57

»Vielleicht wäre es besser, den Fall abzugeben.«

Hawkins wirbelte herum. »Wer hat das gesagt?«

»Holla!« Mike stieß beinahe mit dem Einkaufswagen gegen sie. »Hör mal, ich meine damit nur, dass wir alle den Kopf hinhalten, auch du. Und wir haben doch schon gesehen, zu was dieser Scheißkerl fähig ist.«

»Sprich nicht so laut«, zischte sie und lächelte entschuldigend eine Mutter an, die zwei kleine Kinder von ihnen weglotste und um die nächste Ecke verschwand.

Sie standen in der Gemüseabteilung des Supermarkts in der Nähe ihrer Wohnung. Sie hatte angeboten, das Abendessen für sie beide zu kochen, in der Hoffnung, dass sie dabei ihre Meinungsverschiedenheiten beilegten.

Bislang lief es in dieser Hinsicht nicht besonders gut.

»Ich weiß, dass du das nicht gern hörst«, sagte er und hob entschuldigend die Hände, »aber irgendjemand muss ja auf dich aufpassen.«

»Ich will das nicht weiter diskutieren, schon gar nicht hier mitten im Supermarkt.« Hawkins beugte sich vor und senkte die Stimme. »Ich meine es ernst. Ich habe keine Lust, meine Karriere zu opfern, nur weil ein Irrer mein Team terrorisiert. Oder weil du mich überreden willst, die brave Hausfrau zu spielen.«

Sie machte sich auf den Weg Richtung Fleischabteilung.

»Toni, warte doch mal.« Mike bemühte sich, mit ihr Schritt zu halten.

»Sind die hier okay?« Sie hielt eine Packung Koteletts hoch und stellte fest, dass sie freundlicher klang als beabsichtigt.

»Vergiss das verdammte Fleisch. Hier geht’s doch nicht um uns beide. Ich habe gesagt, vielleicht wäre es besser, den Fall abzugeben. Aber wenn du sagst, dass die Sache für dich klar ist, dann stehe ich voll und ganz hinter dir.«

»Für mich ist die Sache klar.«

»Gut, dann müssen wir wegen Rickman Klartext sprechen, es sei denn, wir kriegen ihn bald. Informationen zurückzuhalten ist nicht fair den anderen gegenüber.«

Da hatte er recht. Tristan Vaughn hatte darauf bestanden, an der morgendlichen Zusammenkunft teilzunehmen, nachdem sie die neue E-Mail von Nemesis erhalten hatten. Sie hatte gerade noch Zeit gehabt, sich Yasir und Walker zu schnappen und sie zu bitten, die Suche nach Rickman nicht zu erwähnen.

Sie waren darüber nicht begeistert gewesen.

»Ich weiß«, lenkte sie ein. »Aber ich hab nicht mehr viele Asse im Ärmel. Rickman ist meine letzte Chance, aus dieser Sache irgendwie unbeschadet herauszukommen. Wenn wir ihn nicht finden, bin ich wahrscheinlich meinen Job los … Hörst du überhaupt zu?«

Mike antwortete nicht. Er starrte über ihre Schulter hinweg. »Das gibt’s ja nicht.«

»Was?«

»Ist das da nicht dein Exfreund?«

Hawkins wirbelte herum, konnte Paul aber nur noch von hinten sehen, als er durch die Expresskasse nach draußen ging.

»Nein«, log sie. »Der ist ein bisschen zu groß, und er hat die falschen Klamotten an. Komm schon, wir brauchen noch Erbsen.«

»Das ist Paul. Wir sollten ihm Hallo sagen.«

Hawkins warf die Koteletts in den Wagen und blockierte damit seinen Weg. »Um ihm auf die Nase zu binden, dass wir zusammen einkaufen? Das sähe doch so aus, als wären wir ein Paar!«

Mike sah ein, dass sie recht hatte, und ließ sich in die Tiefkühlabteilung ziehen. Dort versuchte Hawkins, genug Zeit zu schinden, bis sie sicher war, dass ihr Exverlobter weg war. Der wackelige Frieden zwischen ihr und Mike würde garantiert zerbrechen, wenn Paul seinen morgendlichen Besuch erwähnte, bevor sie das tat. Irgendwann musste sie das Verschwinden der Kisten in ihrem Flur erklären. Aber es war bestimmt einfacher, wenn Paul nicht dabei war.

Sie zahlten und machten sich auf den Weg zu dem schwach beleuchteten Parkplatz. Hawkins’ Handy klingelte, als sie bei Mikes Wagen ankamen. Sie kramte es aus ihrer Tasche. »Hoffentlich gibt’s was Neues.«

Sie warf einen hastigen Blick auf das Display und nahm den Anruf entgegen, während sie ins Auto stiegen.

Nach weniger als einer Minute legte sie auf. »Wie schnell können wir in Hounslow sein?«

»Zwanzig Minuten, wenn es dir nichts ausmacht, die Geschwindigkeitsbegrenzung zu übertreten. Wieso?«

»Wir müssen das Abendessen verschieben. So wie es aussieht, haben wir Curtis Rickman gefunden.«

Der Adventkiller
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