KAPITEL 27

Ein paar Minuten später standen sie in der FBI-Kommandoleitstelle am Jackson Place. Sie hatten zwei Agenten vom Secret Service hinzugezogen, die sich mit ihnen vor den großen Fernsehbildschirm kauerten. Die Videoaufnahme, die sie sich ansehen wollten, stammte aus dem Archiv des Secret Service.

»Wir bewahren die Aufnahmen mindestens fünfzehn Jahre lang auf«, erklärte einer der Agenten vom Secret Service.

»Sie sind aber nicht der einzige Geheimdienst mit elektronischen Augen im Park«, sagte Stone.

Der Agent lächelte. »Wir alle haben Kameraaugen an unseren kleinen Abschnitten der Hell’s Corner. In einer idealen Welt würden wir miteinander teilen, was wir sehen, aber diese Welt ist alles andere als ideal.«

»Wonach genau suchen Sie?«, fragte der andere Agent.

Stone erklärte die Sache mit dem frisch gepflanzten Baum und dem Bombensuchhund, der nicht an ihn herangekommen war.

Agent Garchik war im Park geblieben, um den Tatort weiterhin zu untersuchen, doch Tom Gross hatte sich zu ihnen gesellt, nachdem Stone ihn angerufen hatte. »Wir müssen uns die gesamte Aufzeichnung ansehen«, sagte der FBI-Agent, »von dem Augenblick an, als der Baum gebracht wurde, bis zur Explosion der Bombe.«

Sie bekamen die Aufzeichnung aus drei verschiedenen Winkeln zu sehen. Es dauerte lange, obwohl der verantwortliche Agent sie schneller abspielen konnte, ohne dass ein bedeutsames Detail verloren ging. Am Ende starrten sie auf den Monitor und hatten noch immer dieselben unbeantworteten Fragen.

»Die Hunde sind Streife gegangen, aber außerhalb der Absperrung geblieben. Das war ein großes Loch in den Sicherheitsvorkehrungen. Der Secret Service wird dafür einen Tritt in den Hintern kriegen.«

Die beiden Agenten wechselten Blicke und verzogen die Gesichter, sagten aber nichts.

»Und es war nichts davon zu sehen, dass jemand etwas in dieses Loch legt«, fügte Chapman hinzu. »Sind Sie sicher, dass es die vollständige Aufzeichnung ist?«

»Sie ist vollständig«, sagte einer der Agenten.

Gross, Stone und Chapman verließen das Kommandozentrum. »Ich kann mich nicht an den letzten Fall erinnern«, sagte Gross auf dem Weg zurück durch den Park, »bei dem ich ständig Schritte rückwärts gemacht habe anstatt nach vorn.«

Stone schloss die Augen und rief sich in Erinnerung, was er auf dem Video gesehen hatte. Ein Kran hatte den großen Baum in die Luft gehoben. Dann war ein Trupp vom National Park Service in den grünen und khakifarbenen Uniformen gekommen und hatte geholfen, den Ahornbaum in das Loch hinunterzulassen.

Er schlug die Augen wieder auf. »Der Baum muss irgendwo gelagert worden sein, bevor er eingepflanzt wurde. Aber wo?«

»Genau«, sagte Gross hoffnungsvoll.

»Und die Zeitangabe auf dem Video belegt, dass der Baum einen Tag vor dem Bombenanschlag eingesetzt wurde«, fügte Chapman hinzu. »Warum also war das Loch noch nicht gefüllt?«

»Auf diese Fragen werden wir Antworten finden müssen«, sagte Gross. Sein Handy klingelte. Er führte ein kurzes Gespräch und schaltete es wieder aus. »Wir haben bei dem Jogger einen Treffer. Vor ein paar Stunden wurde telefonisch eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Ein Familienangehöriger. Die Beschreibung passt, und er war in der Nähe des Parks.«

»Warum hat es so lange gedauert, bis die Vermisstenanzeige aufgegeben wurde?«

»Das müssen wir herausfinden, wenn wir mit der Familie sprechen.«

»Wir sollten uns trennen«, sagte Stone. »Sie und Ihre Leute kümmern sich um die Gärtner und den Baum, Chapman und ich sprechen mit den Familienangehörigen. Haben Sie die Adresse?«

Gross gab sie ihm. Als sie sich verabschiedeten, sagte der FBI-Agent: »Jetzt müssen wir nur noch den Mann im Anzug aufspüren.«

Stone drehte sich nicht um. »Ja«, sagte er über die Schulter, während Chapman ihm folgte.

»Sie wissen, dass Sie belangt werden können, weil Sie bei einer Ermittlung wichtige Erkenntnisse zurückgehalten haben?«, sagte sie, als sie ihren Wagen erreichten. »Man kann Ihnen sogar die Behinderung einer Ermittlung vorwerfen.«

»Tun Sie sich keinen Zwang an. Melden Sie mich.«

Die beiden blickten sich über den Mietwagen hinweg an.

Schließlich seufzte Chapman. »Es würde meine Karriere wohl nicht voranbringen, wenn ich meinem Chef den Teppich unter den Füßen wegziehe. Steigen Sie ein.«

Die Türen knallten zu, und Chapman ließ den Motor an. »Wohin?«, fragte sie.

Stone warf einen Blick auf den Zettel mit der Adresse, den Gross ihm gegeben hatte. »Anacostia. Achten Sie darauf, dass Sie Ihre Waffe bereithalten.«

»Dieses Anacostia ist eine gefährliche Gegend?«

Stone dachte kurz nach, bevor er antwortete. »Wahrscheinlich nicht so gefährlich wie der Lafayette Park.«

Der Auftrag
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