Kapitel 17

Philipp war Probst am Marienstift zu Aachen und Bischof von Würzburg, beides Ämter, die er innehatte, als er gerade dreizehn Jahre alt gewesen war, aber natürlich noch nicht ausübte, als er die Nachricht vom Tod seines Vaters erhielt. Fünf Jahre später war auch sein letzter Bruder Konrad tot, erstochen von der Frau, die er zu schänden versucht hatte, eine Todesart, die geheim gehalten wurde, solang es eben ging. Philipp hatte weder Konrad noch seine anderen Geschwister gut gekannt, und er sah auch seinen Bruder Heinrich, den Kaiser, nur selten; was er an Trauer empfand, war schwach und mit Scham vermengt. Doch gerade Konrads Tod hatte für ihn den Beginn eines anderen Lebens bedeutet, denn Kaiser Heinrich ordnete umgehend an, dass sein letzter Bruder das geistliche Leben zu verlassen habe.

Damals war die Kaiserin Konstanze zum ersten Mal schwanger gewesen, in einem Alter, wo man bezweifeln musste, ob sie oder das Kind überleben würden. Heinrichs Befehl war eine Vorsichtsmaßnahme, die jeder verstand. Als das Kind nicht nur überlebte, sondern sich auch als der lange erwartete Sohn herausstellte, fragte einer von Philipps Lehrern, der ihm im Schnellverfahren all das beibringen sollte, was er in seinem Kloster nicht gelernt hatte – zu Pferde und zu Fuß zu fechten, die höfischen Manieren, die wichtigsten Regeln des Rittertums –, ob er enttäuscht war. Philipp verneinte. Bei der Vorstellung, seinem Bruder nachfolgen zu müssen, war ihm nie wohl gewesen. Über den heiligen Augustinus zu debattieren und darüber, ob Abaelard oder Bernard von Clairvaux im Recht waren, war ein Leben, das Philipp mochte, bis Heinrich ihn herausriss. Einen Gegenpapst einzusetzen, wie es ihr Vater getan hatte, war eine Ungeheuerlichkeit, bei der Philipp nicht wusste, ob sie ihm Ehrfurcht oder Grauen einflößte. Auf gar keinen Fall wollte er selbst je eine solche Entscheidung treffen müssen. Nein, er freute sich über die Geburt seines Neffen und tat sein Bestes, um dem Kind die Thronfolge zu sichern.

Dass er heiraten musste, war für ihn eine fast so schwierige Aufgabe. Frauen waren für Philipp in seinem Kloster sehr selten gesehene Wesen aus einer anderen Welt. Die wenigen Male, bei denen er seiner Schwägerin Konstanze begegnete, tat sie ihm leid. Auch sie war Nonne in einem Kloster gewesen und galt als eine der gelehrtesten Frauen, bis eine Reihe von Toten in der Familie und der Ehrgeiz seines Vaters es fügten, dass sie mit Heinrich vermählt wurde, und der Unwillen, der von Anfang an zwischen dem Brautpaar herrschte, wurde so schnell zu Hass, dass ihre Verbindung sprichwörtlich für alle schlechten Ehen im Reich wurde. Den Rest seines Lebens mit einer Feindin zu verbringen, war nichts, das Philipp sich wünschte, und trotz der hastigen Lektionen im höfischen Wesen bezweifelte er, dass er imstande war, Liebe im Herzen einer Fremden zu erwecken. Doch worauf man ihn schon sein ganzes Leben vorbereitet hatte, war, Verhandlungen zu führen; schließlich sollte er ein Kirchenfürst werden, um eines Tages die Angelegenheiten seines Bruders beim Papst zu vertreten. Also entschloss er sich, mit der Prinzessin von Byzanz zu verhandeln.

»Ich will in Frieden mit Euch leben«, sagte er, als sie nach der Hochzeit zum ersten Mal alleine waren, »und da Ihr selbst Euch am besten kennt, so wäre es gut, wenn Ihr mir verrietet, was Ihr Euch für ein Leben in Frieden von mir wünscht?«

Sie betrachtete ihn nachdenklich. Irene glich nicht den Schönen aus den Liedern der Minnesänger, die alle blonde Haare und blaue Augen hatten, doch er erkannte, dass schwarze Locken und dunkle Augen genauso anziehend aussehen konnten.

»Ich weiß, dass unter meinen Damen die Frauen Eurer wichtigsten Vasallen sein müssen, doch meine Mägde, meine Ärzte und meinen Kaplan möchte ich immer selbst wählen«, sagte sie. Das klang vernünftig, und er gestand es ihr gerne zu. Ein wenig Farbe stieg in ihre blassen Wangen. »Auch finde ich, dass wahrer Frieden nicht gehalten werden kann, wo Schläge verteilt werden. Es mag Euer Recht sein, doch – Ihr habt mich gefragt.«

Er hatte nie die Hand gegen einen anderen Menschen erhoben, wenn man von den Übungen mit Holzschwertern einmal absah. Seine Lehrer im Kloster hätten ihn angewiesen, nicht zu schnell nachzugeben und so etwas zu entgegnen wie »gebt mir keinen Grund, Euch zu schlagen, Dame, und es wird nicht geschehen«, doch alles, woran er denken konnte, war, wie sein Bruder Konrad gestorben war. Die Scham, die er selbst in seinem Kloster empfunden hatte, war beträchtlich.

»Auch ich teile diese Ansicht von wahrem Frieden«, entgegnete er und beschloss, gleich noch ein anderes heikles Gebiet bei ihren Verhandlungen zu betreten. »Darf ich nun meinerseits um etwas bitten?«

»Gewiss.« Sie klang gleichzeitig erleichtert und vorsichtig.

»Ihr wart schon einmal verheiratet, Irene. Ich war es nicht. Zwar habe ich mich in den letzten zwei Jahren bemüht, zu erlernen, was mir in unserer Welt noch fehlt, doch … gewisse Dinge waren nicht dabei. Ihr seid es also, von der ich lernen muss, und ich bitte Euch, eine geduldige und offene Lehrerin zu sein, denn ein Schüler kann nur lernen, wenn ihm gesagt wird, wo er etwas richtig und wo er etwas falsch macht.«

Diesmal errötete sie, doch sie lächelte auch, was Grübchen in ihre Wangen malte. »Ihr seid so anders als Euer Bruder«, sagte sie und setzte eilig hinzu: »Das gereicht Euch zur Zier.«

»Dann werdet Ihr …«

»Ihr werdet mich ehrlich und geduldig finden, Philipp.«

Für sie beide öffnete sich eine neue Welt, in der sie voneinander lernten, denn Irenes vorherige Ehe hatte nicht lange gedauert. Philipp verschob deshalb seine Abreise nach Italien, um seinen Neffen zu holen, solange es überhaupt ging, aber im September war es nicht mehr zu vermeiden, wenn er auf der Rückreise noch einen der Pässe frei für eine Überquerung finden wollte.

