Kapitel 11
Janey Mays ging durch die Küche, vorbei an Töpfen und Pfannen, die von Haken hingen, einem Holzregal mit überteuertem Wein, Tischen aus Edelstahl, die mit Kohlköpfen und gelben Kürbissen belegt waren, einem Wägelchen mit schmutzigem Kochgeschirr und einem großen Spülbecken, in dem Kartoffeln gewässert wurden. Die Musik aus der Bar war auch in der Küche zu hören und gerade dröhnte ein Hard-Rock-Song laut genug, um die Utensilien am Grill zum Klappern zu bringen.
Eine der Legenden, die Janey ausgeheckt hatte, besagte, dass ein Koch in der Küche an einem Herzinfarkt gestorben war und dass seit diesem verhängnisvollen Tag das Besteck zu scheppern begann, wann immer sein Geist zurückkehrte. Niemand hatte sie je nach dem Namen gefragt, um die Geschichte auf ihre historische Genauigkeit hin zu prüfen, aber nachdem das Gerücht in Umlauf gebracht worden war, verbreitete es sich unter der Belegschaft. Innerhalb von fünf Jahren wurden sieben Berichte von klapperndem Besteck und dem Geist eines komischen kleinen Manns mit Kochmütze in das Geister-Gästebuch geschrieben – einer davon von Janey selbst, aber der Rest von Leuten, die unwissentlich zu Helfershelfern bei ihrem Betrug wurden.
Jetzt, wo das Hotel kurz vor der Schließung stand, mutete diese Anstrengung albern an. Auch ohne die Umtriebe war es bereits ein Museum. Und bald genug würde es Schutt sein, der nur für die Deponie gut genug war. So viel über vierzig Jahre Einsatz und Glauben.
Ein mürrischer Teenager, dessen Name sie sich nicht die Mühe gemacht hatte zu lernen, hackte gegrilltes Fleisch, schwang dabei ein schweres Hackmesser und jagte Stücke von gebackenem Schweinefleisch in die Luft.
»Guter Hieb«, sagte sie, aber die Bemerkung rief keine Reaktion hervor.
Das Abendessen war erst in zwei Stunden, aber da mindestens 50 Gäste für die Konferenz erwartet wurden, ging es in der Küche rund. Vincent, der Chefkoch, hantierte am Gas-Grill, als ob er mystische Schwerter für Vulkan, den römischen Gott des Feuers, schmiedete. Philippe, der Neue, der tatsächlich eine alberne, tuntenhafte Kochmütze trug und ein Kochdiplom sein Eigen nennen konnte, studierte das Gewürzbord, als gelte es, ein lebensrettendes Rezept zusammenzustellen.
Janey widerstand dem Drang, einen Löffel in einen Kessel einzutauchen, in dem etwas brodelte, das wie Kürbiseintopf aussah. Ähnlich wie ein Kapitän, der gemeinsam mit seinem Schiff untergeht, wollte sie, dass die Gäste ihre letzte Mahlzeit genossen. Trotz ihres Drangs, sie zu vergiften.
»Riecht lecker, Philippe«, rief sie inmitten des Getöses.
»Mal appetit, mademoiselle«, sagte er.
»Und einen Cheeseburger für Sie.«
Sie ging weiter zur Waschküche, die an die Rückseite des Hotels angebaut war. Der schmale Gang aus Betonschalsteinen, der normalerweise so einfach und vertraut war, nahm nun eine surreale Beschaffenheit an, so als ob er bereits zu Staub und Luft wurde. Das quietschende Surren der Waschmaschinen hallte an den Wänden wider und wurde lauter, als sie die Waschküche betrat.
Rosalita, deren braunes, lederartiges Gesicht immer undurchschaubar gewesen war, war dabei, Tischwäsche zu falten. Sie hatte zur gleichen Zeit wie Janey angefangen, in der Waschküche zu arbeiten, hatte aber in dieser konservativen ländlichen Gegend den Nachteil gehabt, hispanischer Abstammung zu sein. In vier Jahrzehnten hatte sie nur drei Tage gefehlt, jeden dieser Tage, um ein Kind zur Welt zu bringen. Janey hatte sie einmal angeschwärzt, weil sie ihre Stoffwindeln heimlich mit den Betttüchern wusch, eine Petzerei, durch die Janey eine weitere Stufe auf der Waschküchenleiter erklimmen konnte. Janey hatte früh genug erkannt, dass sie durch das Verpfeifen von Hilfskräften bei den Pfennigfuchsern und Erbsenzählern, die Hotelbesitzer auf der ganzen Welt reich machten, selbst bald zu den Führungskräften zählen würde. Der Trick bestand nicht darin, moralisch integer und gewissenhaft zu sein, sondern sich nicht erwischen zu lassen.
