Kapitel 25

 

Schabe war sich sicher, dass das Portal unten war, im Keller.

Theoretisch gab es keinen Grund anzunehmen, dass Dämonen aus der Erde kamen. Die Hölle war kein See von brennendem Schwefel unter der Erdoberfläche. Gott hatte die gefallenen Engel geschickt, um die Schmutzarbeit für ihn zu erledigen, weshalb es ebenso gut möglich war, dass sie auf Schneeflocken hinabschwebten, auf einem reißenden Fluss herangeschossen kamen oder wie die Sporen eines erkrankten Pilzes vom Wind herbeigeweht wurden. Nein, die Dämonen kamen nicht von einem bestimmten Ort – sie waren immer und überall, in ihrer eigenen Dimension, und sie bewegten sich parallel zur menschlichen Welt.

An einigen Orten wurde das Gewebe zwischen den beiden Dimensionen dünner, vor allem an solchen, an denen es geografische Spannungen gab, und Schabe hatte sich die Theorie zurechtgelegt, dass die nahe gelegene östliche kontinentale Wasserscheide hier einiges durcheinander gebracht hatte. Der Blauquarz, den er gesehen hatte, war mit Kristallen übersät gewesen, und auch wenn die Esoteriker Kristallen eine heilende Kraft zuschrieben, war Schabe der Ansicht, dass Energie an sich weder gut noch böse war. Die Auswirkungen der Energie führten jedoch zur Entscheidung zwischen Erlösung und Verdammnis.

Als Wayne Wilson das Team in den Kontrollraum zurückgerufen hatte, hatte Schabe seine Gruppe zu den anderen Geisterjägern geschickt. Er arbeitete am wirkungsvollsten allein, auch wenn er mitunter Unschuldige dazu gebrauchte, Dämonen hervorzulocken. Wenn sich eine seelisch verletzliche Person für Eindringen und Besitzergreifung öffnete, konnte kein Dämon widerstehen. Der Trick war, den Dämon zu vernichten, bevor er völlig von seinem Wirt Besitz ergriff.

Schabe ging im Erdgeschoss umher und traf dort auf mehrere frustrierte Geisterjäger, die beschlossen hatten, dass die Bar mehr Unterhaltung bot als die Touren. Ein Gast hatte ihn gefragt, was los sei, und Schabe hatte mit den Schultern gezuckt und gesagt: »Die Planung ist durcheinander geraten. Das kommt vor.«

In der oberen Ecke des Korridors war eine Überwachungskamera angebracht und er vollführte vor ihr einen kleinen Salut. Dann bog er in den düsteren und schmutzigen Gang, der zum Keller führte. Zwei Frauen standen an der Tür, hielten EMF-Detektoren und hatten Kameras um ihre Nacken.

»Sind sie der Gruppenführer?«, fragte diejenige mit den blond gefärbten Haaren.

»Die Kellertour ist erst morgen Abend«, antwortete Schabe.

»Mensch, Nancy«, sagte die andere Frau, die etwa zehn Jahr jünger war, tiefschwarze Haut hatte und wie eine Birne geformt war. »Jetzt haben wir eine ganze Stunde verschwendet.«

»Es war nicht verschwendet«, sagte Nancy. »Wir haben gute Messungen gemacht. Aber ich möchte nur zu gern in diesen Keller. Ich weiß, dass etwas hinter dieser Tür verborgen ist.«

»Wie sieht’s mit Ihrer Seelenverfassung aus?«, fragte Schabe.

»Ich bin wiedergeboren, aber komme gerade darüber hinweg«, antwortete Nancy.