Seit ihn in Montefiascone die Nachricht von Heinrichs Tod erreicht hatte, fühlte er sich von einem Traum erneut in einen Alptraum gestürzt, und nicht nur, weil er sich auf einmal inmitten eines Meeres von Hass wiederfand. Er hätte die Feste vielleicht halten können, doch für eine lange Verteidigung war keine Zeit, denn die schlechten Nachrichten rissen nicht ab. Diepold von Schweinspeunt traf fluchend bei ihm ein und zeterte darüber, wie »die normannische Hure« mit den treuen Anhängern ihres Gemahls umging. Gleichzeitig schwor er, dass derzeit nach Sizilien kein Durchkommen mehr war.

»Nicht, wenn Ihr nicht zuerst ein schlagkräftiges Heer zusammenstellt. Hört, an meinen Lehen ändert sich doch nichts, oder? Der Kaiser hat mir meine Grafschaft selbst verliehen. Dieses Weib hat nicht das Recht, mir Acerra wegzunehmen!«

Philipp wurde zum ersten Mal klar, dass er keine ehrliche Antwort auf derartige Fragen hatte, die von nun an ständig auf ihn zukommen würden. Sein Neffe war König, doch ein dreijähriges Kind konnte keine der notwendigen Entscheidungen treffen. Natürlich hatte es in der Geschichte schon öfter eine solche Situation gegeben. Die Kaiserin Adelheid von Burgund hatte wie ihre Schwiegertochter, die Kaiserin Theophanu, lang für ihren Sohn regiert, vor gut zweihundert Jahren. Doch wenn Konstanze beabsichtigen würde, die Regentschaft für ihren Sohn zu übernehmen, dann war es ein schlechter Anfang, sich der deutschen Ritter und ihrer Kriegsknechte zu berauben. Es war ja nicht so, dass sie noch auf einen normannischen Adel zurückgreifen konnte, nicht, nachdem Heinrich alle männlichen Mitglieder hatte umbringen oder kastrieren lassen. Außerdem misstraute man ihr nördlich der Alpen; niemand hatte vergessen, dass Heinrich sie beschuldigte, sich mit ihren normannischen Verwandten verschworen zu haben, und vielleicht stimmte ja sogar das Gerücht, dass sie ihn vergiftet hatte und nicht eine Seuche schuld war an seinem Tod.

Philipp gab Montefiascone auf, um in die deutschen Länder zurückzukehren. In Österreich war Leopold verwundert, ihn lebend zu sehen; anscheinend hatte das Gerücht ihn für tot erklärt wie seinen Bruder. Auch er wollte eine Bestätigung seines Lehens.

»Die Steiermark bleibt selbstverständlich Euer.«

»Und Österreich?«, hakte Leopold nach.

»Österreich ist das Lehen Eures Bruders«, sagte Philipp, so würdig es ging, »und der befindet sich, soweit mir bekannt ist, wohlauf im Heiligen Land.«

Es gab auf der gesamten Rückreise nach Hagenau keinen einzigen Fürsten, bei dem er unterkam, der nicht versuchte, eine Bestätigung oder Erweiterung seines Lehens zu erhalten; sie waren alle sehr unbefriedigt, wenn Philipp sie mit dem Hinweis abspeiste, noch nichts von der Kaiserin Konstanze gehört zu haben. Es wurde immer schlimmer. Er war noch keinen Tag in Hagenau, da traf Heinz von Kalden ein, der Reichshofmarschall seines Bruders und berühmteste Kämpfer im Reich. Es gab niemanden, der sich mit ihm im Zweikampf messen konnte, und manche Gegner zogen es vor, erst gar nicht anzutreten. Man sagte ihm nach, er könne einen Ochsen niederringen, und wer seine Muskelpakete sah, glaubte das. Eigentlich hätte Heinz der Feldherr des Kaisers im Heiligen Land sein sollen, doch da er als Ministerialer geboren war, weigerten sich die Fürsten, sich unter seinen Befehl zu stellen, so dass der Herzog von Brabant mit dem Oberbefehl und Friedrich von Österreich mit der Stellvertretung betraut wurde. Dies hatte Heinz jedoch in die Lage versetzt, von allen Kreuzfahrern als Erster zurückzukehren, das und der Umstand, dass er durchaus imstande war, Menschen allein durch seinen schieren Anblick zu allem zu überreden.

»Euer Gnaden«, sagte Heinz von Kalden, »Ihr werdet die Krone selbst beanspruchen müssen. Auf die Kaiserin und ihren Sohn können wir nicht rechnen. Sie wird in Sizilien bleiben, ganz gleich, was Ihr noch für freundliche Botschaften an sie schickt. Ich kenne sie: Eisen in weiblicher Form.«

Es war nicht so, dass Philipp der Gedanke bisher nicht gekommen war, doch er hatte alles versucht, um ihn nie zu Ende zu denken. »Ein heiliger Eid ist ein heiliger Eid. Ich habe ihn genauso geschworen wie Ihr und alle anderen Fürsten.«

»Unsinn«, sagte Heinz von Kalden grob. Obwohl er auch für seine Offenheit berüchtigt war, wusste Philipp, dass er mit Kaiser Heinrich nie so gesprochen hätte. »Mit Verlaub, Euer Gnaden, Ihr seid als Kleinkind an Gott verlobt worden, und diesen Eid hat der Heilige Vater im Handumdrehen aufgelöst, als es ihm und Eurem Bruder genehm war. Ihr habt auch nie den Eindruck gemacht, als ob Ihr deswegen ein schlechtes Gewissen hättet. Ist auch nicht nötig, denn wir brauchen jetzt hier im Reich einen erwachsenen Staufer, zum Teufel.«

»Ihr meint, Ihr braucht ein Siegel, das Ihr auf Eure Landesurkunden drücken könnt, damit sie gültig bleiben«, sagte Philipp scharf, um Heinz zu erinnern, mit wem er sprach.

»Das auch«, sagte der Reichshofmarschall ungerührt. »Aber vor allem brauchen wir einen gekrönten Herrscher, denn wenn es erst allen Fürsten hier im Land bewusst ist, dass es keinen gibt, dann gnade uns Gott. Vor allem, wenn die Kerle, die sich jetzt noch im Heiligen Land befinden, dort immer noch um den Oberbefehl streiten, anstatt hier mit der richtigen Wahl für Ordnung zu sorgen.«

Philipp war gerührt und begeistert gewesen, seine Gemahlin schwanger vorzufinden, doch jetzt betrachtete er ihren gewölbten Leib und dachte dabei an das unbekannte Kind in Sizilien. Welchen größeren Verrat konnte es geben, als einem Kind das väterliche Erbe zu nehmen? Als er dergleichen laut aussprach, überraschte ihn Irene mit ihrer Antwort.

»Er hat noch immer das Erbe seiner Mutter, das Königreich Sizilien. Außerdem ist doch eure deutsche Krone hier kein Erbe, sondern etwas, das man durch Wahl erhält. Wenn die Fürsten dich wählen, mein Gemahl, dann bist du der rechtmäßige König.« Seine Gedanken an Ehre und Familienpflichten mussten wohl auf seiner Stirn geschrieben sein, denn sie seufzte und fuhr fort: »Eine jede Mutter kämpft für ihr Kind. Wir haben eine lange Geschichte in Byzanz, und derjenige, der versuchte, für seinen Neffen zu regieren, nahm oft ein blutiges Ende. Ich … ich will nicht erneut Witwe werden, Philipp. Ich will nicht erleben, was die Königin Sybilla erleben musste, als dein Bruder Sizilien eroberte. Unserem Kind darf so etwas nicht geschehen.«

Ihr zu versichern, dass auf dieser Seite der Alpen keine Kinder entmannt würden, um die Anzahl von Erben zu verringern, kam ihm in diesem Augenblick nicht in den Sinn, denn gerade, weil er die Chroniken selbst gelesen hatte, wusste er, dass sie nicht unrecht hatte. Was einmal getan wurde, konnte wieder getan werden von jedem, der es für nötig erachtete.