Aber Rosalita hatte niemals irgendein Anzeichen von Feindseligkeit gegenüber Janey gezeigt. Sie hatte andererseits auch niemals Ehrerbietung oder Freundlichkeit an den Tag gelegt. Sie hätte ein geschnitzter Maya-Götze sein können, bei all der Emotion, die sie ausstrahlte.
»Guten Abend, Miss Mays«, sagte die Wäscherin mit ihrem leichten spanischen Akzent, ohne dabei in ihrer Tätigkeit des Faltens inne zu halten. Ihre spinnenhaften Hände falteten den Stoff mit geometrischer Präzision, als sie ein Betttuch in einen Korb legte. Die Wäscherei hatte kahle graue Wände und einen Betonboden, es gab keine Wärme außer der Hitze, die von den Maschinen abgesondert wurde. Janey steckten die langen, langen Stunden hier noch immer in den Knochen.
»Sind alle Zimmer bereit?«, fragte Janey, die sich nicht damit aufhielt, den Gruß zu erwidern.
»Ja, und der Speisesaal wird in einer Stunde fertig sein.«
»Ist Ihnen irgendetwas Komisches aufgefallen?«, fragte Janey.
»Komisches, gnädige Frau?«
»Ungewöhnliches. Sie wissen schon. Haben Ihre Kollegen irgendwas gesagt?«
Rosalita war so vorsichtig, dass sie sogar ihre Vorsicht verbarg. »Nichts. Alles wie immer.«
»Die Gäste sind auf der Suche nach Geistern, und wir werden sie doch nicht enttäuschen wollen, oder?«
»Wir zeigen ihnen Geister?«
Jayne lachte irr. »Wir müssen ihnen nichts zeigen. Wir lassen sie nur sehen, was sie sehen möchten.«
»Ah. Auch wenn sie durch sie hindurchsehen können.«
»Richtig. Deshalb sagen Sie Ihren Kollegen bitte, dass sie mitspielen sollen. Sie dürfen den Gästen Geschichten aus der Vergangenheit des Hotels erzählen. All die tiefen, dunklen Geheimnisse, die Sie hinter meinem Rücken austauschen.«
Rosalitas in Stein gemeißelte Fassade zeigte keinerlei Riss. »Ja, gnädige Frau.«
Janey nahm eines der gefalteten Betttücher, entfaltete es mit einem Schwung und warf es sich über den Kopf. Sie ließ es auf ihre Schultern sinken und täuschte ein geisterhaftes Wehklagen vor: »Whooooo.«
Sie riss sich das Betttuch vom Kopf und warf es Rosalita zu, damit die es wieder falten konnte. Rosalitas schwarze Augen waren so kalt wie der Raum selbst.
»Und stellen Sie sicher, dass sich niemand mit unseren Handtüchern davonmacht«, sagte Janey, die den vollgestellten Servicegang ansteuerte, der zum Speisesaal führte.
»Oder mit Windeln«, sagte Rosalita.
Janey drehte sich um, aber das Gesicht war teilnahmslos. Janey hatte die allmähliche Unterdrückung von Rosalita genossen, ein langsames Aufreiben unter der Knute, das sich über wunderbare Jahrzehnte hingezogen hatte. Wenn der Montag kam, würde Rosalita ohne Arbeit sein, aber Janey würde sehr viel mehr verlieren – die Freuden der Herrschaft und der Manipulation.
»Ich denke nicht, dass es Babies bei der Konferenz geben wird«, sagte Janey. »Ich habe ein paar Teenager gesehen, aber es ist nicht die Art von Veranstaltung für spielende Kinder.«
»Außer für die toten, die im ersten Stock herumrennen und kichern?«
»Das ist die richtige Einstellung!«, antwortete Janey mit einem übertriebenen Zwinkern.