Die birnenförmige Frau sagte: »Nun, normalerweise rede ich nicht darüber, aber ich verrate es Ihnen trotzdem: Ich bin Dämonologin. Eloise Lanier. Vielleicht haben Sie meinen Blog gelesen.«

Schabe unterdrückte ein Grinsen. Eine weitere Hobbykriegerin im Kampf zwischen Gut und Böse. Er zweifelte daran, dass sie den sechsmonatigen Läuterungsprozess überstanden oder das erleuchtete Gespräch mit Gott geführt hatte, dass den Stümper in den Schwarzen Künsten vom echten Krieger des Lichts unterschied. Eloise hatte wahrscheinlich zu viele Wiederholungen von »Ein Hauch von Himmel« gesehen und fühlte sich nun berufen auszuziehen, um die Notleidenden und die Gottlosen zu retten.

»Wenn Sie eine Dämonologin sind, befinden wir uns ja in guten Händen«, sagte er.

»Es war die Sünde des Hochmuts, die diese Dämonen hervorgebracht hat«, sagte Eloise. »Und das letzte, das mir einfiele, wäre, mit meinen Fähigkeiten zu prahlen.«

»Hochmut ist die größte Waffe Luzifers«, antwortete Schabe. »Aber ich bezweifle, dass er sich im Keller des White Horse versteckt, wenn er irgendwo anders sein könnte, um richtigen Schaden zu verursachen.«

»Ich befürchte, wir werden bis morgen warten müssen, um das herauszufinden«, sagte Nancy, die ein wenig erleichtert wirkte.

»Nun, zufällig hab ich den Schlüssel bei mir«, sagte er. Obwohl er darauf vorbereitet gewesen war, alleine zu arbeiten und zumindest Kontakt mit den Dämonen aufzunehmen, wenn nicht gar einen richtigen seelischen Kampf auszufechten, dachte er sich, dass ihm Gott diese beiden Frauen bestimmt aus einem Grund geschickt hatte. Und wer war er schon, an der Weisheit von Gottes Wegen zu zweifeln?

Schabe angelte den Schlüssel aus seiner Tasche, während Eloise strahlte und Nancy besorgt wirkte. Wayne und der Rest von SSI würden seine Abwesenheit bemerken, aber sie wussten von seiner Berufung. Man konnte über Religion streiten, auch über paranormale Beweise und über Wissenschaft, aber nicht über Glauben.

Und Schabes Glaube war stark. Hier war ein Beweis für Gottes Segen. Gott hatte ihm einen Köder verschafft.

»Sind sie bereit, ihn zu treffen?«, fragte er mit angebrachtem Ernst.

»Ihn?«, sagte Eloise zu Nancy. »Siehst du, ich hab dir gesagt, dass es nicht Margaret Percival ist.«

Gott, gib mir Kraft in deinem Dienst.

Die Kellertür öffnete sich und gab den erwarteten modrigen, erdigen Geruch frei, aber Schabe nahm darunter auch einen Hauch von Kohlenasche wahr. Lucifer hatte keine Probleme damit, sich ans Lagerfeuer zu setzen und Kriegsgeschichten auszutauschen. Doch Schabe vermutete, dass Belial hier der Tonangeber war, derjenige, der das Hotel als sein persönliches Puppenhaus betrachtete. Als Dämon der Lügen und der Täuschung besaß Belial die besondere Kraft des Korrumpierens, weil die Menschen nur allzu gerne das glaubten, was sie glauben wollten.

»Sollen wir, Ladies?«, fragte er mit einer Verbeugung und schob sie mit seinem Arm nach vorne.

»Es ist dunkel«, sagte Nancy.

»Umso besser«, sagte Eloise, obwohl sie nicht mehr so begierig danach schien, den Keller zu betreten.