»Es gibt jemanden, der dir Neues bringt, mein Gemahl«, sagte Irene, als sie am Abend zu ihm kam, »und ich glaube, es ist nichts, was vor aller Ohren gehört werden sollte.«

Ihr Nachrichtenträger stellte sich als Walther von der Vogelweide heraus, der Sänger, der Philipp in Frankfurt ein wenig zu erfolgreich gewesen war, um ihn sich ständig in seiner Umgebung zu wünschen. Philipp war nicht so eitel zu glauben, ein Auge, das scharf genug war, um die Fürsten in all ihrer Eitelkeit und Gier richtig zu sehen, würde ausgerechnet bei dem einen Fürsten das Lid senken, der solche Lieder gefördert hatte, oder gar eitel genug, anzunehmen, dass es bei ihm nichts zu erkennen gab. Also hatte er Walther als ein Mahl eingeschätzt, das zu schwer war, um oft genossen zu werden. Hin und wieder, gewiss, dem ein kluger Mann mit Wortmacht sollte immer lieber auf der eigenen Seite stehen als beim Gegner.

Walther fügte seinen Sorgen noch eine weitere, unerhörte hinzu, als er von dem Angebot des Kölner Erzbischofs an Berthold von Zähringen berichtete. Dass der Erzbischof eigenständig die Wahl eines neuen deutschen Königs betrieb, die offensichtlich gegen die Staufer gerichtet war, das wog schon schwer. Doch die offene Forderung nach Geld, das Versprechen auf die Krone gegen die Zahlung einer ganz bestimmten Summe, das war noch nicht da gewesen. Gewiss, jeder Herrscher, der Unterstützung haben wollte, hatte Versprechungen gemacht, an weltliche und geistliche Fürsten gleichermaßen. Aber dennoch sah Philipp einen Unterschied zwischen einem Zugeständnis wie das an Schweinspeunt, er dürfe Acerra behalten, um mit seiner Hilfe sicher zum Brenner zu kommen, und dieser Art von Kuhhandel.

Doch das Schlimmste war, dass er seinerseits mitbieten musste. Wenn er je eine Wahl gehabt hatte, dann bestand sie nun nicht mehr. Ein deutscher König, der nicht dem Haus Hohenstaufen entstammte, würde das Herzogtum Schwaben und allen Besitz der Staufer zerteilen, wie einst Philipps Vater das Herzogtum des Welfen Heinrich zerschlagen hatte, und die deutschen Fürsten würden nicht protestieren. Im Gegenteil, sie würden sich um die Teile reißen, genau, wie sie es bei dem Welfenherzogtum getan hatten. Dabei hatte Philipp noch Glück im Unglück: Ein ehrgeizigerer Mann als Berthold von Zähringen hätte den Teufel getan, statt ihn zu warnen, sondern seinen Beutel geleert, um auf den Thron zu gelangen.

»Euer Gnaden«, sagte Walther, »solange der Erzbischof glaubt, dass der Herzog von Zähringen willig ist, wird er keinem anderen Fürsten dieses Angebot machen, also habt Ihr noch Zeit, um selbst eine neue Wahl in die Wege zu leiten.«

»Oh, ich traue dem Erzbischof durchaus zu, dass er das Angebot an mehrere Fürsten zugleich macht«, sagte Philipp bitter, »und dann denjenigen krönen will, der ihm das geforderte Geld am schnellsten liefert.« Nur nicht an mich, ergänzte er in Gedanken.

Jetzt fügte sich alles zu einem Bild, auch Adolfs Abwesenheit in Frankfurt. Der Erzbischof musste die Staufer ähnlich hassen wie die Bürger von Montefiascone, wie so viele Menschen südlich der Alpen, obwohl es für Adolf keinen ihm bekannten Grund gab. Im Gegenteil, kein anderer Fürst hatte so profitiert wie der Bischof von Köln. Als Philipps Vater das Herzogtum der Welfen aufteilte, ging alles Land westlich der Weser an den Bischof. Er hätte wahrlich zufrieden sein können. Adolf nun ebenfalls ein Angebot zu machen, war sinnlos. Leider konnte er einem Erzbischof auch nicht Heinz von Kalden schicken, damit der den Mann zum Zweikampf um das Reich herausforderte. Der Papst, dachte Philipp, der Papst könnte dem Erzbischof befehlen, nicht mehr den Königmacher spielen zu wollen. Wenn sich ein Beweis für die Forderung nach einer bestimmten Summe in Silbermark erbringen ließ, dann musste der Papst sogar Schritte unternehmen – wenn er sich nicht mit einem Anteil begnügte. Aber Coelestin III. lag im Sterben. Gott allein wusste, wer der nächste Papst werden würde, und ob dieser neue Heilige Vater nicht begeistert ob der Aussicht sein würde, es nicht mehr mit den Staufern zu tun zu haben, deren Länder im Süden und Norden fast bis zur Pforte des Kirchenstaats reichten. Ein Berthold von Zähringen hatte dagegen keinen Anspruch auf das Königreich Sizilien und auch keinen Wunsch, dem Papst durch die Anwesenheit deutscher Macht auf italienischem Boden Magenschmerzen zu bereiten.

»In Wien hat mir einmal jemand die Geschichte vom Augiasstall erzählt«, sagte Walther. »Er war so mit Mist und Dreck gefüllt, dass niemand glaubte, er könne je gereinigt werden, doch es war eine der zwölf Aufgaben des Herkules, genau dies zu tun. Statt jedoch die Mistgabel selbst zu schwingen, lenkte der Held einen Bach in den Stall um, und all der Schmutz wurde weggespült.«

»Ihr müsst entschuldigen, Herr Walther, doch ich bin heute nicht in der Stimmung für Gleichnisse.«

»Für jede noch so schwierige Aufgabe gibt es eine einfache Lösung, Euer Gnaden.«

»Warum nur«, sagte Philipp und wünschte sich, sein Bruder Heinrich hätte bessere Ärzte in seinem Heer dabeigehabt, »habe ich das Gefühl, dass die einfache Lösung, die Euch vorschwebt, etwas mit Euch zu tun hat?«

»Weil sie sonst jeder andere vorschlagen könnte«, entgegnete Walther und grinste, doch er sagte nichts weiter, was Philipp überraschte, bis er begriff.