Als sie sich durch die Putzeimer, kaputten Stühle und schmutzigen Teppichrollen im Servicegang hindurchkämpfte, traf sie eines der in schwarz gekleideten Mitglieder von Diggers Team. Er war jung, gutaussehend und strahlte Dreistigkeit aus. Er hatte irgendein technisches Gerät in der Hand, das aussah wie eine Mischung aus Laserpistole und Taschenlampe.
»Entschuldigen Sie«, sagte Janey. »Dieser Bereich ist für die Gäste verboten. Wie Sie sehen können, ist er baufällig.«
Wenn Chad und Stevie im letzten Moment verklagt werden, könnte sich das schlecht auf meine Abfindung auswirken.
»Digger hat gesagt, dass wir überall hin dürfen«, sagte der junge Mann, dessen meergrüne Augen funkelten, als ob sie ihm jede Tür öffneten, wenn er wollte. »Ich will nur die Grundmesswerte festhalten.«
Er hantierte weiter mit seinem Instrument, schwang es hin und her und studierte die digitale Information auf seinem Display. Janey musste dem Drang widerstehen, ihn am Ohr zu packen und ihn und seinen unverschämten Arsch davon zu zerren. Sie las den Namen, der auf der Brust seines Overalls über dem SSI-Logo eingestickt war.
»Cody«, sagte sie. »Ich bin sicher, dass Ihnen Mr. Wilson erklärt hat, wie wichtig es ist, Regeln zu befolgen.«
Cody schaltete sein Instrument ab. »Die Geister befolgen keine Regeln, also warum sollte ich?«
Janey klatschte kurz und trocken. Das Geräusch wurde von der Enge des Raums verschluckt. »Bravo. Ich bin mir sicher, dass Sie Diggers Musterschüler sind.«
»Hören Sie«, antwortete er und drängte mit dem Detektor in ihre Richtung. »Es gibt hier überall EMF-Schwankungen. Ich vermutete, das liegt entweder an den Kabeln in der Wand oder vielleicht ist es das Wasser, das durch die alten Kupferrohre läuft.«
Er drückte einen Knopf auf dem Detektor und eine Reihe von Leuchtdioden blinkte auf dem Display. Er schwang den Detektor in einem Bogen, so dass sie sehen konnte, wie die LED-Reihe länger wurde und dann verschwand.
»Und was hat das zu bedeuten?«, fragte sie.
»Vielleicht gar nichts«, sagte Cody. »Auf jeden Fall machen wir jetzt Messungen, bevor die Hölle losbricht. Später prüfen wir noch einmal, und dann können wir die Hölle bemessen.«
»Geister kommen aus der Hölle?« Sie hatte sie sich immer als gestrandete Seelen vorgestellt, die die Zeit totschlugen und sie bei ihren Geschäften beobachteten. Mehr wie säumige Mieter als sonst irgendwas.
»Es gibt verschiedene Sorten. Da haben wir den ortsgebunden Spuk, der hängen geblieben ist, ungefähr so wie eine Filmprojektion in einer Endlosschleife. Dann gibt es die aktiven, die von einigen als ›intelligenter‹ Spuk bezeichnet werden, weil sie mit der wirklichen Welt interagieren. Sie können reden oder jemanden berühren, und manchmal bringen sie ihre Verwirrung darüber zum Ausdruck, wie sich die Dinge verändert haben.«
»Das hört sich nicht so furchterregend an«, sagte Janey, obwohl sie beim Gedanken schauderte, ein Geist könnte sie berühren. Sie konnten sie beobachten, so viel sie wollten, und sie konnten flüstern und Objekte herumschieben, aber in ihrem Hotel sollten sie verdammt noch mal ihre Finger von ihr lassen.
»Poltergeister neigen dazu, kleine Streiche zu spielen, an die Wand zu klopfen, Sachen herumzuwerfen. Normalerweise stehen sie in Verbindung mit heranwachsenden Mädchen, die ihre erste Periode bekommen, psychokinetische Kräfte haben und so weiter.«
»Kein Wunder. Zur Frau zu werden, würde jeden aus dem Gleichgewicht bringen. Wenn Sie PMS hätten, würden Sie auch Sachen herumwerfen.«
»Da haben Sie Ihre Dämonen.« sagte Cody mit einem schelmischen Grinsen.
Klonggg.
Janey erschrak, als hinter ihr ein metallisches Geräusch ertönte, das sich anhörte wie das schnappende Maul einer Ausgeburt der Hölle.