»Keine Sorge«, sagte Schabe und griff demonstrativ nach seinem Kruzifix, damit sie die Geste nicht übersehen konnten. »Ich werde mich um Sie kümmern.«

Er probierte den Lichtschalter direkt neben der Kellertür, obwohl er wusste, dass er kein Glück haben würde. Dann schaltete er die an seiner Schirmmütze angebrachte Minitaschenlampe an und ging die Treppe hinunter. »Folgen Sie mir.«

Die beiden Frauen mussten begeisterte Anhängerinnen paranormaler Fernsehshows sein, denn beide hatten die Art von Taschenlampen, die von den »Experten« empfohlen wurde. Eloise ging zuerst, das gelbliche Licht ihrer Lampe mischte sich mit dem blauen Strahl der Minitaschenlampe und erzeugte auf dem Kellerboden einen blassen grünen Schein. Nancy besaß genug Geistesgegenwart, um ihr Aufnahmegerät einzuschalten und zu flüstern: »Betreten des Kellers. 23 Uhr 56. Drei Personen.«

Vier Minuten bis Mitternacht. In vielen okkulten Systemen markierte Mitternacht den dünnsten Punkt zwischen der körperlichen und der spirituellen Welt. An Orten mit hoher Energie oder Turbulenzen öffneten sich unsichtbare Türen und die Reiche überlagerten sich. Die Verlorenen und die Schwachen beider Seiten wanderten dorthin, wohin sie nicht sollten, und einige von ihnen schafften es nie mehr zurück auf ihre Seite.

Das Trio erreichte die Betonplatte am Fuß der Treppe, die zerbröckelnde graue Plattform inmitten eines Erdmeers. Schabe begutachtete das Schlachtfeld und kam zu dem Schluss, dass es genauso gut war wie jedes andere. Eine höher gelegene Stellung war leichter zu verteidigen, aber Frontalangriffe führte man am besten auf ebenem Gelände durch.

»Was war das?«, fragte Eloise, die den Strahl ihrer Taschenlampe unruhig über die Stützbalken und die glatten Steinwände gleiten ließ.

»Dort drüben hat sich was bewegt«, sagte Nancy, die näher an Schabe heranrückte.

Er zog das Fläschchen mit Weihwasser aus seinem Gürtel. Sein Latein war etwas eingerostet. Der Katholischen Kirche wurde von allen zu Gute gehalten, dass sie die Flut der Dämonen eindämmte, aber in Wirklichkeit hatte sie nur die beste Marketingabteilung. Mit ihrem koketten Bestreiten der Existenz von Exorzismen und ihrer vorgeheuchelten Geheimhaltung hatten sich die Kirchenoberhäupter ein Monopol auf Ehrfurcht gesichert. Dabei waren sie genauso wenig immun gegen den Hochmut wie alle anderen Diener Gottes.

Das Schöne an einer toten Sprache war, dass Normalsterbliche keine Ahnung von dem hatten, was man sagte. Dämonen redeten in Zungen und waren mehr an der Absicht interessiert als an wörtlicher Auslegung. Aber Worte enthielten Magie und gaben Überzeugungen und Begierden Kraft.

»Sprechen Sie mir nach«, flüsterte Schabe.

Die beiden Frauen würden denken, dass er einen Schutzzauber bewirken wollte, der seinen Ursprung nicht in Hexerei sondern in der Kirche hatte. Im Schatten pulsierte Belial mit Freude an dem Schwindel. Aber er würde erst vollständig erscheinen, wenn die Wirtinnen reif und willens wären, und durch seine Gier und Lust würde der Dämon verwundbar sein. Der beste Zeitpunkt, ein Schwein zu schlachten, war, wenn es seine Nase in den Trog steckte.

»Beati possidentes, et di minores abyssum invocat

Die Frauen antworteten mit einer durcheinander gewürfelten, halbherzigen Nachahmung.

Die Beschwörung wurde von der toten, schweren Luft des Kellers geschluckt. Schabe watete noch ein paar weitere Schritte in die Dunkelheit, um seine Opfer näher an das Portal zu bringen. Als er seinen Kopf drehte, hüpfte das Licht der Minitaschenlampe über die Wände und strahlte Risse und Spalten in den Steinen an. Ein leichtes Seufzen schlängelte sich durch das Gewirr von Balken und Rohren, ein Geräusch, das man fälschlich für fließendes Wasser oder das Brummen der Lüftungsanlage halten konnte.

»Was hat er gesagt?«, flüsterte Nancy, aber Eloise gebot ihr zu schweigen.