»Ihr werdet in mir einen milden Fürsten finden«, versprach er, »wenn Euer Rat tatsächlich ein klärender Strom sein sollte, der allen Schmutz hinwegspült.«

»Das freut mich sehr«, sagte Walther, »denn ich bin ein armer fahrender Sänger, der schon lange nicht mehr in einem angenehmen Bett geschlafen hat, sondern nur auf Strohballen. Wenn ich mir vorstelle, in einer herrlichen Kaiserpfalz wie dieser ein Lager wie ein Ministerialer zu genießen …«

Philipp hob eine Augenbraue. »Nun, das lässt sich einrichten. Von mehr als einem Federbett träumt Ihr nicht?«

»Doch, Euer Gnaden, nur sind meine Träume daran gebunden, ob Ihr mein Wasser für Euren Augiasstall auch wählt.«

Am Ende stimmte Philipp einer Summe Silber und einigen Bögen Pergaments zu und hörte im Gegenzug Walthers Vorschlag, als Sänger die verschiedenen deutschen Fürsten aufzusuchen und ihnen unauffällig Philipps Aufforderung zu einer erneuten Wahlversammlung zu unterbreiten, von der Bischof Adolf so spät wie möglich erfahren sollte. Er dachte darüber nach und schüttelte den Kopf.

»Herr Walther, es ist wirklich ehrenvoll, dass Ihr Euch so für mich in die Bresche werfen wollt, aber ich kann die ganze Last der Verhandlungen unmöglich auf Eure schmalen Schultern legen. Es würde in der zur Verfügung stehenden Zeit auch nicht umzusetzen sein.« Er mochte in einem Kloster aufgewachsen sein, doch so naiv, einem einzigen Mann zu vertrauen, der mit ihm weder verwandt war noch sein geschworener und bewährter Vasall, wäre er selbst als Kind nie gewesen. Die Idee, die ihm Walther unterbreitete, war gut, aber er würde verschiedene seiner Getreuen losschicken. Allerdings hatte man Philipp auch in der Kunst des Ablehnens unterwiesen, und er hatte das Lied von Frankfurt noch zu gut in Erinnerung, um sich Walther unnötig zum Feind machen zu wollen. »Es gibt allerdings zwei Dinge, die Ihr, nur Ihr, für mich tun könnt, und tut Ihr sie, dann sollt Ihr mich als einen dankbaren und freigebigen Fürsten finden.«

»Habe ich Euch je anders gefunden?«, fragte Walther, doch obwohl sein Mund lächelte, blieben seine Augen sehr ernst, beinahe bitter.

»Wenn Volk und Edle erfahren, dass ich mich zur Wahl stellen lasse, wird so mancher mich der Treulosigkeit an meinem Neffen bezichtigen. Ich werde meine Gründe in einem Erlass bekanntgeben, doch Erlasse gehen oft zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus. Ich habe Hoffnung, dass es bei Euren Liedern anders sein wird.«

Um Walthers Lippen zuckte es. »Es geschieht nicht oft, dass ein König einem Sänger schmeichelt.«

»Es ist Euch immer noch nicht geschehen«, sagte Philipp, »da ich derzeit nicht mehr und nicht weniger als ein Herzog bin.« Diesmal sah er Respekt und aufrichtige Belustigung in der Miene des Sängers und die Erkenntnis, dass er seine eigenen Möglichkeiten doch vielleicht etwas überschätzt hatte.

»Und was ist das Zweite, das ich für Euch tun kann, Euer Gnaden?«

»Reist für mich nach Köln. Wer in den nächsten Wochen dorthin Gesandte schickt, wird planen, an der Wahl teilzunehmen, die Erzbischof Adolf organisiert, nicht an meiner. Es wäre mehr als hilfreich zu wissen, um welche Fürsten es sich dabei handelt.« Da Walther schwieg, setzte Philipp trocken hinzu: »Es sei denn, eine Reise nach Köln erscheint Euch als unwürdig für Euer Talent, oder gar als zu gefährlich?«

»Nein«, sagte Walther. »Ganz gewiss nicht. Ich glaube, eine Reise nach Köln wird genau das Richtige für mich jetzt sein.«

* * *

Stefan verhandelte drei Tage lang, dann berichtete er Judith, er habe die Einwilligung König Richards zu allen Kölner Bedingungen.

»Ich weiß«, sagte sie und versuchte, die Übelkeit in ihrem Magen zu unterdrücken. Er war nicht der Einzige, der an diesem Tag die Burg von Chinon besucht hatte.

Als sie vom Kloster St. Mexme zurückkehrte, waren sie und Gilles von Soldaten aufgehalten worden, denen befohlen worden war, die Ärztin Jutta von Köln zu ihrem Herrn zu bringen, dem Grafen von Poitou. Für Judith fühlte es sich an, als hätte das Schicksal, dem sie bisher entkommen war, sie eingeholt. Gilles, der nichts von Wien wusste, war auch beunruhigt gewesen, wiewohl aus anderen Gründen. Er hatte sich in einen hitzigen Wortwechsel mit den beiden gestürzt, den Judith nicht verstand, doch der Empörung auf Gilles’ Gesicht und dem Gelächter der Kriegsknechte nach hatte er ihre Ehre verteidigt, bis sie ihm eine Hand auf den Arm legte. »Ich glaube nicht, dass der Graf eine Geliebte sucht«, sagte sie, damit sich Gilles nicht auf einen Kampf einließ. Sie mochte ihn, und gegen zwei Mann der Schlosswache mochte er vielleicht gewinnen, obwohl dadurch nichts gewonnen war. Vergeblich versuchte sie, nicht daran zu denken, was ihr Gilles und Stefan über Blois erzählt hatten und über das Schicksal der Juden dort.

Gilles hatte darauf bestanden, an ihrer Seite zu bleiben, und sie war mehr als einmal versucht, seine Hand zu ergreifen: während des langen Wegs zur Burg, während jedes Schrittes durch den Hof, so voller Tiere und Menschen, dass er die Pfalzen der Herzöge von Österreich im Vergleich dazu leer erschienen ließ, durch die Gänge voller Wachen, Bittsteller und Höflinge. Aber sie war kein Kind mehr, und sie würde sich nicht wie ein verschrecktes Mädchen benehmen.

Der Graf erwartete sie gemeinsam mit einigen anderen Männern, die bei einem Würfelspiel saßen. Er sprang auf und sagte freudig: »Aber da seid Ihr ja endlich! Magistra, im Badehaus seid Ihr so schnell verschwunden, dass ich mich gar nicht richtig bei Euch bedanken konnte.« Sein Gesicht war nicht länger geschwollen, und er strahlte nichts als Wohlwollen aus. »Außerdem, Ihr müsst mich ja für einen Geizkragen sondergleichen halten.«

»Keineswegs«, brachte sie heraus. »Ich bin von Euren Leuten großzügig entlohnt worden.«

»Bah«, sagte er und schnipste mit den Fingern. Ein Diener brachte ihm eine kleine Holzschatulle. »Großzügig für einen Grafen vielleicht. Aber wisst Ihr, Eure leichte Hand hat mir Glück gebracht. Nachdem Ihr mich von meinem Zahn befreit habt, erfuhr ich etwas, das mein ganzes Leben verändert, also ist mir nach Feiern zumute.«

Vermutlich hatte ihm sein Onkel erzählt, dass sein älterer Bruder König und Kaiser werden sollte. Für einen Edelmann, der in der Verbannung herangewachsen und auf das Wohlwollen seiner Verwandten angewiesen gewesen war, stellte dies in der Tat einen doppelten Grund zum Feiern dar.