Dann ertönte ein Summer und Janey wurde klar, dass einer der uralten, industriellen Wäschetrockner seinen Arbeitsvorgang beendet hatte. Sie stellte sich vor, wie Rosalita geduldig auf die nächste Ladung wartete, allein mit den Geistern von Baumwolle und Staub um sie herum.
»Dämonen machen weniger als ein Prozent aller paranormalen Vorgänge aus«, sagte Cody. »Aber es ist die Art von Vorgang, die einem übel mitspielen kann.«
»Übel mitspielen?«
»Mich haben sie schon durch ein Zimmer geschmissen. Aber die wirkliche Gefahr besteht für die Birne. Sie können einem Vorstellungen eingeben und Dinge sehen machen, die nicht wirklich familienfreundlich sind. Und falls sie von einem Besitz ergreifen, nun, dann gerät die Party wirklich außer Kontrolle.«
»Und Sie glauben an sowas? Sind Sie etwa ein christlicher Fundamentalist?«
Cody ging an ihr vorbei, um noch einen anderen Satz Messungen durchzuführen. »Gott gegen den Teufel wäre ein sauberer Kampf. Aber die Dämonen sind nicht wirklich an einer der beiden Seiten interessiert. Ein Boss ist ein Boss, oder? Sie ziehen lieber ihre eigene Sache durch.«
Janey schwebte ein Bild von roten, spitzohrigen Kreaturen vor, die in Höhlen mit Höllenfeuer herumflatterten.
»Es sieht bislang ziemlich sauber aus«, sagte er. »Wenn wir einen kompletten Bogen gemacht haben, werden wir eine bessere Vorstellung bekommen. Aber man kann niemals wissen, was in der finsteren Nacht zum Vorschein kommen wird.«
»Wenn es ruhig wird«, sagte sie, »würde ich nicht–«
»Wow.« Die Reihe der Leuchtdioden ging im Rhythmus eines langsamen Herzschlags an und aus. »Das ist irre.«
Er brachte Detektor in die Nähe eines Schranks aus Kirschholz. Das Stück war nicht elegant genug, um als Antiquität gelten zu können, aber auch nicht rustikal genug, um als primitives Kunsthandwerk durchzugehen. Eine der splittrigen Türen hing schräg aus den Scharnieren, die andere war durch die Feuchtigkeit verzogen und krumm. Der Sockel des Schranks war schartig und mit Schrammen übersät, und ein Stück der Zierleiste fehlte aus der Schrankkrone. Die LED-Reihe fuhr mit dem steten Aufblinken fort.
»Was bedeutet das?«, fragte Janey.
Cody schob den Detektor durch die Lücke zwischen den Türen und Janey zuckte zusammen, weil sie fast erwartete, dass etwas sein Handgelenk packen und ihn in die Dunkelheit ziehen würde.
»Welche Geschichte hat der?«, fragte er.
Janey konnte sich nicht daran erinnern, wo das Stück hergekommen war, aber sie war über viele Jahre hinweg an ihm vorbeigegangen und hatte es dafür verflucht, dass es den Weg versperrte. Sie war sich nicht einmal sicher, warum sie den Schrank nicht wegschaffen hatte lassen. Vielleicht hatte sie gedacht, dass man ihn herrichten konnte, damit sie sich eine Rechnung für einen neuen Schrank besorgen, das Möbelstück in eine der Suiten stellen und sie den Preisunterschied für sich selbst behalten konnte.
»Nur ein Haufen Müll«, sagte sie.
»Hier, halten Sie das«, sagte Cody und drückte ihr den Detektor in die Hand. Sie fasste ihn behutsam, so als ob er eine geladene Pistole wäre. Cody öffnete die Türen, worauf das trübe Licht des Servicegangs in das Innere des Schranks fiel. Er war leer.
Der Detektor hörte auf zu pulsieren, die Leuchtdioden blieben aus.
»Es hat aufgehört«, sagte Janey.
»Ich denke, das ist eine Absonderheit.« Cody schrieb etwas in sein Taschennotizbuch.
