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Die Polizeisirenen wurden leiser, während er nach allen Seiten spähend die U-Bahn-Station betrat. Er fuhr mit der Rolltreppe nach unten und bemühte sich, sein Gesicht nicht von den Überwachungskameras filmen zu lassen. Als er in die Menge der weihnachtlichen Nachtschwärmer eintauchte, die den letzten Zug am frühen Morgen nehmen wollten, war auch die einzige verbliebene Möglichkeit der Polizei für einen Zugriff vertan.

Wenig später drang ein kalter Luftschwall aus dem Tunnel und kühlte den Schweiß auf seinem Gesicht. Der Zug fuhr ein. Als der erste Waggon vor ihm erschien, nahm seine nervöse Erregung langsam ab.

Er stellte sich höflich an, bevor er in den Zug stieg, und suchte sich einen der wenigen leeren Plätze. Ohne den flachen Rucksack abzunehmen, setzte er sich hin, um die Chance zu minimieren, dass die Polizei ihn anhand dieses Gepäckstücks identifizierte, wenn sie die Videos auswertete. Die digitale Uhr im Eingangsbereich zeigte ihm, wie spät es war. Zufrieden stellte er fest, dass er noch vor drei Uhr zu Hause sein würde.

Er war sehr gespannt auf die Berichte in den Nachrichten. Auf allen Kanälen würde sicherlich über die Ereignisse der Nacht spekuliert. Die Frage war nur, wie viel Wahrheit die Meldungen dann enthielten.

Er genoss das Gefühl, einen weiteren Sieg errungen zu haben. Es hatte ihm Spaß gemacht, Summer Easton zu töten. Er hatte ihr eine extragroße Dosis mit dem Taser verpasst, vor allem deshalb, weil ihr persönliches Vergehen nicht, wie bei den anderen, mit Angst oder Unfähigkeit zu entschuldigen war.

Summer Easton verachtete die Menschen so sehr, dass sie sich nicht scheute, sie zu belügen und zu betrügen, nur um Geld und Ansehen zu gewinnen. Dafür hatte sie nun den gerechten Preis gezahlt.

Sein eigentlicher Plan war gewesen, den nächsten und vielleicht auch übernächsten Tag ganz ruhig zu verbringen, um seine letzte Tat vorzubereiten, den Höhepunkt seiner Kampagne. Den Moment, der ihn schließlich von seinen Qualen erlösen sollte. Aber die Polizei hatte ihn heute Nacht doch sehr überrascht. Er konnte sich nicht erklären, wie sie auf Summer Easton gekommen waren, und zwar so schnell, dass sie seine Tat beinahe verhindert hätten. Aber es war ihnen gelungen, und das bedeutete, sein nächster Angriff und endgültiger Gipfelpunkt stellte eine viel größere Herausforderung dar, als er sich bislang ausgemalt hatte.

Immerhin war er noch frei, und das verdankte er dem Umstand, dass er nicht das kleinste Detail dem Zufall überlassen hatte. Heute Nacht hatte er der Polizei gezeigt, dass auch sie verwundbar war. Er hatte ihnen einen schweren Schlag versetzt und war dann geflüchtet, obwohl sie mit einem Riesenaufgebot hinter ihm her gewesen waren.

Das zweite Opfer dieses Abends war bedauerlich. Er hatte auf den Kopf gezielt, um sicherzugehen, dass das Opfer nicht überlebte. Aber es war nicht Teil seines Plans gewesen und würde seine Botschaft verfälschen. Also musste er beim letzten Mal noch weiter gehen.

Es wurde Zeit, die Metropolitan Police in ihre Schranken zu verweisen.

Der Adventkiller
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