»Ich habe meine Leute auf mein Wohl trinken lassen, da sollt Ihr auch nicht leer ausgehen«, schloss er und winkte sie zu sich. Er holte zwei weit größere und deutlich schwerere Silbermünzen aus der Schatulle, als sie von seiner Wache bekommen hatte, und drückte sie ihr in die Hand. Judith wollte ihren höflichen Dank ausdrücken, als sich seine Finger um ihr Handgelenk schlossen. »Schließlich«, fügte er hinzu, »sind wir alte Bekannte, Magistra, oder etwa nicht?« Alles an ihr erstarrte, aber er zog sie nur noch etwas näher an sich heran. »Zugegeben, es hat eine Weile gedauert, bis es mir wieder eingefallen ist. Gar so viele Heilerinnen aus Köln kann es nicht geben. Freunde«, sagte er zu seinen Gefährten, »denkt Euch, als der österreichische Hund, der meinen Onkel gefangen genommen und mich zu seiner Geisel gemacht hatte, in den letzten Atemzügen lag, da war er so verzweifelt, dass er Juden an sein Sterbebett ließ. Es war ein ergötzlicher Streich des Schicksals, denn ich half unserer Magistra und ihrem Vater dabei, zu ihm vorzudringen. Den Vater hättet Ihr sehen müssen! Ein echter Trödlerjude wie aus den Fastnachtsspielen, ein schwarzer Uhu sondergleichen, und ich wette, der alte Leopold hat bei diesem Anblick in sein Bett gepinkelt vor Angst, während er starb.«

Ottos Gefolgsleute brachen in Gelächter aus, in das er einstimmte, so herzhaft, dass er sich mit seiner freien Hand die Tränen aus den Augen wischte, ehe er sich wieder beruhigte.

»Ihr dagegen seid ein Anblick, der jeden Kranken aufheitern muss, meine Teure.« Der Daumen seiner anderen Hand bewegte sich über ihre Haut. »Ihr versteht Euer Gewerbe tatsächlich. Mit Euch würde ich täglich ins Badehaus gehen, bis wir ein eigenes in meiner Pfalz haben. Wenn ich König bin, dann dürft Ihr Euch der Gnade Eures Herrschers für seine Magistra gewiss sein.«

Ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass Gilles starr am Eingang des Gemaches stand. Er konnte und sollte ihr nicht helfen, nicht, wenn es gegen einen Grafen ging, der ihr gerade verkündet hatte, dass er demnächst die deutsche Krone tragen würde.

Vielleicht verstand sie Otto falsch? König Richard hatte keine Kinder. Einer seiner Neffen musste zu seinem Nachfolger werden, wenn es nicht sein ungeliebter Bruder sein sollte, der, dem Vernehmen nach, sogar eine höhere Summe als das geforderte Lösegeld geboten hatte, wenn man Richard noch etwas in Österreich behielte. Vielleicht war Otto dazu ausersehen? Ja, gewiss sprach er davon, englischer König zu werden, nicht deutscher. Nicht, dass ihn dieser Unterschied weniger gefährlich machte.

»Danke, Euer Gnaden«, sagte sie und malte das strahlendste Lächeln auf ihre Lippen, zu dem sie imstande war. »Mein Gemahl und ich sind froh, das zu hören.«

»Euer Gemahl?«, fragte Otto. Sie wollte gerade Stefan nennen, schließlich hatten sie sich die ganze Reise lang als Mann und Weib ausgegeben, doch dann trat Gilles einen Schritt vor.

»Ich habe diese Ehre«, sagte er und fügte noch etwas auf Französisch hinzu. Einer der Wachen, die sie in die Burg gebracht hatten, sagte ebenfalls etwas, und Otto ließ Judiths Handgelenk los.

»Bei Gott, dann sollte ich Euch beglückwünschen«, wandte er sich sichtbar enttäuscht, aber gönnerhaft auf Deutsch an Gilles, »denn nicht nur habt Ihr eine schöne Frau, nein, Ihr habt auch eine Seele für das Christentum gerettet. Die Pfaffen schaffen dergleichen nur mit Predigen, unsereiner muss dafür Füße ins Feuer halten, aber Ihr fechtet erfolgreich für Gott im Bett.« Er zwinkerte Gilles zu. »Und mit ihren Händen umgehen kann sie auch. Wie gesagt, Ihr seid ein Glückspilz.«

Zwei von Ottos Gefährten, die offensichtlich Deutsch verstanden, lachten. Vor Judiths geistigem Auge tauchten einmal mehr die vielen Arten auf, wie man als Arzt einen Menschen töten konnte. Es half nichts. Aber wenn sie nicht auf irgendeine Weise zurückschlug, würde sie ersticken. Also sagte sie auf Latein: »Darf ich Euch als Ärztin einen Rat geben, Euer Gnaden? Besteigt den Thron nicht, wenn Ihr ein langes Leben wünscht. Zu herrschen, scheint der Gesundheit nicht förderlich zu sein, und die Verdauung stört es obendrein. In Salerno ließ man uns die Berichte darüber studieren, wie der Urgroßvater des englischen Königs und sein Vetter nach dem Genuss von Neunaugen starben. Es wäre doch kein Leben für Euer Gnaden, wenn Ihr Euch bei jedem Fieber und jedem Fischmahl fragen müsstet, ob jetzt Eure Stunde geschlagen hat.«

Otto kniff die Augen zusammen; die übrigen Männer im Raum sahen unsicher zu ihm hin, als ob sie erst herausfinden wollten, ob er die Bemerkungen als Scherz oder ernst nahm, ehe sie selbst eine Reaktion zeigten. Besser, nicht lange genug zu bleiben, um es herauszufinden. Judith knickste.

»Heil Euch und ein langes Leben, Graf Otto«, sagte sie süß und wandte sich um, jeden Schritt zählend in der Befürchtung, dass er sie aufhalten würde. Als sie die Tür erreicht hatte, sprach er.

»Wann war denn Eure Hochzeit?«

»Nun, Euer Gnaden«, stammelte Gilles.

»So lange kann sie noch nicht zurückliegen, wenn Ihr Euer Haar noch immer wie ein Mädchen tragt«, sagte Otto. »In der Tat meine ich mich zu erinnern, dass Ihr selbst in Klosterneuburg mehr wie eine Ehefrau ausgesehen habt.«

Judith erinnerte sich dunkel, dass sie damals ihr Haar vollständig mit Leinenbinden und Haube bedeckt hatte. Ich schulde ihm keine Erklärung, dachte Judith, was sich als Fehler erwies, denn dadurch fühlte sich Gilles erneut aufgefordert, für sie zu sprechen.

