nicht abgestorben, hätte man ihn nicht ersetzen müssen. Kein neuer Baum, kein Sprengsatz im Wurzelballen.«

»Oh.« Sykes wirkte beinahe entsetzt. »Sie wollen sagen, man hat den ersten Baum abgetötet und den zweiten dann in die Luft gesprengt? Diese Schweinehunde!«

Stone blieb nicht verborgen, dass ihn das Ende der Bäume viel mehr aufbrachte als der Mann, der dabei in die Luft gesprengt worden war.

»Vielen Dank für Ihre Hilfe«, sagte Stone.

Er und Chapman gingen zurück zu ihrem Wagen.

»Offensichtlich befand sich die Bombe im Wurzelballen, bevor der Baum hergeschafft wurde«, meinte Chapman. »Und dass das Loch nicht zugeschüttet war, ist nicht besonders wichtig. Selbst wenn der Baum restlos eingegraben gewesen wäre, hätte die Fernbedienung vermutlich funktioniert. Radiosignale können ein paar Meter in den Boden eindringen.«

»Also war die Baumschule trotz meiner Bedenken der Schlüssel, und Kravitz’ Tod hat jede weitere Spur abreißen lassen.«

»Auf jeden Fall haben sie hinter sich aufgeräumt«, bemerkte Chapman. »Warten Sie mal, hat man diese komischen Nanobots eigentlich in Kravitz’ Wohnwagen gefunden?«

»Meines Wissens nicht.«

»Aber hätten sie nicht dort sein müssen?«

»Ich weiß es nicht. Das müssen wir auf jeden Fall herausfinden.«

Chapman warf einen Blick auf die Uhr. »Ich muss meinen Bericht schreiben und Sir James informieren.«

»Okay. Ich gehe zur Kongressbibliothek und spreche mit Caleb.«

»Ihrem unerschrockenen Rechercheur?«

Stone lächelte. »Er ist gut, wenn man seine Stärken kennt.«

»Wie wär’s, wenn wir heute Abend zusammen essen?«, fragte Chapman unvermittelt.

Stone blickte sie an. »Klar«, sagte er langsam. »Wo?«

»In dem Restaurant auf der Fourteenth Street. Ceiba. Da wollte ich immer schon mal hin. Wir können ja unsere Notizen vergleichen. Sagen wir, um sieben?«

Stone nickte und machte sich auf den Weg, während Chapman zu ihrem Wagen eilte. Allerdings fuhr sie nicht zur Britischen Botschaft, sondern in ein Hotel in Tysons Corner, Virginia. Der Aufzug brachte sie in die sechste Etage. Sie schloss auf und trat ein. Die große Suite bestand aus einem geräumigen Wohnzimmer, einem Schlafzimmer und einer Essecke. Sie warf einen Blick aus dem Fenster, zog Jacke und Schuhe aus, ließ sich auf die Couch fallen und rieb sich die Füße. Dann zog sie die Waffe aus dem Halfter und betrachtete sie. Als es an der Tür klopfte, steckte sie die Walther weg.

Barfuß ging sie quer durchs Zimmer und öffnete die Tür.

Ein Mann trat ein. Chapman setzte sich wieder und schaute ihn an.

»Das gefällt mir gar nicht, verflucht noch mal«, fauchte sie. »Nicht im Mindesten.«

NIC-Direktor Riley Weaver blickte auf sie hinunter. »Es spielt keine Rolle, ob es Ihnen gefällt oder nicht. Und die Autorisierung kommt von beiden Seiten von höchster Stelle.«

»Woher soll ich wissen, ob das auch stimmt?«, fragte sie gereizt.

»Weil es die Wahrheit ist, Mary«, sagte James McElroy, als er aus dem Schlafzimmer gehinkt kam.

