Kapitel 35

 

Ann Vandooren fürchtete sich davor, das Zimmer zu verlassen.

Der Grund für ihre Furcht war, dass sie das Zimmer verlassen wollte. Seit dem Moment, in dem Duncan die beiden SSI-Typen angeschleppt hatte, war ihre Paranoia gewachsen. Sie wussten von den getürkten Aufnahmen, die sie projiziert hatte. Sie würde lächerlich gemacht werden und wahrscheinlich würde die Sache dem Leiter ihres Lehrstuhls an der Westridge University mitgeteilt werden. Und das war ihr wirklich scheißegal.

Weil sie nun verstand. Das Übernatürliche war kein fauler Zauber, den sich ein paar eingeschüchterte Primitivlinge ausgedacht hatten. Es war die offenkundige Manipulation der dunklen Mächte. Die Leute sollten sich vor etwas Unsichtbaren fürchten, damit sie die Dämonen mitten unter sich nicht sahen.

»Was sollen wir tun?«, richtete sie ihre Frage an Duncan, der den Computer heruntergefahren hatte und gerade dabei war, die Kabel wegzupacken.

»Das Experiment als gescheitert betrachten.«

»Ich mag nicht scheitern. Ist der Heiligenschein noch da?«

Duncan nickte. »Es muss dafür irgendeine einfache Erklä–«

»Ja. Es ist ein Heiligenschein.«

»Ich muss die Kameras und Projektoren holen.«

»Lass mich nicht allein.«

»Alles wird gut.«

Trotz allem, was die beknackten Jungs in ihren schwarzen Overalls gesagt hatten, machte es Duncan nichts aus, sie in diesem Zustand zurückzulassen. Vielleicht hatte er sich nach 16 Stunden Beobachtung des schwarzen Heiligenscheins an ihn gewöhnt.

»Du weißt, was Succubi sind, oder?«, fragte sie und ging vom Fenster zum Bett. »Frauen, die man für Dämonen oder Hexen hielt, die ihre Kraft dadurch vermehrten, dass sie Sex mit ihren Opfern hatten.«

»Ich kenne die Mythologie.«

Sie zog sich ihr Dale-Earnhardt-T-Shirt über den Kopf und warf es auf den Boden. Die kalte Luft im Zimmer ließ ihre Brustwarzen zu straffen, violetten Punkten werden. »Willst du erfahren, was es damit auf sich hat?«

»Du bist kein Dämon, Ann.«

»Klar. Ich bin ein gefickter Engel.« Sie lachte, und das Geräusch endete in einem leisen Schrei, der ihr selbst Furcht einflößte. »Kapiert? Ein gefickter Engel.«

»Jetzt ist nicht die Zeit, um–«

»Die Theorie auf die Probe zu stellen?« Sie knöpfte ihre Jeans auf. »Hast du Angst, dass du was lernen könntest?«

Duncan warf die aufgewickelten Kabel auf das Bett. »Hol dich der Teufel.«

»Hat er schon.«

Er drückte seine Genitalien gegen sie, der Stoff seine Hosen rieb sanft ihre Haut auf.

»Scheiße, Baby, was ist los?« Er war heiser.

Grobe, pulsierende Besessenheit. Die Wissenschaft der Verführung. Der uralte Tanz des Teufels. »Sei still und huldige.«

Er fuhr ihr mit seinen Fingern durchs Haar, dann packte er ein paar Strähnen und hob ihren Kopf vom Bett. Seine andere Hand griff nach dem nächsten aufgerollten Kabel. Der Zickenmodus erlaubte ihr zu lächeln und mit ihren Lippen die Erlaubnis zu erteilen.

»Jaaaa...«

Lilith, Harpyie, Sirene, Hexe, am Ende lief alles darauf hinaus. Kein Volksglaube, keine Religion, keine strenges Festhalten an wissenschaftlichen Methoden. Nur Frauen, die es bekamen. Frauen, die es liebten. Und Männer, die dafür starben.

Ann bewegte ihren Unterkörper nach hinten, um seinen Stoß zu empfangen, und er war ganz in sie eingedrungen, tief in die giftige Grube ihres Schoßes. Er zog eine ihrer Hände mit einem Ruck nach hinten und band das Kabel um ihr Handgelenk, dann presste er sie fester auf das Bett und ihre Brüste wurden von der Matratze zusammengedrückt. Sie gab ihm ihre andere Hand und er band sie, ohne einen Stoß auszulassen. Die primitiven Knoten spannten ihre Schultern. Er griff nach der Verbindung und nutze sie, um größeren Druck ausüben und tief in sie stoßen zu können. Der Raum war vom Geruch ihrer Vögelei erfüllt.

Die elektrisierende Starre schüttelte ihr Gehirn durch und sie schrie in die Bettdecke. Ihre Eile riss ihn auf ihrer Welle mit, und ihr Schrei mutierte zu einem zischenden Fauchen der Befriedigung. Er schwoll an und explodierte, und sie fühlte, wie sich seine Energie in sie ergoss.

Er stöhnte und brach auf ihr zusammen, ihre gebundenen Arme unter sich begrabend. »Mein Gott, Baby...«

Gott. Wie seltsam, dass er die Sache anrief, an die er nicht glauben konnte, die eine Sache, die sie nun verstanden hatte und verabscheute. Gott war der Grund, warum sie hier in diesem Hotel gefangen war, im Exil unter diesen erbärmlichen Menschen, wenn sie all die Genüsse von Himmel und Hölle hätte kosten können.

Die Vergnügungen und Schmerzen des Fleisches waren durchaus anziehend, aber auch diese Extreme dienten dem Willen jenes unterdrückenden Wesens, das sich hinter den Wolken versteckte. Gott benötigte ihre Sorte auf Erden, weil er sich seine Finger nicht schmutzig machen wollte. Wenn er nur wüsste, wie viel Spaß das machte.

»Ann«, flüsterte ihr Duncan ins Ohr, und sie erkannte den Namen fast nicht. Nachdem sich seine Energie zu ihrer gesellt hatte, war sie kurz davor, diesen Körper vollständig zu beherrschen.

»Ann, ich...«

Sie hatte Angst davor, dass ihm diese letzte jämmerliche Lüge über die Lippen kommen würde, diese äußerste Entschuldigung für jedes menschliche Versagen. »Halts Maul und stirb endlich.«

Er tat ihr den Gefallen.

Bevor er sagen konnte: »Ich liebe dich.«

Sie stieß ihn von sich herunter, ließ ihre starken Gliedmaßen spielen und zerriss das Kabel. Im Sitzen brachte sie durch Schütteln den Blutkreislauf ihrer Hände wieder in Ordnung, während sie zwischen ihre Beine auf das Blut blickte.

Draußen dehnten sich die Schatten des Spätherbstes, als sich die Sonne daran machte unterzugehen. Die heraufziehende Nacht bot viele Gelegenheiten, um Verstöße zu begehen und zu rebellieren, und vielleicht konnte sie auch eine sichere Stellung finden, aus der heraus der wirkliche Krieg in Angriff genommen werden konnte.

Dunkle Zeiten: Die ultimative Thriller-Collection
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