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Sie stand am Fenster und schaute auf die gezackten Umrisse der kahlen Bäume im Walpole-Park.

Dieser Teil von Ealing sah mitten in der Nacht überaus friedlich aus, was Hawkins nur zu gut wusste, da sie öfter zu später Stunde wach war. Aber in dieser Nacht war es mit der Ruhe dort draußen nicht weit her.

Irgendwo versuchten sich ein paar Männer an einer verstimmten Version von »Driving Home for Christmas« und wiederholten den Refrain mehrmals, bevor sie endlich in ihr Sichtfeld traten. Aber nicht dieses Gegröle und auch nicht die aufgeschreckten Hunde in der Nachbarschaft sorgten dafür, dass sie unter Schlaflosigkeit litt.

Irgendwo dort draußen war ein Psychopath unterwegs, der ihren Namen kannte.

Sogar wenn sie schlief, wurde sie von Alpträumen gequält, in denen der Mörder sie mit anonymen Anrufen bedachte und ihr den Ort mitteilte, wo sich sein nächstes Opfer befand. Und sie traf dann gerade rechtzeitig dort ein, um mit anzusehen, wie er den Mord verübte und flüchtete. Vor einer Viertelstunde war sie schweißgebadet aufgewacht. Seit Jessica Andertons Tod kam das jede Nacht vor.

Bislang hatte sie es vermieden, Schlaftabletten zu nehmen, aber lange würde sie das nicht mehr aushalten. Ihr Puls hatte sich wieder beruhigt, nachdem sie einen Schluck Wasser getrunken und das Glas wieder zurück auf das Nachtschränkchen neben ihre Halskette gestellt hatte, die wie immer dort lag.

Die Kette erinnerte sie an ihren Großvater. Sie war noch zu jung gewesen, um allzu deutliche Erinnerungen an ihn zu haben, aber der Vater ihrer Mutter war immer ihr liebster Verwandter gewesen. Er hatte ihr in seinem Testament diese Halskette vermacht. Der hübsche Smaragd war klein und ein wenig angeschlagen, aber sie nahm die Kette überallhin mit.

Sie schloss die Vorhänge und schüttelte das Kissen auf, bevor sie sich wieder hinlegte. Nach einigen Minuten fand sie endlich eine bequeme Position, aber jetzt starrte sie direkt auf die rote Digitalanzeige ihres Weckers. 3:45.

Freitag.

Hawkins stöhnte. In weniger als zweiundsiebzig Stunden war Weihnachten, und genau in dem Moment, wo Millionen Menschen ihre Geschenke auspackten, würde Antonia Hawkins eine weitere unbekannte Haustür öffnen und eine weitere verstümmelte Leiche finden.

Sie fluchte vor sich hin und sehnte sich nach einer Zigarette. Vielleicht war es ja ganz gut, dass sie noch in dem Wagen lagen, den Barclay mit nach Hause genommen hatte. Wenigstens hatte sie es in dieser Nacht vermieden, an ihren Fingernägeln zu kauen. Das war eine Angewohnheit, die immer wieder über sie kam, wenn sie gestresst war. Viel war da allerdings auch nicht mehr kaputt zu machen.

Sie steckte die Fingerspitze, die am meisten wehtat, in den Mund.

Der Adventkiller
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