Belial war gefährlich, weil er mit einem Komplex belastet war. Während sich die meisten Dämonen in der Ruhmeshalle damit begnügten, Böses um des Bösen Willen zu tun, war Belial einst als der Oberste der gefallenen Engel gefeiert worden. Frühe Texte bezeichneten ihn sogar als den Vater Luzifers und denjenigen, der die Revolte gegen Gott angestiftet hatte. Aber irgendwo zwischen der Verstümmelung des Alten Testaments und den oberflächlichen, auf Allgemeinverständlichkeit ausgerichteten modernisierten Versionen der Bibel war Belial in der Rangliste hinuntergerutscht und Luzifer herrschte nun über die unbedeutenderen Götter.

Während Luzifer sich damit zufrieden gab, das Schälchen mit der Sahne, die ihm Gott in seiner Güte überließ, auszuschlecken und dabei fett und zufrieden wurde, machte Belial Überstunden. Schabe hatte schon einmal seine Wege gekreuzt, aber das war vor Jahren gewesen, und Schabe hatte viele Fehler gemacht, die meisten davon aus Überheblichkeit. Zweifellos war Belial mächtiger geworden, weil die Welt reif mit den Früchten der Sünde war, aber auch Schabe hatte an Weisheit gewonnen. Er hatte gelernt, sich auf ihr Spiel einzulassen und ihre eigene Arroganz gegen sie zu verwenden.

»Was ist das für ein Geräusch?«, fragte Nancy.

Der Atem deines schlimmsten Alptraums.

»Eine entkörperte Seele«, antwortete Eloise, deren Sicherheit schwand, je weiter sie sich in den Keller wagten.

»23 Uhr 59«, flüsterte Nancy in ihr Aufnahmegerät. »Akustische Phänomene wahrgenommen.«

»Belial, Meister dieser Welt«, psalmodierte Schabe. »Ich bringe dir diese Gaben und hoffe, du findest sie deiner würdig.«

Am Rand der Reichweite der Minitaschenlampe versuchten Strudel von Dunkelheit miteinander zu verschmelzen. Der Lichtstrahl wurde schwächer und Schabes Haut zog sich trotz einer Woge der Hitze zusammen. Sogar das Lichtrechteck der Türöffnung oben wechselte den Farbton Richtung orange, so als ob Belial die elektrischen Leitungen des Hotels angezapft hatte, um sich aufzuladen und Gestalt annehmen zu können. Belial konnte in jeder von ihm gewünschten Form erscheinen, obwohl die meisten Dämonen auf die üblichen Hörner, Fangzähne und Reptilienaugen zurückgriffen, zumindest solange, bis sie ein passendes Objekt gefunden hatten, von dem sie Besitz ergreifen konnten.

»Ich sehe etwas«, flüsterte Eloise.

»Margaret Percival?«, fragte Nancy.

»Ja«, kam die Antwort, die von dem fernen Surren des Aufzugs verschluckt wurde.

»Mache Blitzlichtaufnahme«, merkte Nancy pflichtbewusst für ihre Aufnahme an. Schabe fragte sich, welches Bild von sich der Dämon einfangen lassen würde. Das Blitzlicht erhellte den halben Keller, und Eloise gab einen unterdrückten Schrei von sich.

Belial hatte sich für das volle Programm entschieden.

Auch wenn es nur für einen Sekundenbruchteil zu sehen war, weil der Blitz erstarb und das leere Batterien signalisierende Piepen zu hören war, hatte sich der Anblick in Schabes Netzhäute eingebrannt. Mindestens zweieinhalb Meter groß, drei Hörner, die an die Fußbodenbalken anstießen, ein runzeliges Trollgesicht, schmale Augen mit gelblichen, elliptischen Pupillen, ein Oberkörper mit grotesk grüner Muskulatur, dürre Beine, die in Pferdefüßen endeten, und zwischen den Schenkeln hing–

Die Tür knallte zu, als ihre Taschenlampen erstarben.