»Wir sind einander nur versprochen und haben die Hochzeit noch vor uns«, sagte er hastig. »Ich wollte meine Verlobte nicht alleine solch einen weiten Weg machen lassen.«

»Das versteht sich«, sagte Otto und grinste. »Nun, Meister Gilles, dann sollten wir Nägel mit Köpfen machen. Ich möchte feiern, dass die Deutschen mich als ihren König haben wollen, und Ihr wollt meine treue Untertanin hier zum Weib. Bei allen Heiligen, wir sollten die Hochzeit noch heute Abend stattfinden lassen! Mein Kaplan wird sie vollziehen. So dürft Ihr beide einmal in Eurem Leben an der Tafel der Großen speisen und gemeinsam mit uns feiern!«

Judith konnte sich nicht erinnern, wie sie aus der Burg herausgekommen war, ohne alle Vorsicht zu vergessen und Otto genauso wie seinen Onkel, ihren Onkel und alle Männer zu verfluchen. Sogar Gilles, obwohl er es nur gut gemeint hatte. Als Stefan von seinem letzten Besuch in der Burg zurückkehrte, hatte sie ihren Beutel und all ihre Kleidung zusammengepackt und war bereit, Chinon zu verlassen.

»Das ist unmöglich«, sagte er. »Erstens wirst du keine zwei Stunden unterwegs sein, ehe die Nacht anbricht, und du kannst im Winter nicht auf der Landstraße übernachten. Zweitens … es tut mir leid, Nichte, aber manchmal muss man sich den Launen eines Herrschers beugen.«

Entgeistert schaute sie ihn an.

»König Richard hat der Stadt Köln und ihren Kaufleuten gerade die größten Privilegien zugestanden, die wir je in irgendeinem Land hatten«, sagte Stefan sachlich, »und Otto ist sein Lieblingsneffe. Das wusste ich bisher nicht, doch es ist so. Deswegen hat er auch darauf bestanden, dass wir Ottos Wahl vorantreiben, nicht die seines Bruders. Wenn du Otto jetzt verärgerst, indem du seine Großzügigkeit zurückweist, dann wird das wohl nicht zum Abbruch des ganzen Unternehmens führen – kein Mann, der einen Thron ersehnt, lässt sich von einer unerfüllten Laune ablenken. Aber es wird ihn rachsüchtig stimmen. Und dann wird er vielleicht nicht zufrieden damit sein, dich verheiratet zu sehen, sondern dich für sein eigenes Bett fordern – und was dann? Wenn er das will, dann ist das Einzige, was du noch tun kannst, um ihm seinen Willen nicht zu lassen, in ein Kloster einzutreten. Ich glaube nicht, dass du dein Leben als christliche Nonne beschließen möchtest.«

Wenn er sie angefleht hätte, ihm das größte Geschäft seines Lebens nicht zu verderben, hätte sie ihn um seiner Selbstsucht willen verfluchen können. Doch er hatte recht mit allem, was er sagte, und sie wusste es. Das hinderte Judith aber nicht daran, kalten Zorn zu empfinden. »Du rätst mir also zu heiraten, einen Christen zu heiraten, den ich kaum kenne, den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen, nur weil ein mächtiger Edelmann eine Laune hat?«

»Nichte, du weißt, dass Schlimmeres geschehen kann, wenn ein mächtiger Edelmann eine Laune hat.«

»Ich dachte, du und deine Freunde wolltet einen neuen König schaffen, um die Welt zum Besseren zu verändern! Du unterstützt aber nun einen Mann, der Juden nicht als Menschen sieht, sondern als Witzfiguren, die er für sein Fastnachtsspiel braucht«, sagte Judith beißend.

»Du enttäuschst mich mit deiner Selbstsucht und Kleinlichkeit«, entgegnete er unerwartet heftig.

»Meiner –«

»Du siehst den Grafen Otto nur in Bezug auf dich selbst«, unterbrach er sie. »Er mag nicht unsere erste Wahl sein, doch er ist kein schlechter Mann. Im Krieg gegen den französischen König hat er sich als Ritter und Heerführer bewährt, und als der alte Herzog von Österreich seinerzeit Geiseln forderte, hat sich Otto freiwillig gemeldet, damit sein Onkel schneller freikam. Das zeigt, dass er treu und opferbereit ist. All das sind fürstliche Tugenden, und ich kann dir versichern, dass es den anderen daran mangelt. Wann hätte je ein Staufer etwas getan, was nicht nur ihm selbst nutzte? Aber du, du denkst nicht daran, ob Graf Otto gut für das Reich sein wird, du schmollst über einen Vorfall, der Jahre zurückliegt und bei dem niemand zu Schaden gekommen ist, ganz gleich, was gesagt wurde!«

In all den Monaten, die sie unter seinem Dach lebte, hatte Judith ihren Onkel noch nie wütend erlebt. Es war ihr unmöglich, zu entscheiden, ob sein Zorn echt war oder eine Waffe, die er gerade einsetzte. Vielleicht war er auch nur erschöpft und gereizt, nach drei Tagen voller Verhandlungen mit Königen und deren Getreuen. Aber das, was er sagte, traf sie tief. Es stimmte, dass sie nichts über Otto wusste als das, was sie in Österreich und nun in Chinon erlebt hatte, und dass er bisher keine Drohung wahr gemacht hatte. Möglicherweise war er voll ritterlicher Tugenden und fähig, die Geschicke eines Landes zum Besseren zu lenken. König David galt als der größte Herrscher Israels, doch er hatte mitunter sehr üble Dinge getan; er hatte die Frau des Hethiters Uriah begehrt, mit ihr Ehebruch begangen und für den Tod Uriahs gesorgt. Gott hatte David dafür durch den Tod seines Sohnes bestraft, aber er hatte sein Gesicht nicht von David abgewandt. Vielleicht war auch Otto dazu bestimmt, ein großer Herrscher zu werden. Es war nicht an ihr, darüber zu richten, weil sie ihn nicht mochte.

Dann wieder hörte Judith sein Lachen, das Lachen über die Vorstellung, der Herzog von Österreich sterbe einen qualvolleren Tod durch den Anblick eines Juden, und sie wusste mit jeder Faser ihres Herzens, dass ein Mann, der über die Schmerzen und den Tod eines anderen aus vollem Herzen lachen konnte, nie Macht über andere Menschen haben sollte.

An ihrer Lage änderte es nichts, ob Otto nun missverstanden oder ein adliger Schurke war. Genauso gut hätte sie in Salerno bleiben und Meir heiraten können. Nein, das wäre weitaus besser gewesen, denn immerhin war Meir sowohl ein guter Arzt als auch Jude. Von Gilles wusste sie nur, dass er ein umsichtiger Reisegefährte war und es sich gut mit ihm plaudern ließ. Es war besser als nichts, aber bei weitem nicht genug.

Plötzlich kam ihr eine Idee. »Die christlichen Bischöfe können Ehen für ungültig erklären, wenn sie nicht vollzogen und unter falschen Voraussetzungen geschlossen wurden, nicht wahr?«

So schnell, wie der Zorn in die Miene ihres Onkels gestiegen war, so schnell verflog er wieder, und es festigte ihren Argwohn, dass er auch diese Gemütsregung wie einen Schild benutzt hatte, um seine wahren Gedanken zu verbergen und sich bei ihr durchzusetzen.

»Soweit mir bekannt ist«, sagte Stefan aufgeräumt.