»Ein besessenes Möbelstück?«
»Man braucht sehr viel mehr als eine Energieschwankung, um zu einem Schluss zu kommen. Aber es ist ein Datenpunkt. Ich muss überprüfen, ob es dahinter Steckdosen oder Rohre gibt.«
Während Janey die Anzeige des Detektors betrachtete, schob Cody den Schrank mit seiner Schulter zur Seite. Trotz ihres Zynismus reckte Janey ihren Kopf, um das verborgene Stück der Betonschalsteinwand zu sehen. Eine zerfaserte Sperrholzplatte war gegen die Wand gelehnt, und kalte Luft strömte aus den dunklen Lücken um sie herum hervor.
Cody nahm die Platte weg und brachte ein Loch von der Größe von vier Steinblöcken zum Vorschein. Ein widerlicher, schwerer Geruch quoll aus der Öffnung, und die Schwärze darin war fast mit den Händen zu greifen, eine feste Masse, die damit drohte, wie die Füllung eines zerrissenen Sofas hervorzuquellen.
»Ich kann mich nicht an dieses Loch erinnern«, sagte Janey und genoss den Gedanken, dass sie ein letztes Mal Wally Reams schelten konnte.
Cody kauerte nieder, nahm eine Stiftleuchte aus seiner Tasche und schickte einen dünnen Lichtstrahl in die Dunkelheit. Er streckte seinen Kopf in die Öffnung. »Nett.«
»Was ist das?«, fragte Janey, die beim Gedanken daran erschauerte, dass Ratten und anderes Ungeziefer einen freien Zugang zur Küche hatten.
»Sieht aus wie ein Zugang für Reparaturen. Für Rohre und Heizkanäle.«
Als sich Janey vorlehnte, um über Codys Schulter zu gucken, begann der EMF-Detektor wieder zu blinken, dieses Mal in einem Stakkato-Rausch. Sie ließ ihn fast fallen.
»Was auch immer es ist, es ist da drin«, sagte Cody.
»Großartig. Ein böser Geist hat uns gerade noch gefehlt.«
Cody schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass wir so viel Glück haben werden. Ich wollte sagen, dass sich die Ursache der Schwankungen hier drin befindet. Kabel, Rohre, vielleicht irgendeine Wärme- oder Wasserpumpe. Die erste Aufgabe bei dieser Art von Arbeit ist, alle möglichen Erklärungen auszuschließen, bis man nur noch die unmöglichen hat.«
Er drehte sich um und blickte zu ihr hoch. Auf seiner Backe hing eine Spinnwebe. »Die Leute glauben, dass es überall Geister gibt, aber in Wirklichkeit sind sie ziemlich selten. Man muss sich durch sehr viel Lärm hindurcharbeiten, bis man einen echten Knaller findet.«
Janey gab Codey den Detektor und strich ihre Jacke glatt. »Nun, klettern Sie da auf keinen Fall ohne schriftliche Genehmigung hinein. Der Vertrag mit Mr. Wilson beschränkt die Geisterjagd auf die für die Gäste zuganglichen Bereiche.«
Cody gab den jugendlichen Charmeur, komplett mit Grübchen und so weiter, und eines seiner Augenlieder zuckte in einem verschwörerischen Zwinkern. »Das würde mir doch nie im Traum einfallen, gnädige Frau.«
Sie wusste nicht, ob sie ihn übers Knie legen oder küssen sollte, und sie kniff ihre Lippen zusammen, damit sie nicht durcheinander gebracht aussah. »Und beschwören Sie mir in meinem Hotel keine Dämonen herauf.«
»Dämonen muss man nicht heraufbeschwören. Wenn sie hier sein wollen, sind sie es längst.«
Janey ließ Cody mit seinem Detektor und seinem Notizbuch zurück und wurde sich der unterschwelligen Geräusche des Hotels überaus bewusst: die Luft, die durch die zentrale Lüftungsanlage strömte, das entfernte Knarren des alten Aufzugs, die gedämpfte Musik aus der Küche, das Rumpeln von Waschmaschinen und Trocknern. Sie hatte das Gefühl, als ob das Hotel ein organisches Lebewesen sei, mit einem eigenen Blutkreislauf, Atem und Skelett.
Und seinen eigenen Erinnerungen.
Seinen eigenen Begierden.
Und vielleicht einem eigenen Lebenswillen.
Sie eilte in den Speisesaal, während sie einen kalten Schauer auf ihrer Haut spürte. Sie hielt ihre Augen starr nach vorne gerichtet.