»Gott steh uns bei«, rief Eloise in der völligen Dunkelheit.

Muss Mitternacht sein. Die Party kann beginnen.

Schabe hielt das Kruzifix in die Höhe, zuversichtlich, dass er fähig sein würde, Belial wieder zu Asche und Schwefel zu versengen. Ein heißer Wind rauschte in der Dunkelheit an ihm vorbei.

Es gab einen dumpfen Schlag und ein heftiges, klitschiges Geräusch, als eine der Frauen stöhnte. Vergib mir Gott, ich habe mich geirrt.

Belial grunzte und schmatzte mit seinen nassen Lippen. Schabe setzte seine Nachtsichtbrille auf und kniete in einer Verteidigungsposition nieder. Er schwang das Kruzifix wie ein Messer und musste schockiert mit ansehen, wie sich der Dämon über Nancy beugte und an ihrem Hals geiferte.

Er saugt ihre Seele aus...

Belial ließ Nancys Leiche fallen und brüllte, während dunkle Flüssigkeit von seinen gezackten Fangzähnen tropfte. Er fauchte Schabe an, keine Spur von List in seinen glänzenden Augen.

»Ich widerrufe meine Einladung«, sagte Schabe mit zitternder Stimme.

Entweder Belial hatte ihn nicht gehört oder es war ihm gleichgültig. Er wendete sich Eloise zu, sein heißer Atem ließ die Temperatur im Keller steigen. Eloise wich zurück, vermutlich auf der Suche nach der Treppe, aber sie geriet nur tiefer in den Keller hinein. Durch die Nachtsichtbrille sah Schabe eine grüne Landschaft, die wie die Oberfläche eines fremden und feindlichen Planeten aussah. Und in der Tat war das so, denn diese Welt wurde nun von Belial beherrscht.

»Gott hilf mir«, schluchzte Eloise. Gott war barmherzig gewesen, indem er den Raum verdunkelt hatte und Eloise die Sicht auf das gehörnte Biest vor ihr genommen hatte. Aber ihr Glaube war schwach. Und das machte Belial nur noch stärker.

»Lass sie, Belial«, forderte ihn Schabe heraus. »Du willst mich.«

Die Krallen des Dämons fuhren in Richtung des tränenüberzogenen Gesichts der Frau, aber dann zögerte er und wendete sein fratzenhaftes Gesicht Schabe zu. Das Kruzifix konnte weder die Feindseligkeit noch die Vorsicht in dem verschleierten Blick abwenden.

Gehorche mir, du hornköpfiger Bastard.

Schabe lauschte nach Anweisungen Gottes. Er war nur ein Abgesandter, und nur mit der Kraft des Herrn hatte er hier eine Chance. Ansonsten würde ihn das gleiche Schicksal wie die beiden Frauen ereilen, deren Glaube keinen Schutz gegen das überirdische Böse geboten hatte.

Aber Belials Gebrüll übertönte jede Botschaft, die Gott geschickt haben mochte. Er fiel über Eloise her wie ein glühender Liebhaber, umschlang sie mit seinen sehnigen Armen und erdrückte sie in den Qualen einer verkommenen Leidenschaft.

Sie atmete ein letztes Mal aus, als sich ihre Lungen in der Umarmung Belials leerten. Seine gespaltene Zunge schoss hervor und leckte seine schartigen, nassen Lippen. Belials Kopf senkte sich und die Kreatur ließ ihr Grinsen mit dem aufklaffenden Mund der Frau verschmelzen.

Eloise kämpfte mit letzter Kraft, ihre Digitalkamera fiel in den Dreck. Ihre Augen traten hervor, dann erschlaffte sie in Belials Umklammerung. Er atmete aus und erfüllte sie mit abscheulichem Nichtleben. Als ihre Finger zuckten und sich krümmten, machte Schabe einen vorsichtigen Schritt nach vorne, während er Gott um Mut, Weisheit und Stärke bat.