Der Erzbischof von Köln schuldete ihr noch einen Gefallen. Die Zukunft sah nicht mehr ganz so unannehmbar aus. Judith beschloss, die Zeremonie über sich ergehen zu lassen. Sie hätte gerne mit Gilles gesprochen, doch Otto hatte darauf bestanden, ihn in der Burg zu behalten und auf die Hochzeit vorzubereiten. Man konnte es aber durchaus auch als Geiselnahme verstehen, darin hatte Otto ja Erfahrung. Judith war gestattet worden, in die Stadt zurückzukehren, weil ihr als Frau wohl niemand zutraute, alleine Chinon zu verlassen.

Es waren erneut ein paar Mitglieder der Schlosswache, die Judith und Stefan holten und zu der kleinen Kapelle in der Burg brachten, wo sie Otto, seine Höflinge, ein paar Frauen, die dem Stoff ihrer Kleidung nach Dienerinnen, nicht etwa Hofdamen waren, und Gilles erwarteten. Er steckte in einem reichbestickten roten Rock, der für einen viel kleineren Mann geschneidert war. Man hatte ihm sogar die neumodischen Schuhe mit eng zulaufenden, nach oben gebogenen Spitzen gegeben, die kein Mensch mit der Absicht, mehr als zehn Schritte am Tag zu machen, tragen sollte. Gilles schaute so unglücklich drein, dass Judiths eigener Ärger etwas geringer wurde. Auch er wird hier zur Belustigung eines Fürsten zu etwas gezwungen, das er nicht will, dachte sie und lächelte ihn ermutigend an. Sein Gesicht heiterte sich auf, und er erwiderte ihr Lächeln.

»Auf in den Kampf, mein Freund«, sagte Otto und schlug Gilles auf die Schulter. »Der Kaplan hat etwas von Aufgeboten geschwatzt, die erst verkündet werden müssen, aber ich habe ihm versichert, dass Ihr und unsere Magistra einander schon lange versprochen seid und alle Aufgebote verlesen wurden. Aber wen haben wir denn da? Meister Schlom?«

»Stefan«, sagte ihr Onkel gemessen und höflich.

»Ich wusste, dass es etwas in der Art sein musste. Nun, Meister Stefan, Ihr scheint so etwas wie der Vertreter des Vaters zu sein, aber ich fürchte, ich muss das Recht des zukünftigen Königs in Anspruch nehmen. Die Braut ihrem Bräutigam zu übergeben ist zu schön, um nun darauf zu verzichten.«

Er nahm Judith beim Arm und führte sie bis an die Schwelle der Kapelle, wo sein Kaplan stand. Christliche Hochzeiten fanden immer vor den Kirchen statt, um so vielen Zeugen wie möglich die Gelegenheit zu geben, dabei zu sein. Diesmal waren es außer Ottos Gefährten und den kichernden Mägden nur ein paar neugierige Gesindemitglieder, die jedoch bald die Achseln zuckten und weitergingen.

»Ich hoffe, Euch gefällt der Ring, mein Täubchen«, murmelte Otto, als sie auf den Kaplan zuschritten. Er breitete eine Handfläche auf, damit der Kaplan den Ring segnen konnte. Judith sah im Dämmerlicht, in dem die Mägde Fackeln hielten, dass es sich um einen Bronzering mit einer Gemme handelte, in die ein Kreuz geschnitten war.

»Ich weiß ihn im Sinn des Gebers zu würdigen«, entgegnete sie ausdruckslos und fragte sich, warum niemand bei diesem bösen Scherz auf das Offensichtliche kam – dass sie nicht getauft war, unabdingbar für die christliche Trauung – und was sie tun würde, wenn es jemand bemerkte. Doch diese Entscheidung wurde ihr abgenommen. Der Kaplan segnete den Ring, sprach dann die Worte einer Zeremonie, die ihr unvertraut war; danach steckte ihn Gilles auf jeden Finger ihrer rechten Hand und sprach währenddessen ein Gelöbnis, sie mit diesem Ring zu ehelichen, mit ihr all sein weltliches Hab und Gut zu teilen und ihr die Treue zu halten. Unter anderen Umständen hätte sie die Worte schön gefunden, nur nicht jetzt und nicht hier. Sie verabscheute Otto von Minute zu Minute mehr.

In dem großen Saal, in welchen Otto sie und Gilles als Nächstes zog, war bereits ein Fest im vollen Gang, doch einer der Musikanten blies in ein Horn, als er Otto sah. Die Tafelnden schauten alle auf.

»Freunde, hier sind meine Ehrengäste. Meister Gilles, der weiß, wie man Menschen ins Grab befördert, und Magistra Jutta, die weiß, wie man alles am menschlichen Körper belebt! Feiern wir sie, die Königin und den König des Festes!« Ein Diener brachte ihm zwei aus Stroh gewundene Kränze. »Für den Bräutigam und die Braut!«

Ein Teil der Gäste verstand möglicherweise genauso wenig wie Judith, warum das komisch sein sollte, aber sie hatten dem Wein bereits zugesprochen; Otto war überschwenglich und lachte, also lachten sie ebenfalls. Judith nahm an der Tafel Platz. Man reichte ihr und Gilles Schalen mit heißem Wasser, in das Gewürze gegeben worden waren, dazu Handtücher, um ihre Finger zu reinigen. Rosmarin, dachte Judith grimmig, als sie den Geruch erkannte, ist gut für das Erinnerungsvermögen.

»Das alles war nie«, begann Gilles, aber sie legte ihm den Finger auf die Lippen.

»Ich weiß. Wir werden darüber reden, aber nicht vor … vor unserem Gastgeber.«

Die Gäste waren gerade dabei gewesen, Wachteln zu essen. Otto ließ auch sich und seinem Gefolge von diesem Gang bringen. Zu ihrer Überraschung stellte Judith fest, dass sich in ihr Hunger meldete. Dann sei es so, dachte sie grimmig, und nahm sich von dem Vogel, während die Spielleute leiser wurden, ein Troubadour vor eine Empore trat und nach einer kurzen Ankündigung mit seinem Gesang begann. Gilles flüsterte ihr zu, dass der Mann ein König Richard gewidmetes Lied vortrug, in der Sprache Aquitaniens, der langue d’oc, von der sie dank ihrer Lateinkenntnisse Bruchteile verstand.

»Das ist Bertran de Born«, sagte Otto zu ihrer Linken, »einer unserer größten Dichter. Ich wette, Ihr hättet nie gedacht, dass Ihr bei Eurer Hochzeit einen solchen Sänger hören werdet, wie? Bertran ist auch ein Kreuzfahrer, und wenn es etwas gibt, das er so gut beherrscht wie das Verseschmieden, dann ist es die Kunst, Ungläubige zu töten.«

Etwas in ihr zerriss; ein Faden aus Geduld und Furcht vielleicht. »Ich habe schon bessere Sänger gehört«, sagte sie kühl.