Der Auftrag
titlepage.xhtml
Der_Auftrag_split_000.html
Der_Auftrag_split_001.html
Der_Auftrag_split_002.html
Der_Auftrag_split_003.html
Der_Auftrag_split_004.html
Der_Auftrag_split_005.html
Der_Auftrag_split_006.html
Der_Auftrag_split_007.html
Der_Auftrag_split_008.html
Der_Auftrag_split_009.html
Der_Auftrag_split_010.html
Der_Auftrag_split_011.html
Der_Auftrag_split_012.html
Der_Auftrag_split_013.html
Der_Auftrag_split_014.html
Der_Auftrag_split_015.html
Der_Auftrag_split_016.html
Der_Auftrag_split_017.html
Der_Auftrag_split_018.html
Der_Auftrag_split_019.html
Der_Auftrag_split_020.html
Der_Auftrag_split_021.html
Der_Auftrag_split_022.html
Der_Auftrag_split_023.html
Der_Auftrag_split_024.html
Der_Auftrag_split_025.html
Der_Auftrag_split_026.html
Der_Auftrag_split_027.html
Der_Auftrag_split_028.html
Der_Auftrag_split_029.html
Der_Auftrag_split_030.html
Der_Auftrag_split_031.html
Der_Auftrag_split_032.html
Der_Auftrag_split_033.html
Der_Auftrag_split_034.html
Der_Auftrag_split_035.html
Der_Auftrag_split_036.html
Der_Auftrag_split_037.html
Der_Auftrag_split_038.html
Der_Auftrag_split_039.html
Der_Auftrag_split_040.html
Der_Auftrag_split_041.html
Der_Auftrag_split_042.html
Der_Auftrag_split_043.html
Der_Auftrag_split_044.html
Der_Auftrag_split_045.html
Der_Auftrag_split_046.html
Der_Auftrag_split_047.html
Der_Auftrag_split_048.html
Der_Auftrag_split_049.html
Der_Auftrag_split_050.html
Der_Auftrag_split_051.html
Der_Auftrag_split_052.html
Der_Auftrag_split_053.html
Der_Auftrag_split_054.html
Der_Auftrag_split_055.html
Der_Auftrag_split_056.html
Der_Auftrag_split_057.html
Der_Auftrag_split_058.html
Der_Auftrag_split_059.html
Der_Auftrag_split_060.html
Der_Auftrag_split_061.html
Der_Auftrag_split_062.html
Der_Auftrag_split_063.html
Der_Auftrag_split_064.html
Der_Auftrag_split_065.html
Der_Auftrag_split_066.html
Der_Auftrag_split_067.html
Der_Auftrag_split_068.html
Der_Auftrag_split_069.html
Der_Auftrag_split_070.html
Der_Auftrag_split_071.html
Der_Auftrag_split_072.html
Der_Auftrag_split_073.html
Der_Auftrag_split_074.html
Der_Auftrag_split_075.html
Der_Auftrag_split_076.html
Der_Auftrag_split_077.html
Der_Auftrag_split_078.html
Der_Auftrag_split_079.html
Der_Auftrag_split_080.html
Der_Auftrag_split_081.html
Der_Auftrag_split_082.html
Der_Auftrag_split_083.html
Der_Auftrag_split_084.html
Der_Auftrag_split_085.html
Der_Auftrag_split_086.html
Der_Auftrag_split_087.html
Der_Auftrag_split_088.html
Der_Auftrag_split_089.html
Der_Auftrag_split_090.html
Der_Auftrag_split_091.html
Der_Auftrag_split_092.html
Der_Auftrag_split_093.html
Der_Auftrag_split_094.html
Der_Auftrag_split_095.html
Der_Auftrag_split_096.html
Der_Auftrag_split_097.html
Der_Auftrag_split_098.html
Der_Auftrag_split_099.html
Der_Auftrag_split_100.html
Der_Auftrag_split_101.html
Der_Auftrag_split_102.html
Der_Auftrag_split_103.html
Der_Auftrag_split_104.html
Der_Auftrag_split_105.html
Der_Auftrag_split_106.html
Der_Auftrag_split_107.html
Der_Auftrag_split_108.html