»Nun bist du mein, Belial«, sagte Schabe. »Du hast genommen, was ich dir angeboten habe, und musst mir nun gehorchen.«

Belial zögerte, während er noch immer seinen fauligen Odem in Eloise blies. Ihre Augenlider zuckten und sie legte eine Hand in Belials Nacken, um sich zu stützen.

Schabe hielt das Kruzifix höher und erwartete, dass der Dämon vor Abscheu zurückweichen würde. »Beim Herrn der Engel im Himmelreich, ich befehle dir, mir zu gehorchen.«

Belials ganzer Körper wurde von einem Schaudern durchzuckt und er warf seinen Kopf zurück, während er in Qualen und aus Wut knurrte. Schabe wollte den Vorteil nutzen, nachdem der Dämon nun zwischen seinem angestrebten Wirt und seiner derzeitigen körperlichen Manifestation gefangen war. Er stach mit der Spitze des Kruzifixes in den Rücken der Kreatur, das Silber durchschnitt das schuppige Fleisch.

Aus der Wunde schoss eitriges Sekret, das die Nachtsichtbrille schwarz erscheinen ließ. Das Wutgebrüll nahm an Tonhöhe und Intensität zu und hörte sich fast wie die Totenklage eines Teekessels an. Belial schlug um sich und wollte Schabe mit seiner Krallenfaust treffen, aber der hatte seine Waffe bereits aus der Wunde gezogen und war zurückgetreten. Schabe griff nach dem Weihwasser, von dem er wusste, dass es wie Säure auf der gespaltenen Haut brennen würde.

Aber bevor er reagieren konnte, brach Belial zusammen.

Die Spitze muss sein Herz erreicht und es mit der Liebe Jesu vergiftet haben.

Schabe stand über der bebenden Masse. Er hatte bereits früher Dämonen ausgemerzt und wusste, dass sie nur besiegt, aber niemals vernichtet werden konnten. Belial würde an einem anderen Ort zu anderer Zeit zurückkehren, und Schabe oder ein anderer Krieger des Lichts würde in den Diensten Gottes zur Stelle sein. Er stupste den Leichnam mit seiner Fußspitze an, aber das verdorbene Fleisch verwandelte sich bereits zu Asche und Staub.

Eloise stöhnte und Schabe kniete sich neben ihren liegenden Körper.

»Gott segne Sie«, sagte Schabe und prüfte ihren Puls. Mit etwas Glück würde sie sich an nichts erinnern und er musste sich nur um Nancys Leiche kümmern.

Eloise dreht sich auf die Knie, mit außergewöhnlicher Anmut für eine mollige Frau, die gerade einen Schock erlitten hatte. »Dunkel...«

»Vorsichtig«, sagte Schabe. »Ich glaube, Sie sind die Treppe hinunter gefallen und haben sich ihren Kopf angeschlagen.«

»Dunkel ist...«

Er griff nach ihr, um ihr auf die Füße zu helfen. Der Schlag kam ebenso plötzlich wie kräftig, nahm ihm den Atem und löste seine Zähne, als sein Kiefer zermalmt wurde. Schabe lag im Dreck und Blut floss ihm aus der Nase, während er versuchte, durch seine verschobene Brille zu schielen.

»Hochmut kommt vor den Fall«, sagte Eloise mit rauer und belegter Stimme, so als ob sie nicht mit der Größe ihrer Zunge vertraut wäre. Die Frau kniete nieder und wischte mit einer Hand unter seine Nase, dann leckte sie sich das Blut von den Fingern. Er sah ihr zu, wie sie zur Treppe ging, und sein grünes Sichtfeld wurde grau.