»Ach wirklich?«, fragte Otto. Sein Gesicht wirkte beleidigt, und seine Augen verengten sich. »Wen?«

»Walther von der Vogelweide«, entgegnete sie und trank von dem heißen, gewürzten Wein, den man ihr entgegenhielt. Sie sagte es, weil es der erste Name war, der ihr einfiel. Sie sagte es, weil sie bei dem Anblick der tafelnden Gäste an Wien hatte denken müssen. Und sie sagte es, um Otto wenigstens einen kleinen Schlag zu versetzen. Sie sagte es nicht, weil ihr das Lied, das Walther ihr und Irene auf der Reise nach Frankfurt vorgetragen hatte, noch immer im Gedächtnis war und sich störrisch weigerte, es auch nur mit einer Silbe zu verlassen, oder weil sie sich schon seit Tagen fragte, was geschehen wäre, wenn sie in Nürnberg bei Irene geblieben wäre, statt mit Stefan nach Köln zu ziehen.

»Kein deutscher Sänger«, sagte Otto, »könnte jemals die Klasse der Troubadoure erreichen. Sie haben den Minnesang erfunden! Einer meiner Vorfahren, der Herzog in Aquitanien war, hat die ersten großen Lieder gedichtet. Seither hatte man dort über hundert Jahre lang Zeit, sich in der Kunst zu vervollkommnen. Wollt Ihr mir da ernsthaft weismachen, irgendein hergelaufener Vogelwiesner reiche auch nur im Entferntesten …«

»Das müsste Euer Gnaden doch glücklich machen«, unterbrach Judith ihn sanft, aber bestimmt. »Als unseren zukünftigen Herrscher. Oder zieht Ihr es am Ende doch vor, weiterhin Eurem Onkel hier zur Seite zu stehen?«

»Oh, ich werde die Krone Karls des Großen tragen«, gab Otto zurück. »Dessen seid gewiss.« Der Troubadour wollte zu einem neuen Lied ansetzen, doch Otto winkte ab und befahl stattdessen, dass nun etwas gespielt werden sollte, was La main chaude hieß. »Dabei legt der Herr den Kopf in den Schoß der Dame und muss erraten, wer ihn schlägt«, sagte er mit einem Augenzwinkern zu Judith und machte Anstalten, sich in ihre Richtung zu beugen.

»Dann will ich als Bräutigam mit gutem Beispiel voranschreiten«, stieß Gilles hastig hervor, sank vor Judith auf die Knie und legte seinen Kopf auf ihren Schoß, ehe Otto es tun konnte. Es war der unsinnigste Zeitvertreib für Erwachsene, von dem sie je gehört hatte, und wenn es nicht gerade ihr Schoß gewesen wäre, hätte sie es genossen, Otto geschlagen zu sehen.

»Das geht nicht«, freute sich Otto wie ein übermütiger Junge, der dabei war, einen Apfel zu stehlen. »Ihr kennt ja niemanden hier, mein Freund. Wie sollt Ihr da einen Namen erraten?«

Er ging neben Gilles auf die Knie und stieß ihn zur Seite. »So spielt man richtig«, sagte er in das Leinen von Judiths Kleid hinein. Sie hielt ihre Beine geschlossen und spürte, wie er sein Gesicht dagegen presste, um ihre Knie etwas zu öffnen, während sich hinter ihm eine Reihe von kichernden und glucksenden Höflingen aufstellte, um ihm einen Streich auf den Hintern zu versetzen, auf den Rücken oder gegen die Oberschenkel. Sie hatte an Hochzeitsfeiern in Köln teilgenommen; es hatte auch dort Spiele gegeben, deren Hauptzweck es war, Bräutigam und Braut zu necken, aber nicht so etwas. Während Otto Namen nach Namen rief und bei den wahrlich leichten Schlägen aufzuckte, wie er es nicht getan hatte, als sie sein wundes Zahnfleisch untersuchte, grub er sich tiefer und tiefer in ihren Schoß. Seine Hände umklammerten ihre Beine, ihre Hüften, ihr Gesäß. Am schlimmsten war nicht die körperliche Nähe, die er erzwang, sondern dass er wusste, wissen musste, wie widerwärtig ihr das war, und er ihre Abneigung genoss. Sie schaute in eine Ecke, um die jauchzenden Höflinge nicht zu sehen, und erblickte stattdessen ihren Onkel, der die Augen niederschlug. Das ist der Mann, den du zum König über uns alle machen willst, dachte Judith. Schau ihn dir an. Schau mich an.

»Verzeiht, aber als ungeduldiger Bräutigam will ich nicht länger auf meine Hochzeitsnacht warten«, sagte Gilles, als er bemerkte, dass Otto seine Hände unter ihr Kleid zu schieben begann, stand auf und zog Judith so rasch zur Seite, dass Otto fast zu Boden ging. »Das versteht doch sicher jeder hier?« Er wiederholte es in der Sprache Frankreichs, was Pfiffe und Jubel bei Höflingen und Gesinde auslöste. Wie Judith später erfuhr, war es hier genau wie in Köln Brauch, dass die Frauen der Gesellschaft die Braut zu Bett brachten, ihr Ratschläge für die Hochzeitsnacht erteilten und nach einer Weile der Bräutigam folgte, doch wie Otto vorhin richtig gesagt hatte, kannte sie hier niemand; alles, was die Hofgesellschaft wusste, war, dass diese Hochzeit ein Geschenk und einen Scherz des Grafen von Poitou darstellte. Daher gab es zwar ein paar enttäuschte Rufe, als Gilles sie kurzerhand hochhob und aus dem Saal trug, doch niemand machte Anstalten, sie aufzuhalten, selbst Otto nicht, der lachend und mit zuckenden Schultern auf dem Boden lag.

Als sie erst einmal den Gang erreicht hatten, setzte Gilles sie ab und reichte ihr seine Hand. »Wir sollten uns beeilen«, sagte er.

In der Nacht durfte niemand die Burg verlassen. Otto hatte einen Raum für sie herrichten lassen, doch Judith wollte keinen Moment länger bleiben. Sie liefen auf den Innenhof zu, der zum Burgtor führte; Schritte hinter ihnen stellten sich als die von Stefan heraus, der endlich etwas für sie tat, als er den Wachen Geld gab, um sie in die Stadt durchzulassen.

»Es tut mir leid«, sagte Gilles noch einmal, während sie durch die Nacht auf das Haus zuhielten, in dem sie die letzten drei Tage verbracht hatten.

»Ihr seid der Einzige hier, der sich nicht entschuldigen muss«, gab Judith zurück und sah ihren Atem in der Kälte der Nacht zu Nebel werden. Um die Burg herum standen Fackelträger, doch allmählich schwand der letzte Rest jener Beleuchtung, und das Licht des Neumonds nahm zu. Dennoch war es schwer, die Hand vor den Augen zu erkennen. Unwillkürlich schauderte sie. Gilles löste seinen Umhang und legte ihn um sie, obwohl sie bereits einen Mantel trug. »Als meine Gemahlin«, sagte er, »hätte ich Euch besser beschützen sollen.«

Es lag ihr auf der Zunge, zu antworten, dass er sein Bestes getan hatte und mehr als ihr Onkel, obwohl eine gezwungene Ehe ihn zu nichts verpflichtete. Aber sie spürte Ottos Hände immer noch an ihren Hüften, seinen Kopf zwischen ihren Beinen, und mit einem Mal blieb sie stehen, sank auf die Knie und übergab sich.

Das Spiel der Nachtigall
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