Dunkle Zeiten: Die ultimative Thriller-Collection
titlepage.xhtml
part0000_split_000.html
part0000_split_001.html
part0000_split_002.html
part0000_split_003.html
part0000_split_004.html
part0000_split_005.html
part0000_split_006.html
part0000_split_007.html
part0000_split_008.html
part0000_split_009.html
part0000_split_010.html
part0000_split_011.html
part0000_split_012.html
part0000_split_013.html
part0000_split_014.html
part0000_split_015.html
part0000_split_016.html
part0000_split_017.html
part0000_split_018.html
part0000_split_019.html
part0000_split_020.html
part0000_split_021.html
part0000_split_022.html
part0000_split_023.html
part0000_split_024.html
part0000_split_025.html
part0000_split_026.html
part0000_split_027.html
part0000_split_028.html
part0000_split_029.html
part0000_split_030.html
part0000_split_031.html
part0000_split_032.html
part0000_split_033.html
part0000_split_034.html
part0000_split_035.html
part0000_split_036.html
part0000_split_037.html
part0000_split_038.html
part0000_split_039.html
part0000_split_040.html
part0000_split_041.html
part0000_split_042.html
part0000_split_043.html
part0000_split_044.html
part0000_split_045.html
part0000_split_046.html
part0000_split_047.html
part0000_split_048.html
part0000_split_049.html
part0000_split_050.html
part0000_split_051.html
part0000_split_052.html
part0000_split_053.html
part0000_split_054.html
part0000_split_055.html
part0000_split_056.html
part0000_split_057.html
part0000_split_058.html
part0000_split_059.html
part0000_split_060.html
part0000_split_061.html
part0000_split_062.html
part0000_split_063.html
part0000_split_064.html
part0000_split_065.html
part0000_split_066.html
part0000_split_067.html
part0000_split_068.html
part0000_split_069.html
part0000_split_070.html
part0000_split_071.html
part0000_split_072.html
part0000_split_073.html
part0000_split_074.html
part0000_split_075.html
part0000_split_076.html
part0000_split_077.html
part0000_split_078.html
part0000_split_079.html
part0000_split_080.html
part0000_split_081.html
part0000_split_082.html
part0000_split_083.html
part0000_split_084.html
part0000_split_085.html
part0000_split_086.html
part0000_split_087.html
part0000_split_088.html
part0000_split_089.html
part0000_split_090.html
part0000_split_091.html
part0000_split_092.html
part0000_split_093.html
part0000_split_094.html
part0000_split_095.html
part0000_split_096.html
part0000_split_097.html
part0000_split_098.html
part0000_split_099.html
part0000_split_100.html
part0000_split_101.html
part0000_split_102.html
part0000_split_103.html
part0000_split_104.html
part0000_split_105.html
part0000_split_106.html
part0000_split_107.html
part0000_split_108.html
part0000_split_109.html
part0000_split_110.html
part0000_split_111.html
part0000_split_112.html
part0000_split_113.html
part0000_split_114.html
part0000_split_115.html
part0000_split_116.html
part0000_split_117.html
part0000_split_118.html
part0000_split_119.html
part0000_split_120.html
part0000_split_121.html
part0000_split_122.html
part0000_split_123.html
part0000_split_124.html
part0000_split_125.html
part0000_split_126.html
part0000_split_127.html
part0000_split_128.html
part0000_split_129.html
part0000_split_130.html
part0000_split_131.html
part0000_split_132.html
part0000_split_133.html
part0000_split_134.html
part0000_split_135.html
part0000_split_136.html
part0000_split_137.html
part0000_split_138.html
part0000_split_139.html
part0000_split_140.html
part0000_split_141.html
part0000_split_142.html
part0000_split_143.html
part0000_split_144.html
part0000_split_145.html
part0000_split_146.html
part0000_split_147.html
part0000_split_148.html
part0000_split_149.html
part0000_split_150.html
part0000_split_151.html
part0000_split_152.html
part0000_split_153.html
part0000_split_154.html
part0000_split_155.html
part0000_split_156.html
part0000_split_157.html
part0000_split_158.html
part0000_split_159.html
part0000_split_160.html
part0000_split_161.html
part0000_split_162.html
part0000_split_163.html
part0000_split_164.html
part0000_split_165.html
part0000_split_166.html
part0000_split_167.html